König-Fahd-Akademie
König-Fahd-Akademie | |
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Schulform | Auslandsschule |
Gründung | 1995 |
Ort | Bonn |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 40′ 0″ N, 7° 10′ 29″ O |
Träger | König Fahad Akademie gemeinnützige Schulträgergesellschaft mbH |
Schüler | 170 (Stand Juni 2008[1]) |
Leitung | Ibrahim Al-Megren |

Die König-Fahd-Akademie (benannt nach Fahd ibn Abd al-Aziz) ist eine Schule mit 170 Schülern[1] in Lannesdorf, einem Ortsteil des Bonner Stadtbezirks Bad Godesberg. Die von Saudi-Arabien finanzierte Akademie wurde für nur vorübergehend in Deutschland lebende Kinder gegründet. Der Akademie ist eine Moschee angeschlossen, die mehreren hundert Gläubigen Platz zum Gebet bietet. Leiter der Schule ist seit 2011 Ibrahim Al-Megren.
Geschichte
In Bonn bestand bereits vor dem Bau der König-Fahd-Akademie eine arabische Schule, die von rund 400 Schülern (Stand: 1994) besucht wurde und auf zwei Standorte in Bad Godesberg und Oberbachem (Gemeinde Wachtberg) verteilt war. Aus den Reihen der Schüler, Eltern und des Fördervereins dieser Schule kam Ende der 1980er-Jahre die Initiative für einen Neubau der Einrichtung. Die Realisierung der Pläne verzögerte sich unter anderem über den Golfkrieg (1991). Ursprünglich nur auf den Bau einer neuen Schule beschränkt, hatte das Projekt Anfang 1994 bereits größere Ausmaße – kostenmäßig mit knapp 30 Millionen D-Mark den doppelten Umfang – angenommen und umfasste den Bau einer Kultur- und Bildungseinrichtung, der nach Washington, D.C. und London dritten „König-Fahd-Akademie“. Die Stadt Bonn stellte der saudi-arabischen Botschaft als Bauherr der neuen Einrichtung das Grundstück mit einer Fläche von 5.000 m² in Erbpacht zur Verfügung. Der Neubau entstand nach einem Entwurf des Bonner Architekten Klaus Bierikoven.[2] Mit dem Bau wurde im April 1994 begonnen, die offizielle Grundsteinlegung erfolgte am 15. Juni des Jahres.[3][4] Anfang Juni 1995 war der Neubau fertiggestellt und wurde der saudi-arabischen Botschaft übergeben.[5] Am 15. September 1995 erfolgte die feierliche Eröffnung der König-Fahd-Akademie in Anwesenheit des damaligen Bundesaußenministers Klaus Kinkel (FDP), des damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD), der Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann und des saudischen Prinzen Abd al-Aziz ben Fahd.[6]
Die König-Fahd-Akademie unterrichtet nach dem saudischen Lehrplan in zwölf Jahrgangsstufen. Die als Gemeinnützige GmbH geführte Akademie untersteht juristisch nicht der deutschen Schulaufsicht und orientiert sich nicht an deutschen Lehrplänen. Alleingesellschafter ist das Königreich Saudi-Arabien. Die Schule erteilte bis 2004 acht Wochenstunden Religion, sechs Stunden Arabisch sowie eine Wochenstunde Deutsch. Der Deutschunterricht wurde inzwischen (Juni 2008) ausgeweitet und beträgt sieben Stunden.[1]
Verbindungen zu islamistischen Kreisen
Deutschlandweit kam die Akademie wegen des Vorwurfs in die Schlagzeilen, sie habe Verbindungen zu islamistischen Kreisen. Aufgrund von Vorwürfen, die auf einen Beitrag des Fernsehmagazins Panorama zurückgingen und Verbindungen der Schule zu islamistischen Kreisen mutmaßten, sollte die Akademie im Jahr 2003 auf Initiative der Bezirksregierung geschlossen werden. Nach Verhandlungen zwischen dem damaligen Kölner Regierungspräsidenten Jürgen Roters und der Botschaft von Saudi-Arabien wurde die Fortsetzung des Schulbetriebs unter Auflagen genehmigt.
Saeed A. Al-Refaee, der die Schule in Bad Godesberg seit Oktober 2004 führte, räumte im Mai 2005 ein, „dass Dinge vorgefallen sind, die nicht mit den Zielen der Akademie in Übereinstimmung sind“. Es habe Menschen gegeben, die gedacht haben, sie könnten die Struktur der Schule für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. „So ist ein Zerstörungsprozess in Gang gesetzt worden, mit dem Ziel, die Akademie zu übernehmen“, so Al-Refaee.[7]
Die Schulleitung kündigte im selben Interview die Erhöhung der Wochenstunden Deutsch und die Einführung eines mit den Schulbehörden abgestimmten Sozialkundeunterrichtes an. Keine Übereinstimmung mit deutschen Schulbehörden deutete Al-Rafaee in der Bewertung der in der Schule eingesetzten saudi-arabischen Schulbücher an. Kritik an ihren Inhalten wies er zurück. Dasselbe galt für die nunmehr ausgeübte restriktivere Handhabung hinsichtlich der Ausnahmeregelungen durch das Schulamt.
Von März 2007 bis 2011 leitete Ibrahim Al Musnad die Akademie. Er war zugleich Geschäftsführer der Schulträgergesellschaft.
Bei einer Kundgebung der rechtsextremen Partei Pro NRW vor der König-Fahd-Akademie wurden am 5. Mai 2012 zwei Polizisten durch Messerstiche schwer und 24 leichter verletzt. Mitglieder der Partei hatten radikale Salafisten mit Mohammed-Karikaturen provoziert. Die Polizei hatte die beiden extremistischen Gruppen voneinander getrennt.[1]
Zweigstelle in Berlin
Mit dem Umzug der saudi-arabischen Botschaft nach Berlin wurde im Jahr 2000 eine weitere saudi-arabische Schule in Berlin-Tiergarten eröffnet, die für rund fünfzig Schüler, vornehmlich die Kinder der arabischen Botschaften aber auch für andere Schüler offen sein sollte.[8] Die Schule zog 2004 in ein Bürogebäude in Berlin-Westend um, das für 100 Schüler umgebaut wurde.[9] Die König-Fahd-Akademie wird in Berlin als sogenannte Ergänzungsschule eingestuft, die in Deutschland schulpflichtige Kinder nur mit einer Befreiung von der allgemeinen Schulpflicht besuchen dürfen. Solche Ausnahmegenehmigungen zugunsten des Besuchs der König-Fahd-Akademie lehnten Berliner Behörden und Gerichte im Regelfall ab.[10] 2009 wurde bekannt, dass die Berliner König-Fahd-Akademie ein Grundstück für einen großen Schulneubau für 400 Schüler sucht.[11] 2010 kaufte das Königreich Saudi-Arabien vom Land Berlin ein passendes Grundstück mit einem Verkehrswert von 3,8 Millionen Euro für 2,9 Millionen Euro. Der Nachlass von 900.000 Euro wird mit einer zwanzigjährigen Nutzungsbeschränkung als Schulgrundstück erklärt, die unter anderem eine Nutzung als Moschee ausschließt. Der umstrittene Verkauf kam laut Berliner Politikern mit „diplomatischem Druck“ des Außenministeriums zustande.[12]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Ibrahim Al Musnad: "Ich sehe uns als aktiven Teil der Gesellschaft" Bonner General-Anzeiger vom 19. Juni 2008
- ↑ Traum von der Akademie wird Realität. Saudi-arabische Botschaft stellte Neubau vor, General-Anzeiger, 12. Januar 1994, Bonner Stadtausgabe, S. 10
- ↑ Schon jetzt ein "gehätscheltes Kind". Grundstein im Rohbau der König-Fahd-Akademie gelegt, General-Anzeiger, 16. Juni 1994, Bonner Stadtausgabe, S. 10.
- ↑ Das Minarett erhebt sich schon Rohbau der König-Fahd-Akademie ist fast fertig, General-Anzeiger, 5. Januar 1995, Bonner Stadtausgabe, S. 10
- ↑ Noch fehlt die Einrichtung des Prachtbaus. Gebäude der König-Fahd-Akademie wurde offiziell der Botschaft übergeben, General-Anzeiger, 7. Juni 1995, Bonner Stadtausgabe, S. 9
- ↑ Brücke zwischen zwei Kulturen. Am Freitag wird die Fahad-Akademie feierlich eröffnet, General-Anzeiger, 14. September 1995, Bonner Stadtausgabe, S. 7
- ↑ Saudis geben Gegengutachten in Auftrag Bonner General-Anzeiger vom 17. Mai 2005
- ↑ Akademie in Tiergarten: Saudis gründen Schule in Berlin Berliner Zeitung, 2. Dezember 1999
- ↑ Saudi-arabische Schule geplant Von Brigitte Schmiemann und Hans Nibbrig, Berliner Morgenpost am 29. Mai 2004
- ↑ Beschlüsse der 3. Kammer des Verwaltungsgerichts Berlin vom 6. Januar 2005 - VG 3 A 909.04 - und vom 17. Januar 2005 - VG 3 A 1210.04 - Muslimische Schulkinder dürfen nicht auf die "König Fahad Akademie" PM 21. Jan. 2005
- ↑ Saudische Akademie verhandelt über Schulstandort in Westend Von Joachim Fahrun, Berliner Morgenpost, 20. Oktober 2009
- ↑ Grundstücksverkauf : Saudi-Schule in Westend geplant Berliner Tagesspiegel, 5. Mai 2010