Joseph Kahn (Rabbiner)
Joseph Kahn (* 2. September 1809 in Wawern; † 10. Juli 1875 in Amsterdam) war von 1841 bis 1875 Oberrabbiner von Trier.[1][2]
Leben
Joseph Kahn wurde als Sohn des jüdischen Vorbeters Mayer Kahn und dessen Frau Bees Kahn, geb. Levy, geboren.
Im Alter von vier Jahren verstarb der Vater. Deshalb fungierte Jacob Samuel, sein Halbbruder aus erster Ehe der Mutter, während Josephs Ausbildungszeit als sein Vormund. Zunächst war Joseph nach dem Tod des Vaters der Beruf des Viehhändlers bestimmt. Eine Verletzung, die er sich bei einem Sturz vom Pferd geholt hatte, machte ihn jedoch für diesen Beruf untauglich. Daher wurde bestimmt, dass er Rabbiner werden sollte.[3]
Joseph Kahn besuchte ab 1823 die Talmudschule in Metz und wechselte im September 1827 zur Schule in Mannheim. Anschließend studierte er ab Ende 1831 für zwei Semester Theologie an der Universität Heidelberg. Ende 1833 setzte er sein Studium bis zum Mai 1838 an der Universität Bonn fort.
Im Jahre 1840 war Joseph Kahn zunächst in der jüdischen Gemeinde von Saarlouis tätig. Im selben Jahr hielt er – noch vor seiner Rabbinatszeit – am 21. Juni 1840 zu Ehren Willhelms II. in Luxemburg am Pessachfest die Festpredigt. Nachdem 1840 seine Berufung als Rabbiner in Koblenz vom Bonner Konsistorium hintertrieben wurde, wurde er 1841 zum Oberrabbiner von Trier gewählt.[4]
In seiner über dreißigjährigen Amtszeit als Oberrabiner nahm er an den Rabbinerkonferenzen in Frankfurt am Main, in Breslau und in Kassel teil. Er förderte den Synagogenbau in seinem Amtsbezirk. Von den über 30 unter seiner Amtsführung erbauten jüdischen Gotteshäuser ragt die 1859 eingeweihte neue Synagoge in Trier heraus. Er hat sich für die schulische Bildung in den zahlreichen kleinen Gemeinden der Region Trier, die Reformierung des Gottesdienstes und den politischen und religiösen Fortschritt des Judentums eingesetzt.
Im Oktober 1844 heiratete er Rebekka van Biema aus Leer, mit der er drei Kinder hatte. Während des Besuchs einer seiner Töchter 1875 in Amsterdam verstarb er. Sein Grab befindet sich auf dem historischen jüdischen Friedhof an der Weidegasse in Trier.
Neben seinen Predigten, von denen einige im Druck (z. B. gesammelt in der Bibliothek jüdischer Kanzelredner von Meyer Kayserling, 1972) vorliegen, verfasste er eine Vielzahl von Artikeln, die in mehreren jüdischen Zeitschriften publiziert wurden.
Predigten und Reden (Auswahl)
- Joseph Kahn: "Die Bestrebungen der neuen Rabbinen zielen nur darauf hin, das wahre alte Judenthum wieder herzustellen" - Predigt, gehalten bei seinem Amtsantritt am Sabbath Vajigasch d. 5. Tebeth 5602 (den 18. Dezember 1841). Hall'sche Buchhandlung, Trier 1842.
- Joseph Kahn: Die Feier der Einweihung der neuen Synagoge zu Trier, am 9.-10. September 1859 (10.11. Ellul 5619). J. Kahn, Trier 1860.
Literatur
- Willi Körtels: Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn, 1809-1875. Eine biographische Skizze. Förderverein ehemalige Synagoge Könen e.V., Konz 2010.
- Michael Brocke, Julius Carlebach, Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner. K.G. Saur, München 2004, ISBN 978-3-598-24871-9, S. 500–502.
- Heinz Monz, Martin Persch, Heinrich Studentkowski: Trierer Biographisches Lexikon. WVT Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2000, ISBN 978-3-88476-400-8, S. 207 f.
- Meyer Kayserling: Bibliothek jüdischer Kanzelredner: eine chronolog. Sammlung der Predigten, Biographien u. Charakteristiken d. vorzüglichsten jüd. Prediger, Band 2. Springer, Berlin 1972, S. 298–306.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Paul R. Mendes-Flohr,Jehuda Reinharz: The Jew in the Modern World: A Documentary History. 2. Auflage. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-507452-1, S. 183.
- ↑ Manfred Jehle: Die Juden und die jüdischen Gemeinden Preussens in amtlichen Enquêten des Vormärz. Walter de Gruyter, 1998, S. 1472.
- ↑ Meyer Kayserling: Bibliothek jüdischer Kanzelredner: eine chronolog. Sammlung der Predigten, Biographien u. Charakteristiken d. vorzüglichsten jüd. Prediger, Band 2. Springer, Berlin 1972, S. 298 f.
- ↑ Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, Bände 17-18. Selbstverlag der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, 1991, S. 171.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kahn, Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | Oberrabbiner von Trier |
GEBURTSDATUM | 2. September 1809 |
GEBURTSORT | Wawern |
STERBEDATUM | 10. Juli 1875 |
STERBEORT | Amsterdam |