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Schloss Wiligrad

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Schloss Wiligrad

Das Schloss Wiligrad mit seinen Parkanlagen liegt am Steilufer des Schweriner Sees zwischen Lübstorf und Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern.

Geschichte

Schloss Wiligrad 1905 Blick auf die Nordseite

Das Schloss Wiligrad wurde von 1896 bis 1898 nach Plänen von Albrecht Haupt für den Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg und seine Frau Elisabeth errichtet und blieb bis 1945 in herzoglichem Besitz. Die Namensgebung geht auf den Wunsch des Bauherrn zurück.

Während des Kaisermanövers ab dem 3.September des Jahres 1904 weilte die Kaiserin mit ihrem Gefolge im Schloss Wiligrad. Kaiser Wilhelm II. residierte für die Zeit des Manöver im Schweriner Schloss. Während des Aufenthaltes wurde die Verlobung des Kronprinzen Wilhelm mit Cecilie von Mecklenburg-Schwerin bekanntgegeben.

Herzog Johann Albrecht führte von 1897 bis 1901 die Regierungsgeschäfte für den damals noch minderjährigen Neffen Friedrich Franz IV., welcher der letzte Großherzog zu Mecklenburg wurde. In dieser Zeit war Wiligrad Ort wichtiger Entscheidungen und Treffpunkt vieler Persönlichkeiten der damaligen Zeit.

Seit 1895 als Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft lud der Herzog politische Entscheidungsträger nach Wiligrad ein, um die deutsche Kolonialpolitik zu erörtern. Herzog Johann Albrecht galt als ausdrücklicher Unterstützer der Kolonialpolitik des Kaisers.[1] Welche in der brutalen Niederschlagung von Aufständen in Deutsch-Südwestafrika mündete. Die Hausherrin war in dieser Zeit unter anderen Ehrenvorsitzende des Deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien.[2]

Die Herzogin zu Mecklenburg Elisabeth von Sachsen-Weimar-Eisenach verstarb in Folge einer schweren Erkrankung am 10. Juli 1908 auf Schloss Wiligrad.[3]

Am 15. Dez. 1909 vermählte sich der Herzog erneut, mit der Prinzessin Elisabeth zu Stolberg-Roßla, deren Hochzeitsreise von Schloss Wiligrad nach Ostasien führte.[4]

Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg verstarb am 16. Feb. 1920 in dem vom ihm erbauten Schloss zu Wiligrad.

Auf dem Schlossgelände, im ehemaligen Kavaliershaus, wird ab 1922 die Bauerhochschule Wiligrad eingerichtet. Der erste Weltkrieg und seine Nachwirkungen machten es notwendig Nachwuchs in den landwirtschaftlichen Berufen auszubilden. Die Schule bildete im späteren zeitlichen Verlauf auch Frauen aus. Bis 1932 hatte die Bauernschule ihren Standort in Wiligrad.[5]

Nachdem Großherzog Friedrich Franz IV. aus dem dänischen Exil zurückkehrte, bewohnte dieser mit seiner Familie neben Jagdschloss Gelbensande, Schloss Ludwigslust zeitweise auch Schloss Wiligrad. Hier wuchs auch der letzte Erbgroßherzog Friedrich Franz Herzog zu Mecklenburg auf. Bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten pflegte dieser Kontakt zu Heinrich Himmler und anderen Persönlichkeiten der NSDAP, in der er seit 1931 Parteimitglied war. Im Jahr 1935 wurde er in den Rang eines SS-Obersturmführer befördert.[6]

Ab 1942 wurde Schloss Wiligrad und dessen Gewölbe für die Auslagerung von Archivgut genutzt. Um diese vor den alliierten Bombenangriffen zu schützen.[7] Ein Großteil des Schloss-Inventar wurde bis 1945 ausgelagert.

Bis zum Kriegsende 1945 gehörte das Schloss Wiligrad zum Besitz des Großherzogs Friedrich Franz IV. Und wurde bis zum Mai 1945 von der Großherzoglichen Vermögensverwaltung verwaltet.[8] Im gleichen Jahr erfolgte die Enteignung der herzoglichen Familie.

1945, mit Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde das Schloss Hauptquartier der 15. Schottischen Division unter Generalmajor Barber. Generalmajor Barber und Generalmajor Ljaschtschenko verhandelten am 20. Juni 1945 in Vollmacht ihrer Befehlshaber Montgomery und Rokossowski über den Grenzverlauf und den Gebietsaustausch zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungszone. Das aus den Verhandlungen folgende Gadebuscher Abkommen wurde am 13. November 1945 in Gadebusch im „Goldenen Löwen“ unterzeichnet.[9]

Nach der Gebietsübergabe diente das Schlossgebäude der Roten Armee als Typhuslazarett, die Wirtschaftsgebäude als Flüchtlingsunterkünfte.

1947 wurde Schloss Wiligrad Standort der Landesparteischule der SED, in dieser wurden bis zu 100 Schüler unterrichtet. In der Landesparteischule "August-Bebel" Wiligrad fanden auch die Landesdelegierten Konferenzen der SED statt.[10] Im Jahr 1951 kam es zur Enttarnung einer angeblich „trotzkistisch agierenden Gruppe” an der Schule, wie aus einem Bericht über die „Bandentätigkeit“ vom 6.11.1951 hervorgeht.[11] Im Jahr darauf erfolgte die Schließung der SED-Parteischule in Wiligrad.

Anfang des Jahres 1952 wurde Wiligrad von der kasernierten Volkspolizei dann Volkspolizei des Bezirkes Schwerin als Schule und Ausbildungsstätte genutzt.[12] Dieses erfolgte auch im Zusammenhang mit der Schaffung und der Strukturierung der DDR-Bezirksverwaltungen im Jahr 1952. 1978 erfolgt die Umstrukturierung mit der Schaffung der Weiterbildungseinrichtung der Bezirksdirektion der Volkspolizei in Wiligrad.[13] In diesem Zeitraum wurden drei Waffen- und Munitionsbunker auf dem Schlossgelände errichtet, in der auch Waffen der VP-Bereitschaften lagerten. Gelände und die Räumlichkeiten wurden in den Sommerferien auch als Ferienlager für die Kinder der Volkspolizisten genutzt. Die Nutzung durch die Volkspolizei bzw. des Ministerium des Inneren der DDR endete im Oktober des Jahres 1990 mit der Wiedervereinigung. Die Ende der 1970er Jahre errichtet Bunkeranlagen der Volkspolizei sind 2014 abgebrochen worden.

In die vorhandenen Munitionsbunker wurden von 1992 bis 2006 Exponate aus der Stein-Sammlung des früheren Archäologischen Museums eingelagert, welche vorher im Schweriner Schloss lagerten. Die schlechte Lagerung führte zum Schimmelpilzbefall, sie werden seit 2011 bereinigt und im zentralem Landesdepot erneut eingelagert.[14][15]

Der Großteil der nach 1945 errichteten Bauten auf dem Schlossgelände sind entfernt worden, um den ursprünglichen Zustand des Umfeldes wiederherzustellen.

Seit Herbst 2003 ist für den Schlosskomplex Wiligrad die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten im Betrieb für Bau- und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Diese organisiert die Instandsetzungs- und Erhaltungsmaßnahmen und die schrittweise Wiederherstellung des ursprünglichen Landschaftsparks.[16]

Der Name Wiligrad

Aus dem Bericht des Ibrahîm ibn Jakûb über die Slawen geht hervor das im Jahr 973 König Naccon die nordwestlichen Wenden regierte, und dieser in der Stammburg der Obotriten Wîligrâd residierte.[17][18] Hieraus leitet sich die Namensgebung des Schlosses ab. Die nicht mehr vorhandenene Stammburg des Obotriten Fürstenhauses lag etwas weiter nördlich bei dem heutigen Dorf Mecklenburg. Die slawische Bezeichnung WîliGrâd bedeutet in der Übersetzung "große Burg".

Das Schloss

Baubeschreibung

Nordseite Schloss Wiligrad
Grundriss Schloss Wiligrad

Die architektonische Gestaltung erfolgte in enger Abstimmung mit den Wünschen des Bauherrn. Im Baustil an den Johann-Albrecht-Stil erinnernd, der Mecklenburgischen Renaissance. Welche sich auf die Herrschaftszeit des Herzoges Johann Albrecht I. bezieht.[19]

Der Hauptbau hat eine Raumfläche von 909 m², der Seitenflügel eine Fläche von 303 m². Die reinen Baukosten beliefen sich auf 430 000 .[20]

Für den Schlossbau und den Bau der Wirtschaftsgebäude wurden die Verblendziegel von der Großherzoglichen Kunstziegelei in Kläterberg geliefert.[21]

Das Schloss besteht aus dem Hauptgebäude, den Herrschaften zugedacht, und dem schräg angesetzten Flügel in dem sich die Wirtschaftsräume und Fremdenzimmer befanden. Weitere Gebäude fanden im umliegenden Wald ihren Platz.

Am Baukörper finden sich die verschiedensten Stilformen. Hier sind die Pilasterordnungen mit Gebälken und Gesimsen anzumerken. Fenster und Türenumrahmungen in Terrakotta schmuckvoll gefertigt, welche von alten Bruchstücken historischer Bauten abgeformt wurden.[22] Vorlagen fanden sich auch am Schloss zu Gadebusch. Giebel und Türme wurden nach dem Vorbild des Schlosses Freyenstein in der Prignitz errichtet. Bemerkenswert sind die runden auskragenden Erker der Westseite, welche den Giebel flankieren.

Am Gebäude findet sich vegetabile Schmuckarchitektur in Form des Akanthusornament, Laubfriese und Kartuschen. Auch Muschelausfüllungen der Giebel und Bekrönung sind Bestandteil der Architektur des Gebäudes.

Der Flügel und die Wirtschaftsgebäude sind dem niedersächsischen Backsteinbau entlehnt. Neben alten Motiven im Mauerverband, treten geputzte Blendnischen in Erscheinung. Welche in Kombination mit Figuren-Medallions in Terrakotta gefertigt wurden, hier sind auch die mecklenburgischen Wappen anzumerken. In den Terrakotta-Medallions sind die Darstellungen aus der herzoglichen Familie zu sehen. Im Seitenflügel wurden verschiedenfarbige Verblendziegel verwendet, um Rautenmuster als Schmuckelement in die Fassade einzuarbeiten.

Am Obergeschoss des Seitenflügels, das Fremdenzimmer auf der Ostseite flankierend, findet sich ein auf imposanten Konsolen ruhender Balkon. Welcher mit einer schmuckvollen steinernen Balustrade ausgestattet ist.

Die schmuckvolle Zugangstür auf der Giebelseite des Seitenflügel ist mit verzierten Beschlägen und ornamentalen Schnitzwerk versehen. Auf dem Türblatt sind das Mecklenburger Landeswappen und das sächsische Landeswappen aufgebracht, welche die kleinen rundbogigen Öffnungen der Tür flankieren. Das sächsische Wappen steht für die damalige Hausherrin Herzogin Elisabeth, in Anlehnung an ihre Herkunft aus dem Hause Sachsen-Weimar-Eisenach.

Bemerkenswert ist der große Turm, in seiner Funktion als Wasserturm genutzt. Welcher mittels elektrischer Pumpe aus dem im Keller gegrabenen Brunnen befüllt wurde. Im großen Turm findet sich auch die Turmuhr mit dem Schlagwerk und ihren zwei Glocken. Die Türme sind mit geschweiften Turmhauben ausgestattet. Der größere, mit Kupfer bedeckt, wird von einem prächtigen goldenen Greif bekrönt. Der kleinere Eckturm, mit Schieferschindeln bedeckt, ist mit einem Morgenstern bekrönt.

Weißer Hauptflügel, der rote Seitenfügel aus Backstein und das schwarze Dach stehen symbolisch für die Reichsfarben des 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreiches.

Eine ausladende Terrassenanlage hinter den Wohnräumlichkeiten ermöglicht den Zugang zur Gartenanlage. Hier sind auch die Treppen der Süd- und Ostseite anzumerken, die mit ihren steineren volutierenden Brüstungen, die bepflanzt sind, ein schmuckvolles Bild bieten. Mittig der absteigenden Brüstung ruhen beiseitig auf einem Sockel große Steinvasen, welche gleichfalls bepflanzt sind.

Innenausstattung

Querschnitt Hauptflügel

Von der Vorhalle des Haupthauses ausgehend, gelangt man in die zweigeschossige Halle. Ebenfalls ist der Zugang zum Seitenflügel mit den Wirtschaftsräumlichkeiten über die mit Schnitzwerk verzierte Seitentür möglich.

Ein besonderes Merkmal ist die zweigeschossige Halle, die an der Decke mit ornamentalen Stuckwerk verziert wurde. Diese befindet sich im Hauptflügel der Herrschaften, von diesem Bereich aus erschließen sich alle repräsentativen Räumlichkeiten im Hauptflügel. Die Seitenwände sind mit hoher Holztäfelung versehen, welche aus edlem rotem Holz indischer Herkunft gefertigt wurde. Hier ist auch die kassetierte Holzdecke anzumerken, die gleichfalls aus edlem Holz gefertigt wurde. Über die repräsentative einläufige Treppe m Balustrade gelangt man zur umlaufenden Galerie, welche durch Pilaster und Rundbögen gegliedert wird. Unter der Treppe, flankiert von den hölzernen Säulen, findet sich ein aus grauem Marmor errichteter Kamin. Über dem Kamin in einer Nische stand die Statue eines Jüngling. Die hölzernen kannelierten Säulen mit korinthischen Kapitellen tragen gleichzeitig das Gebälk der Treppe.

Neben der Halle, westlich gelegen, findet sich das mit Kreuzgewölben versehene Speisezimmer. Über das Speisezimmer gelangt man in das vormalige Frühstückszimmer und das japanische Teezimmer. Bemerkenswert sind hier die Holzeinlegearbeiten mit asiatischen vegetabilen und figürlichen Darstellungen welche die Türen des Teezimmers schmücken. Im eingewölbten Speisezimmer befand sich eine Büffetnische und eine Silbernische. Hinter der Silbernische hatte die schmuckvolle Anrichte ihren Platz.

Das Arbeitskabinett des Herzoges war mit einer hölzernen Kassettendecke ausgestattet. Deren stilistische Prägung sich an den im Güstrower Schloss vorhandenen vergleichbaren Deckenelementen orientierte. Hier finden sich auch in der Paneele eingearbeitete Runen Ornamente. Der große steinerne Kamin ist ebenfalls Bestandteil der schmuckvollen Ausstattung des Kabinettes. Nebenliegend das kleine Kabinett und die Bibliothek. Die Bibliothek hatte ihr berühmtes Vorbild in dem erzbischöflichen Palais zu Straßburg.[23] In dieser sind noch die verglasten Bücherschränke vorhanden, die umlaufend im Raum angeordnet sind.

Ein besonderer Bestandteil des Schlosses Wiligrad ist die Silberkammmer. Welche, mit Blech zum Feuerschutz ausgekleidet, die herzoglichen Juwelen sicher beherbergte. In der oberen Tresorkammer lagerten die Juwelen, während in der unteren das Tafelsilber des Hauses aufbewahrt wurde.

Seitenflügel und Hauptgebäude besitzen unterschiedliche Höhenverhältnisse. Diese Unterschiede werden durch die Podeste der Wendeltreppe ausgeglichen. Das umgebende Treppenhaus ist im Stil der süddeutschen Spindeltreppen aus Sandstein erbaut. An den inneren Säulen der Spindeltreppe sind Wappenschilder mit dem Greif aufgehängt.

Bei Betrachtung der Fußböden sind die glasierten Fussbodenplatten zu bemerken. Im Stile erinnernd an alte spanische Azulejos. Welche sich ausgezeichnet in das historisierende Gesamtbild eingliedern. In den weiteren Räumlichkeiten ist hochwertiger Parkettboden verarbeitet, dieser wurde im Fischgrätmuster verlegt. Diese Musterung bietet einen interessanten Hell-Dunkel-Kontrast in den repräsentativen Räumlichkeiten.

Die Nebengebäude

Maschinenhaus

Die Wirtschaftsgebäude sind stilistisch dem Seitenflügel folgend aus rotem Backstein errichtet, mit einfachen Mustern im Mauerverband. Auch an diesen Gebäuden ist der Staffelgiebel ein markantes Merkmal, der gotischen Zeit entlehnt.

Für den Bau der Stallungen beliefen sich die reinen Baukosten bei einer Raumfläche von 811 m² auf 84 000 . Die Errichtung des Maschinenhauses mit einer Raumfläche von 112 m² kostete 41 000 ℳ, inklusive des Schornstein und des angelegten Heizungstunnel. [24]

Zu den Nebengebäuden gehören das Maschinenhaus, der Marstall, der nebenliegende Pferdestall für die Pferde der Gäste des Hauses und das Wagen-Haus gegenüber dem Marstall. Im Wagenhaus waren die herzoglichen Kutschen untergebracht, später dann die Automobile des herzoglichen Fuhrparkes. Auch zu erwähnen sind das Kavaliershaus und das Wohnhaus der Schlossangestellten und die Gärtnerei mit ihren damaligen Gewächshäusern.

Marstall

Der zweiflügelige Marstall mit Verbindungsbau, im U-förmigen Grundriss, ist ein Backsteinbau mit einem aus behauenen Feldsteinen errichteten Sockel. Auch hier findet sich der für die Wirtschaftsgebäude des Schlosses typische Staffelgiebel. Blendnischen als Schmuckelement sind auch hier eingearbeitet. In diesem Gebäude war neben den Stallungen auch eine Reitbahn untergebracht. Im Verbindungsbau befanden sich vier Zimmer nebst zweier Küchen die zu den Kutscherwohnungen gehörten. Die Wagenwäscherei war im Innenhof eingerichtet.

Kavaliershaus

Das Kavaliershaus Wiligrad ist ein Backsteinbau in Kombination mit Fachwerk. Im Obergeschoss findet sich Fachwerk und geputzte Ausfachungen, während der Sockel und das Erdgeschoss aus Backstein errichtet wurden. Erker der Vorderseite sind vollständig aus Holz gefertigt. Die Bauweise des Obergeschoss erinnert an niedersächsische Fackwerkbauten. Der bauplanerische Entwurf wird dem Architekten Ludwig Winter zugeschrieben. Nach 1920 wird dieses Gebäude auch als Waldhaus bezeichnet.

Maschinenhaus

Im Maschinenhaus waren die Gerätschaften für die Stromerzeugung und die der zentralen Heizungsanlage untergebracht. Die Dampfmaschinen und die Generatoren für die Akkumulatoren-Anlage hatte gleichfalls dort ihren Platz. Im darüberliegenden Obergeschoss wohnte der Maschinenwärter.[25] Die elektrisch betriebene Wäscherei ist auch ein Beispiel für die damalig moderne Infrastruktur des Schlosses. Bemerkenswert war der Schornsteinkopf des 25 m hohen Schornstein des Maschinenhauses, mit hochgestelzten Rundbogenöffnungen, geputzten Blendnischen und Zahnfries versehen. Umlaufend mit Terrakotta Verzierungen geschmückt, hier fanden sich der Braunschweiger Löwe, die Darstellung eines Greif und weitere figürliche Darstellungen. Dieser imposante Schornstein wurde vom Ingenieurbüro für Fabrikschornsteinbau H.R. Heinicke aus Berlin errichtet.[26] Das Maschinenhaus war direkt über einen Tunnel mit dem Haupthaus verbunden, in diesem waren die Dampfrohre der Heizungsanlage verlegt.

Pumpenhaus am See

Das Pumpenhaus, am See gelegen, im neoromanischen Baustil gehalten. Unterhalb des Haupgesims finden sich rundbogige Nischen, welche durch Pilaster gegliedert werden. Die Pilaster erinnern an romanische Säulen mit Würfelkapitellen. An den Gebäude-Ecken finden sich gequaderte Ecklisenen. Von hier aus erfolgte die Wasserversorgung des Schlossgartens und der Gärtnerei. Auch der Brandschutz hatte beim Schloss-Neubau hohe Priorität, wie der Einbau einer Sprinkleranlage beweist. Diese wurde ebenfalls vom Pumpenhaus aus gespeist.

Der Park

Waldpark Elisabeth-Quelle

Der Schlosspark Wiligrad bei Lübstorf wurde um 1930 zu den drei schönsten Parkanlagen in Mecklenburg gerechnet. Als Landschaftspark entworfen und angelegt, war er einst für seine ehemals weithin gerühmten doppelreihig gepflanzten Rhododendrenhains nicht nur landesweit bekannt.

So konsultierte er den Schlossgärtner Arnim Sckell aus dem Hause Sachsen-Weimar in Lübstorf, um seine Anweisungen betreffend der Gartenanlagen mitzuteilen und diese zu besprechen. Von diesem Treffen berichtete die Mecklenburgische Zeitung in ihrer Tagesausgabe vom 24.2.1896.[27] In diese Konsulationen war auch Architekt Johann Albrecht eingebunden.

Der Waldpark bzw. Forst wurde im Zeitraum von 1896 bis 1902 von Ludwig Winter und dem herzoglichen Haushofmeister Wilhelm Ahrens nach den Wünschen des Herzogs gestaltet. Im Wald-Park, der 210 ha umfasst, finden sich verschiedene Architekturelemente, hauptsächlich aus Italien stammend. Hier sind bemerkenswert die Elisabeth-Quelle und verschiedene Gedenksteine. Die Elisabeth-Quelle, eingebettet in eine gemauerte Nische, befindet sich östlich des Schlosses, am Steilufer des See. Die Quelle trägt den Namen der 1908 verstorbenen Herzogin zu Mecklenburg.

Die Anordnung der Elemente im Wald-Park ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Wege im Park habe keine klare geometrische Anordnung, sondern diese passen sich an ihre natürliche Umgebung an.

Bemerkenwert sind der Ginkgobaum, die Pyramideneiche, die Kaukasusfichte, der Trompetenbaum oder die Blutbuche um nur einige der vorkommenden edlen Gehölze zu nennen.[28]

Die Friedrich-Franz-Weg entstand in den Jahren 1896 bis 1898. Beginnend am Obelisken in Lübstorf, führt dieser durch den Waldpark bis zum Schlossgelände Wiligrad. Der Weg vom Bahnhof Lübstorf zum Schloss Wiligrad, wurde zu Ehren des Herzoges Friedrich Franz II. „Friedrich-Franz-Promenade" genannt. In diesem Zusammenhang ist auch die Kaisertreppe zu erwähnen, die ihren Namen nach einem Besuch des Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1903 erhielt.

Im direkten Schlossumfeld und am Schlossgebäude fanden sich vorwiegend Kletterpflanzen, in Kombination mit exotischen Ziergehölzen.

2014 wurde der Park wieder in seinen entstehungszeitlichen Zustand zurückversetzt, dank der vorhandenen Pläne und Bilder war dieses möglich.[29] Bemerkenswert sind die Neupflanzungen der Rhododendronbüsche, welche wie in alter Zeit das Bild des Schlossumfeldes prägen.

Der Schlosspark ist öffentlich zugänglich.

Kunstwerke und Gedenksteine

Wegestein für Haushofmeister Wilhelm Ahrens

Im Park und den Friedrich-Franz-Weg flankierend finden sich zahlreiche Gedenksteine und Kunstwerke.

  • die auf großem Sockel ruhende imposante Marmorvase, ehemals zwei vorhanden
  • der „Sachsenstein“, in Erinnerung an die vom Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach gepflanzten Eichen im Park
  • römischer Gedenkstein aus Tusculum am Kirchweg hinter dem Kavaliershaus.
  • auf einer Anhöhe das Friedrich-Franz-Denkmal, zu Ehren Friedrich Franz III.
  • am Nebenweg stehender „Basewitzstein“, zu Ehren des Grafen Carl von Bassewitz-Levetzow dort aufgestellt.
  • zu Ehren Alexander von Bülow, der „Bülow-Stein“
  • der „Elisabeth-Stein“ zu Ehren der Herzogin von Mecklenburg
  • der „Friedrich-Franz-Stein“, aufgestellt zur Einweihung des Friedrich-Franz-Weg
  • vor der Südterrasse des Schlosses die romanische Tauffünte
  • Seepromenade, Wegestein für Haushofmeister Wilhelm Ahrens
  • südlich des Marstalls, der Carl-Alexander-Wegstein, in Erinnerung an den Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach

Heute

Seit 1991 hat das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Landesarchäologie und der Kunstverein Wiligrad e. V. im Schloss ihren Sitz.[30] Das Schloss ist seither kultureller Treffpunkt, auch dank der Galerie- und Ausstellungstätigkeit des Kunstvereins .

Der Verein der Freunde des Wiligrader Schlosses e.V. engagiert sich für die Erhaltung des Schlosses Wiligrad, dieses schließt auch die historische Erforschung der Schlossgeschichte mit ein.[31] Seit 2014 hat der Verein sein Informationsbüro im Seitenflügel des Schlosses.

Im Januar 2015 fand der Neuguss des Welfen-Löwen oder auch Braunschweiger Löwe genannt wieder seinen Platz vor dem Haupteingang des Schlosses. Die Nachbildung von 1914 als Geschenk für die Braunschweiger Regentschaft des Hezogs wurde 1950 vom Schlossgelände entfernt.[32]

Literatur und Quellen

Literatur

  • Molzen, Christian: Schlösser, Herrenhäuser, Gutshäuserin Nordwestmecklenburg, S. 49-51, Grevesmühlen 2003
  • Dieter Pocher: Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern; kunsthistorische Einführung, S. 94-95, L-&-H-Verl, Hamburg 2005
  • Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, Sonderdruck Gebrüder Jänicke, Wiesbaden 1903
  • Heidi Fischer: Schloss Wiligrad. 1898–1998 Schwerin 1998.
  • Neidhardt Krauß: Unterwegs zu Burgen, Schlösser und Parkanlagen in Mecklenburg. Rostock 1991.
  • Rolf Seiffert, Dietmar Braune: Schloss Wiligrad. Ein dendrologischer Rundgang. Schwerin 2010, ISBN 978-3-940207-51-7

ungedruckte Quellen

  • Landeshauptarchiv Schwerin
    • LHAS Bestand: 5.12-4/2 Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Schloss Wiligrad, 16391, Laufzeit: 1895 - 1912
    • LHAS Bestand: 5.12-7/1 Mecklenburg-Schwerinsches Ministerium für Unterricht, Kunst, geistliche und Medizinalangelegenheiten, Schlossmuseen in Wiligrad und Ludwigslust, 6877, Laufzeit: 1921 - 1946
    • LHAS Bestand: 5.12-7/1 Mecklenburg-Schwerinsches Ministerium für Unterricht, Kunst, geistliche und Medizinalangelegenheiten, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg errichtete Wiligrader Unterstützungskasse zu Wiligrad, 9569, Laufzeit: 1912 - 1942
    • LHAS Bestand: 10.34-1 Landesleitung der SED Mecklenburg, Bericht über die trotzkistische Bandentätigkeit an der Landesparteischule Wiligrad, 140, Laufzeit: 1951
Commons: Schloss Wiligrad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Archiv Zentralstelle des Deutschen Kolonialinstitut Hamburg, 0088330002, 12 Januar 1905
  2. Deutsches Kolonial-Lexikon, Band II, S. 130, Leipzig 1920
  3. Die Woche, Band 10, Ausgabe 29, Verlag August Scherl, Berlin 1908
  4. Deutsches Kolonial-Lexikon, Band II, S. 130, Leipzig 1920
  5. Bauerhochschule Wiligrad, Publikation des Verein der Freunde des Wiligrader Schlosses e.V.
  6. SS-Dienstaltersliste vom 1. Dez. 1936, Dienstgrade Reichsführer SS bis SS-Untersturmführer, SS-Personalhauptamt
  7. LHAS Bestand: 05.12.04/03, Sicherung eines Teiles des Schriftgutes des Siedlungsamtes vor Feindeingriffen durch Einlagerung im Schloss Wiligrad, 7787, Laufzeit: 1942-1945
  8. LHAS Bestand: 12.3-1, Hofbauamt/Großherzogliche Vermögensverwaltung, Schloss Wiligrad
  9. Richard Erich Der Austausch von lauenburgischen Grenzgebieten durch die Besatzungsmächte im November 1945, S. 34-52. Lauenburgische Heimat Heft Nr. 87
  10. LHAS Bestand: 10.34-1 SED Landesleitung Mecklenburg 1948-1952
  11. LHAS Bestand: 10.34-1, SED Landesleitung Mecklenburg, Akte 140, S. 3, Bl 59.
  12. BArch Bestand: 4.4.2 Ministerium des Innern, Stab Organisation, Bezirksdirektionen der Volkspolizei (BDVP), Schwerin
  13. BArch Bestand: 4.4.2 Ministerium des Innern, Stab Organisation, Bezirksdirektionen der Volkspolizei (BDVP), Schwerin
  14. Schimmel vernichtet archäologische Schätze
  15. Archäologische Notdepots sollen geräumt werdenQuelle: NDR 1 Radio M/V:
  16. Endspurt rund ums Wiligrader Schloss Quelle: SVZ vom 11. März 2014:
  17. Friedrich Wigger: Bericht des Ibrahîm ibn Jakûb über die Slawen aus dem Jahre 973
  18. Robert Beltz: Mistewoi (Mistizlav)
  19. Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, S. 10, Wiesbaden 1903
  20. Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, S. 20, Wiesbaden 1903
  21. Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau, Band 30, Nr. 88, S. 1415, Jahrgang 1906
  22. Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, S. 11, Wiesbaden 1903
  23. Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, S. 12, Wiesbaden 1903
  24. Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, S. 20 Kostenübersicht, Wiesbaden 1903
  25. Albrecht Haupt: Architektur des Schlosses Wiligrad in Mecklenburg, S. 19, Wiesbaden 1903
  26. Katalog der Deutschen Armee-, Marine-, u. Kolonial-Ausstellung, S. 51, Berlin 1907
  27. Mecklenburgische Zeitung, 24.2.1896, UB Rostock Mk-121, F-18, 1848-1941
  28. Rolf Seiffert, Dietmar Braune: Schlosspark Wiligrad: Ein dendrologischer Rundgang, Broschüre, Schwerin 2010,
  29. Finanzministerin übergibt Schlosspark Wiligrad der Öffentlichkeit
  30. Landesarchäologie Mecklenburg-Vorpommern
  31. Schlossverein zieht ins Schloss
  32. www.burgerbe.de Schloss Wiligrad, der Welfen-Löwe ist zurück

Koordinaten: 53° 44′ 21,3″ N, 11° 26′ 6,2″ O