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Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra

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Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen
Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra
Frontansicht des Schulgebäudes
Schulform Gymnasium mit Internat für Schüler mit Hoch- und Mehrfachbegabung
Gründung 1543 (Neugründung 2001)
Adresse Freiheit 13
Ort Meißen
Land Sachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 9′ 50″ N, 13° 28′ 5″ OKoordinaten: 51° 9′ 50″ N, 13° 28′ 5″ O
Träger Freistaat Sachsen
Schüler 2012/2013: 267 (weibl. 128 : männl. 139)[1]
Lehrkräfte 2012/2013: 57 (weibl. 29 : männl. 28)[2]
Leitung Ulrike Ostermaier[3]
(Schulleiterin, seit 1. August 2008)

Tino Wiedemann
(Internatsdirektor, seit April 2009)

Website www.sankt-afra.de

Das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen ist ein Gymnasium für Hochbegabtenförderung im Freistaat Sachsen mit Sitz in Meißen. Es trägt den Namen der Heiligen Afra, Schutzpatronin für Stadt und Bistum Augsburg. Ziel der Schule ist es, Schüler mit Hoch- und Mehrfachbegabung zu fördern und dabei soziale Kompetenzen besonders in den Vordergrund zu rücken. Schulkosten fallen für die internatliche Betreuung, Miete und Verpflegung an. Sankt Afra ist die erste staatlich getragene Bildungseinrichtung ihrer Art in Deutschland und gilt als Vorbild für weitere Schulen vergleichbaren Anspruchs.

Vom Leitbild der humanistischen Bildung und Erziehung auf der Landesschule kündet seit der deutschen Aufklärung das Programmwort Kants: „Wage zu wissen!“ als Inschrift über dem Südportal: Sapere aude, welches ursprünglich vom lateinischen Dichter Horaz stammt. Das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra sieht sich in der Tradition der „Fürstlichen Landesschule St. Afra“ (gegr. 1543), zu deren bekanntesten Absolventen Christian Fürchtegott Gellert, Ernst Schnabel, Samuel Hahnemann, Friedrich Naumann und Gotthold Ephraim Lessing zählen.

Gegenwart

Schulerfolge

Im Rahmen der gezielten Förderung additum II können die Schüler an verschiedenen Wettbewerben teilnehmen und konnten seit der Neugründung im Jahre 2001 bereits beachtliche Erfolge verbuchen. Dazu zählen unter anderem erste Plätze beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen, Bundeswettbewerb Informatik, Bundeswettbewerb Jugend debattiert, Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten oder auch bei Jugend forscht.

Konzeption

Blick über das Mittelstufendorf
Weg zur Turnhalle neben der Mensa
Haus 1 im Winter
Mensa (Hangansicht)
Kreuzung zum Oberstufendorf
Schuleingang
Mensa

Auswahlverfahren

Das Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen nimmt zu Beginn eines jeden Schuljahres bis zu 50 Schüler der siebten Klasse auf. Dazu erfolgt ein zweitägiges Auswahlverfahren, in dem neben einem Kognitiven Fähigkeitstest auch die Teamfähigkeit, Soziale Integrität und Psychologie berücksichtigt werden. Nach ihrer Aufnahme unterliegen die Schüler einer dreimonatigen Probezeit. Für Quereinsteiger ist ein Wechsel zu Sankt Afra nur möglich, wenn ein Platz in der jeweiligen Jahrgangsstufe frei geworden ist und eine Aufnahmeprüfung bestanden wurde.

Unterricht

Als Besonderheit hat das Landesgymnasium Sankt Afra ein generalistisches Profil und bietet Vertiefungen in sprachlich/interkultureller, mathematisch/naturwissenschaftlicher, künstlerisch/ästhetischer und musischer Richtung an.

Aus diesen Richtungen können sich die Schüler, in Rücksprache mit ihrem gymnasialen Mentor, im Rahmen von verschiedenen Addita vertiefen. Mindestens müssen zwei aus diesen vier Vertiefungen gewählt werden, maximal aber sind vier möglich. In der Sekundarstufe I nehmen die Schüler sowohl am naturwissenschaftlichen als auch am sprachlichen Unterricht teil, zwischen denen sie sich an den meisten Regelgymnasien entscheiden müssen. Je nach Interesse kann zwischen Latein und Altgriechisch als alte Sprache und zwischen Französisch, Russisch und Spanisch als moderne Sprache gewählt werden. Englisch ist hierbei vorgeschriebene erste Fremdsprache.

Alle Schüler lernen mindestens drei Fremdsprachen. Ab der 9. Klasse wird eine vierte Fremdsprache als Vertiefung angeboten, interessierte Schüler können zwischen Spanisch und Russisch wählen. Außerdem können Schwedisch und Italienisch im Rahmen einer AG erlernt werden.

Der Unterricht wird in Doppelstunden abgehalten, von denen ein normaler Tag drei hat. Samstagvormittag finden, im Gegensatz zu anderen Schulen, zwei Doppelstunden statt, diese fangen etwas später an. Der Unterrichtsinhalt orientiert sich am sächsischen Lehrplan, wird jedoch nach Möglichkeit gekürzt und intensiviert, was den Schülern Spielraum für Eigeninitiative offen lässt.

Für Schüler, die sich für gewisse Themen besonders interessieren, gibt es in Afra das Konzept des Lernvertrages. Dieser ermöglicht es den Schülern in Eigenregie mit Unterstützung des Lehrers parallel zur Unterrichtszeit an einem bestimmten Thema zu arbeiten. Am Ende eines solchen Lernvertrages steht dann meist ein Vortrag, eine Abhandlung oder eine andere Schülerleistung.

In der 8. und 9. Klasse gibt es in Afra Trimesterarbeiten, die dreimal im Jahr zu variierenden Themengebieten erbracht werden. In der 10. Klassenstufe gibt es eine größere Facharbeit zu einem freien Thema, die als Vorbereitung zur Besonderen Lernleistung in der Oberstufe gilt. Zusätzlich zum Basisunterricht (Fundamentum) und den Vertiefungsunterricht (Additum I) gibt es in Sankt Afra noch die Möglichkeit auf wettbewerbsorientierte Vertiefungen (Additum II). Die Fachlehrer entscheiden jeweils über die Teilnahme am Additum II, nicht aber über die Teilnahme an Wettbewerben.

In der 9. bzw. 10. Klasse findet der Geschichtsunterricht ein halbes Jahr lang auf Englisch statt. Je nach Personalsituation wird nicht der Geschichtsunterricht, sondern zum Beispiel Biologie ein Halbjahr bilingual abgehalten. Außerdem gibt es Addita auf Englisch.

Oberstufe

In der Oberstufe am Landesgymnasium Sankt Afra wird zusätzlich zum Pensum eines sächsischen Regelgymnasiums ein dritter Leistungskurs unterrichtet. Im Gegensatz zu anderen sächsischen Spezialschulen ist in Sankt Afra das Angebot an Leistungskurs-Kombinationsmöglichkeiten umfangreicher. Die Kombinationsmöglichkeiten entsprechen den Vorgaben des sächsischen Kultusministeriums, so sind etwa Kunst-, Gemeinschaftskunde- oder Sportleistungskurse nicht wählbar, Mathematik und Deutsch nicht abstufbar. Dennoch können sich die Schüler in diesem Rahmen auch in unübliche Leistungskurse einschreiben, so kam im Jahr 2006 erstmals in Sachsen ein Altgriechisch-Leistungskurs zustande, aber auch Naturwissenschaften in Kombination sind möglich.

Auf Beschluss des sächsischen Kultusministeriums hin wurde bislang in Sankt Afra in der Sekundarstufe II kein Englisch unterrichtet, da der Wissenszuwachs zu gering sei. Teilweise wurden aber Themen, die normalerweise im Englisch-Leistungskurs unterrichtet werden, bereits in den Lehrplan der 9./10. Klasse eingebaut. Mit der ab dem Schuljahr 2008/09 wirksamen Reform der gymnasialen Oberstufe in Sachsen wird diese Regelung hinfällig und Englisch – zumindest als Grundkurs – angeboten. Zusätzlich gibt es in Sankt Afra Möglichkeiten für Schüler, ihr Englisch zu verbessern; neben einem Wahlgrundkurs English Literature werden auch AGs angeboten.

Das Angebot an besonderen Wahlgrundkursen bietet den Schülern zusätzliche Wahlmöglichkeiten. So gibt es einen Italienisch- und English Literature-Wahlgrundkurs, aber auch einen Wahlgrundkurs Sprache und Theater und Astronomie.

Frühstudium

In Zusammenarbeit mit der TU Dresden und Unterstützung der Stiftung der Deutschen Telekom, wird am Landesgymnasium Sankt Afra die Möglichkeit zu einem Frühstudium angeboten. Schüler der 9. bis 12. Klasse können bei hervorragenden schulischen Leistungen in einigen ausgesuchten Fächern am Studienalltag der TU Dresden teilnehmen. Bei Bestehen der Abschlussklausuren der Universität ist es möglich, den jeweiligen Semesterkurs für ein späteres Studium anzurechnen.

Besondere Lernleistung (BeLL)

Die Besondere Lernleistung am Landesgymnasium Sankt Afra ist analog zu der in Sachsen freiwillig zu erbringenden Facharbeit im Rahmen des Abiturs. Jedoch ist sie für Schüler des Landesgymnasiums nicht fakultativ, sondern Bestandteil der Philosophie der Schule. Den Schülern wird über die 11. und 12. Klasse hinweg Zeit gegeben, sich dieser Arbeit zu widmen, um am Ende eine anspruchsvolle, allen wissenschaftlichen und stilistischen Kriterien gerecht werdende Arbeit abliefern zu können, die anschließend in einem Kolloquium verteidigt werden muss. Hierbei wurden in den letzten Jahren einige Forschungsprojekte erbracht, die zu großen Teilen universitären Ansprüchen gerecht wurden. Sämtliche eingereichten Arbeiten werden in den Bestand der Bibliothek aufgenommen, um so künftigen Schülergenerationen die Möglichkeit zu eröffnen, begonnene Arbeiten weiterzuführen.

Schulabschluss

Schüler des Landesgymnasiums Sankt Afra schreiben das sächsische Zentralabitur, das im nationalen Bildungsvergleich regelmäßig sehr gut abschneidet. Für das Abitur muss der Schüler zwei seiner drei Leistungskurse auswählen, welche er als Leistungskurs prüfen lässt. Zusätzlich muss er sich vorab entscheiden, ob er seine Besondere Lernleistung in den Prüfungsteil seines Abiturs einbringt. Dafür kann er zwei Wochenstunden als BeLL-Zeit anrechnen lassen.

Die Zeit am Landesgymnasium Sankt Afra endet mit dem Erhalt des Abiturzeugnisses und der Übergabe des „Afrazertifikates“. In diesem wird der Werdegang zusammengefasst dargestellt und die speziellen Vertiefungen und Erfolge während der Zeit am Landesgymnasium gewürdigt. Dabei erbringt jeder Schüler entweder das Latinum oder das Graecum.

Obwohl das Niveau der Kurse am Landesgymnasium Sankt Afra höher als an den meisten Regelgymnasien ist und auch die Anzahl der Wochenstunden das normale Maß zumeist übersteigt, zeigten die Absolventen der bisherigen Jahrgänge respektable Ergebnisse.

Bisher hat jeder Afraner die Anforderungen für das sächsische Zentralabitur erfüllt.

Seit dem Schuljahr 2011/12 besteht am Landesgymnasium Sankt Afra die Möglichkeit, zusätzlich zum sächsischen Abitur das IB Diplom zu erwerben. Der Abiturjahrgang 2013 wird dementsprechend die ersten IB-Diplomabsolventen in seinen Reihen haben.

Internationalität und Schulpartnerschaften

Am Landesgymnasium Sankt Afra ist ein mehrere Wochen bis max. ein Trimester andauernder Schüleraustausch im Ausland möglich, der auch seitens der Schule unterstützt wird. Zu bestimmten Zeiten gibt es Austauschschüler, vorrangig aus Frankreich und Mexiko, die gemeinsam im Internat mit den anderen Schülern zusammen leben.

Schulpartnerschaften unterhält das Landesgymnasium Sankt Afra zum Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg, zur Deutschen Schule in Mexiko-Stadt und zu Schulen in Frankreich und Italien.[4]

Das Landesgymnasium Sankt Afra nimmt an einigen internationalen Projekten und Wettbewerben teil, bei denen auch enge transnationale Zusammenarbeit mit anderen Schulen bestehen. Dazu gehören insbesondere das Comenius-Programm der Europäischen Union, das Brigitte-Sauzay-Programm zum deutsch-französischen Schüleraustausch und der Kooperationsvertrag mit der Fremdsprachenschule in Wuhan, China.

Die Schüler werden beim Erwerb von Sprachdiplomen durch die Schule unterstützt, indem zum Beispiel die Fahrtkosten erstattet werden. Viele Französischlernende nehmen die Möglichkeit war, das DELF zu erhalten, aber vereinzelt nehmen Schüler auch an anderen Sprachzertifikatsprüfungen teil.

Seit Februar 2011 hat das Landesgymnasium Sankt Afra den Status einer IB World School. Den Schülern wird hiermit die Möglichkeit geboten, zusätzlich zum Abitur den international anerkannten, englischsprachigen IB-Abschluss (International Baccalaureate®) zu erwerben. Bereits ab der 8. Klasse werden englischsprachige Vorbereitungskurse angeboten, in denen in zusätzlichen Unterrichtsstunden Stoff vermittelt wird, der im sächsischen Lehrplan nicht berücksichtigt ist.

Soziales Engagement

Die Räumlichkeiten des Landesgymnasiums St. Afra werden oft für regionale und überregionale Veranstaltungen genutzt. So ist die Aula eine der Spielstätten des jährlichen Pianoforte-Festivals in Meißen. Auch Vorträge und Vorführungen werden von Außenstehenden hier durchgeführt oder sind für die Menschen aus Meißen und Umgebung geöffnet, so zum Beispiel Konzerte.

Spendenlauf

Datum Spendenläufer Spendensumme Spendenziel
15. Juli 2006 127 2.290 € Bibliothek Meißen
16. Juni 2007 136 5.143 € Jugendtheatergruppe Meißen
14. Juni 2008 ? 4.000 € Meißner Tafel/Kinder- und Jugendhaus KAFF
12. Juni 2009 85 4.800 € Spielplatz im Meißner Käthe-Kollwitz-Park
12. Juni 2010 81 3.451 € Kinderzentrum Elblandklinikum Meißen

Die Schüler des Landesgymnasiums setzen sich seit 2006 durch die Initiative Meißner Spendenlauf, gemeinsam mit dem Gymnasium Franziskaneum Meißen, für Projekte in Meißen ein. Die Idee des Spendenlaufs entstand aus einer Hilfsgruppe für die Opfer des Tsunamis 2004. Beim Spendenlauf rennen Schüler, aber auch Freizeitsportler. Für jede absolvierte Runde gibt es von Sponsoren vorher festgelegte Gelder. Es zeigt sich dabei steigendes Interesse von beiden Seiten.

Services

Die Services am Landesgymnasium Sankt Afra sind verschiedene gemeinnützige Projekte, die außerhalb der Schule, aber zentral organisiert stattfinden. Jeder Schüler der Klassenstufen 9 und 10 wählt für sich jeweils ein Jahr eine Tätigkeit, etwa Mithilfe in einem Kindergarten oder einem Altenpflegeheim und engagiert sich dort mindestens einmal pro Woche. Einige Schüler gehen in ihrem Engagement auch darüber hinaus und beteiligen sich auch mitunter in der Oberstufe in ihren Projekten.

Als Service kann auch die Pflege des „Afra-Weinbergs“ gewählt werden. Seit Februar 2006 beschäftigen sich die interessierten Schüler mit dem Weinbau und eignen sich Grundkenntnisse über die Winzerei an. Der dafür gepachtete Weinberg „Rosengründchen“ befindet sich im Elbtal am Rand Meißens.[5]

Sozialer Tag

Das Landesgymnasium beteiligt sich seit 2007 am Sozialen Tag. So tauschten erstmals am 17. Juli 2007 alle Schüler die „Schulbank gegen die Werkbank“, die Übrigen säuberten das Gelände und räumten es auf. Dies sollte ein Ansporn sein, sich einen Arbeitgeber zu suchen und sich sozial zu engagieren.

Leben im Internat

Nach dem Frühstück findet ein Frühkonzil in der Aula des Schulgebäudes statt. Dieses ist Bestandteil des Schulkonzepts und gleichzeitig Plattform für organisatorische Anliegen. Im Nachrichtenteil informiert ein Schüler über aktuelle Geschehnisse aus der Presse. Im Kulturteil wird ein frei gewähltes wissenschaftliches oder gesellschaftliches Thema behandelt oder ein Werk aus Kunst oder Musik vorgestellt. Den Schluss bilden organisatorische Informationen.

Um 7:45 Uhr beginnt für die Schüler der Mittelstufe der Unterricht in Doppelstunden, zwischen die je eine halbe Stunde Pause eingeschoben ist. Es gibt kein Pausenklingeln. Nach der ersten Doppelstunde wird in der Mensa das zweite Frühstück, nach der dritten das Mittagessen serviert.

An allen Wochentagen außer Mittwoch beginnt nach einer einstündigen Pause die bis zur 9. Klasse verpflichtende Studienzeit, in der die Schüler lernen, nacharbeiten und sich weiterführend akademisch beschäftigen müssen. Im Schulgebäude gibt es verschiedene Angebote: Sammel-, Silentium (Ruhe)- oder Experten-Räume, in denen Fachlehrer oder fortgeschrittene Schüler ihre Hilfe zu fachlichen Themen anbieten. Für Gruppenarbeit stehen Gruppenräume zur Verfügung. Die Wettbewerbsvertiefungen (additum 2) finden ebenfalls in dieser Zeit statt.

Am späten Nachmittag finden die Addita statt. Schüler, die nicht alle der vier Additumsbereiche (künstlerisch/ästhetisch, sprachlich/interkulturell, mathematisch/naturwissenschaftlich bzw. musisch) belegt haben, können die Zeit anderweitig nutzen. Mittwochs wird stattdessen für die Klassen 7/8 die Tätigkeit in einer Werkstatt angeboten. Die Schüler haben die Wahl zwischen verschiedenen handwerklich/künstlerischen Tätigkeiten. Die Schüler der 9./10. Klasse engagieren sich während dessen in ihren Services. Zum Abendessen der Mittelstufe um 17:45 Uhr sind diese Aktivitäten zu Ende.

In der internatseigenen Turn-/Mehrzweckhalle bestehen Leistungsgruppen in den Teamsportarten Fuß-, Volley-, Hand- oder Basketball, Unihockey, in Turnen und Gymnastik, Judo und Badminton. Außerdem gibt es von den Schülern selbst organisierte Tanzkurse oder Yoga. Es gibt einen internatseigenen Sportplatz, eine Tischtennisplatte und ein Freiluftschachfeld. Arbeitsgemeinschaften gibt es für Sprachen, Model United Nations, Business @ School, Planspiel Börse, es gibt einen Schul- und einen Gospelchor. In der Aula finden Konzerte und Theateraufführungen sowohl von Schülern als auch von Künstlern statt, es finden Konzert- und Opernbesuche statt. Zur Hauszeit zwischen 21 und 22 Uhr unter der Woche, je nach Klassenstufe, sollen alle Schüler wieder in ihren Internatsgebäuden sein. Der Internatsmentor geht durch die Zimmer seines Bereichs und steht als Ansprechpartner und Betreuer zur Verfügung.

Wochenende

Alle drei bis vier Wochen fahren die Schüler zu ihren Familien. Sie reisen meist Freitagmittag ab und kommen Montagabend wieder. An Wochenenden, in denen die Schüler im Internat sind, finden stattdessen zwei Unterrichtsstunden am Samstagvormittag statt. Im Anschluss wird in der Schulversammlung über aktuelle internatliche oder schulische Tendenzen informiert. Wettbewerbsauszeichnungen werden überreicht und organisatorische Informationen gegeben. Mitunter werden Ausflüge am Wochenende unternommen, etwa Haus-, Ski- oder Paddelwochenenden, Kulturangebote in anderen Städten werden wahrgenommen oder anderes.

Feste und Veranstaltungen

Das Leben im Internat wird durch viele jährlich wiederkehrende Feste und Veranstaltungen bestimmt, die jeweils von verschiedenen Klassenstufen organisiert werden. Dazu zählen das Herbstfest und der Kostümball (Fasching). Festlicher Höhepunkt des Jahres ist das Sommerfest.

In der Vorweihnachtszeit findet das Formal Dinner statt, ein gemeinsamer Abend mit Essen und musikalischer Begleitung in der Mensa, bei dem alle Schüler und Lehrer in festlicher Kleidung erscheinen. Ähnlich findet auch das Colloquium Afranum statt, bei dem dazu noch verschiedene Gäste (unter anderen Roland Wöller und Werner Patzelt) eingeladen werden, ein gesellschaftlicher Vortrag gehalten wird und der Abend schließlich in einem Büfett und Gesprächen endet.

Internat und Architektur

Weg zum Oberstufendorf

Das Internatsgelände ist durch sein Landschaftskonzept geprägt. Aus einem Architekturwettbewerb mit 350 Einsendungen ging das Architekturbüro Friedrich und Partner als Gewinner hervor.

Der vorhandene Internatsbau wurde abgerissen und durch kleinere Baueinheiten ersetzt, die dem Stadtbild Meißens mit seinen Treppen und Gassen nachempfunden sind. Die natürliche Parksituation des Hangs blieb erhalten, und die Großbauten Turnhalle und Mensa mit Cafeteria wurden in den Hang hinein und teilweise unterirdisch angelegt.

Mittel- und Oberstufe sind in zwei durch eine Straße getrennte Dörfer eingeteilt. Im Mittelstufendorf gibt es fünf zweigeschossige und vier viergeschossige Häuser, im Oberstufendorf haben alle vier Häuser jeweils drei Etagen. Auf jeder Etage befinden sich jeweils vier Doppelzimmer, zwei separate Toiletten, ein gemeinsam genutztes Bad mit drei Duschkabinen und vier Waschbecken sowie ein Gemeinschaftsraum mit Kochzeile, Telefon und Fernseher. Außerdem gibt es auf jeder Etage zwei Abstellkammern und eine Kammer zum Wäschetrocknen.

Betreut werden die nach Geschlechtern getrennten Schülerhäuser von einem Internatsmentor, der in unmittelbarer Nähe in einem eigenen Haus wohnt. Der Internatsmentor ist zugleich Lehrer am Gymnasium, jedoch mit geringerem Stundendeputat. Für die viergeschossigen Gebäude des Mittelstufendorfes gibt es zwei verschiedene „Hausnummern“, so dass jeder Internatsmentor die Betreuung für zwei Etagen übernimmt. Im Oberstufendorf betreut ein Mentor aufgrund der höheren Eigenverantwortlichkeit der Schüler ein ganzes Haus mit drei Etagen.

Das afranische Landschaftskonzept ist geprägt von naturbelassenen Wiesen.

Cafeteria

Seit mehreren Jahren existiert in den Räumlichkeiten oberhalb der Mensa eine Schülercafeteria. Sie trägt den Namen „Undenkbar“ und steht allen Afranern offen. Hier kann man verschiedene Snacks, Süßigkeiten und Getränke kaufen. Außerdem ist die Cafeteria ein beliebter Ort, um sich mit anderen zu treffen oder zu entspannen. Die Cafeteria ist ein Schülerunternehmen und wird komplett von Schülern organisiert und umgesetzt.

Schülermitverantwortung

In einer Wahl unter den Schülern am Anfang des Schuljahres, zu der sich interessierte Schüler als Kandidaten stellen können, werden zwei Schulsprecher und die zukünftigen Mitglieder des Schulrats ermittelt. Die Schulsprecherkandidaten müssen sich zuvor in einer Schülervollversammlung den Fragen der Schülerschaft bezüglich ihrer Voraussetzungen und der Ziele für das neue Jahr stellen.

Jedes Haus im Internat wählt außerdem einen Haussprecher („Inspektor“), welcher in der Inspektorenkonferenz über internatliche Probleme und Ereignisse mitbestimmen kann. Außerdem werden für die einzelnen Etagen Sprecher gewählt, welche einen zusätzlichen Ansprechpartner für die Schüler der jeweiligen Etage darstellen.

Einige Inspektoren nehmen neben den gewählten Schülern auch am Schulrat teil. Dieser ist das Hauptorgan der Schülermitverantwortung. In den Schulrat werden außerdem der Schulleiter und der stellvertretende Schulleiter, die Schulsprecher sowie mehrere Lehrer geladen sowie von aktuellen Punkten abhängige Gäste. Entscheidungen trifft der Schulrat über Abstimmungen. Die Schulsprecher haben dabei keine Stimmen. Ein Mitglied des Schulrats wird als Präsident und eines als Protokollant eingesetzt, um die Entscheidungen der Schülerschaft vorzustellen. Der Schulrat übernimmt außerdem bei Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür repräsentative Funktionen.

Auch in der Mensa übernehmen Schüler verschiedene Aufgaben und Funktionen. Täglich unterstützen zwei Schüler als Mensadienst das Mensapersonal und decken Tische oder achten auf Sauberkeit. Ihnen steht der Mensaorganisationsstab (MOS) zur Seite, eine Gruppe ausgewählter Schüler, die die Einhaltung der Verhaltensregeln in der Mensa überwacht.

Schülerzeitung

Am Landesgymnasium erscheint bis zu viermal jährlich die Schülerzeitung afranium. An einer Ausgabe wirken meist zwischen 20 und 30 Schüler mit. Das afranium befand sich bereits mehrere Male unter den vorderen Plätzen beim Sächsischen Jugendjournalistenpreis in der Kategorie Gymnasium. So wurde 2008 und 2004 ein erster Platz erreicht.[6][7] Auch beim nationalen Spiegel-Wettbewerb hat das afranium erfolgreich teilgenommen.[8] 2004 wurde der Schülerzeitung der Sächsische Jugendmedienpreis verliehen.

Vereine

2004 wurde vom ersten Abiturjahrgang der Verein der Altafraner e. V. gegründet, in dem sich die Absolventen der Schule, genannt Altafraner, organisieren. Ziele sind der weitere Kontakt zwischen den Altafranern und auch mit den Schülern. Es werden Stipendien und Ehrungen an besonders engagierte Schüler verliehen oder Studieninformationsveranstaltungen abgehalten.

Weiterhin existiert seit 2000 der Verein der Freunde und Förderer des Sächsischen Landesgymnasiums St. Afra e. V.. Dieser geht auf eine Initiative von sieben Gründungsmitgliedern der Schule zurück und fördert insbesondere gemeinnützige Zwecke und Projekte in der Schule und die Entwicklung eines Austauschs mit anderen Schulen.

Geschichte

Vom bedeutenden Pädagogen Friedrich Paulsen stammt die viel diskutierte These, die drei sächsischen Fürstenschulen seien seit 1543 die leistungsfähigsten hochschulvorbereitenden Einrichtungen im protestantisch-deutschsprachigen Raum gewesen.[9]

Zur Geschichte der Schule, ihrer Lehrer und Schüler seit 1543 finden sich vielfältige Dokumente verschiedenster Art im Archiv der Fürstenschüler-Stiftung, das in Grimma im Gymnasium St. Augustin beheimatet ist und von 1992 bis 2010 vom Ehrenmitglied der Altafraner[10] Kurt Schwabe neu aufgebaut und geführt wurde.

Reformation und die Landesschule

Volker Beyrich verweist im Zusammenhang mit der Luther-Dekade und dem Jubiläum „500 Jahre Reformation“ 2017 darauf, dass die drei Fürstenschulen in Schulpforta, Meißen und Grimma beabsichtigte „stabilisierende Rückwirkungen“ auf die Reformation hatten, wie der Text der Stiftungsurkunde belegt: Die Schulen sollten gegründet werden, „damit es mit der Zeit an Kirchendienern … nicht Mangel gewinne“, das heißt, es sollten rechtzeitig genügend hervorragend ausgebildete Landesschulabgänger für das Theologiestudium zur Verfügung stehen, Absolventen, die später als Pfarrer in evangelisch-lutherischen Gemeinden tätig werden oder höhere kirchliche Ämter ausüben konnten. So studierten nach Beyrichs Recherche beispielsweise von den 25 Knaben, die im Gründungsjahr 1550 in die Schule in Grimma aufgenommen wurden und für die der spätere Beruf bekannt ist, fünfzehn Theologie. Untersuchungen zu 550 Schülern, die von 1701 bis 1750 die Landesschule Grimma besuchten, ergaben, dass mehr als 40 Prozent von ihnen später kirchliche Berufe ausübten – also die relative Mehrheit.

Die Reformation machte die Landesschulen erst möglich – sowohl inhaltlich als auch materiell. Umgekehrt trugen die Landesschulen nach Beyrichs Ansicht „nicht unwesentlich zur Stabilisierung der Reformation und der evangelisch-lutherischen Kirche bei: Sie haben damit auch Anteil an der Stärkung des sächsischen Pfarrhauses, das über die Jahrhunderte nicht nur für den christlichen Glauben und die evangelisch-lutherische Kirche eine große Rolle spielte, sondern für die gesamte kulturelle Entwicklung Sachsens.“[11]

16. Jahrhundert

Die Geschichte des Gymnasiums reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im Zuge der ab 1539 in Sachsen durch Herzog Heinrich eingeführten Reformation wurde das Stift der Augustiner-Chorherren Sankt Afra aufgelöst.

1543 setzte Herzog Moritz von Sachsen einen Rat von Georg von Carlowitz, den dieser ihm 1537 gegeben hatte[12], in die Tat um: Er erließ am 21. Mai 1543 die „Neue Landesordnung“, mit der im Abschnitt Von dreyen neuen Schulen die dauerhafte Grundlage für die Fürsten- und Landesschulen Schulpforta (1543) bei Naumburg, St. Afra (1543) in Meißen und – nach dem Veto des Bischofs von Merseburg gegen eine solche Schulgründung in seiner Stadt – St. Augustin (1550) in Grimma geschaffen wurde.[13]

Moritz erteilte genaueste Anweisungen über alle St. Afra und die beiden Schwesterschulen betreffenden Dinge, vom Ort der Schule bis hin zur Kleidung der Schüler. Der Umbau der ehemaligen Klostergebäude St. Afra begann im April 1543 unter Johann Rossbach.

Wesentliche Ratgeber bei der Gründung der Fürstenschulen waren der Humanist und seinerzeit bedeutendste Schulreformer Sachsens, Johann Rivius, der Rechtsgelehrte Dr. Georg von Komerstadt sowie Freiherr Ernst von Miltitz auf Batzdorf, Erbauer von Schloss Siebeneichen. Die Eröffnung der Schule wird vom Meißner Stadtchronisten und späteren Rektor Georg Fabricius auf den 3. Juli 1543 datiert. Eine Urkunde, die dies belegt, existiert nicht. Die Bezeichnung „Fürstenschule“ für die drei „fürstlichen Landesschulen“ bildete sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts heraus, obwohl sie inhaltlich falsch ist, denn an der Fürstenschule wurden auch begabte nicht-adlige Schüler aus dem albertinischen Sachsen – wenn mittellos, dann auf Landeskosten – im Geiste des evangelischen Glaubens und des Humanismus erzogen. Da der Anteil der Schüler aus bürgerlichen Familien zunahm und die Absolventen nach abgeschlossenem Universitätsstudium meist in der Landesverwaltung des Fürsten tätig wurden, wurde dieser von Adelsinteressen unabhängiger. 1546 wurde der erst 30-jährige Georg Fabricius zum Rektor der Schule berufen. Er prägte in seiner 25-jährigen Amtszeit den Lehrbetrieb an der Fürstenschule und legte den Grundstein für ihre Tradition. Im Jahr 1549 wurde das adlige Schulinspektorat eingeführt, das bis 1831 bestand. Dabei vermittelten die Schulinspektoren zwischen den Interessen des Rektors der Fürstenschule und der Landesregierung, die ab 1606 durch das Oberkonsistorium als oberste Schulbehörde abgelöst wurde. Weiterhin führten Professoren der Leipziger Universität bis 1700 in jedem Jahr Überprüfungen (visitationes) durch, um den Leistungsstand der Schüler zu beurteilen. 1555 wurde das Schulgelände um zwei ehemalige Domherrenhäuser erweitert und 1570/71 zur wirtschaftlichen Konsolidierung der Fürstenschule eingezogenes (säkularisiertes) Kirchengut dem Besitz der Schule zugesprochen. Dieses Kirchengut umfasste u. a. das Klostergut des ehemaligen Benediktinerinnenklosters zum Heiligen Kreuz bei Meißen, das viele Feld-, Wald- und Wiesengrundstücke im Jahnatal, in Gasern und der späteren Gemeinde Fischergasse besaß. Die wirtschaftliche Lage der Fürstenschule blieb dennoch jahrzehntelang schwierig. Durch den Erlass der „Kurfürstlichen Kirchen- und Schulordnung“ durch Kurfürst August im Jahr 1580 wurde dem Kirchlichen eine wesentlich größere Bedeutung in der Lehre zuteil als bisher. Ansonsten wurden die Schüler in den Fürstenschulen hauptsächlich in Latein und Griechisch unterrichtet, in der Prima auch ein wenig in Astronomie.

17. Jahrhundert

Ab 1603 wurden der Fürstenschule immer wieder Zuschüsse aus dem Prokuratsvermögen zur Verfügung gestellt. Das Prokuratsvermögen bildete sich aus dem ehemaligen Vermögen des Hochstifts Meißen, das eingezogen worden war. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1664) entstand ein System von Schulklassen. Die Schüler wurden für die Mehrzahl der Unterrichtsstunden in die „Oberen“ (superiores) und die „Unteren“ (inferiores) eingeteilt. Bei schriftlichen Arbeiten wurde jede Klasse nochmals in zwei weitere Unterklassen untergliedert. Fünf Jahre später – also im Jahr 1669 – wurde das „alte Knabenhaus“ ungefähr an der Stelle des heutigen Südflügels erbaut. Es ersetzte einen alten Domherrenhof. 1675 errichtete man die „alte Krankenburg“, die sich an der Stelle des heutigen Westflügels befand. Sie enthielt sowohl ein Bad als auch Schulräume.

18. Jahrhundert

Gotthold Ephraim Lessing
Christian Fürchtegott Gellert
Samuel Hahnemann
Friedrich Naumann

Im Jahr 1702 wurde nach langem Bemühen der Stundenplan zeitgemäßer gestaltet. Die „superiores“ erhielten nun eine Stunde pro Woche Unterricht im Fach Astronomie/Geographie, die „inferiores“ hingegen im Fach Mathematik/Geografie. Im Nordischen Krieg 1706 quartierten sich die schwedischen Soldaten über den Winter in Sachsen und damit auch in der Fürstenschule ein, nachdem sie das sächsische Heer bei Fraustadt geschlagen und das Kurfürstentum besetzt hatten.

Große Reform von 1713

Niedergelegt wurde die Reform in der kurfürstlichen Hauptverordnung vom 5. Dezember 1727. Mit dieser Reform der Fürstenschule sollte zum einen die finanzielle Konsolidierung, zum anderen die grundsätzliche Erneuerung des Lehrplans erreicht werden. An der vormals ausschließlich philologisch ausgerichteten Fürstenschule wurde Latein zwar weiterhin gelehrt und blieb Hauptfach. Allerdings wurde der Stundenzahl des Griechischen stark reduziert und dafür der Mathematikunterricht ausgeweitet. Der erste Mathematiklehrer wurde 1721 eingestellt. Sein Nachfolger, Albert Klimm, war in seiner Zeit an der Fürstenschule (1729–1778) stets um seine gleichberechtigte Stellung im Lehrerkollegium bemüht. Bereits seit 1724 wurde Französisch als moderne Fremdsprache in den Lehrplan aufgenommen. 1728 wurde mit dem Geschichtsunterricht ein weiteres neues Fach eingeführt. Um den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen unter August dem Starken Rechnung zu tragen, stellte man 1719 sogar einen Tanzmeister ein. Außerdem wurden mit der neuen Schulordnung brutale Strafen und Maßregelungen (wie das Schlagen mit Gerten) abgeschafft.

Im Jahr 1716 wurde das „neue Knabenhaus“ ungefähr am Südteil des heutigen Ostflügels mit 30 „Zellen“ errichtet. In jeder Zelle wurden drei bis vier Schüler untergebracht. Erst 94 Jahre später wurden das alte und das neue Knabenhaus miteinander verbunden.

Gottlieb Wilhelm Rabener (von 1728 bis 1734) und Christian Fürchtegott Gellert (von 1729 bis 1733) besuchten gemeinsam die Fürstenschule. Der Aufklärer und Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing war von 1741 bis 1746 Fürstenschüler. Johann Friedrich Ursinus, Sohn des Torwärters und späterer Begründer der wissenschaftlichen Meißener Stadtgeschichtsforschung, wurde von 1747 bis 1753 an der Fürstenschule unterrichtet. Samuel Hahnemann war in den Siebziger Jahren des Jahrhunderts ihr Schüler.

Die am 17. März 1773 erlassene Schulordnung für das albertinische Sachsen führte dazu, dass die vorher außerunterrichtliche Beschäftigung mit deutscher Literatur nun als Deutschunterricht Einzug in den Lehrplan der Fürstenschule hielt. Insbesondere der von 1735 bis 1750 tätige Rektor Theophil Grabner hatte die deutsche Dichtkunst bereits zuvor zum Betrachtungsgegenstand der Schüler werden lassen.

Von 1779 bis 1781 war zudem Friedrich Gustav Schilling Schüler der Fürstenschule. Er lebte während dieser Zeit bei dem damaligen Rektor Müller.[14] Seine Eindrücke, die auch auf die Missstände der damaligen Zeit eingehen, hielt er in seinen Jugenderinnerungen fest.[15]

19. Jahrhundert

Seit 1811 wurden der Fürstenschule regelmäßige finanzielle Zuwendungen aus der Staatskasse gewährt, die Einnahmen aus Grundbesitz und die Zuschüsse aus dem Prokuratsvermögen blieben weiterhin Finanzierungsquellen. Ein Jahr später arbeitete das Lehrerkollegium mit dem Inspektor der Schule, Freiherrn Dietrich von Miltitz, eine neue Schulordnung aus. Die Klassenzusammensetzung sollte für jede Unterrichtsstunde unterschiedlich sein, ein Vorläufer des modernen Kurssystems für Gymnasien. Außerdem wurden die ersten regelmäßigen Ferien an der Fürstenschule eingeführt. An den drei hohen kirchlichen Festen entfiel der Unterricht für ein bis zwei Wochen, die Schüler blieben jedoch in der Schule, da eine Reise zur Heimat vor dem Eisenbahnzeitalter nicht erschwinglich war. Des Weiteren beschloss man, alljährlich am 3. Juli das Stiftungsfest zu feiern und mit einer Morgenandacht auf dem Götterfelsen zu beginnen. Im Jahr 1818 führte man die Reifeprüfung – nach preußischem Vorbild – ein. An den anderen sächsischen Schulen geschah dies erst zwölf Jahre später. Einige Gebietserweiterungen im Jahre 1823 im Westen und Norden ermöglichten die Anlage von Gärten im Jahr 1831. Im Jahr 1830 trat die Schule einen Teil der Klosterflur an Siedler ab, die dort die sogenannten „Klosterhäuser“ errichteten. Die Verbreiterung der Nossener Straße 1837 erforderte weitere Teile des Geländes der Fürstenschule.

Von 1829 an teilte man die Schülerschaft in vier in sich geschlossene Klassen (Quarta, Tertia, Secunda, Prima) ein, die jeweils drei Dekurien umfassten. Die Dekurien waren auf ein halbes Jahr ausgelegt, daraus ergibt sich die Gesamtschulzeit von sechs Jahren vom Beginn der Quarta bis zum Abschluss der Prima. 1831 wurde der erste Zeichenlehrer an der Fürstenschule angestellt, vier Jahre später (1835) wurde der Turnunterricht eingeführt und den Schülern das regelmäßige kalte Baden in der Elbe erlaubt, denn gesonderte Waschräume gab es erst ab 1846. Zuvor wuschen sich die Schüler auf den Gängen oder in ihren Stuben.

300. Jubiläum

Das Gymnasium 1843
Eisernes Kreuz auf dem Götterfelsen

Zum 300. Jubiläum der Fürstenschule stifteten ehemalige Afraner ein kunstvolles eisernes Kreuz auf dem Götterfelsen über dem Triebischtal, der hölzerne Vorgänger wurde entfernt. Der Entwurf stammte von Georg Friedrich Kersting, dem Malereivorsteher an der Königlichen Porzellanmanufaktur. Nach 1945 entfernte man das Kreuz und ersetzte es um 1958 durch ein schlichtes Kreuz aus U-Profilstahl. Der Sockel von 1843 blieb aber erhalten. Auf ihm finden sich lateinische Inschriften, die übersetzt folgendermaßen lauten: „Zum Gedächtnis der vor 300 Jahren erfolgten Schulgründung haben dies Kreuz zum Schmuck der Andachtsstätte errichtet die jüngsten Afraner an der Universität Leipzig.“ (Nordseite); „Frömmigkeit ist der Ursprung des Frohsinns.“ (Ostseite); 'Am 2. Juli 1843'. (Südseite); „Hoch throne ich, noch höher weise ich.“ (Westseite). Noch heute finden alljährlich Wanderungen der Afraner zum Götterfelsen statt. [Übersetzung aus „450 Jahre Landesschule St. Afra; St.-Afra-Gymnasium Meissen“]

Gottlieb Wilhelm Rabener

1850 kaufte die Fürstenschule das noch heute als „Professorenhaus“ bekannte Anwesen auf der Freiheit Nr. 8. Darin wurden drei Dienstwohnungen für Lehrer eingerichtet. Das Seitengebäude wurde 1868 errichtet und 1908 umgebaut. 1853 wurden das alte Rektorat und das alte Diakonat abgerissen und auf dem Gelände ein parkähnlicher Garten angelegt. Dieser sogenannte „Kleine Zwinger“ fiel aber teilweise dem Schulneubau von 1877 wieder zum Opfer. Heute befindet sich dort die Festwiese mit dem Steinschauer. Der abgedeckte Brunnenschachte in der Einbuchtung der Umfassungsmauer am Seelensteig gehörte zum alten Diakonat und wird heute fälschlicherweise „Rektorenbrunnen“ genannt. Der Grundbesitz wurde 1854 um 885 Hektar erweitert, dazu wurde der Brambacher Forst erworben. Durch spätere Zukäufe erweiterte sich dieser Grundbesitz auf 1106 Hektar. In den Jahren 1858 und 1859 wurde in der Fürstenschule die Gasbeleuchtung eingeführt – sie wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg durch eine elektrische Anlage ersetzt. 1868 wurde die Einteilung der Schülerschaft unter Rektor Franke von vier Klassen mit je drei Halbjahren auf sechs Klassen mit je einem Schuljahr umgestaltet. 1875 gründete sich der „Verein ehemaliger Fürstenschüler“, dem alle Abiturienten sofort beizutreten pflegten. Die Verbundenheit der Schüler sollte somit über die Schulzeit hinaus gewahrt bleiben. Dazu trug das vom Verein veröffentlichte „Afraneralbum“ von Kreyßig bei, das biografische Daten sämtlicher Fürstenschüler seit 1543 beinhaltet.

Neubau der Fürstenschule

Am 18. April 1876 begann der Abbruch des Dreiflügelkomplexes der Fürstenschule unter dem Rektorat von Hermann Peters. Abgeschlossen wurde der Abriss 1878. Die Grundsteinlegung für den 666.800 Mark teuren Neubau erfolgte am 23. April 1877, dem Geburtstag König Alberts von Sachsen, jedoch war mit den Bauarbeiten schon im Herbst 1876 begonnen worden. Der Entwurf stammte von Landesbaumeister Hartwig und sah einen neoklassizistischen Dreiflügelbau vor. Eingeweiht wurde der Neubau am Stiftungsfesttag der seit 436 Jahren bestehenden Schule – am 3. Juli 1879. Zur feierlichen Einweihung erschien der sächsische König Albert höchstpersönlich. Der noch heute bestehende Bau brachte genügend Platz für Schüler und Lehrer, stach jedoch aus dem Stadtbild heraus. 1879 brachte man außerdem folgende Inschrift am Mittelrisaliten des Ostflügels an: „Christo Patriae Studiis“ (zu deutsch: Dem Christus, dem Vaterland, dem eifrigen Streben). Sie sollte den Geist der Schule repräsentieren. Der Schulgarten wurde in den Jahren 1891 und 1892 umgestaltet und umfasste nun mehr als zwei Hektar. Das vormals als „kleines Schulfeld“ bezeichnete Gelände war durch eine Brücke über die „Hintermauer“ bereits mit dem kleinen Zwinger verbunden worden und in einen stattlichen Garten gewandelt worden. Eingeweiht wurde er am 27. September 1892.

Am 23. April 1894 wurden die Standbilder des Stifters der Schule – Kurfürst Moritz – und des regierenden sächsischen Königs Albert, der den Umbau gefördert hatte, zu beiden Seiten der Einfahrt in den Schulhof enthüllt. Sie stammten aus der Hand des Dresdner Bildhauers Hermann Hultzsch und waren von den Afranern zum 350. Jubiläum der Schule 1893 gestiftet worden. Im März 1948 wurden die beiden Standbilder wieder entfernt.

Von der Schulgründung bis Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Landes- und Fürstenschule Meißen rund 9100 Schüler besucht.[16]

20. Jahrhundert

Erster Weltkrieg

Im August 1914 legte die gesamte Oberprima der Fürstenschule die Notreifeprüfung ab, um anschließend gemeinsam mit fünf der dreizehn Lehrer und dem Rektor Johannes Poeschel in das Heer einzutreten. Für die 147 im Ersten Weltkrieg gefallenen Afraner wurde am 3. Juli 1920 zum Stiftungsfest ein Ehrenmal geweiht. Es handelt sich dabei um einen Quarzitfindling aus dem nahe Meißen gelegenen Jahnatal, der mit einer Inschrift versehen wurde.

Reformzüge

Aufgrund des Mangels lateinisch vorgebildeter Zöglinge richtete man im Jahre 1924 einen Reformzug ein, in dem in der Untertertia mit Latein begonnen wurde und in der Untersekunda Altgriechisch folgte. Fünf Jahre später (1925) nahm die Fürstenschule leistungsstarke Quintaner aus ganz Sachsen – ungeachtet ihrer Lateinkenntnisse – in eine Quarta auf, die als Vorklasse diente.

Zeit des „Dritten Reiches“

Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Schulen unter der Regierung der NSDAP wurde die Fürstenschule zum 17. November 1942 zu einer „Deutschen Heimschule“, die dem Reichssicherheitshauptamt (Hauptamt Dienststelle SS-Obergruppenführer Heißmeyer) unterstellt war. Damit war die Tradition der Fürstenschule – insbesondere mit ihrem humanistischen Bildungsideal – gebrochen. Als äußeres Zeichen hatte man bereits während der Sommerferien 1942 die Inschrift „Christo Patriae Studiis“ von der Einfahrt zum Innenhof entfernen lassen. Anlässlich der 4. Säkularfeier am 3. Juli 1943 protestierten einige Schüler und Lehrer trugen Beschwerden in den Festreden vor, sodass das NS-Regime eine „personelle Säuberung“ anordnete.

Namenswandel der Schule

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Name der Schule verschiedentlich abgewandelt:

  • 1543–1845: Landschule/Landesschule Meißen, dazwischen auch churfürstliche Landesschule Meißen (1555-1577)
  • 1846–1871: Königlich-Sächsische Landesschule zu Meißen (gelegentlich auch ohne „Sächsisch“)
  • 1872–1938: Fürsten- und Landesschule St. Afra zu (in) Meißen (bis 1918 auch Königliche-Sächsische Landes- bzw. Fürstenschule)
  • 1938–1945: Fürstenschule Meißen, staatliches Gymnasium[17]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 6. Mai 1945 wurde die ehemalige Fürstenschule durch die Rote Armee besetzt und stark verwüstet. In den kommenden Jahren wechselte der Nutzungszweck der Räumlichkeiten stark. So wurde 1946 ein Lehrerbildungsinstitut eingerichtet, das 1947 zu einer Ausbildungsstätte für Russischlehrer umgewandelt wurde. Im Jahr 1950 wurde die Einrichtung zur Landesparteischule der SED, bevor sie 1953 als Hochschule für Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften eröffnet wurde, was sie bis zum Jahr 1991 blieb.

Nach der Friedlichen Revolution 1989 wurde die LPG-Hochschule im Sommer 1991 geschlossen, und der Evangelischen Akademie Meißen wurden die Gebäude des Ökonomiehofs zugesprochen. Die übrigen Gebäude nutzte der Freistaat Sachsen zunächst als Zwischenquartier für die Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen, deren Gründung am 17. Juli 1992 im sächsischen Landtag beschlossen und am 10. August im „Gesetz über die Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen“ verkündet wurde.

St.-Afra-Gymnasium

Bereits zehn Tage später – am 20. August 1992 – wurde das „St.-Afra-Gymnasium“ mit einer Festveranstaltung im Auditorium maximum eröffnet. Getragen wurde die Schule vom Landratsamt Meißen. Erster Direktor wurde Hubert Kaiser. Die Schule sollte gleichsam traditionsbewusst an die Entwicklung der ehemaligen Fürstenschule anknüpfen wie auch die europäischen Dimensionen im Bildungswesen erweitern, was insbesondere durch die Vermittlung von ost- wie westeuropäischen Sprachen geschehen sollte. Im Schuljahr 1992/93 hatte das Gymnasium 805 Schüler in 30 Klassen, davon 502 Mädchen und 303 Jungen. Sie wurden von 45 Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet. Dazu stand jedoch lediglich der Bereich des Erdgeschosses zur Verfügung, da die beiden anderen Stockwerke noch durch die FHSV Meißen als Außenstelle genutzt wurden. Daher wurden 17 Klassen der Klassenstufen 5 bis 7 in die Neumarktschule ausgelagert. Der Aufbau der Sekundarstufe II erfolgte ab dem Schuljahr 1993/94 schrittweise. Dr. Dietrich Streckfuß – der damalige Vorsitzende des Vereins ehemaliger Fürstenschüler – bezeichnete den hohen Anteil der Mädchen in der 8. und 9. Klasse als „unter historischer Sicht [...] bemerkenswerte Besonderheit“, da dieser die Einrichtung einer eigenen Mädchenklasse erforderlich machte.

Außerhalb des Unterrichts wurden den Schülern die Arbeitsgemeinschaften Chor, Technik, Kunst, Informatik, Sport, Literatur, Theater und Biologie sowie das Erlernen von Spanisch oder Altgriechisch angeboten.

21. Jahrhundert

Nach Renovierung der Gebäude, dem Bau einer Sporthalle, einer Mensa und mehrerer Internatshäuser nahm 2001 das „Sächsische Landesgymnasium“ seinen Betrieb auf. Vorausgegangen war seit 1995 unter maßgeblichen Impulsen vom damaligen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf die Entwicklung eines zeitgemäßen, zukunftsorientierten Konzepts der Hochbegabtenförderung für diese einzigartige und traditionsreiche sächsische Bildungsstätte, mit dem an den Geist der alten Fürstenschule angeknüpft werden sollte. In Sankt Afra werden seitdem pro Schuljahr rund 300 hochbegabte Schüler der Klassenstufen 7 bis 12 unterrichtet.

Zu dieser Zeit wurden auch in anderen Bundesländern staatliche Internate für besonders Talentierte gegründet: 2003 nahm im hessischen Geisenheim die Internatsschule Schloss Hansenberg den Betrieb auf (es handelt sich bei dieser Schule jedoch im Gegensatz zu Sankt Afra um ein reines Oberstufengymnasium); 2004 folgte Baden-Württemberg mit dem Landesgymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd, dessen Konzept sich stark an dem von Sankt Afra orientiert.

Im September 2007 unterzeichneten die Schulleiter des Landesgymnasiums und der Fremdsprachenschule im chinesischen Wuhan im Rahmen des sächsischen Kooperationsvertrages mit der Provinz Hubei eine Vereinbarung, in der verschiedene Projekte und die Zusammenarbeit auf Ebene der Schüler und Lehrer geplant sind.[18] Im Schuljahr 2008/09 arbeitete eine chinesische Fremdsprachenassistentin an der Schule und im Oktober 2009 fuhren Musiker Sankt Afras nach Wuhan, um in der Veranstaltungsreihe Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung Konzerte zu geben.[19]

2007 eröffnete im Schloss Siebeneichen in Meißen, dem Sitz der Sächsischen Akademie für Lehrerfortbildung, eine Beratungsstelle zur Begabtenförderung. Neben dem Sächsischen Kultusministerium als Träger unterstützt auch die Karg-Stiftung die Beratungsstelle zur Begabtenförderung. Ebenfalls 2007 begann eine Schulpsychologin ihre Arbeit am Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra.

Gründungsdirektor und erster Schulleiter war Dr. Werner Maria Esser. Seit dem Schuljahr 2008/09 leitet Dr. Ulrike Ostermaier die Schule. Das grundlegende Konzept der Schule soll beibehalten werden.

Vielerlei aktuelle Zahlen und Informationen zum Gymnasium sind online zu finden in der Sächsischen Schuldatenbank.[20]

Bibliotheca Afrana

Wann die Bibliothek von St. Afra gegründet wurde, ist unbekannt. Vermutet wird, dass ein Teil des Buchbestandes des im Zuge der Reformationszeit aufgelösten Augustiner Chorherrenstiftes in Meißen von der Schule übernommen wurde. Dies würde erklären, warum die Bibliothek der 1543 gegründeten Fürstenschule bereits 1557 einen für damalige Verhältnisse umfangreichen Buchbestand von 300 Büchern aufwies. Das wertvollste Buch darunter war eine Bibel von 1469. Als sicher gilt, dass Sankt Afra spätestens seit 1588 über eine Bibliothek verfügte, denn für diese Zeit wird in der Schulordnung des Kurfürsten Christian I. von 1583 bis 1591 erstmals ein eigener Etat für die Bibliothek erwähnt. Der Rektor von Sankt Afra, Andreas Lindemuth (1612–1664), überließ nach seinem Tod seine umfangreiche Privatsammlung der Schulbibliothek. Eine weitere Spende kam hinzu durch den Schulinspektor Hans Adolf von Carlowitz.

1945, nach Verlassen der russischen Besatzungstruppen, wurde in den Gebäuden von Sankt Afra eine LPG-Fachhochschule eingerichtet. Während das Gebäude seine wechselvolle Geschichte überdauerte, verlor sich der Bestand der Bibliotheca Afrana. Eine Schulbibliothek, die sich ihrer besonderen Bedeutung bewusst und über Jahrhunderte gewachsen war, wurde liquidiert. Von den 24.000 Bänden der Bibliothek vor dem Krieg waren nach Kriegsende noch etwa 13.000 erhalten.

Eine Anordnung vom März 1948 des Ministeriums für Volksbildung der Landesverwaltung Sachsen befasste sich mit der Bibliothek der Fürsten- und Landesschule. In ihr wird die Überführung der umfangreichen Bestände von Meißen nach Dresden in das ehemalige Kriegsarchiv festgelegt mit der Begründung, dass St. Afra als Schule wie bisher nicht mehr weiterbestehen werde und die große Bücherei nicht genügend ausgenutzt werden würde. Daher sollte sie für das Land Sachsen nutzbar gemacht werden. Mit der Kanzlei der Schule wurde vereinbart, eine Anzahl von Werken aus den einzelnen Wissensgebieten sowie die Stiftungsbibliotheken in Meißen zu belassen, um sie für die Einrichtung, die später in St. Afra eröffnet werden würde, zu erhalten. Der Verbleib dieser Bücher ist unklar. Bei der Übergabe der Bibliothek 1948 wurden laut Übernahmeprotokoll von 13000 erhalten gebliebenen Büchern der Schulbibliothek rund 4400 in Meißen belassen. Dieser Bestand setzte sich zusammen aus Objekten der einzelnen Wissensgebiete sowie 800 Bänden afranischer Spezialliteratur. Es gibt keine Angaben über den Verbleib dieser Bücher.[21]

Davon gingen 8.000 an das ehemalige Kriegsarchiv nach Dresden, von denen wiederum 2.000 in den Bestand der Landesbibliothek (heute Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) eingearbeitet wurden. Die restlichen 6.000 gingen an andere sächsische Bibliotheken. Etwa 1.000 Bände hatte bereits vor dem Krieg die Universitätsbibliothek Leipzig per Fernleihe erhalten. Weitere etwa 4.400 Bücher sowie die Stiftungsbibliotheken wurden angeblich in Meißen belassen; ihr Verbleib ist unbekannt. Lediglich ein paar wenige Handschriften sind im Stadtarchiv von Meißen vorzufinden.

Nach der Neugründung der Schule im Jahre 2001 wurde eine neue Bibliothek eingerichtet, deren Bestand neu aufgebaut werden musste. Mit Spenden und durch die Rückführung einer Reihe von Büchern des ursprünglichen Bestandes, z.B. aus der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, war es möglich, den Schülern von Sankt Afra eine Bibliothek zur Verfügung zu stellen, die sie für Recherchen und Ausleihen nutzen können.

Zwei wertvolle Bücher aus dem 16. beziehungsweise 18. Jahrhundert, die den alten Besitzvermerk „Bibliotheca Afrana“ tragen, befanden sich in der Fachbibliothek Geschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Beide Bände wurden im Januar 2007 wieder zurückgegeben.[22]

Eine bibliothekswissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 1992 hat die Bibliotheca Afrana zum Thema: Die Diplomarbeit beleuchtet die Geschichte der Bibliothek bis 1948.[23]

Bedeutende Afraner und Lehrer Sankt Afras

Bedeutende Afraner vor 2001

Rektoren

Georg Fabricius
Rektor Baumgarten-Crusius (1843)

Lehrer der Fürstenschule

Siehe auch

Literatur

  • Georg Heinrich Sappuhn(ius) (Pseudonym: Geographus Laurentinus, Sohn des Pfarrers Georg Heinrich Sappuhn 1660–1721 in Lorenzkirch): Ludi et epulae Afranae, feriis tam statis quam indictivis in illustri ludo Misenensi ad Albim quotannis celebrari solitae, utpote : ludi verni, anser Burcarchinus, encaenia, bacchanalia, purgatorium, vario carminum genere olim descriptae, quas nunc typis vulgatas condiscipulis quondam suis ... Meißen 1710. (Die Gedichtsammlung schildert fünf afranische Feste: das Frühlingsspiel, den Freßburckhard, die Kirmes, die Faßnacht, das Windefest: vulgo das Wantzenfest.)
  • Vorlage:IZ
  • Jahresbericht der Fürsten- und Landesschule St. Afra in Meissen. Meissen 1872–1936 (Digitalisat Jg. 1881; 1884–1912; 1915; Beil. zu 1879).
  • August Hermann Kreyssig: Afraner-Album. Verzeichniss sämmtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl. Klinkicht, Meissen 1876.
  • Theodor Flathe: Sanct Afra – Geschichte der königlich sächsischen Fürstenschule zu Meißen., 1879. (Digitalisat).
  • Ernst Schwabe: Beiträge zur ältesten Geschichte der Fürstenschule St. Afra in Meißen in „Neue Jahrbücher für das klassische Altertum; Geschichte und deutsche Litteratur und für Pädagogik“; Hrsg. Ilberg/Gerth; Jahrgang 1902, II. Abteilung, X. Band, 10. Heft.
  • St.-Afra-Gymnasium in Meissen: 450 Jahre Landesschule St. Afra; St.-Afra-Gymnasium Meissen 1992.
  • Donatus Thürnau (Hrsg.): Sichtweisen – Festschrift anlässlich der Neugründung des Landesgymnasiums Sankt Afra zu Meißen, 1. Auflage, Oktober 2001, ISBN 3-9803364-4-1.
  • Gerhard Arnhardt; Gerd-Bodo Reinert: Die Fürsten- und Landesschulen Meißen, Schulpforte und Grimma – Lebensweise und Unterricht über Jahrhunderte. Weinheim 2002, ISBN 3-407-32015-9.
  • Jonas Flöter und Marita Pesenecker: Erziehung zur Elite. Die Fürsten- und Landesschulen zu Grimma, Meißen und Schulpforte um 1900. Publikation zur Ausstellung im Kreismuseum Grimma. Leipzig 2003, ISBN 3-937209-33-6.
  • Jonas Flöter und Günther Wartenberg: Die sächsischen Fürsten- und Landesschulen. Interaktion von lutherisch-humanistischem Erziehungsideal und Eliten-Bildung. Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 9, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-46-8.
  • Ralf Thomas: Die Neuordnung der Schulen und der Universität Leipzig (mit Abschnitt: Die Gründung der fürstlichen Schulen). S. 115–132 in: Helmar Junghans (Hrsg.): Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen (Herausgegeben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Sächsische Kirchengeschichte anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens). 2., erweiterte Auflage, Leipzig 2005. ISBN 9783374023110.
  • Jonas Flöter: Eliten-Bildung in Sachsen. Ausbildungssystem und Sozialstruktur der sächsischen Fürstenschulen Grimma und Meißen von der Gründerzeit bis zum Ende der Weimarer Republik. Hochschulschrift Universität Leipzig (331 Bl.), Habilitations-Schrift, 2007.
  • Jonas Flöter: Eliten-Bildung in Sachsen und Preußen. Die Fürsten- und Landesschulen Grimma, Meißen, Joachimsthal und Pforta (1868-1933). Beiträge zur Historischen Bildungsforschung 38. Köln 2009. ISBN 978-3-412-20319-1.
  • Friedrich Gustav Schilling: Der kleine Junker – Eine Jugend im alten Sachsen, Verlag Schilling & Kappelar, 2009, ISBN 978-3-00-029487-7.
  • Linda Wenke Bönisch: Universitäten und Fürstenschulen zwischen Krieg und Frieden. Eine Matrikeluntersuchung zur mitteldeutschen Bildungslandschaft im konfessionellen Zeitalter (1563–1650), Verlag epubli GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-8442-7505-6. Untersucht werden die Universitäten Alma mater Lipsiensis in Leipzig, Leucorea in Wittenberg, Salana in Jena, Alma mater Erffordensis in Erfurt sowie die Fürstenschulen St. Afra in Meißen, St. Marien in Schulpforta und St. Augustin in Grimma.

Sonstige Veröffentlichungen im Zusammenhang mit Sankt Afra

  • Winfried Mahr: Sankt Afra – Talentschmiede für Sachsens Hochbegabte. Meißner Landesgymnasium legt Wert auf hochmotivierte Schüler ohne Allüren. In: Leipziger Volkszeitung, 21. April 2015, S. 4 (ausführlicher Zeitungsbeitrag)
  • Volker Beyrich: Reformation und Landesschulen – „... damit es mit der Zeit an Kirchendienern und anderen gelahrten Leuten nicht Mangel gewinne ...“ In: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 6. Oktober 2014, S. 29
  • Volker Beyrich: Eine Fundgrube im St. Augustin – Archiv der Grimmaer Fürstenschule beherbergt beachtliche Sammlung zur Regionalgeschichte. In: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 1. September 2014, S. 32
Commons: Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://schuldatenbank.sachsen.de/index.php?id=430
  2. https://schuldatenbank.sachsen.de/index.php?id=440
  3. Medienservice Sachsen am 11. Juni 2008: Landesgymnasium St. Afra hat neue Schulleiterin, abgerufen am 11. Juni 2008.
  4. Schulporträt (Schulen in Sachsen): http://www-db.sn.schule.de/output/start.php?dc=4050027, abgerufen am 6. Mai 2009
  5. Sächsisches Landesstiftung Natur und Umwelt: http://www.saechsische-landesstiftung.de/de/Aktuell.html?id=504, abgerufen am 6. Mai 2009
  6. Sächsisches Staatsministerium für Kultus am 5. Juli 2008: Beste Nachwuchsjournalisten und Schülerzeitungen Sachsens in Leipzig ausgezeichnet (Memento vom 9. September 2012 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 6. Mai 2009
  7. 10. JugendpresseTage & SchülerzeitungsOscar: http://sjpt.de/review.html, abgerufen am 5. Mai 2009
  8. SPIEGEL-Gruppe am 15. Juni 2007: http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/PMWeb/9D5FB7C5CF792316C12572FE005B8034, abgerufen am 6. Mai 2009
  9. Zitat aus der Buchvorstellung auf der Verlags-Internetseite, abgerufen am 16. Mai 2014
  10. http://verein-der-altafraner.de/mitgliedervorstellungen/ehrenmitglieder/kurt_schwabe.html
  11. Volker Beyrich: Reformation und Landesschulen. „... damit es mit der Zeit an Kirchendienern und anderen gelahrten Leuten nicht Mangel gewinne ...“ S. 29 in: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 6. Oktober 2014
  12. Die Landesschule (Memento vom 2. August 2013 im Webarchiv archive.today) – Aus diesen Einrichtungen gingen bis 1945 in St. Afra und in St. Augustin jeweils mehr als 8.000 sehr gut ausgebildete Schul-Absolventen hervor (für Pforta, das ab 1815 preußisch wurde, dürfte es eine ähnliche Anzahl gewesen sein), die nach ihrem Universitäts-Studium optimal auf ihre Aufgaben in Verwaltung, Kirche, Wissenschaft, Militär und Regierung vorbereitet gewesen sind (dies zeigt sich auch an den langen Listen berühmter einstiger Schüler dieser Schulen in den jeweiligen Wikipedia-Einträgen). Dieses „sächsische Landes- und Fürstenschul-Modell“ erwies sich als so erfolgreich, dass es bald anderswo Nachahmer fand: So entstanden nach dem Vorbild dieser drei Schulen beispielsweise die Fürstenschule Schwerin, gegründet 1553 von Herzog Johann Albrecht I., die Fürstenschule Heilsbronn, 1582 gegründet von Markgraf Georg Friedrich an der Stelle eines 1578 geschlossenen Klosters, das Joachimsthalsche Gymnasium, gegründet 1607 in Joachimsthal in Brandenburg unter Kurfürst Joachim Friedrich und die Fürstenschule Neustadt (Hochfürstlich Brandenburgisch-Culmbachische Teutsche und Lateinische Stadtschule).
  13. Beurkundung der Schulgründung von 1543 (Memento vom 24. Juli 2012 im Internet Archive)
  14. Siehe „Neuer Nekrolog der Deutschen“, Jahrgang 1839 (XVII. Band, 2. Teil)
  15. siehe unter Literatur
  16. Jonas Flöter und Marita Pesenecker: Erziehung zur Elite. Die Fürsten- und Landesschulen zu Grimma, Meißen und Schulpforte um 1900. Publikation zur Ausstellung im Kreismuseum Grimma. Leipzig 2003, S. 95, ISBN 3-937209-33-6
  17. Lothar Herberger: St. Afra 1943 und früher – Erinnerungen an die letzten Jahre einer traditionsreichen Schule. S. 233 in: Donatus Thürnau (Hrsg.): Sichtweisen – Festschrift anlässlich der Neugründung des Landesgymnasiums Sankt Afra zu Meißen, Meißen 2001, ISBN 3-9803364-4-1
  18. Sächsisches Staatsministerium für Kultus am 11. September 2007: Landesgymnasium St. Afra schließt Partnerschaft mit Schule in China, abgerufen am 3. April 2008.
  19. Deutschland und China-Station Wuhan Kultur Platzprogramm Konzert Gong-Projekt, 19. September 2009
  20. https://schuldatenbank.sachsen.de/index.php?id=420
  21. Beate Brück: Zur Geschichte der Bibliothek St. Afra (Kurzfassung ihrer Diplomarbeit "Die Geschichte der Bibliothek der Fürsten- und Landesschule St. Afra zu Meißen von ihren Anfängen bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1948". Meißen 1992). S. 844-854 in: Sapere aude Nr. 44, Meißen 1997
  22. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel am 30. Januar 2007: Wertvoller Bücherfund. An der Uni Kiel „gestrandete“ Bände gehen auf die Heimreise nach Meißen, abgerufen am 28. Oktober 2008.
  23. Beate Brück: Die Geschichte der Bibliothek der Fürsten- und Landesschule St. Afra zu Meißen von ihren Anfängen bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1948. Meißen/Leipzig, Oktober 1992 – Kopie im Archiv der Fürstenschüler-Stiftung
  24. Hermann Vulpius auch Fuchs (* Bayreuth; † ?)
    Magister, 1539 Rektor der Stadtschule in Meißen, 1543 Rektor kurfürstlichen Landesschule in Meißen, 18. Februar 1549–13. Juni 1553 Rektor Ratschule in Regensburg (auf Empfehlung Melanchthons)
    Quellen: Carl Theodor Gemeine: Geschichte der Kirchenreformation in Regensburg: Aus den damals verhandelten Orginalacten beschrieben. Johann Georg Zeitler, Regensburg, 1792, S. 241, (Online); Johann August Müller: Versuch einer vollständigen Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landesschule zu Meissen, aus Urkunden und glaubwürdigen Nachrichten. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1789, S. 1, (Online)