Liste von Entführungen in Deutschland
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Die folgende Liste umfasst eine Auswahl von Freiheitsberaubungen durch eine Entführung in Deutschland. Zu Flugzeugentführungen auch mit deutschen Beteiligten oder auf deutschem Boden siehe Liste von Flugzeugentführungen. Geiselnahmen und Verschleppungen sind nicht berücksichtigt.
Nicht aufgeführt sind außerdem die ungefähr 400 Entführungsopfer, die von der Stasi aus Westdeutschland in die DDR verschleppt wurden.[1]
Die Tabelle ist sortierbar insbesondere alphabetisch nach den Namen der Opfer, dem Tatjahr und der Art der Entführung. Hier wird unterschieden zwischen Lösegelderpressung bei Erwachsenen oder Kindern und Entführungen mit terroristischen Hintergrund.
Entführungsfall | Datum | Art | Erläuterung |
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Richard Oetker | 14. Dezember 1976 | Lösegeldforderung | Richard Oetker wurde 47 Stunden nachdem er entführt worden war gegen die zahlung von 21 Millionen DM Lösegeld mit schwersten Verletzungen, die er sich in der Holzkiste, in der er gefangen gehalten wurde, zugezogen hatte, freigelassen. Der Entführer Dieter Zlof wurde nach zwei Jahren überführt und verhaftet und im folgenden Prozess zur Höchststrafe von 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. |
Johannes Erlemann | 6. März 1981 | Kindesentführung | Der 11-jährige Johannes Erlemann wurde vierzehn Tage nach der Entführung gegen eine Lösegeldzahlung von 3 Millionen DM freigelassen. Vom Lösegeld blieb auch nach der Verhaftung der Täter fast die Hälfte unauffindbar. Die Täter erhielten Freiheitsstrafen zwischen 3 und 10 Jahren. |
Jakub Fiszman † | 1. Oktober 1996 | Lösegeldforderung | Das Opfer wurde von zwei Tätern (ein mehrfach vorbestrafter Vater mit seinem Sohn) auf dem Gelände seiner Exportfirma überwältigt und danach entführt. Dabei erlitt es Verletzungen. Auch nach seinem Tod forderten die Entführer weiter Lösegeld. 19 Tage nach der Tat wurden 4 Millionen DM gezahlt. Der Prozess gegen die Täter begann fast genau ein Jahr nach der Tat und endete für den Sohn mit einer 12-jährigen Freiheitsstrafe und für den Vater mit lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung. |
Nina von Gallwitz | 18. Dezember 1981 | Kindesentführung | Die 8-jährige Nina von Gallwitz wurde auf dem Heimweg von der Schule entführt und anschließend 149 Tage lang gefangen gehalten. 1982 kam sie nach der Zahlung von 1,5 Millionen DM Lösegeld frei. Die Straftat konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. |
Joachim Göhner † | 15. April 1958 | Kindesentführung | Joachim Göhner war das erste Kind, das in der Bundesrepublik Deutschland entführt wurde. Nachdem die Übergabe von 15.000 DM mehrfach gescheitert war wurde er sieben Tage später in einem Wald tot aufgefunden. Daraufhin wurde erstmals öffentlich die Stimme eines Täters im Rundfunk ausgestrahlt. Dieser wurde danach gefasst und beging Suizid vor Beginn des Prozesses. |
Wolfgang Gutberlet | 8. Oktober 1976 | Kindesentführung | Wolfgang Gutberlet wurde während eines fingierten Treffens auf einer Tankstelle entführt und nach acht Tagen gegen Zahlung von 2 Millionen D-Mark wieder freigelassen worden. Die Täter waren wenige Stunden nach der Freilassung verhaftet worden und wurden später zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. |
Jakob von Metzler † | 27. September 2002 | Kindesentführung | Der 11-jährige Bankierssohn Jakob von Metzler wurde von Magnus Gäfgen entführt und am gleichen Tag ermordet. Der mit dem Opfer bekannte Täter gestand nach einem Verhör unter Folterandrohung die Tat und führte die Polizei zur Leiche des Kindes. Er erhielt eine 2004 letztinstanzlich bestätigte lebenslange Freiheitsstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. |
Maria Bögerl † | 12. Mai 2010 | Lösegeldforderung | Die Bankiersgattin Maria Bögerl wurde am Morgen des 12. Mai 2010 entführt. Die Übergabe des geforderten Lösegelds von 400.000 € scheiterte kurz danach. Das Opfer wurde am 3. Juni 2010 in einem Wald entdeckt. Der fall wurde bisher nicht aufgeklärt, wobei der Polizei von der Familie der Ermordeten kritisiert wird. |
Eustachius Hell † | 20. Dezember 1976 | Kindesentführung | Der sechsjährige Eustachius Hell aus dem Kühbacher Ortsteil Paar auf dem Heimweg von der Schule entführt. Laut eigener Aussage des Entführers spontan weil er sich nicht getraut habe eine Bank zu überfallen. Noch am selben Tag hat der Entführer den Jungen aus Angst vor Entdeckung ermordet. Anschließend forderte er 200.000 DM Lösegeld ohne sich nach diesem Anruf noch einmal zu melden. da ein Zeuge sich das Kraftfahrzeugkennzeichen des Autos, mit dem er das Kind entführt hatte, notiert hatte wurde er nach wenigen Tagen verhaftet. Im Strafprozess wurde er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.[2][3] Der Donaukurier berichtete 2006, das der Mörder aus der Haft entlassen wurde. |
Renate Putz † | 5. April 1971 | Lösegeldforderung | Die 16-jährige Millionärstochter Renate Putz wurde am Montag, dem 5. April 1971 entführt. Ihre Eltern machten sich anfangs über ihr Verschwinden keine Gedanken und fuhren am darauffolgenden Freitag in ihr Ferienhaus in der Toskana. Als sie am 15. April zurück kamen fanden sie zwei Briefe ohne Absender im Briefkasten mit einer Lösegeldforderung in Höhe von 350.000 DM. Wahrscheinlich wurde sie aber schon am zweiten Tag nach der Entführung vom 50-jährigen Karl Dorfner erschossen. Dieser beging, nachdem er die tat gestanden hatte, in der Untersuchungshaft Selbstmord.[4][5] |
Silvia Müller | 10. Februar 1982 | Sexualstraftat | Der sechszehnjährige wurde am 10. Februar 1982 entführt und bis zum 23. Mai 1983 von einem Ehepaar gefangen gehalten. Während der Gefangenschaft wurde sie sexuell missbraucht, körperlich misshandelt und vergewaltigt. Ihre Entführer ließen sie nach über 15 Monaten entkommen. Das Ehepaar, das beruflich als Unternehmer Millionen verdient hatte, wurde zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Kurz nach dem Urteil beging der Ehemann Selbstmord in seiner Zelle.[6] |
Hendrik Snoek | 3. November 1976 | Lösegeldforderung | Der damals erfolgreiche Springreiter wurde aus seiner Wohnung in Münster entführt. Es wurden 5 Millionen DM Lösegeld gezahlt. Am %. November wurde er eher zufällig in seinem Versteck, welches sich in 52 Meter Höhe im Pfeiler einer Autobahnbrücke befand, gefunden und befreit. Einer der beteiligten Entführer wurde kurze Zeit später zu einer Haftstrafe von 13 Jahren verurteilt. |
Claudia Ruf | 11. Mai 1996 | Sexualstraftat Kindesentführung | Der elfjährige hatte am 11. Mai 1996 den Hund eines Nachbarn ausgeführt und war dabei entführt worden. Nachdem der Hund ohne sie nach Hause gelaufen war wurde sie gesucht uind zwei Tage später tot auf einem Feldweg gefunden. Sie war missbraucht und gequält worden. Der Täter hatte die Leiche angezündet.[7] auch nach einem Massengentest 2011 konnte der Täter bisher nicht gefunden werden.[8] |
Axel Sven Springer | 21. Januar 1985[9] | Lösegeldforderung | Der Sohn von Axel Springer jr. war nachts aus dem Lyceum Alpinum Zuoz entführt und dabei aus einem Fenster abgeseilt worden. Er musste selbst Kassetten besprechen, in denen 15. Millionen DM Lösegeld und gefordert wurden. Nachdem der Fall nach drei Tagen öffentlich wurde ließen ihn die Täter mit dem Versprechen frei, das er der Polizei falsche Hinweise gibt und ihnen 200.000 DM übergibt. Bei der Geldübergabe wurden die Täter verhaftet.[10] Zwei ehemalige Schüler des Lyceums wurden später zu Freiheitsstrafen von 2 und 9 Monaten beziehungsweise vier Jahren verurteilt und die Freundin des einen zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 3 Monaten.[11] |
Einzelnachweise
- ↑ Der Spiegel: Tell und das tote Wildschwein, 14. Februar 2015
- ↑ Augsburger Allgemeine: Geiselnahme mit der Spielzeugpistole, 21 Mai 2009
- ↑ Der Spiegel: ... der ja immer wieder Bewährung erhielt, 28. Februar 1977
- ↑ Die Zeit: Keine Modepuppe, 30. April 1971
- ↑ Der Spiegel: Verschonen Sie meine Frau und meine Kinder, 22. Februar 1982
- ↑ Der Spiegel: Ich habe nichts als meine Pflicht getan, 11. März 1985
- ↑ Die Welt: "Notfalls geht dieser Mord mit mir in Pension", 11. März 1998
- ↑ Express: Auch letzter Speicheltest verlief negativ, 22. September 2011
- ↑ Der Spiegel: Seltsam, seltsam, 28. Januar 1985
- ↑ Der Spiegel: Mal erleichtern, 18. Februar 1985
- ↑ Die Zeit: Die Strafe die sitzt, 11. Oktober 1985