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Hilfswilliger

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Historische Verwendung der Bezeichnung

Als Hilfswilliger kurz HIWI auch HiWi oder Hiwi wurden während des Zweiten Weltkrieges Hilfskräfte innerhalb der Deutschen Wehrmacht bezeichnet, die aus den Reihen der Bevölkerung in besetzten Ländern rekrutiert wurden.

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion, 1941, bestand in den Reihen der Wehrmacht und der deutschen Besatzungsmacht ein massiver Bedarf an "fremdvölkischen" Hilfskräften. Diese "Willigen" entstammten sowohl aus Teilen der kooperationsbereiten Zivilbevölkerung, als auch aus den Reihen von Sowjetischen Kriegsgefangenen, für die sich hier eine Möglichkeit bot, den katastrophalen Bedingungen in den Gefangenenlagern zu entkommen. Geschätzte 0,8 bis 1 Million Bewohner der Sowjetunion dienten in Verbänden der Wehrmacht, ca. 200.000 waren innerhalb des Polizeidienstes tätig. Weitere Hunderttausende sowjetische Bürger arbeiteten für die Besatzungsmacht, beispielsweise in deutschen Verwaltungsstellen, Wirtschaftsbetrieben oder innerhalb der Reichsbahn. Unter den Bedingungen eines "Vernichtungskrieges" ist es dabei schwierig, zwischen tatsächlich vorhandener, rein freiwilliger, Kollaborationsbereitschaft und einer quasi Zwangsarbeit zu differenzieren. In der Praxis dürften unterschiedlichste Beweggründe eine Rolle gespielt haben, vor allem der Wunsch nach besseren Überlebenschancen und -bedingungen.

Während die Hiwis zunächst nur unbewaffnete Hilfsdienste für die deutsche Besatzungsmacht leisteten, führte der aus Sicht der Wehrmachtsführung ungünstige Kriegsverlauf dazu, diese immer mehr in den bewaffneten Unterdrückungsapparat einzugliedern, bis hin zur aktiven Teilnahme an der Vernichtung der Juden und der Bekämpfung von "Partisanen" beziehungsweise dessen, was die deutsche Heeresleitung darunter verstand. 1943 wurden aus Teilen der "Hilfswilligen" schließlich die "Freiwilligenverbände" der Ostlegionen. Doch erst 1944 war die Verzweiflung auf deutscher Seite so groß, dass man den vereinzelt tatsächlich vorhandenen Widerstandswillen gegen die stalinistisch-kommunistische Regierung in Moskau in einer Russischen Befreiungsarmee (ROA, Wlassow-Armee) bündelte.

Gegenwärtige Verwendung der Bezeichnung

Das Ende der Zeit des Nationalsozialismus und die Niederlage der Wehrmacht beendeten alle Arbeitsverhältnisse, die Bezeichnung "Hilfswilliger" blieb jedoch auch nach 1945 der deutschen Sprache erhalten, allerdings ohne militärischen Hintergrund und überwiegend in der abgekürzten Form. Heute wird mit Hiwi umgangssprachlich abwertend eine Person bezeichnet, die für vergleichsweise niedrig qualifizierte Tätigkeiten als Hilfskraft eingeteilt ist.

"Hiwi" findet sich als inoffizielle, leicht ironische, Bezeichnung für eine studentische Hilfskraft an Hochschulen oder eines wissenschaftlichen Mitarbeiters beim Bundesgerichtshof. Da selbst in intellektuellen Kreisen die problematische Etymologie des Begriffes oft unbekannt ist (und beispielsweise als Hilfswissenschaftler "umgedeutet" wird), verwundert es wenig, dass die Produzenten der 6. Staffel der Fernsehsendung Big Brother im Jahr 2005 keinerlei Hemmungen hatten, den Ausdruck Hiwi als Gattungsbegriff und Pendant zu Chef und Assistent zu verwenden.

In Anspielung auf den aus Sicht des "alten Europa" kollaborativen Charakter der Unterstützung der USA im Irakkrieg 2003 wurde Präsident Bushs umstrittene "Koalition der Willigen" auch schon als "Koalition der Hilfswilligen" bezeichnet.