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Biathlon

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Biathlon (griechisch: Zweikampf) ist eine vornehmlich im Winter ausgetragene Sportart, die sich aus den Disziplinen Skilanglauf und Schießen zusammensetzt. Die wichtigsten Biathlon-Wettkämpfe werden von der Internationalen Biathlon Union (IBU) veranstaltet. Damit ist Biathlon der einzige Skisport, der nicht von der Fédération Internationale de Ski (FIS) reglementiert wird. Der Biathlon-Sport wurde konsequent und erfolgreich zu einer Sportart weiter entwickelt, die publikumswirksam über das Fernsehen vermarktet werden kann. Seit den späten 1980er Jahren wird beim Biathlon in der Skating-Technik gelaufen. Biathlon ist trotz der Namensähnlichkeit nicht mit Biathle verwandt (Kombinationssportart Laufen- Schwimmen- Laufen).

Biathletin auf der Strafrunde; Biathlonstadion Oberhof beim Weltcup 2002

Geschichte

Frühgeschichte

Die Jagd auf Skiern oder ski-ähnlichen Fortbewegungsmitteln lässt sich über 5000 Jahre zurückverfolgen. In Norwegen entdeckte Höhlenzeichnungen beweisen, dass der Mensch schon früh die Jagd auf Skiern als geeignetes Mittel zur Verfolgung von Wildtieren im Schnee einzusetzen wusste. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen dazu finden sich bereits in der chinesischen, griechischen und römischen Geschichte, so beschreibt z. B. der römische Dichter Vergil etwa 40 v.Chr. die Jagd auf Skiern. Die Abbildung eines mit Pfeil und Bogen jagenden Mannes auf Skiern fand sich auch auf einem aus dem Jahr 1050 stammenden Runenstein aus Norwegen.

Die Ursprünge des Biathlonsports liegen aber vor allem im militärischen Bereich. Bereits zu Beginn der Wikingerzeit verteidigten sich die Ureinwohner Nord-Norwegens erfolgreich auf „Skiern“ gegen einfallende Horden dänischer Wikinger. Im Mittelalter waren die schnellen und flexiblen Skiregimenter fester Bestandteil der Armeen in Skandinavien und Russland.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Skifahren zum wichtigsten Militärsport in Nordeuropa. Ein guter Skisoldat beherrschte sowohl das Schießen, als auch den Langlauf. An der schwedisch-norwegischen Grenze maßen sich bereits im Jahre 1767 Grenzsoldaten der beiden Länder im Wettkampf, bei dem im vollen Skilauf mit dem Gewehr geschossen werden musste. Bis zur Veranstaltung erster organisierter Wettkämpfe im späten 19. Jahrhundert diente die Kombination aus Langlauf und Schießen jedoch ausschließlich der Jagd und militärischen Zwecken.

Entwicklung zum Militärsport

Der erste Biathlonverein wurde 1861 in Norwegen mit dem Gewehr- und Skiklub von Trysil gegründet. Im deutschen Sprachraum entwickelten sich sowohl der Militärskilauf als auch der allgemeine Skilauf erst Ende des 19. Jahrhunderts. Im Deutschen Reich fanden 1895 erstmals militärische Skilaufmeisterschaften statt. 1912 wurde in Norwegen ein Einzellauf ausgetragen bei dem zweimal 10 Schüsse abgegeben werden mussten und der damit dem heutigen Einzelbewerb schon sehr nahe kam. Die Veranstaltung dieser Wettkämpfe oblag dem Militär weshalb die Teilnehmer sich auch ausschließlich aus Armeeangehörigen rekrutierten. Durch die fabrikmäßige Fertigung von Skiern in österreichischen Werkstätten ab 1906 wurde der Sport wesentlich erleichtert und gefördert.

Aus diesen Wettkämpfen entwickelte sich bis 1910 der Militärpatrouillenlauf, der als Vorgänger des heutigen Biathlon angesehen wird. Während im Biathlon von jeher Einzel- und Staffelrennen gelaufen wurden, definierte sich die Militärpatrouille bis 1930 als reiner Mannschaftswettkampf. Eine Militärpatrouille hatte jeweils aus einem Offizier, einem Unteroffizier und zwei Soldaten zu bestehen. Die Streckenlänge betrug zwischen 25 und 30 km, wobei bei Hälfte der Distanz eine Schussprüfung im Liegendschießen zu absolvieren war. Für jeden Treffer bekam die Mannschaft, die geschlossen das Ziel erreichen musste, eine Zeitbonifikation von dreißig Sekunden.

Die Hochblüte des Militärpatrouillenlaufes fand in den 1920er und 1930er Jahren statt. Bei der Internationalen Woche des Sports von 1924, die vom IOC nachträglich zu den ersten Olympischen Winterspielen erklärt wurde, war der Militärpatrouillenlauf Teil des offiziellen Programms und stand danach noch bei den Olympischen Winterspielen von 1928, 1936 und 1948 als Demonstrationsbewerb auf dem Programm. Zwischen 1930 und 1941 fanden Weltmeisterschaften im Militärpatrouillenlauf statt, bei denen sowohl Titel im Einzel- wie auch im Mannschaftskampf vergeben wurden. Im Rahmen von Heeresmeisterschaften und Militärweltmeisterschaften wird der Patrouillenlauf bis heute durchgeführt.

Die moderne Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sportart aus verständlichen Gründen entmilitarisiert und auch für nicht einem Militär angehörige Athleten geöffnet. Bei den Olympischen Winterspielen 1948 wurde neben dem Militärpatrouillenlauf auch der Winter-Pentathlon (Reiten, Fechten, Schießen, Skilanglauf, Abfahrt) als winterliche Entsprechung des Modernen Fünfkampfs als Demonstrationsbewerb zugelassen. Der am 3. August 1948 gegründete Verband Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) zeigte Interesse an der Aufnahme eines Wintersportbewerbs und entschied sich für die Kombination aus Laufen und Schießen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden der UIPM, dem schwedischen General Sven Thofelt, wurde der Name Biathlon eingeführt.

Das IOC erkannte Biathlon 1954 als eigenständige Sportart an. 1955 wurde von der UIPM das Konzept des modernen Winterbiathlons eingeführt. Die Wettkampfregeln wurden am 17. November 1956 in Australien genehmigt und die UIPM wurde offiziell der Verband beider Sportarten. 1957 erfolgt schließlich die formelle Aufnahme in den Internationalen Verband des Modernen Fünfkampfes (UIPM) und 1968 die Umbenennung des Verbandes in UIPMB. Diesem Verband blieb Biathlon bis zur Gründung der Internationalen Biathlon Union (IBU) als unabhängigem Verband innerhalb der UIPMB bis 1993 angeschlossen. Die formale Trennung beider Verbände erfolgte 1998.

Geschichte des Frauen-Biathlons

Die Geschichte des Frauen-Biathlons begann wesentlich später als bei den Männern. Die UIPMB verabschiedete erst 1980, auf ihrem Kongress in Sarajevo, die Regeln für Frauenwettkämpfe. Daran anschließend wurde 1981 der erste internationale Frauenwettkampf in der damaligen Tschechoslowakei ausgetragen. 1984 wurden die ersten Frauen-Biathlonweltmeisterschaften organisiert, welche bis 1988 getrennt von jenen der Männer stattfanden. Die Aufnahme ins olympische Programm erfolgte 1992. Trotz des späten Beginns entwickelte sich der Biathlonsport bei den Frauen sehr rasant und ist heute mit dem der Männer absolut gleichwertig zu stellen.

Verbreitung und Popularität

Der Biathlonsport wird heute in allen klassischen Wintersportländern Europas und Nordamerikas ausgetragen. Vor allem in Skandinavien und Russland gehört Biathlon zu den Top-Sportarten. Seit den 1990er Jahren und speziell nach der Jahrtausendwende erlebt der Sport auch in Deutschland einen starken Aufschwung und gehört mittlerweile zu den populärsten Wintersportarten überhaupt. Sämtliche Weltcupläufe werden im Fernsehen übertragen und finden auch vor Ort vor einem immer größer werdenden Publikum statt. Eine große Tradition hat Biathlon auch in Italien, vorwiegend im deutschsprachigen Südtirol aus dem viele bekannte Athleten der letzten Jahrzehnte stammen. In Österreich und der Schweiz hingegen spielt die Sportart neben dem Alpinsport nur eine untergeordnete Rolle. Obwohl beide Länder immer wieder Spitzenathleten hervorbringen, hält sich das Publikumsinteresse in sehr engen Grenzen. Seit der Jahrtausendwende wird der Biathlonsport auch in Asien immer mehr gefördert, vor allem die Volksrepublik China arbeitet erfolgreich daran, ihre Athleten an die Internationale Weltspitze heranzuführen.

Ausrüstung und Schießstand

Ski

Es kommen normale, nur etwa 1250 g schwere Langlaufski mit einer Breite von ca. 5 cm zur Anwendung. Die Länge der Ski ist abhängig von der Körpergröße des Sportlers und nicht limitiert. Der Langlaufschuh wird mittels der Bindung etwa in der Mitte des Skis fixiert, wobei der hintere Teil des Schuhes bei jedem Schritt vom Ski losgelöst werden kann um einen besseren Vorschub beim Vorwärtslauf zu erhalten. Ebenfalls zur Ausrüstung eines Biathleten gehören schulterhohe Langlaufstöcke, mit denen die Sportler sich vom Boden abstoßen können, und windschlüpfige Rennanzüge.

Gewehr

Bis 1977 wurde bei Biathlonveranstaltungen mit Großkalibergewehren geschossen. Die Schießentfernungen betrugen dabei 100 m (stehend) bzw. 150, 200 und 250 m (liegend). Seit 1978 werden leichte Kleinkalibergewehre, Kaliber 22, verwendet, deren Gewicht zwischen 3,5 und 6 kg liegt und die nur manuell zu repetieren sind. Automatische oder halbautomatische Gewehre dürfen nicht verwendet werden. Das Abzugsgewicht muss mindestens 500 Gramm betragen. Die Schießentfernung beträgt einheitlich für das Stehend- und Liegendschießen 50 m.

Die Visiereinrichtung besteht aus einem Diopter, der jedoch keine vergrößernde Wirkung besitzen darf, und dem Korn am vorderen Ende es Rohres. Das Korn ist auswechselbar, damit bei schlechter Sicht ein so genanntes Nebelkorn eingesetzt werden kann. Dieses hat eine größere Öffnung, damit mehr Licht einfallen kann und die Sicht verbessert wird. Die Waffe ist samt Munition vom Sportler während des gesamten Wettkampfes am eigenen Körper mitzuführen.

Munition

Die Munition hat einen Durchmesser von 5,6 Millimeter und darf eine Abgangsgeschwindigkeit von 320 m/s nicht überschreiten. Meist wird sie in Kältekammern getestet, um ein Versagen oder eine Veränderung der Flugeigenschaften bei Wettkampftemperaturen von +10 bis –15° C auszuschließen bzw. zu verringern.

Schießstand und Zielscheiben

Sven Fischer verlässt den Schießstand, Oberhof 2003

Der Schießstand besteht aus 30 Schussbahnen. Geschossen wird auf je fünf Scheiben pro Schussbahn, die in einer Entfernung von 50 m angebracht sind. Der zu treffende Bereich einer Scheibe beträgt im Durchmesser 4,5 cm (liegend) bzw. 11,5 cm (stehend). Treffer werden durch Verdecken der schwarzen Scheibe angezeigt, das Verfehlen einer Scheibe wird entweder mit einer Strafrunde oder mit einer Strafzeit bedacht.

In den Anfangsjahren wurde auf Papierscheiben und Luftballons geschossen, danach wurden zerbrechliche Glasscheiben verwendet. Ab den Weltmeisterschaften 1981 setzten sich dann die schwarzen Metallscheiben durch, die bei einem Treffer automatisch abklappten. Diese werden teilweise auch heute noch verwendet. Mitte der 1990er Jahre wurde ein modernes System mit elektromechanischen Scheiben und computerisierter Auswertung der Treffer eingeführt. Dabei wird beim Aufprall des Geschosses auf die schwarze Scheibe mittels Sensor ein Impuls ausgelöst, durch den sich eine weiße Scheibe vor die schwarze schiebt und somit den Treffer anzeigt.

Disziplinen

Einzel

Der Einzellauf ist die älteste Biathlondisziplin. Die Athleten starten einzeln nacheinander. Das Startintervall beträgt dabei 30 Sekunden. Die Männer laufen eine 20 km, die Frauen eine 15 km lange Strecke. Es sind jeweils zwei Liegend- und Stehendschießen zu absolvieren (liegend-stehend-liegend-stehend), wobei jeder Fehler mit einer Strafzeit von einer Minute geahndet wird. Bei Weltcupveranstaltungen wird die längste Strecke im Biathlonzirkus auf Grund ihres für das Fernsehen relativ unspektakulären Spannungsbogens nur noch selten gelaufen.

Sprint

Die Biathleten starten in einem 30-Sekunden-Intervall einzeln hintereinander. Die Distanz beträgt bei den Männern 10 km und bei den Frauen 7,5 km. Es wird je einmal liegend und stehend geschossen, wobei jeder Fehler mit einer etwa 25 Sekunden dauernden Strafrunde von 150 m Länge geahndet wird. Der Sprint ist mittlerweile die am häufigsten ausgetragene Disziplin im Biathlon-Weltcup.

Verfolgung

Die auch als Jagdrennen bezeichnete Disziplin wird seit 1996 im Weltcup und seit 1997 bei Weltmeisterschaften ausgetragen. Startberechtigt sind die besten 60 Athleten des Sprint- bzw. Einzelbewerbes, je nachdem, welche Disziplin dem Jagdrennen vorausgeht. Meist dient aber der Sprint als Qualifikation für das Verfolgungsrennen. Die Startreihenfolge und Startintervalle richten sich nach den dabei erzielten Zeiten. Dabei wird der Erstplatzierte des Einzels/Sprints auch als Erster des Verfolgungsrennens in den Wettkampf geschickt. Die anderen Athleten folgen entsprechend ihres Zeitabstandes zum Sieger im Einzelrennen/Sprintrennen.

Die Distanz des eigentlichen Verfolgungsrennens, das ein oder zwei Tage nach dem vorausgehenden Einzel- bzw. Sprintrennen stattfindet, beträgt dabei 12,5 km bei den Männern und 10 km bei den Frauen. Es müssen je zwei Schießprüfungen im Liegend- und Stehendschießen (liegend-liegend-stehend-stehend) absolviert werden, wobei für jeden Fehlschuss sofort eine Strafrunde von 150 m Länge gelaufen werden muss.

Diese Disziplin wird regelmäßig im Weltcup ausgetragen, da diese explizit mit Hinsicht auf die Fernsehtauglichkeit des Biathlons konzipiert wurde. Dies ergibt sich daraus, dass der erste Sportler im Ziel auch der Sieger des Rennens ist. Außerdem ergeben sich zusätzliche Spannungsmomente dadurch, dass sich die Athleten in der Loipe und am Schießstand direkt miteinander messen, insbesondere dann, wenn die Zeitabstände mit denen die Sportler ins Rennen gehen, sehr gering sind.

Massenstart

Der Massenstart wird seit 1998 im Weltcup und seit 1999 bei Weltmeisterschaften gelaufen und ist damit die jüngste Biathlon-Disziplin. Die olympische Premiere ist bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin.

Startberechtigt für den Massenstart sind nur die 30 bestplatzierten Biathleten im Weltcup. Ausnahme bilden hierbei die Massenstartrennen bei Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen. Hier sind die 15 Bestplatzierten des Gesamtweltcups sowie alle Medaillengewinner des laufenden Wettbewerbs (Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele) startberechtigt. Die zu 30 fehlenden Plätze werden durch die Skijäger ergänzt, die im Verlauf der Meisterschaften die meisten Weltcuppunkte erzielt haben. Dabei ist das Kontingent pro Nation, anders als im Weltcup, auf maximal vier Starter begrenzt. Das Massenstartrennen wird traditionell als letztes Einzelrennen der Meisterschaften ausgetragen.

Die Läufer starten gleichzeitig über die 15 km (Herren) bzw. 12,5 km (Damen) lange Strecke. Jeder Fehlschuss bei je zwei Liegend- und Stehendschießen (liegend-liegend-stehend-stehend) wird mit einer 150 m langen Strafrunde bestraft. Wegen der benötigten breiten Starttrasse kann dieser Wettbewerb nur an wenigen Weltcuporten ausgetragen werden. Er gehört aber auf Grund der durch das Gedränge auf der Startbahn oftmals hervorgerufenen Stürze und der Tatsache, dass hier derjenige Sieger ist, der zuerst das Ziel erreicht, zu den spannendsten und beliebtesten Disziplinen des Biathlon.

Staffel

Eine Staffel besteht aus vier Athleten einer Nation und eines Geschlechts. Gestartet wird mittels Massenstart, wobei jeder Athlet eine Distanz von 7,5 km (Männer) bzw. 6 km (Frauen) zu laufen hat, bevor er an den nächsten Läufer seines Teams übergeben darf. Der Staffelwettbewerb besteht pro Athlet aus je einem Liegend- und einem Stehendschießen, insgesamt also aus vier Liegend- und vier Stehendschießen. Im Gegensatz zu den anderen Wettbewerben stehen den Athleten hier maximal drei Nachlader zur Verfügung, um beim ersten Mal nicht getroffene Scheiben doch noch treffen zu können. Pro Nachlader werden etwa zehn zusätzliche Sekunden benötigt. Maximal hat jeder Athlet also acht Patronen, um die fünf Scheiben zu treffen. Für jede dann nicht getroffene Scheibe muss eine Strafrunde von 150 m Länge gelaufen werden.

Bei den Frauen wurden die Distanzen mehrfach geändert. Zu Beginn hatten drei Biathletinnen je 5 km zu absolvieren, später liefen vier Athletinnen jeweils 7,5 km. In den letzten Jahren werden aber zumeist nur noch Distanzen über 6 km gelaufen.

Gemischte Staffel

Seit den frühen 1990er Jahren werden immer wieder verschiede Mannschaftsbewerbe erprobt, die den Biathlonsport attraktiver machen sollen. Ein Beispiel dafür ist die seit 2002 in der Arena auf Schalke (Gelsenkirchen-Schalke) ausgetragene World Team Challenge. Dabei laufen gemischte Staffeln, bestehend aus je einem Mann und einer Frau über eine Distanz von 15 km.

Die neueste Form ist die gemischte Staffel über 4 x 6 km, wobei die ersten beiden Runden von den Frauen und die letzten beiden Runden von den Männern gelaufen werden. Für diesen Bewerb wurde im Rahmen des Weltcupfinales 2005 in Chanty-Mansijsk erstmals eine eigene als „Mixed Relay World Championship“ bezeichnete Weltmeisterschaft ausgetragen. Der Weltverband IBU überlegt diese Weltmeisterschaft künftig jährlich zu veranstalten und mit weiteren Bewerben – z. B. einer 2-Personen-Staffel - auszustatten.

Mannschaftswettkampf

Diese Disziplin wurde von 1989 bis 1998 ausgetragen. Eine Mannschaft wurde von vier Athleten einer Nation gebildet die geschlossen eine Distanz von 20 km (Männer) bzw. 15 km (Frauen) laufen musste. Es waren vier Schießprüfungen zu absolvieren (liegend-stehend-liegend-stehend), wobei bei jeder Schießeinlage nur ein Athlet auf die fünf Scheiben schießen durfte. Die restliche Mannschaft wartete auf das Schussende, wobei für jeden Fehlschuss gemeinsam eine Strafrunde von 300 m zu laufen war. Die Zeitnahme im Ziel wurde jeweils vom letzten Mannschaftsmitglied ausgelöst, wobei der Abstand zwischen dem ersten und dem letzten Läufer nicht mehr als 50 m oder 15 Sekunden betragen durfte. Die Regeln des Bewerbes wurden mehrfach geändert. Trotzdem konnte sich der Mannschaftswettkampf nicht durchsetzen und wurde durch das Massenstartrennen ersetzt.

Wettkämpfe

Olympische Winterspiele

Bei den ersten Olympische Winterspielen von Chamonix wurde der Militärpatrouillenlauf als Vorgänger des heutigen Biathlon am 29. Januar 1924 erstmals vor einer größeren nichtmilitärisch organisierten Öffentlichkeit ausgetragen. Die Zuschauerzahl betrug nach offiziellen Angaben des Französischen Olympischen Komitees 1307 Personen und übertraf damit die Zuschauerzahl aller anderen nordischen Bewerbe. Während der Militärpatrouillenlauf heute als Demonstrationsbewerb angesehen wird, gab es zum Zeitpunkt der Austragung der Spiele keine Unterscheidung in originäre und Vorführungsbewerbe. Auch heute noch wird der Bewerb vom IOC in der offiziellen Medaillenstatistik von 1924 geführt. Bei den Olympischen Winterspielen von 1928, 1936 und 1948 wurde der Bewerb als reiner Demonstrationsbewerb in das olympische Programm aufgenommen.

Erst nach der Entwicklung hin zum rein sportlichen Biathlon wurde der Sport auch vom IOC anerkannt. 1960 wurde der Biathlonsport mit dem 20 km-Lauf der Männer erstmals ins offizielle Programm der Winterspiele aufgenommen. 1968 mit der 4 x 7,5 km-Staffel und 1980 mit dem Sprintbewerb wurden die nächsten Biathlonbewerbe olympisch. In Albertville 1992 feierten dann auch die Biathlon-Frauen ihre Premiere bei Olympischen Winterspielen. Die Frauenbewerbe werden analog den Männerbewerben gegliedert, jedoch über kürzere Distanzen ausgetragen. Mit der Aufnahme des Verfolgungslaufes (2002 in Salt Lake City) und des Massenstarts (2006 in Turin) werden erstmals bei Olympischen Spielen je fünf Wettbewerbe für Männer und Frauen ausgetragen.

Biathlon-Weltmeisterschaften

Die erste Biathlon-Weltmeisterschaften der Männer fand 1958 im österreichischen Saalfelden statt. Die Zahl der Aktiven war mit nur 25 Athleten aus sieben Ländern noch sehr gering. Seit 1984 werden auch Weltmeisterschaften für Frauen veranstaltet. Weiters organisiert die IBU noch Weltmeisterschaften für gemischte Staffeln, Biathlon-Sommerweltmeisterschaften und Weltmeisterschaften für Junioren und Jugend.

Biathlon-Weltcup

Jährlich in der Wintersaison von Dezember bis März wird für Männer und Frauen der Biathlon-Weltcup ausgetragen, eine Serie von 27 einzelnen Wettkämpfen in neun Orten und sechs Ländern (Stand: Saison 2004/2005).

Veranstaltungsorte

Die Weltcuprennen bzw. Weltmeisterschaften im Biathlon werden hauptsächlich an diesen Orten veranstaltet:

Die erfolgreichsten Biathleten

Die erfolgreichsten Biathleten bei Olympischen Winterspielen sind Ole Einar Bjørndalen mit 5 Goldmedaillen, 3 Silbermedaillen und 1 Bronzemedaille, gefolgt von Ricco Gross (4-3-1), Sven Fischer (4-2-2), Mark Kirchner (3-2-0), sowie bei den Frauen Kati Wilhelm (3-3-0) und Uschi Disl (2-4-2).

Der erfolgreichste Teilnehmer an Weltmeisterschaften ist Frank Luck mit 11 Goldmedaillen, 5 Silbermedaillen und 4 Bronzemedaillen. Ihm folgen Alexander Tichonow (11-4-1), Ricco Gross (9-5-4) und Jelena Golowina (9-5-3).

Den Gesamtweltcup konnte bei den Männern Frank Ullrich viermal gewinnen. Dazu wurde er noch einmal Zweiter und einmal Dritter. Raphaël Poirée brachte es ebenfalls auf vier Siege und wurde noch einmal Dritter. Ole Einar Bjørndalen entschied den Gesamtweltcup dreimal (1997/98, 2002/03, 2004/05) für sich, wurde viermal zweiter und zweimal Dritter. Bei den Frauen führt überlegen Magdalena Forsberg mit 6 Gesamtweltcupsiegen. Ihr folgen Eva Korpela mit zwei Siegen und einem zweiten Platz und Anfissa Restzowa mit 2 Siegen. Martina Glagow konnte bisher als einzige deutsche Frau den Gesamtweltcup für sich entscheiden (Saison 2002/03).

Verwandte Sportarten

  • Sommerbiathlon
    Der Sommerbiathlon, eine Kombination aus Laufen und Schießen, hat meist nur regionale Bedeutung und wird in Deutschland vom Deutschen Schützenbund organisiert. Diese Sportart ist nicht zu verwechseln mit den Sommerbewerben der Winterbiathleten, die ihre Wettkämpfe auf Rollskiern austragen.
  • Bogenbiathlon
    Die Regeln beim Bogenbiathlon sind ähnlich jenen des eigentlichen Winterbiathlons. Die Wettkämpfe werden ebenfalls von der IBU organisiert. Geschossen wird jedoch mit Pfeil und Bogen.
  • Motorradbiathlon
    Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Motocross und Schießen. Dieser Sport erfreut sich vor allem im Osten Deutschlands großer Beliebtheit.

Literatur

  • Wilfried Hark: Biathlon - verständlich gemacht. Copress Verlag, München 2001, 128 Seiten

Siehe auch