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Divus Iulius

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Der Divus Iulius (oder: Diuus Iulius, DIVVS IVLIVS, neu auch: Divus Julius) galt in Rom seit der offiziellen Consecration im Jahr 42 v. Chr. als höchster Staatsgott neben Iupiter Optimus Maximus. Der Divus Iulius ist die Gottheit, zu der Gaius Iulius Caesar nach seiner Ermordung im Jahr 44 v. Chr. erhöht wurde. Die julianische Religion war im gesamten römischen Imperium verbreitet und gilt im allgemeinen als der Vorläufer des römischen Kaiserkultes, bestand neben diesem jedoch bis zur Christianisierung des Reiches fort.

Bedeutung des Wortes diuus

Die zeitliche Entstehung des Wortes diuus (divus, lateinisch für "Gott" bzw. "göttlich") ist nicht gänzlich aufzuklären. Da Cicero es bereits im September 44 v. Chr. nennt, wird diuus entweder vom Senat zu Beginn desselben Jahres geprägt oder von Caesar persönlich in seinem Testament vorgeschlagen worden sein. Etymologisch ist die oft genannte Kontraktion des lateinischen diuinus zu diuus nicht korrekt. Vielmehr ist diuus nichts anderes als eine sprachliche Variante von deus: beide Begriffe wurden von den Römern unterschiedslos verwendet. Caesar selbst lieferte allerdings eine nachhaltige Interpretation: diuus wäre demzufolge ein Gott, der zuvor ein Mensch gewesen war. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Caesar dieses Wort einführte, mit dem er sich gleichzeitig von deus distanzierte, weil die antiquierte Variante diuus nahe bei Dieus liegt, dem alten Namen des Gottes Iupiter bzw. Zeus. Hierin zeigt sich auch, dass die Apotheose zu einer eigenständigen, aber Jupiter-nahen Gottheit vorbereitet wurde. Die Tatsache, dass Caesar schon seit seiner Jugend flamen Dialis (Hohepriester des Iupiter) war, von Sulla aber daran gehindert wurde, zu inaugurieren, könnte ihn erst recht dazu motiviert haben, gerade diesen Namen zu wählen. Die abmildernde Interpretation des Wortes diuus als ein "göttlich", das eher dem christlichen "heilig" (lat. sanctus) entspricht, besitzt keine historische Grundlage, auch wenn die späteren divinisierten Kaiser nicht mehr denselben Stellenwert besaßen wie der Divus Iulius oder noch sein Sohn, der Divi (Iulii) filius ("Sohn Gottes"), der nach seinem Tod als Divus Augustus verehrt wurde. Die Griechen übersetzten diuus auf Inschriften stets mit theos, da in der griechischen Sprache zwischen der neuen Form und dem älteren deus nicht unterschieden wurde.

Weitere Informationen

Caesar hatte diesem Kult schon vor seinem Tod Vorschub geleistet, als er eine Statue von sich mit der Inschrift deo invicto ("dem unbesiegten Gott") hatte errichten lassen. Die Abstammung der Iulii von Aeneas, dem Sohn der Göttin Venus Genetrix, untermauerte Caesars Apotheose zum Divus Iulius auf nachhaltige Weise.

Der Beiname von Gaius Iulius Caesar Octavianus, Divi filius, geht auf den Divus Iulius zurück und weist Octavianus als Nachfolger des zum Gott erhobenen Iulius Caesars aus: anfänglich, als Octavianus die testamentarische Adoption annahm, hieß er noch einfach "Caii filius", Sohn des Gaius. Für seinen vergotteten Vater errichtete der spätere princeps im Jahr 29 v. Chr. einen Tempel auf dem Forum Romanum in Rom.

Quellenangaben

Primärliteratur

  • APPIANUS: HISTORIA ROMANA LIBRI XIII-XVII (= BELLA CIVILIA LIBRI I-V) (*)
  • CICERO (Marcus Tullius Cicero): EPISTULAE - AD ATTICVM; AD FAMILIARES; AD QVINTVM FRATREM; AD BRVTVM
  • CICERO (Marcus Tullius Cicero): PHILIPPICAE
  • DIO CASSIUS (Dio Cassius Cocceianus): HISTORIA ROMANA LIBRI XXXVII-L
  • NICOLAUS DAMASCENUS: BIOS KAISAROS (VITA CAESARIS)
  • PLUTARCHUS: VITAE PARALLELAE - (SVLLA; POMPEIVS; CICERO; CAESAR; BRVTVS; ANTONIVS; CATO MINOR VTICENSIS) (*)
  • SUETONIUS (Gaius Suetonius Tranquillus): DE VITA CAESARVM DIVVS IVLIVS LIBRI I-VIII (*)
  • VELLEIUS (Gaius Velleius Paterculus): AD M. VINICIVM CONSVLEM LIBRI DVO (= HISTORIA ROMANA)
(*) (teilweise) abhängig von CAIVS ASINIVS POLLIO: HISTORIAE

Sekundärliteratur

  • A. Alföldi (1973): "La divinisation de César dans la politique d'Antoine et d'Octavien entre 44 et 40 av. J.-C.". Revue numismatique 6,15.
  • A. Alföldi (1970): "Rezension von H. Gesche, Die Vergottung Caesars". Phoenix 24.
  • A. Alföldi (1975): "Rezension von St. Weinstock, Divus Julius". Gnomon 47.
  • H. Dahlmann (1934): "Clementia Caesaris". In: D. Rasmussen (Hrsg.) (1976): Caesar. Darmstadt.
  • G. Dobesch (1966): Caesars Apotheose zu Lebzeiten und sein Ringen um den Königstitel. Wien.
  • H. Gesche (1968): Die Vergottung Caesars. Kallmünz.
  • J. T. Ramsey & A. L. Licht (1997): The Comet of 44 B.C. and Caesar's Funeral Games. Atlanta, ISBN 0788502735.
  • L. R. Taylor (1931): The Divinity of the Roman Emperor. Middletown, ISBN 0891307028.
  • S. Weinstock (1971): Divus Julius. Oxford.
  • M. F. Williams (2003): "The Sidus Iulium, the divinity of men, and the Golden Age in Virgil's Aeneid". Leeds International Classical Studies 2,1
  • A. Wlosok (Hrsg.) (1978): Römischer Kaiserkult. Darmstadt.

Primärliteratur (englische Übersetzungen)

Primärliteratur (Originaltexte)