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Oświęcim

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Oświęcim
Wappen von Oświęcim
Oświęcim (Polen)
Oświęcim (Polen)
Oświęcim
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Kleinpolen
Powiat: Oświęcim
Fläche: 30,30 km²
Geographische Lage: 50° 3′ N, 19° 14′ OKoordinaten: 50° 3′ 0″ N, 19° 14′ 0″ O
Einwohner: 37.569
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 32-600 bis 32-610
Telefonvorwahl: (+48) 33
Kfz-Kennzeichen: KOS
Wirtschaft und Verkehr
Straße: TychyZator
Nächster int. Flughafen: Krakau-Balice
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 30,30 km²
Einwohner: 37.569
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1240 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 1213011
Verwaltung (Stand: 2013)
amtierender Stadtpräsident: Janusz Chwierut
Adresse: ul. Zaborska 2
32-600 Oświęcim
Webpräsenz: www.um.oswiecim.pl

Oświęcim [ɔˈɕfʲɛɲtɕim] Aussprache/? (deutsch Auschwitz) ist eine am Fluss Soła gelegene polnische Stadt in der Woiwodschaft Kleinpolen im südlichen Teil des Landes, rund 50 Kilometer westlich der Woiwodschaftshauptstadt Krakau.

Bekannt geworden ist die Stadt als Standort des KZ Auschwitz zur Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Lagerkomplex hatte eine Doppelfunktion als KZ und als Vernichtungslager (Vernichtungslager Birkenau).

Geschichte

Herzogtum Oppeln, Auschwitz

Im Jahr 1179 fand die Stadt erste urkundliche Erwähnung, als sie aus der Krakauer Seniorenprovinz herausgelöst und dem Herzogtum Oppeln zugeschlagen wurde. Sie lag an der Nahtstelle zwischen Slawen und Deutschen. Der Name ist von altpolnisch święty abgeleitet, was so viel wie „Heiliger“ bedeutet und auf die frühe Christianisierung hindeutet. 1272 wurden dem Ort die Stadtrechte (Magdeburger Recht) verliehen. Ende des 13. Jahrhunderts ließen sich Deutsche erstmals in der Gegend nieder. Im Laufe der Geschichte lebten hier Deutsche und Polen friedlich zusammen.

Die Stadt am Zusammenfluss von Weichsel und Soła wurde bald zu einem Handelszentrum, war Gerichtssitz und Sitz des Herzogtum Auschwitz. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die politische Zugehörigkeit: Die den westlichen Teil Galiziens bildenden Herzogtümer Auschwitz und Zator kamen 1327 durch Herzog Johann von Auschwitz in ein Vasallenverhältnis zum Königreich Böhmen. 1348 wurde es dem Heiligen Römischen Reich einverleibt und Deutsch setzte sich als Amtssprache durch. Nach der ersten Agrarkrise des Mittelalters geriet die deutsche Siedlungsbewegung Mitte des 14. Jahrhunderts ins Stocken und die Hussitenkriege beendeten die Ostkolonisation. Unter böhmischer Herrschaft – später ging die Gegend wieder an die Herzöge von Teschen und Großglogau – wurde Tschechisch die Amtssprache, Auschwitz wurde zu Osvětim.

Im 14. Jahrhundert setzte eine Landflucht ein, die viele Bewohner des Ortes in andere Gebiete zog. Das Interesse der Deutschen am Ort schwand und 1457 kaufte der polnische König Kasimir IV. für 50.000 Silbermark die Rechte am Ort, der anschließend der Woiwodschaft Krakau angegliedert wurde. Bereits im 15. Jahrhundert stellten Juden, die von den polnischen Königen zur Ansiedlung eingeladen worden waren, die Bevölkerungsmehrheit.

Königreich Galizien und Lodomerien bis 1918

1655 wurde Osvětim von schwedischen Truppen verwüstet und hatte bis zu den polnischen Teilungen am Ende des 18. Jahrhunderts seine frühere Bedeutung völlig verloren. Es kam 1772 zu Österreich – Deutsch wurde wieder Amtssprache – und lag bald auch an der Grenze zu Preußen und Russland. Die Stadt hieß Auschwitz und war Teil des neuen Königreichs Galizien und Lodomerien des habsburgischen Kaiserreichs (ab 1804). Der österreichische Kaiser Franz II. bestätigte 1793 alle bisherigen Privilegien und erweiterte sie auf bis zu 12 Jahrmärkte im Lauf eines Jahres. Darüber hinaus verlieh er der Stadt den Titel einer Munizipalgemeinde sowie ein neues Wappen.

Nach dem Wiener Kongress blieb die Gegend als Teil des Kronlandes Galizien und Lodomerien im Kaisertum Österreich. Während des Preußisch-Österreichischen Krieges erfolgte am 27. Juni 1866 ein Angriff der Preußen auf Auschwitz, der jedoch zurückgeschlagen wurde. Ab 1867 gehörte die Stadt zur neuen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. In Auschwitz bestand auch ein Büro für Menschen, die nach Amerika auswandern wollten.[2] Bis 1918 führte der Kaiser von Österreich unter vielen anderen auch den Titel „Herzog von Auschwitz“.

Bereits 1916 errichtete die Stadt ein Barackenlager für Wanderarbeiter, die Sachsengänger, das ab 1940 als Konzentrationslager genutzt wurde.

1918 bis 1939

Am 3. November 1918 berief die Krakauer Polska Komisja Likwidacyjna (Polnische Liquidationskommission) ein Landkreiskomitee, eine Keimzelle der polnischen zivilen Verwaltung, in Oświęcim ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort als Oświęcim Teil der Zweiten Polnischen Republik. Am 2. Januar 1919 wurde die Stadt samt Landkreis Teil der Woiwodschaft Krakau. Laut dem Großen Brockhaus, 1929 gab es 1921 in Auschwitz unter den 12.200 polnischen Einwohnern 3000 mit jüdischer Religion. Am 1. April 1932 wurde der Landkreis Oświęcim aufgelöst, wobei ein Teil zurück zum Landkreis Wadowice kam, der Rest wurde dem Landkreis Biała zugeordnet.

Zweiter Weltkrieg

Vom 3. bis 4. September 1939 fand ca. fünf Kilometer vor der Stadt eine der letzten Grenzschlachten der Armee Kraków statt. Am 4. September wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Oktober 1939 wurden Oświęcim und seine Umgebung unmittelbar dem Reich einverleibt. Dies stand im Gegensatz zu den meisten eroberten polnischen Gebieten, die als separate Verwaltungseinheit, das Generalgouvernement, zusammengefasst wurden. Am 30. November 1940 wurde die Stadt, die nun Auschwitz genannt wurde, Verwaltungsmittelpunkt des neuen gleichnamigen Amtsbezirks. Dieser bestand aus der Stadt Auschwitz und den umliegenden Gemeinden Babitz, Birkenau, Broschkowitz, Dwory, Klutschnikowitz, Monowitz, Poremba-Wielka, Stara-Stawy, Wlocienitz und Zaborz-Ost. Auschwitz war der Sitz des deutschen Amtskommissars. Auschwitz bildete im westlichen Teil des neuen Landkreises Bielitz einen Teil des neuen Regierungsbezirkes Katowice in der Provinz Schlesien, ab dem 18. Januar 1941 – nach der Teilung Schlesiens – der Provinz Oberschlesien.

Mit der Einführung der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 galt in Auschwitz ab 1. April 1943 das so genannte Führerprinzip auf Gemeindeebene. Die Stadt gehörte nun nicht mehr einem Amtsbezirk an, sondern war bis zum Ende der deutschen Besatzungszeit 1945 einem deutschen Bürgermeister unterstellt.

Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten etwa 12000 Menschen in Oświęcim, darunter etwa 7000 Juden.[3] Die vielfältigen Schikanen unter der deutschen Besetzung führten zu einer Verarmung wesentlicher Teile der Bevölkerung. Besonders die Juden waren betroffen. Ihnen wurden alle Wertgegenstände abgenommen und wirtschaftliche Betätigungen untersagt. Lehrer, Angestellte, Künstler und andere Angehörige der jüdischen Intelligenz wurden entlassen. Alle Männer mussten mehrere Tage pro Woche Zwangsarbeit leisten, zunächst von 7 bis 21 Uhr, später bis 17 Uhr. Ab September 1940 wurden arbeitsfähige Männer zur Zwangsarbeit in andere Landesteile deportiert. Im Frühjahr 1941 begannen systematische Verschleppungen der verbliebenen Juden ins Generalgouvernement, insbesondere in Lager in Sosnowiec, Będzin und Chrzanów. Nachdem diese Sammellager 1942 „aufgelöst“ wurden, wurden die meisten jüdischen Einwohner Oświęcims im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.[4]

Konzentrationslager

Das ins Reich eingegliederte Auschwitz wurde zum Standort des größten Komplexes von Konzentrationslagern in Deutschland und den besetzten Gebieten. Dazu zählten drei große Haupt- und viele Nebenlager:

Nachkriegszeit

Marktplatz
Staatliche Rittmeister-Witold-Pilecki-Hochschule, Collegium Primum
Ehemalige Chrzanower Synagoge
Lomdei-Misznajot-Synagoge

Der Powiat Oświęcimski wurde 1948 wieder eingerichtet. Zwischen 1975 und 1999 gehörte die Stadt zur Woiwodschaft Bielsko-Biała.

Die durch die I.G. Farben von Häftlingen des KZ Auschwitz aufgebauten Buna-Werke wurden vom polnischen Staat übernommen und als Chemiewerke Oświęcim (heute: Synthos S.A.) zum größten Arbeitgeber des Ortes. Die einseitige wirtschaftliche Ausrichtung auf diesen Großbetrieb brachte der Stadt nach 1990 wirtschaftliche Probleme. Seither werden die Bereiche Handel und Dienstleistungen ausgebaut.

Im September 1945 lebten zwar wieder etwa 190 Juden in Oświęcim, die aber fast alle in den zwei folgenden Jahren emigrierten. Der einzige länger gebliebene jüdische Heimkehrer Szymon Kluger starb 2000 und wurde auf dem örtlichen jüdischen Friedhof beigesetzt. Es gibt derzeit keine hier ansässige jüdische Bevölkerung. Die einzige erhaltene Synagoge der Stadt wurde rekonstruiert, nachdem das Gebäude 1977 verstaatlicht und als Teppichlager genutzt worden war. Das Gebäude der erst 1928 eröffneten Chevra Lomdei Mishnayot-Synagoge wurde im Krieg als Waffen- und Munitionslager genutzt. Dadurch hat zumindest das Gebäude die Zeit überdauert und wurde nicht, wie beispielsweise die Große Synagoge am 20. September 1939, von den Besatzern niedergebrannt. Am 12. September 2000 wurde die kleine Synagoge schließlich als Synagoge wieder eröffnet.

Die am 1. Juli 2005 gegründete Staatliche Rittmeister-Witold-Pilecki-Hochschule (poln. Państwowa Wyższa Szkoła Zawodowa im. rotmistrza Witolda Pileckiego w Oświęcimiu) befindet sich in den ehemaligen SS-Stabsgebäuden in der Nähe zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz I. [5]

Von Freiwilligen der Internationalen Jugendbegnungsstätte wird ein historischer Spaziergang durch die Stadt angeboten.[6]

Stadtgliederung

Die Stadt Oświęcim gliedert sich in die Stadtteile Błonie, Domki Szeregowe, Dwory-Kruki, Monowice (Monowitz), Pod Borem, Północ, Południe, Stare Miasto (Altstadt), Stare Stawy (Stara Stawy), Wschód, Zachód, Zasole.

Museen

Bekanntestes Museum Oświęcims ist das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau auf dem Gelände der ehemaligen Konzentrationslager. Es wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Im Stadtzentrum befindet sich auch das jüdische Zentrum (Centrum Żydowskie w Oświęcimiu, engl: Auschwitz Jewish Center), welches 2000 eröffnet wurde und das reichhaltige jüdische Leben der Stadt vor dem Einmarsch der Wehrmacht beleuchtet.

Es gibt in Oświęcim auch ein städtisches Museum, das in bescheidenem Rahmen über die Geschichte der Stadt und das frühere Leben ihrer Einwohner informiert.

Sport

Das Eishockey-Team von Unia Oświęcim wurde bereits mehrfach polnischer Meister. Der Schwimmer Paweł Korzeniowski aus Oświęcim wurde bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Vierter über 200 m Schmetterling.

Partnerstädte

Söhne und Töchter der Stadt

Landgemeinde

Die Stadt Oświęcim ist Sitz der Landgemeinde (gmina wiejska) Oświęcim, gehört dieser aber nicht an. Siehe dazu den Hauptartikel: Gmina Oświęcim.

Verweise

Siehe auch

Literatur

  • Hans Citroen, Barbara Starzyńska: Auschwitz-Oświęcim. Eine fotografische Auseinandersetzung mit dem Auschwitz während des Krieges und dem Oświęcim von heute, Post Editions, Rotterdam 2011, ISBN 978-94-6083-054-9 (für die deutschsprachige Edition).
  • Lucyna Filip: Juden in Oswiecim 1918–1941 (Originaltitel „Zydzi w Oswiêcimiu 1918–1941“ – 2003), Verlag Scientia, 2005, ISBN 978-83-911188-1-8 (zahlreiche alte Fotografien).
  • Sybille Steinbacher: Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte. 2. Auflage, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-50833-2.
  • Sybille Steinbacher: „Musterstadt“ Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien. (herausgegeben von Institut für Zeitgeschichte, München), Saur, München 2000, ISBN 3-598-24031-7 (= Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, Band 2, zugleich Dissertation an der Universität Bochum 1998).
Commons: Oświęcim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Oświęcim – Reiseführer

Fußnoten

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Bericht über ein Auswandererbüro in Auschwitz
  3. Lucyna Filip: Juden in Oswiecim 1918–1942. Verlag Scientia, Oświęcim 2005, S. 46.
  4. Lucyna Filip: Juden in Oswiecim 1918–1942. Verlag Scientia, Oswiecim 2005, S. 165ff.
  5. Webseite "Der Campus" der Rittmeister-Witold-Pilecki-Hochschule
  6. Historischer Spaziergang mit Freiwilligen der Jugendbegegnungsstätte