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Schiffshebewerk

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Vertikal-Schiffshebewerk Niederfinow
Schräg-Schiffshebewerk Arzviller
Rotations-Schiffshebewerke: Falkirk Wheel
Neues Schiffshebewerk Henrichenburg
Eines von 4 alten hydraulischen Hebewerken im Canal du Centre
Gegengewichtshebewerk in Strépy-Thieu

Ein Schiffshebewerk ist eine Vorrichtung, mit der Schiffe große Höhenunterschiede in Schifffahrtswegen überwinden können.

Bei einem Schiffshebewerk wird das Schiff in einem großen Trog gehoben oder gesenkt. Das Hebewerk hat gegenüber einer Schiffsschleuse den Vorteil, dass zum einen größere Höhenunterschiede überwunden werden können, zum anderen beim Hebe- bzw. Absenkvorgang praktisch kein Wasserverlust aus der oberen Haltung auftritt. Der Nachteil ist, dass Hebewerke einen größeren technischen Aufwand mit damit höhere Kosten bedeuten und die Schiffsgröße aufgrund der gewaltigen Gewichtskräfte begrenzt ist. Beide Seiten des Trogs und die Kanalabschnitte werden mit Schleusentoren abgedichtet, die nur zur Ein- bzw. Ausfahrt der Schiffe geöffnet werden.

Bei Schiffshebewerken werden drei Bauweisen unterschieden:

  • Vertikal-Schiffshebewerke befördern die Schiffe senkrecht nach oben oder unten. Bei einer Variante hängt der Trog dabei an Seilen und wird von Gegengewichten ausbalanciert, also nicht anders als ein gewöhnlicher Aufzug. Bei der anderen Variante ruht der Trog auf Schwimmern, die in tief in den Boden eingelassenen Wassertanks (sogenannte Tauchschächte oder Brunnen) schwimmen. Eine dritte Variante ist das hydraulische Hebewerk (z.B. in Belgien oder in England), bei dem immer zwei Tröge durch Hydraulikleitungen miteinander verbunden sind.
  • Schräg-Schiffshebewerke transportieren die Schiffe über eine schiefe Ebene, wobei der Trog auf Schienen läuft und durch Gegengewichte ausgeglichen wird. Der Trog kann dabei längs oder quer befördert werden. Es gibt neben dem Transport der Schiffe in einem wassergefüllten Trog auch die Möglichkeit der Trockenförderung, bei der das Schiff mittels Transportwagen aus dem Wasser gezogen wird (geneigte Ebenen), auch Schiffseisenbahn genannt (z.B. Kanal Elbing-Osterode oder Oberländischer Kanal (polnisch: Kanał Elbląski), Ostpreußen, ebenso die "Big Chute Marine Railway" im Trent-and-Severn-Waterway in Kanada).
Eine besondere Variante der Schräghebewerke mit Nassförderung ist das Wasserkeilhebewerk, bei dem das Schiff nicht in einem Trog transportiert wird, sondern im Wasser schwimmend eine schiefe Ebene zusammen mit diesem „Wasserkeil“ hinauf gedrückt wird. Es existieren zwei solche Hebewerke in Südfrankreich im Canal du Midi bei Montech bzw. im Garonne-Seitenkanal bei Fonséranes.
  • Rotations-Schiffshebewerke transportieren die Schiffe mittels zweier Gondeln, die um die Mittelachse rotieren.

Das Gewicht des Trogs ist bei der Nassförderung mit oder ohne Schiff immer gleich groß, da ein Schiff genau sein Eigengewicht an Wasser verdrängt. Deswegen kann das Gegengewicht bzw. die Auftriebskraft der Schwimmer genau eingestellt werden, so dass die Antriebsleistung im Verhältnis zum bewegten Gewicht sehr niedrig ist. So benötigt z.B. das Schiffshebewerk Scharnebeck bei Lüneburg nur vier 160 kW-Elektromotoren, zusammen also rund 870 PS, um den Trog mit etwa 5.800 Tonnen zu heben.

Einige Schiffshebewerke kommen ganz ohne äußeren Antrieb aus, indem der Trog am oberen Schleusentor etwas tiefer anfährt als am unteren Schleusentor. Der Trog wird oben daher etwas stärker befüllt und ist damit schwerer als das Gegengewicht, nach dem Niveauausgleich am unteren Schleusentor ist er dann wiederum leichter als das Gegengewicht.

Das erste Schiffshebewerk der Welt wurde 1788/89 bei Halsbrücke an der Freiberger Mulde nördlich von Freiberg, ein ehemaliges Kahnhebehaus, gebaut. Es konnte knapp 3 Tonnen schwere Kähne um 8 Meter heben und wurde von 4 Männern mit Flaschenzügen betrieben. In Deutschland gibt es heute die Schiffshebewerke Scharnebeck, Niederfinow, Henrichenburg und Rothensee.

Das größte Schiffshebewerk der Welt wurde im Jahr 2002 in Belgien in der Provinz Hennegau (frz. Hainaut) im Canal du Centre bei Strépy-Thieu eröffnet. Es hat eine Hubhöhe von 73,15 Metern und besteht aus zwei voneinander unabhängigen Trögen von je 8.000 Tonnen Gewicht, die senkrecht an Stahlseilen mit entsprechenden Gegengewichten hängen. Es ersetzt die vier hydraulischen Hebewerke im alten Teil des Kanals, die für die kommerzielle Lastenschifffahrt im Laufe der Jahrzehnte zu klein geworden sind.

Ein Bau der Superlative ist zur Zeit in China im Entstehen. Das neue Schiffshebewerk beim Drei-Schluchten-Damm am Jangtse überwindet 150 Meter. Der Trog ist 120 Meter lang und 18 Meter breit. Mit Wasser gefüllt wiegt er 11.800 Tonnen. Er soll Schiffe von bis zu 3.000 Tonnen heben können.

In Frankreich gibt es bei Arzviller ein Schräg-Schiffshebewerk im Elsass (Hubhöhe 45 m). Weitere Schräghebewerke mit Nassförderung gibt es in Belgien (Ronquière) und in Russland (Krasnojarsk). Ein besonderes Schiffshebewerk befindet sich in Schottland nahe Falkirk, das Falkirk Wheel. Hier werden zwei Tröge wie die Gondeln eines Riesenrads auf dem Jahrmarkt befördert.


Liste der Schiffshebewerke

  • 4 Schiffshebewerke im Canal du Centre bei La Louvière
    • Nr. 1 in Houdeng-Goegnies
    • Nr. 2 in Houdeng-Aimeries
    • Nr. 3 in Strépy-Bracquegnies
    • Nr. 4 in Thieu
  • Schiffshebewerk Strépy-Thieu im Canal du Centre
  • Schrägaufzug von Ronquières
  • Schiffshebewerk am Dreischluchtendamm
  • Trockenschrägaufzug im Kanal von Biwako bei Kyoto (stillgelegt)
  • Trockenschrägaufzug im Kamogawa-Kanal bei Fushimi (stillgelegt)
  • Hebewerke im Trent-Severn-Wasserweg
  • Schrägaufzug von Krasnojarsk
  • 23 Schrägaufzuge im Morriskanal (stillgelegt)

Literatur

Weblinks