Tana Schanzara

Tana Schanzara eigentlich Konstanze Schwanzara[1] (* 19. Dezember 1925 in Kiel; † 19. Dezember 2008 in Bochum; ) war eine deutsche Schauspielerin. Sie gehörte fest zum Ensemble des Schauspielhauses Bochum. Sie wirkte auch in deutschen und US-amerikanischen Filmen mit.
Leben
Tana Schanzara kam in Kiel als Tochter der Opernsänger Gertrud und Hans Schwanzara zur Welt. Die Eltern hatten ein Engagement am Dortmunder Opernhaus. Hier wuchs Tana Schanzara auf.[2] Nach dem Abitur nahm sie in Köln bei Friedel Münzer Schauspielunterricht und war danach an den Kammerspielen in Bonn und Theatern in Köln, Mannheim, Oldenburg und Gelsenkirchen tätig.
Seit 1956 gehörte die „Kohlenpott-Duse“ zum Ensemble des Schauspielhauses Bochum. Sie hat, mit Ausnahme von Saladin Schmitt, mit allen Intendanten des Schauspielhauses gearbeitet. Schanzara war mit 50 Jahren Bühnenpräsenz die dienstälteste Schauspielerin des Ensembles.[3] In den ersten Jahrzehnten ihrer Bühnentätigkeit spielte sie hauptsächlich komische Nebenrollen, in den 1980er- und 1990er-Jahren konnte sie in Hauptrollen und tragischen Stücken überzeugen. Ihr 80. Geburtstag wurde im Dezember 2005 mit einer großen Gala in den Bochumer Kammerspielen begangen.[4]
Anfang der 1970er-Jahre wurde Schanzaras Lied Vatter, aufsteeh’n!! (Schlussworte: „so Vatter, getz kannsse liegenbleiben...“) Radiohörern bekannt.[5] Es folgte eine Langspielplatte und in den 1980er-Jahren die Single Doch zum Glück gibts sowat alles nur in Dallas. Eine herausragende Rolle spielte sie in der Verfilmung von Franz Josef Degenhardts „Zündschnüre“.
In Bochum war Schanzara eine populäre und beliebte Persönlichkeit. Ihre Vielseitigkeit und Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet stellte sie unter anderem bei Feiern oder Veranstaltungen unter Beweis, so als typische Kiosk-Besitzerin aus Bochum beim ZDF-Städteturnier 1988 oder mit Auftritten bei der Zehnjahresfeier der Disco Zeche Bochum 1989 und der 40-Jahr-Feier des Opel-Werkes 2002. Mitte der 1990er-Jahre arbeitete sie mehrfach für Fernsehfilme mit Hape Kerkeling zusammen.[6] 1997 verfasste sie ein Buch mit dem Titel Jeden Morgen dasselbe Theater, in dem sie aus ihrem eigenen und ungewöhnlichen Leben erzählt.
Seit einem Sturz im Jahr 2001 und einer darauf folgenden Hüftoperation war Tana Schanzara körperlich eingeschränkt und spielte ihre Rollen zum Teil im Sitzen.[7] Tana Schanzara lebte zuletzt in einem Altenheim in Herne. Sie starb an ihrem 83. Geburtstag in einer Bochumer Klinik und wurde im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Krefeld beigesetzt.[8]
Ihr zu Ehren wurde am 15. Juli 2010 gegenüber dem Schauspielhaus in Bochum der bisherige Westfalenplatz in Tana-Schanzara-Platz umbenannt und am 3. Juli 2012 auf dem Vorplatz des Schauspielhauses ein Denkmal enthüllt.[9][10]
Wirken
Theaterengagements
(Schauspielhaus Bochum)
- 1957: Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht als Hure
- 1969: Romeo und Julia von Shakespeare als Julias Amme
- 1972: Die Schwiegertochter als Mrs Purdy
- 1974: Zündschnüre
- 1975: Sei nett zu Mr. Sloane von Joe Orton als Kathrin
- 1979: Fürsorgezöglinge nach Ulrike Meinhof
- 1981: BNM – Geld spielt keine Rolle von Peter Sattmann als Marylin Steuffen
- 1985: Solo für Tana (Soloprogramm)
- 1990: Tana in New York (Soloprogramm)
- 1996: Tana in Moskau von Uwe Jens Jensen
- 1990: Tod und Teufel von Peter Turrini, Gastspiel am Wiener Burgtheater als „Figur einer alten und versoffenen Frau“
- 2002: Harold & Maude von Colin Higgins als Maude
- 2003: Mendy – das Wusical von Helge Schneider
- 2004: Bluthochzeit von Federico García Lorca
- 2005: Gala an den Bochumer Kammerspielen anlässlich des 80. Geburtstags und 50. Bühnenjubiläum
- 2006: A kiss is just a kiss (Regie: Franz Xaver Zach)
- 2006: Ist das normal? Ist das erlaubt? (Regie: Judith Ittner)
Kino
- 1973: Die Zärtlichkeit der Wölfe (Regie: Ulli Lommel)
- 1978: Die Abfahrer (Regie: Adolf Winkelmann)
- 1981: Jede Menge Kohle (Regie: Adolf Winkelmann)
- 1983: Kiez – Aufstieg und Fall eines Luden (Regie: Walter Bockmayer, Rolf Bührmann)
- 1984: Super (Regie: Adolf Winkelmann)
- 1987: Peng! Du bist tot! (Regie: Adolf Winkelmann)
- 1989: Schluckauf (Regie: Roland Klick)
- 1993: Die Denunziantin (Regie: Thomas Mitscherlich)
- 1996: Männerpension (Regie: Detlev Buck)
- 1997: Das erste Semester (Regie: Uwe Boll)
- 2000: Fußball ist unser Leben (Regie: Tomy Wigand)
- 2002: Was nicht passt, wird passend gemacht (Regie: Peter Thorwarth)
- 2004: Aus der Tiefe des Raumes – … mitten ins Netz! (Regie: Gil Mehmert)
- 2004: Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm (Regie: Helge Schneider)
- 2006: Ein Dichter in der Familie (Rolle: Grete Krause, Regie: Johannes Klaus)
Film und Fernsehen
- 1970: Der Fall von nebenan „Recht bleibt Recht“ (ARD)
- 1971: Die Frau in Weiß (Regie: Wilhelm Semmelroth, WDR)
- 1972: Tatort „Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer“ (Regie: Michael Verhoeven, ARD)
- 1973: Kleiner Mann, was nun? (Regie: Peter Zadek, WDR)
- 1973: Smog (Regie: Wolfgang Petersen)
- 1975: Eine ganz gewöhnliche Geschichte (Regie: Eberhard Hauff, ARD)
- 1976: Der Fall Bundhund (Regie: Eberhard Hauff, ZDF)
- 1976: Aufforderung zum Tanz (Regie: Peter F. Bringmann, WDR)
- 1976: Ein Herz und eine Seele „Telefon!“ (Regie: Jürgen Flimm, WDR)
- 1979: Lena Rais (Regie: Christian Rischert, ZDF)
- 1980: Tatort „Herzjagd“ (Regie: Axel Corti, ARD)
- 1980: Das kleine Hotel (Regie: Eberhard Hauff, ZDF)
- 1983: Hans im Glück aus Herne 2 (Regie: Roland Gall, ZDF)
- 1983: Helga und die Nordlichter (Regie: Marcus Scholz),ZDF (Buch: Helga Feddersen)
- 1984: Super (Regie: Adolf Winkelmann, WDR)
- 1985: Der Fahnder „Die schwarzen Engel“ (Regie: Stephan Meyer, ARD)
- 1986: SOKO 5113 „Artistengepäck“ (Regie: Kai Borsche, ZDF)
- 1986: Hessische Geschichten (Regie: Alfred Vohrer, ZDF)
- 1987: Minipli (Regie: Peter Voiss, ZDF)
- 1987: Gesundheitsmagazin Praxis: Ideale Ernährung, (ZDF)
- 1987: Dreifacher Rittberger (Regie: Bernd Schroeder, ARD)
- 1987: Peng! Du bist tot! (Regie: Adolf Winkelmann)
- 1988: Tatort „Moltke“ (Regie: Hajo Gies, ARD)
- 1988: Großstadtrevier: Kälteeinbruch
- 1988: ZDF-Städteturnier (Rolle: typische Kiosk-Besitzerin aus Bochum)
- 1990: Alles im Griff; Regie: Joachim Roehring, ZDF, mit Ralf Richter
- 1991: Leo und Charlotte (Regie: Kaspar Heidelbach, ARD), mit Katja Flint
- 1991: Polizeiruf 110: Thanners neuer Job (Regie: Bodo Fürneisen, ARD)
- 1992: Dead Flowers (Regie: Peter Ily Huemer, ORF2)
- 1993: Der Fahnder „Vaterliebe“ (Regie: Rüdiger Nüchtern, ARD)
- 1993: Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend (Regie: Edgar Reitz, NDR/SFB/BR/WDR/SWF)
- 1993: Der kleine Vampir - Neue Abenteuer (Episode 3: Überraschung in der Nacht)
- 1994: Hagedorns Tochter (Regie: Marijan David Vajda, ZDF)
- 1995: Wilder Westerwald (Regie: Bernd Löhr, ZDF)
- 1995: Club Las Piranjas (Regie: Ulli Baumann, ARD/NDR)
- 1996: Willi und die Windzors (Regie: Hape Kerkeling, ARD/NDR + ORF)
- 1997: Die Oma ist tot (Regie: Angelo Colagrossi, NDR)
- 1998: Das vergessene Leben (Regie: Claudia Prietzel, ARD/ZDF)
- 1998: Das Trio (Regie: Hermine Huntgeburth, ORF/NDR)
- 1998: Großstadtrevier „Kälteeinbruch“ (Regie: Christian Görlitz, ARD)
- 1998: Gisbert (WDR)
- 1999–2003: Die Anrheiner (WDR)
- 2000: Alles Atze (Episode 1.13: Peep-Show mit Handicap)
- 2003: Mendy – Das Wusical (Regie: Helge Schneider, ZDF theaterkanal)
- 2004: Das Schwalbennest (Regie: Maris Pfeiffer, ZDF)
- 2004: Großstadtrevier „Fremde Mächte“ (Regie: Florian Baxmeyer, ARD)
- 2004: Eine verflixte Begegnung im Mondschein (Regie: Dror Zahavi, Sat.1)
Tonträger
- 1970: Vatter, aufstehn!
- Vatter, aufpassen
- Vatter, Augen zu
- 1977: Bett an Bett mit Alex (Living next door to Alice)
- 1992: Tanas Ruhrpottwelt (edition ruhrton)
Auszeichnungen
- 1989: Ehrenring der Stadt Bochum
- 1990: Schauspielerin des Jahres von „Theater heute“ für ihre Gastrolle im Wiener Burgtheater
- 1994: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen[11]
- 1999: Tegtmeiers Erben der Stadt Herne (Ehrenpreis)
- 1999: Bürgerin des Ruhrgebiets vom Verein Pro Ruhrgebiet
- 2008: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstorden der Bundesrepublik[12]
Literatur
- Tana Schanzara: Jeden Morgen dasselbe Theater. Lieder und Geschichten. Econ-Taschenbuch-Verlag, Düsseldorf 1997, ISBN 3-612-26409-5.
Weblinks
- Literatur von und über Tana Schanzara im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tana Schanzara bei IMDb
- Foto vom Denkmal
- Gedenkseite
Einzelnachweise
- ↑ Informationen des WDR zum Zeitzeichen anlässlich des Todestages abgerufen am 20. Dezember 2013
- ↑ Perle des Ruhrgebiets auf spiegel.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Eigentlich hieß sie Konstanze auf wdr.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Pottperle und Ruhrduse auf faz.net, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Tana Schanzara, auf steffi-line.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Tana Schanzara - Lachgeschichten auf ard.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Tana Schanzara wird 80 auf ruhr-uni-bochum.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ knerger.de: Das Grab von Tana Schanzara
- ↑ Bericht zur Enthüllung des Tana-Schanzara-Denkmals, auf derwesten.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Denkmal enthüllt auf pottblog.de, abgerufen am 19. November 2013.
- ↑ Stadtspiegel Bochum, 11. Juni 2008
- ↑ ZDF-Theaterkanal
Personendaten | |
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NAME | Schanzara, Tana |
ALTERNATIVNAMEN | Schanzara, Konstanze |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 19. Dezember 1925 |
GEBURTSORT | Kiel |
STERBEDATUM | 19. Dezember 2008 |
STERBEORT | Bochum |