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Amoklauf an der Columbine High School

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Luftbild der Schule (Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:39_36_15_N_105_4_31_W_type:landmark_region:US, 2:39° 36' 15" N, 105° 4' 31" W )

Das Schulmassaker von Littleton bezeichnet die Tat zweier Schüler an ihrer High School in Jefferson County, nahe Denver im US-Staat Colorado. Eric Harris und sein Freund Dylan Klebold stürmten am 20. April 1999 ihre Schule und ermordeten dort zwölf Mitschüler im Alter von 14 bis 18 Jahren und einen Lehrer. Schließlich nahmen sie sich selbst das Leben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die beiden Schüler durch die Umzingelung der Schule an Plänen gehindert wurden, die Schießerei auf das weitere Umland auszuweiten.

Die Stadt Littleton wurde durch die Tat der beiden Schüler weltweit bekannt, da die Medien dem Massaker den Namen „Schulmassaker von Littleton“ gaben.

Die Täter

Eric David Harris (* 9. April 1981) († 18) und Dylan Bennett Klebold (* 11. September 1981) († 17) waren gute Schüler, jedoch Außenseiter. An der Columbine High School existierte zu diesem Zeitpunkt ein System von Gangs mit einer festen Rangordnung. Ganz oben stand eine Gruppe deren Mitglieder, hauptsächlich angesehene Schulsportler, sich „Jocks“ nannten und weiße T-Shirts und Baseballkappen trugen. Harris und Klebold gehörten selbst keiner dieser Gangs an, waren jedoch mit einigen Mitgliedern der „Trenchcoat-Mafia“ befreundet. Ihre Mitglieder trugen meist schwarze Kleidung und hörten Gothic-Musik. Die Trenchcoat-Mafia stand in der Rangordnung weit unten und ihre Angehörigen wurden von den Jocks häufig schikaniert, ebenso Harris und Klebold. Ein Mitglied der Trenchcoat-Mafia beschrieb später das Leben an der Schule als „pure Hölle“. Die beiden entwickelten durch die fortwährende Demütigung einen Hass auf die gesamte Menschheit und insbesondere auf die Schule.

Die beiden Attentäter waren schon früher durch einen starken Hang zur Gewalt und zum Nationalsozialismus aufgefallen. Harris beschrieb ihn in seinen Aufzeichnungen als „großartig“ und seine Methoden als „effektiv“ und hatte schon öfter in der Schule ein deutsches Kreuz getragen. Beide trugen öfters T-Shirts mit dem Aufdruck „Serienmörder“ und spielten exzessiv gewaltverherrlichende Computerspiele wie etwa Doom. In ihren Zimmern hatten sie ein Waffenarsenal, bestehend aus Schrotgewehren, Maschinenpistolen, Revolvern und über 30 Rohrbomben. Ihre Eltern waren später oft der Kritik ausgesetzt, die Gefährlichkeit ihrer Söhne nicht beachtet zu haben. (siehe Abschnitt „Die Eltern der Attentäter)

Wie Tagebücher und Videoaufnahmen der beiden Attentäter beweisen, war das Massaker keine Kurzschlusshandlung, sondern von langer Hand geplant. Harris und Klebold hassten die gesamte Menschheit und wollten sich rächen. Sie sahen zwischen sich und Hitler dahingehend Paralellen, dass Hitler die Juden vernichten wollte, sie wollten möglichst die gesamte Menschheit vernichten. Harris wörtlich: „Ich sage ‚Tötet die Menschheit’. Keiner sollte überleben.“ Sie wählten als Beginn ihres Angriffs die Columbine High School aus und wollten ursprünglich die Schießerei auf Nachbarshäuser ausdehnen. Sogar eine Flugzeugentführung zogen die Beiden in Betracht (wobei dies wohl eher ein obskure Phantasie war). Dieses Vorhaben gaben sie jedoch kurz vor dem Attentat wieder auf. Ihr Plan sah vor, maximale Zerstörung anzurichten und so viele ihrer Mitschüler zu töten wie möglich. Harris und Klebold wollten berühmt werden. Sie wollten als „Idole der Außenseiter auf dieser Welt“ in die Geschichte eingehen. Vor ihrem Tod träumten sie davon, dass weltbekannte Regisseure wie Steven Spielberg oder Quentin Tarantino die Geschichte ihres Lebens verfilmen würden.

Es gibt Theorien, wonach das Datum des Anschlags, der 20. April 1999, nicht zufällig gewählt war, da an diesem Tag Hitlers 110. Gebutstag gewesen wäre. Dies ist jedoch eher unwahrscheinlich, da das Unternehmen ursprünglich schon einen Tag früher, am Jahrestag von Waco und Oklahoma, hätte stattfinden sollen, was jedoch wegen fehlender Munition nicht möglich war.

Harris verwendete beim Massaker eine abgesägte Schrotflinte und ein Gewehr. Klebold war mit einer Tec-9 Maschinenpistole und ebenfalls mit einer abgesägten Schrotflinte bewaffnet.

Die Leichen von Eric Harris und Dylan Klebold wurden eingeäschert. Die Eltern der Täter hatten befürchtet, dass ihre Gräber Ziel von Schändungen sein würden.

Die Opfer

Es gibt bis heute keine Anhaltspunkte dafür, dass Harris und Klebold sich ganz gezielt Opfer ausgesucht haben, um eventuell alte Rechnungen zu begleichen. Gleichwohl ist jedoch bekannt, dass sich ihr Hass gegen „Nigger, Juden, Latinos, Schwule und verfickte Weiße“ – also eigentlich gegen die ganze Menschheit – richtete. Es gab zwar eine Todesliste, doch nur einer darauf wurde verletzt (jedoch nicht gravierend).

Todesopfer

Verletzte

  • Brian Anderson (17)
  • Richard Castaldo (17)
  • Jennifer Doyle (17)
  • Stephen Eubanks (16)
  • Nicholas Foss (18)
  • Sean Graves (15)
  • Makai Hall (19)
  • Anne Hochhalter (17)
  • Patrick Ireland (17)
  • Joyce Jankowski (45)
  • Michael Johnson (15)
  • Mark Kintgen (17)
  • Lance Kirklin (17)
  • Lisa Kreutz (18)
  • Adam Kryler (16)
  • Stephanie Munson (17)
  • Patricia Nielsen (35)
  • Nicole Nowlen (16)
  • Jeanna Park (18)
  • Kacey Ruegsegger (17)
  • Valeen Schnurr (18)
  • Danny Steepleton (17)
  • Mark Taylor (16)
  • Evan Todd (15)

Tatverlauf

Vorbereitung

Schon mindestens ein Jahr zuvor war der Anschlag genau geplant und wurde vorbereitet indem die beiden Rohrbomben mit Propan- oder Benzinfüllung bauten und sich Waffen und Munition beschafften. Harris und Klebold studierten die Gewohnheiten in der Schule. Wenige Minuten vor der Schießerei stellten sie unbemerkt zwei 10kg schwere Propangas-Rohrbomben mit Zeitzünder in die zu diesem Zeitpunkt stark frequentierte Cafeteria (der Zeitpunkt war bewusst gewählt, da sich für gewöhnlich ab 11:00 Uhr die meisten Menschen dort aufhielten) und warteten in ihren Autos auf die Explosion, die genau um 11:17 passieren hätte sollen. Fliehende Schüler sollte ein Kugelhagel erwarten. Die Bomben explodierten jedoch aufgrund technischer Fehler nicht. Wären die Bomben exlodiert, hätte es wahrscheinlich mehr als 400 Menschen das Leben gekostet (Statement des FBI).

Schulhof

Datei:Eric Harris and Dylan Klebold.jpg
Aufnahmen der Überwachungskamera

Als der Plan mit den Bomben scheiterte, verließen die beiden Jugendlichen gegen 11:18 Uhr (Ortszeit) ihre Wagen und nahmen schwer bewaffnet, Kurs auf das Schulgebäude. Die ersten Schüsse fielen um 11:19 Uhr am oberen Ende der Schultreppe vor dem Westeingang der Schule. Rachel Scott († 17) wurde als erste getroffen, starb aber erst nach einem gezielten Kopfschuss, dem eine religiöse Bekenntnisfrage vorausgegangen sein soll (siehe auch Mythos Märtyrertod). Richard Castaldo wurde mit fünf Schüssen in Bauch, Rücken und Arme schwerst verletzt und verbrachte die kommenden vier Monate im Krankenhaus. Danach schossen sie vom oberen Ende der Schultreppe wahllos auf Mitschüler, die aus nächster Nähe mehrere Schussverletzungen am ganzen Körper erlitten. Nachdem Harris und Klebold auf Michael Johnson (15) und Mark Taylor (16) geschossen hatten, wurden Lance Kirklin (17) und Sean Graves (15) durch Schüsse schwer verletzt. Kirklin wurde der Kiefer zerschmettert, Sean Graves ist heute von der Taille abwärts gelähmt. Daniel Rohrbough überlebte dagegen nicht. Nachdem er Mitschülern durch Aufhalten einer Tür die Flucht ermöglichte, wurde er von Harris tödlich getroffen.

Zwar nahmen einige Schüler in der Cafeteria "poppende Geräusche" wahr und sahen auch von den Fenstern aus, dass die zwei Täter bewaffnet waren, dachten aber an einen Streich oder ein Videoprojekt.

Klebold und Harris zielten auf vier weitere Schüler, von denen Anne-Marie Hochhalter (17) schwer getroffen wurde. Sie wird fortan auf den Rollstuhl angewiesen sein. Ihre Mutter konnte später das Leid der Tochter nicht mehr ertragen und nahm sich das Leben.

Patricia Nielson (35) stand zu diesem Zeitpunkt am Westeingang. Sie wurde von Glassplittern getroffen als Dylan Klebold das Glas der Türen zerschoss. In Panik stürmte sie in die Bibliothek, um die Polizei zu verständigen. Ihr Telefonat mit der Polizei, indem man teilweise die beiden Mörder sprechen hören kann, wurde durch die Medien weltbekannt. Ihr Kollege Dave Sanders (47) ermahnte derweil in der Cafeteria energisch die Schüler zur Flucht, ehe er dirket vor der Bibliothek selbst angeschossen wurde. Zwar bargen ihn einige Schüler und brachten ihn in einem Klassenzimmer in Sicherheit. Dort starb er allerdings aufgrund seines hohen Blutverlustes etwa drei Stunden später, kurz bevor Rettungsmannschaften sich um ihn hätten kümmern können.

Bibliothek

Die meisten Todesopfer gab es schließlich in der Bibliothek, in der die beiden Schüler nach und nach gezielt die einzelnen Tische unter Beschuss nahmen. Die rund 50 Schüler, die sich unter den Tischen versteckten, wurden von den beiden Schützen verspottet. Ob und – wenn ja – welche Konversationen zwischen den beiden Todesschützen und den Opfern stattfanden, konnte nie eindeutig geklärt werden. Fest steht, dass die beiden Killer sehr brutal vorgingen. Cassie Bernall († 17), die sich unter einem Tisch versteckte, wurde von Harris aus kurzer Distanz mit einem Kopfschuss getötet. Daniel Mauser († 15), dessen Vater in der Dokumentation Bowling for Columbine zu sehen ist, wurde mitten ins Gesicht geschossen.

Währenddessen trafen erste Einheiten der Polizei an der Schule ein

Wenige Sekunden später zog Klebold Isaiah Shoels († 18) unter einem anderen Tisch hervor; das einzige Opfer, das auf Grund seiner Hautfarbe ganz gezielt hingerichtet wurde. Nach einem Schuss in seinen Kopf spotteten sie „So sieht also ein Nigger-Hirn aus“ Unter dem gleichen Tisch erschossen sie auch Matthew Kechter († 16). Craig Scott, Rachels Bruder, ließ sich daraufhin in das Blut seiner beiden Freunde fallen und täuschte damit die beiden Schützen.

Eric Harris und Dylan Klebold schossen weiterhin wahllos auf ihre Mitschüler. Lediglich einem Klassenkameraden gestattete Klebold das Verlassen der Bibliothek. Unter einem Tisch nahe des Eingangs der Bibliothek feuerten sie mehrmals. Unter ihm suchten fünf Mädchen Schutz, die aber alle mehrmals getroffen wurden. Lauren Townsend († 18) und Kelly Fleming († 16) überlebten es nicht, Lisa Kreutz (18) wäre fast verblutet, weil sie neben Patrick Ireland (17) zu den beiden Schülern gehörte, die sich nach dem Ende der Schießerei nicht mehr selbst aus der Bibliothek retten konnte und so noch vier Stunden auf ihre Bergung wartete.

Schließlich verließen Harris und Klebold die Bibliothek in Richtung Cafeteria, richteten auf den Fluren aber keine Schäden mehr an. In der Cafeteria wollten sie ihre Bomben durch Schüsse doch noch zur Detonation bringen. Das Vorhaben blieb aber erfolglos. Mit der Erkenntnis, dass die Polizei demnächst das Schulgebäude stürmen würde, zogen sich Eric Harris und Dylan Klebold schließlich wieder in die Bibliothek zurück. Sie schossen noch vereinzelt aus dem Fenster, nahmen sich dann aber gegen 12:05 Uhr – 45 Minuten nach den ersten Schüssen – das Leben.

Die vielen – größtenteils verletzten – Schüler flüchteten bereits zuvor aus der Bibliothek. Dass sich neben den zehn Toten auch noch die beiden Schwerverletzten Patrick Ireland und Lisa Kreutz unter den Tischen befanden, bemerkten die Amokläufer nach ihrer Rückkehr aus der Cafeteria offenbar nicht. Ireland rettete sich nach mehr als zwei Stunden selbst aus dem Fenster in die Arme der Rettungskräfte. Erst dadurch erfuhren Rettungsmannschaften vom Tod der Attentäter und bargen die beinahe verblutete Lisa Kreutz.

Folgen der Tat

Auch wenn das Schulmassaker von Littleton in puncto Grausamkeit neue Dimensionen erreichte, waren Vorfälle dieser Art in den Vereinigten Staaten nicht ganz neu. Fälle, in denen Kinder oder Jugendliche an der Schule Mitschüler töteten, ereigneten sich in den Monaten zuvor bereits in Springfield (US-Staat Oregon), Pomona (Kalifornien), Jonesboro (Arkansas), West Paducah (Kentucky) und Pearl (Mississippi). In den Blickpunkt gerieten auch nach dem Vorfall in Columbine gewaltverherrlichende Spiele wie die so genannten Ego-Shooter und Filme wie Natural Born Killers, die bei Jugendlichen die Hemmschwelle zur Gewalt deutlich herabsinken lassen sollen.

Das vielen als zu liberal geltende US-Waffengesetz kam in den Wochen und Monaten nach dem Massaker stark auf den Prüfstand. Michael Moore kam in seinem Dokumentarfilm Bowling For Columbine zu dem Ergebnis, dass es in den Vereinigten Staaten jährlich 11.000 Todesopfer durch Schusswaffen gebe und vergleicht die Zahl mit Kanada – einem nicht weniger waffenvernarrten Land, in dem es pro Jahr nur 165 Todesopfer durch Schusswaffen gebe. US-Schauspieler Charlton Heston, der der NRA vorsitzt, verteidigte dagegen den Waffenbesitz als uramerikanisches Grundrecht zur Verteidigung.

Auch die Heavy Metal/Rock Szene kam ins Kreuzfeuer der Kritik. Musiker bzw. Gruppen wie Marilyn Manson und Rammstein hätten mit ihren hasserfüllten Texten die Mörder massiv beeinflusst. Deshalb wurden diese nach dem Attentat von mehreren Konzerten ausgeladen und waren auch gezwungen selbst einige Auftritte abzusagen. Marilyn Manson sagte, dass er dies aus Respekt für die Opfer von Littleton tue, jedoch sei er nicht schuld daran, dass in der Columbine High School 13 Menschen ermordet wurden. Dies wurde auch in dem Film Bowling for Columbine thematisiert.

Da die These, dass Jugendliche auf Grund von Gewaltdarstellungen in Medien und Computerspielen zu solchen Ausbrüchen verleitet werden, umstritten ist und auch noch nicht die Frage beantwortet, warum diese Gewalt ausgerechnet gegen die Mitschüler angewandt wurde, konzentrierte sich die Öffentlichkeit bald auf das soziale Umfeld von Harris und Klebold. Bekannt ist, dass die beiden Attentäter auf Grund ihres Auftretens von der Gesellschaft abgelehnt und von Mitschülern gehänselt wurden. So sollen sie beispielsweise permanent den Angriffen von erfolgreichen Sportlern der Columbine High ausgesetzt gewesen sein. Auch innerhalb der Trenchcoat-Mafia waren sie offenbar nicht wirklich integriert. Auf den hinterlassenen Videobändern bekräftigen die beiden Jugendlichen, dass sie keine Freude am Leben hatten und von ihrem Entschluss fest überzeugt sind. Sie waren sich der Konsequenzen der Tat bewusst und entschuldigten sich noch bei ihren Eltern. "Es ist das was wir tun mussten" lautete das abschließende Zitat von Dylan Klebold auf dem Videoband.

Siehe auch: Gewalt in Computerspielen

Suche nach Schuldigen

Mit der Ursachenforschung ging auch die Suche nach den Verantwortlichen einher. Nicht zuletzt wegen der konkreten Anschuldigungen betroffener Eltern der Columbine-Opfer, sich nicht ausreichend um ihr Kind gekümmert und Warnsignale übersehen zu haben, gerieten so recht schnell die Eltern der beiden Attentäter unter Beschuss. Michael und Vonna Shoels, die nach dem Tod ihres Sohnes Littleton verließen, verklagten die Eltern von Eric Harris und Dylan Klebold auf Schmerzensgeld in Höhe von 250 Mio US-Dollar. Auch die Columbine High School und das Polizeipräsidium von Jefferson County (Landkreis Jefferson) wurden von betroffenen Eltern verklagt.

Konsequenzen

Die Suche nach Antworten auf das „Warum?“ endete ohne zufriedenstellende Ergebnisse. Auch Untersuchungen des CIA und des Bildungsministeriums brachten keine neuen Erkenntnisse darüber, warum es bei einigen Schülern urplötzlich zu solchen Gewaltausbrüchen kommt. Und so konzentrierte man sich nach dem CHS-Massaker an den US-Schulen vorwiegend auf Präventivmassnahmen wie das Installieren von Sicherheitskameras und Metalldetektoren sowie der Präsenz von mehr Sicherheitsfachkräften. Bisweilen wirken die Vorkehrungen aber auch hilflos. So ist es an der Columbine High School beispielsweise heute nicht mehr erlaubt, mit Trenchcoats zum Unterricht zu erscheinen.

We are Columbine

Nach dem Massaker-Erlebnis zogen die Schüler der Columbine High für den Rest des Schuljahres ins nahegelegene Chatfield um. In den folgenden Wochen entstanden Diskussionsrunden zwischen mittelbar und unmittelbar Betroffenen, in denen gemeinsam das Erlebte verarbeitet werden sollte. Viele erklärten sich mit den Opfern solidarisch und so entstand We are Columbine („Wir sind Columbine“). Jedoch nicht jeder hatte Verständnis dafür, dass in den folgenden Monaten auch vollkommen Unbeteiligte diese Phrase auf T-Shirts, Stickern oder als Aufkleber an Autos benutzten.

Unterdessen verschwanden an der Columbine High School die Holzbretter an den Fenstern der Schulbibliothek, die über Wochen sehr eindringlich an die Schüsse erinnerten. In der Schule wurden Einschusslöcher vergipst und neu angestrichen; der Signalton des Feueralarms, der am 20. April stundenlang schellte, wurde ebenfalls geändert, um den Schülern ein grauenhaftes Déjà-vu zu ersparen. Vor der Bibliothek wurde eine neue Wand für Schließfächer aufgebaut, die den Zugang zu dem Ort, an dem zwölf Menschen starben, blockieren sollte. Sie wurde nie wieder geöffnet.

Am 16. August 1999 kehrten die Schüler der Columbine High an ihre Schule zurück. Der Wiedereröffnung ging eine Veranstaltung mit dem Motto Null Toleranz für Intoleranz voraus, an der rund 2.000 Menschen teilnahmen. „Wir sind zurück, Columbine“ rief Schuldirektor Frank DeAngelis in die Menschenmenge, wohlwissend, dass viele von ihnen nur sehr ängstlich die Schulräume betreten würden. „Ihr werdet Euch vielleicht ein wenig ängstlich fühlen, wenn Ihr Eure Klassenräume betretet, aber Ihr sollt wissen, dass Ihr nicht alleine seid. Es sind Menschen da, die Euch unterstützen.“ 400 Eltern klatschten ermunternden Beifall.

Unter den Anwesenden waren nicht nur Ärzte für die psychologische Betreuung, sondern auch Ersatzlehrer für den Fall, dass einzelne reguläre Lehrer der Schule den Unterricht nicht durchstehen sollten.

Columbine-Legenden

Mythos Märtyrertod

Der Märtyrertod von Rachel Scott ist umstritten und lässt sich mangels Zeugen nicht mehr klären; der von Cassie Bernall ist dagegen widerlegt. Angeblich fragte Harris bei den Schüssen in der Bibliothek in den Raum, ob jemand an Gott glaube. Bernall hätte das laut bejaht und gesagt, dass Gott auch ihn liebe, worauf ihr Harris mit den Worten „Es gibt keinen Gott“ in den Kopf geschossen habe. Andere Mitschüler wussten zu berichten, dass Harris ihr die Waffe an die Schläfe hielt und die Glaubensfrage gezielt an sie richtete. Als sie das bejaht hätte, hätte Harris abgedrückt. Patricia Nielson, die Lehrerin, die die Polizei verständigte, hatte kurz vor dem Eintreffen der beiden Amokläufer den Hörer nur fallen lassen und somit die Verbindung zur Polizei-Zentrale weiter aufrecht erhalten. Die Tonbandmitschnitte bestätigten eine solche Konversation zwischen Harris und Bernall nicht. Vielmehr stellte sich heraus, dass eines der überlebenden Opfer, Valeen Schnurr, laut „Oh mein Gott, oh mein Gott“ gerufen hat, als sie durch Schüsse verletzt wurde und neben ihr die beiden Mitschülerinnen Lauren Townsend († 18) und Kelly Fleming († 16) tödlich verletzt zusammensackten. Beim Nachladen des Gewehrs schaute einer der beiden Schützen sie ungläubig an und fragte, ob sie etwa an Gott glaube, was sie zögernd bejahte. Ob und wie die beiden Todesschützen darauf reagierten, ist nicht bekannt. Die Schülerin wurde aber nicht mehr angegriffen.

Dass es zwischen Bernall und Harris keinerlei Gespräche gegeben hat, wurde auch von ihrer Mitschülerin Emily Wyant bezeugt, die sich zum Zeitpunkt der Tat unter einem benachbarten Tisch versteckte und als einzige Blickkontakt zu Cassie Bernall hatte. Laut ihrer Aussage hätten sich beide kurz angeschaut und kurz darauf hätte sie ihre letzten Worte wahrgenommen: „Lieber Gott. Lieber Gott. Warum passiert das? Ich will nur nach Hause.“ Daraufhin habe Eric Harris sich vor ihrem Tisch hingekniet, „Peek-a-boo!“ gerufen und sie, ohne weitere Worte zu sagen, erschossen. Craig Scott, Bruder der getöteten Rachel, blieb dagegen bei seiner Aussage, dass er klar und deutlich die Stimme von Cassie Bernall gehört habe und wurde daher von der Polizei gebeten, auf den Tisch zu zeigen, wo er glaubte jenes Gespräch gehört zu haben. Dabei zeigte er auf den Tisch, unter dem Valeen Schnurr hockte. Cassie Bernall starb unter einem Tisch in genau entgegengesetzter Richtung hinter ihm.

Unbeeindruckt von den Aussagen von Emily Wyant veröffentliche die Mutter von Cassie, Misty Bernall, ein Buch über den angeblichen Märtyrertod ihrer Tochter, der es auf die Bestseller-Liste schaffte: She Said Yes (Sie sagte Ja). Auch Beth Nimmo und Darrell Scott, Eltern von Rachel Scott, glaubten fest an den Märtyrertod ihrer Tochter und eröffneten eine kommerzielle Website (siehe Weblinks), auf der sie Bücher wie Rachel’s Tears (Rachels Tränen) verkaufen.

Mord oder Unfall

Lange Zeit hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Daniel Rohrbough nicht von einem der beiden Amokläufer getötet, sondern versehentlich von einem Polizeibeamten getroffen wurde. Im Mai 2000 veröffentlichte der Verwaltung von Jefferson in seinem offiziellen Untersuchungsbericht, dass Rohrbough zuerst von Eric Harris getroffen, dann aber von Dylan Klebold aus kürzester Distanz gezielt getötet wurde. Die Eltern zweifelten an dem Bericht, der in ihren Augen widersprüchlich war. Die einzige der drei wiedergefundenen Kugeln, die ihren Sohn trafen, stamme aus einer Waffe, die Eric Harris benutzte. Ferner wurde bekannt, dass auf der Kleidung von Rohrbough keine Schießpulverpartikel gefunden wurden. Der erste Polizist vor Ort, Dan O'Shea, geriet von den Rohrboughs in den Verdacht, im allgemeinen Wirrwarr versehentlich auf ihren Sohn geschossen zu haben.

Vor Gericht behauptete die Familie im April 2000, dass ein Polizeibeamter und nicht Harris oder Klebold die Kugel abgefeuert hat, die ihren Sohn getötet hat. Als danach der Name Dan O'Shea ins Gespräch kam, ordnete die Verwaltung von Jefferson eine unabhängige Untersuchung an, die der benachbarte Verwaltungsbezirk El Paso County leitete. Dieser wies die Ergebnisse des Berichts von Jefferson County im April 2002 zurück und benannte Eric Harris als den Mörder von Daniel Rohrbough. Die Bezirksverwaltung von Jefferson war bloßgestellt, aber ihr Polizeibeamter entlastet. Die Familie bat den Polizisten anschließend um ein Treffen, um sich bei ihm für die falschen Verdächtigungen zu entschuldigen. Er lehnte ab.

Bowlingkurs

Lange wurde behauptet, dass Harris und Klebold wenige Stunden bevor sie das Massaker verübten, noch seelenruhig ihren Bowlingkurs besuchten. Die Wahrheit ist, dass die beiden den Kurs schwänzten um sich auf ihren "großen Tag" vorzubereiten. Brooks Brown teilte Harris bei seinem Eintreffen in der Schule mit, dass es dumm war, den Bowlingkurs zu schwänzen. Harris entgegnete nur, dass er nach Hause gehen sollte, weil er ihn möge.


Die Eltern der Attentäter

Tom und Sue Klebold, die Eltern von Dylan, äußerten sich erst fünf Jahre nach dem Attentat in der Öffentlichkeit und lösten bei betroffenen Eltern Empörung aus. Die Mutter wehrte sich gegen den Vorwurf, die Tat sei mit der Erziehung in Verbindung zu bringen. Don Fleming, Vater der ermordeten Kelly, äußerte dagegen den Verdacht, dass weder die Harris noch die Klebolds am Leben ihrer Söhne interessiert gewesen wären und deren polizeilichen Verwicklungen ignorierten. Klebolds Eltern bedauerten zwar, eventuelle Warnsignale nicht erkannt zu haben, widersprachen aber der Anschuldigung, etwas falsch gemacht zu haben. Al und Phyllis Velasquez, die Eltern des getöteten Kyle, kritisierten die Ablehnung der Schuld und bezeichneten ihre Aussagen als hilflos. Die Flemings und Velasquez’ waren zwei der fünf Familien, die die Eltern der Attentäter vor Gericht zur Rechenschaft ziehen wollten.

Allerdings teilen nicht alle Angehörigen der Opfer diese Meinung. Beth Nimmo, die Mutter der getöten Rachel Scott, machte in einem Interview deutlich, dass sie Eric und Dylan für die Tat verantwortlich mache. Sie seien diejenigen gewesen, die sich das ausgedacht und das Massaker auch letztendlich allein ausgeführt haben. Ferner könne sie sich nicht vorstellen, dass es auffällige Verhaltensweisen gab, die die Eltern hätten bemerken und verhindern müssen.

Gedenkstätten

Nach dem Massaker entstand nahe der Schule ein Denkmal mit 15 großen Kreuzen, die mahnend an das Schulmassaker an der Columbine High School erinnern sollten. Empörte Eltern rissen zwei der 15 Kreuze nieder, da sie es für falsch befanden "solche Bösartigkeit" zu ehren. Der Spatenstich für ein permanentes Denkmal am 5. Jahrestag des Unglücks musste abgesagt werden, weil nur 600.000 Dollar statt der erforderlichen 2,5 Mio US-Dollar zur Verfügung standen.

Filme

Commons: Schulmassaker von Littleton – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Informationen zur Tat

Gedenkseiten

Sonstige

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