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Altfränkische Sprache

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Altfränkisch (*Frenkisk)
Zeitraum frühes 3. bis 9. Jahrhundert

Ehemals gesprochen in

unterer Niederrhein, Mittelrhein-Gebiet; römische Provinz Gallia Belgica (bis ins 7. Jahrhundert)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

gem (Germanische Sprachen)

ISO 639-3

frk

Ausbreitung von Salfranken und Rheinfranken bis zum 5./6. Jahrhundert

Mit Altfränkisch (frk. *Frenkisk) wird in der Sprachwissenschaft die Sprache der germanischen Franken oder der fränkischen Stämme bezeichnet, die im frühen 3. Jahrhundert vom Gebiete nördlich und nordöstlich des Niederrheins, etwa dem heutigen Westfalen kommend die unteren Gebiete der Region Niederrhein, das Mittelrhein-Gebiet, die römische Provinz Belgien, und später Gallien (das heutige Frankreich) eroberten.

Herkunft und weitere Entwicklung

Die altfränkische Sprache hat sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus in einem kontinuierlichen Prozess aus den urgermanischen Dialekten der Herkunftsgebiete der Franken im heutigen West- und Norddeutschland entwickelt und wurde insbesondere im 4. bis 9. Jahrhundert, also in der Merowinger- und Karolingerzeit, gesprochen. Im Nordwesten ging das Altfränkische in einem kontinuierlichen Prozess in das Altniederländische über, im Südwesten, dem heutigen Nordfrankreich und der Wallonie, wurde es von der dort mehrheitlich romanischsprachigen Bevölkerung an das Galloromanische bzw. Altfranzösische assimiliert, im Osten entwickelte es sich zu den Westmitteldeutschen Sprachen, durch die Hochdeutsche Lautverschiebung in Franken zu den Ostfränkischen Sprachen und im Süden zu den Südfränkischen Sprachen weiter. Bei der Assimilation des Altfränkischen an das Galloromanische bzw. Altfranzösische übernahm dieses mehrere hundert fränkische Lehnwörter. Als Folge der Sachsenkriege und der nachfolgenden Eingliederung der Sachsen im heutigen Westfalen, Nordhessen, Niedersachsen und westlichen Brandenburg in das ostfränkische Reich gelangten Anteile des Altfränkischen auch ins Altsächsische und beeinflussten darüber auch das bestehende Altenglische in seiner späteren, hochmittelalterlichen Form.

Überlieferung und Erforschung

Die altfränkische Sprache ist - bis auf ganz wenige Inschriften, vor allem die Runeninschrift von Bergakker - nicht direkt überliefert. Obwohl deswegen viele Einzelheiten unter Sprachwissenschaftlern umstritten sind, stellt das Altfränkische die historische Grundlage für zahlreiche heutige und historische Sprachen dar. Anteile des Französischen, die große Zahl der fränkischen Sprachen, das moderne Deutsche, Niederländische, Luxemburgische sowie das Afrikaans gehen zu großen Anteilen auf altfränkische Wurzeln zurück. Das Altfränkische entwickelte sich weiter zum (Alt)niederländischen und zu zahlreichen Fränkischen Dialekten. Die bairischen und alemannischen Dialekte des frühen Mittelalters gehen hingegen nicht auf das Altfränkische zurück, sondern auf eng mit dem Altfränkischen verwandte west- bzw. südgermanische Dialekte. Bis heute[1] existiert keine zusammenfassende Monographie über das Altfränkische.

Charakteristika der Sprache und Grammatik

Das Altfränkische ist eine synthetische Sprache.

Umlaut

Typisch für das Altfränkische und wichtig für das Verständnis bestimmter Formen in späteren Sprachstufen der Nachfolgesprachen (wie die rückumlautenden schwachen Verben) ist der althochdeutsche Primärumlaut. Hierbei bewirken die Laute /i/ und /j/ in der Folgesilbe, dass /a/ zu /e/ umgelautet wird.

Endsilben

Charakteristisch für die altfränkische Sprache sind die noch vokalisch volltönenden Endungen (siehe Latein), zum Beispiel:

afrk.: neuniederländisch:
*makōn maken
*dagā dagen
*ōra oor
*bergā bergen

Die Abschwächung der Endsilben in den Fränkischen Sprachen und Dialekten ab etwa 1150 gilt als Hauptkriterium zur Abgrenzung des Altfränkischen und der sich aus dieser entwickelten frühmittelalterlichen Sprachen bzw. Dialekte (bspw. des Altniederfränkischen) von den aus jenen frühmittelalterl. Spr. bzw. Dial. entwickelten hoch- und spätmittelalterlichen Sprachen bzw. Dialekten (bspw. dem Mittelniederfränkischen).

Substantive

Das Substantiv hat fünf Fälle. Man unterscheidet zwischen einer starken (vokalischen) und einer schwachen (konsonantischen) Deklination. Auch beim Artikel wird entsprechend differenziert. Die r-Deklination und die 3. Deklination (kons. Stamm) des Urgermanischen sind zusammengefallen.

Vokalische Deklinationsklassen

1. Deklination
Kasus Singular Plural
Nominativ erđa erđā
Genitiv erđa erđō
Dativ erđo erđām
Akkusativ erđa erđā
2. Deklination
Kasus Singular Plural
Nominativ daħ dagā
Genitiv dagis dagō
Dativ dage dagam
Akkusativ daħ dagā
Instrumental dagu
3. Deklination (vok.)
Kasus Singular Plural
Nominativ tīt tīdī
Genitiv tīdi tīd
Dativ tīdi tīdim
Akkusativ tīt tīdī
4. Deklination (I)
Kasus Singular Plural
Nominativ hant hendi
Genitiv handa hend
Dativ hendi handum
Akkusativ hant hendi


4. Deklination (II)
Kasus Singular Plural
Nominativ sper sperū
Genitiv spera spir
Dativ spiri sperum
Akkusativ sper sperū
Instrumental speru
jā-Deklination
Kasus Singular Plural
Nominativ akis akur
Genitiv akurja akur
Dativ akurjo akurjām
Akkusativ akis akur

Konsonantische Deklinationsklassen

3. Deklination (kons.)
Kasus Singular Plural
Nominativ burħ burħ
Genitiv burħ burgō
Dativ burħ burgum
Akkusativ burħ burħ
an-Deklination m.
Kasus Singular Plural
Nominativ haso hasan
Genitiv hasin hasanō
Dativ hasin hasam
Akkusativ hasan hasan
an-Deklination n.
Kasus Singular Plural
Nominativ ōga ōgānā
Genitiv ōgin ōganō
Dativ ōgin ōgam
Akkusativ ōga ōgānā
īn-Deklination
Kasus Singular Plural
Nominativ breidi breidīn
Genitiv breidin breidīnō
Dativ breidin breidīm
Akkusativ breidin breidīn
ān-Deklination
Kasus Singular Plural
Nominativ saga sagān
Genitiv sagan sagānō
Dativ sagan sagām
Akkusativ sagan sagān
ir-Deklination
Kasus Singular Plural
Nominativ lamp lembirā
Genitiv lambis lembirō
Dativ lambe lembirum
Akkusativ lamp lembirā
Instrumental lambu

Personalpronomen

Die Deklination der Personalpronomina im Altfränkischen sieht wie folgt aus:

Numerus Person Genus Nominativ Possessivum Dativ/Instrumental Akkusativ
Singular 1.   ik mīn mik
2.   đū đīn đī đik
3. Maskulinum sīn himo hin
Femininum sīu hira hiro sīa
Neutrum hit sīn himo hin
Plural 1.   unsar uns uns
2.   iuwar
3. Maskulinum sīa hiro himo hin
Femininum sīa hiro himo hin
Neutrum sīu hiro himo hin
Höflichkeitsform 2.   iuwar

Reflexivpronomen

Die Deklination der Reflexivpronomina im Altfränkischen sieht wie folgt aus:

Numerus Person Pronomen
Singular 1. mik
2. đik
3. sik
Plural 1. uns
2.
3. sik
Höflichkeitsform 2.

Demonstrativpronomen im Altfränkischen

In der altfränkischen Periode spricht man noch von dem Demonstrativpronomen, weil sich der bestimmte Artikel als ein grammatisches Phänomen erst bei den sich aus dieser entwickelten frühmittelalterlichen Sprachen bzw. Dialekten aus dem Demonstrativpronomen entwickelt hat.[2]

Singular männlich weiblich sächlich Plural
Nominativ đē đia đat Nominativ đia
Genitiv đes đero đes Genitiv đero
Dativ đemo đero đemo Dativ đen
Akkusativ đen đia đat Akkusativ đia
Instrumental điu / điu Instrumental /

Anhand dieser Aufstellung kann man bereits einen langsamen Zusammenfall der verschiedenen Formen feststellen.

Verben

Auch bei den Verben wird zwischen einer starken (vokalischen) und einer schwachen Konjugation unterschieden. Die Zahl der schwachen Verben war zu jeder Zeit höher als die der starken Verben, aber die zweite Gruppe war im Altfränkischen deutlich umfangreicher als heute. Neben diesen beiden Gruppen gibt es die Präterito-Präsentien, Verben, welche mit ihrer Präteritumsform Präsensbedeutung aufweisen.

Starke Verben

Bei den starken Verben kommt es im Altfränkischen zur Veränderung des Vokals im Grundmorphem, welches die lexikalische Bedeutung des Wortes trägt. Die Flexion (Beugung) der Wörter wird durch Flexionsmorpheme (Endungen) gekennzeichnet. Man unterscheidet im Altfränkischen sieben verschiedene Ablautreihen, wobei die siebte nicht auf einen Ablaut, sondern auf Reduplikation zurückgeht.

Ablautreihen
Ablaut-
reihe
Infinitiv Indikativ
Präsens
Konjunktiv
Präsens
Partizip
Präsens
Indikativ
Präteritum
Konjunktiv
Präteritum
Partizip
Präteritum
Sg. Pl. 1. + 3. Sonst.
I ī ī ī ī ī ei i i i
II io iu io io io ō u u o
II (an.) ū ū ū ū ū ō u u o
III.a i (+ Nasal + Konsonant) i i i i a u u u
III.b e (+ Nichtnasal + Konsonant) i e e e a u u o
IV. e (+ einzelnem Nasal/Liquid;
(selten) + Plosiv)
i e e e a ā ā o
V. e i e e e ā ā ā e
V. (-i-) i (+ Doppelkonsonant + i
im Präsens)
i i i i a ā ā e
VI. a a a a a uo uo uo a
VI. (-i-) e (+ Doppelkonsonant + i (im Präs.,
außer Ind. Sg. und Imp. Sg.))
e e e e uo uo uo a
VII.a ei ei ei ei ei ie ie ie ei
VII.b ō ō ō ō ō io io io ō
VII.c a a a a a ia ia ia a
VII.d ā ā ā ā ā ia ia ia ā

Beispiele in rekonstruiertem und vereinheitlichtem Altfränkisch:

  • Ablautreihe I: rīdan – rīdu – reit – ridun – giridan (ndl. „rijden“)
  • Ablautreihe II.: biodan – biudu – bōt – budun – gibodan (ndl. „bieden“)
  • Ablautreihe II. (an.): sūgan – sūgu – sōħ – sugun – gisogan (ndl. „zuigen“)
  • Ablautreihe III.a: singan – singu – sank – sungun – gisungan (ndl. „zingen“)
  • Ablautreihe III.b: helpan – hilpu – halp – hulpun – giholpan (ndl. „helpen“)
  • Ablautreihe IV.: neman – nimu – nam – nāmun – ginoman (ndl. „nemen“)
  • Ablautreihe V.: gevan – givu – gaf – gāvun – gigevan (ndl. „geven“)
  • Ablautreihe V. (-i-): sittjan – sittju – sat – sātun – gisetan (ndl. „zitten“)
  • Ablautreihe VI.: faran – faru – fuor – fuorun – gifaran (ndl. „varen“)
  • Ablautreihe VI. (-i-): skeppjan – skeppju – skuop – skuopun – giskapan (ndl. „scheppen“)
  • Ablautreihe VII.a: heitan – heitu – hiet – hietun – giheitan (ndl. „heten“)
  • Ablautreihe VII.b: ħlōpan – ħlōpu – ħliop – ħliopun – giħlōpan (ndl. „lopen“)
  • Ablautreihe VII.c: fallan – fallu – fial – fialun – gifallan (ndl. „vallen“)
  • Ablautreihe VII.d: rādan – rāduriatriadungirādan (ndl. „raden“)
Finite und infinite Flexionsformen
Infinite Formen Verbform
Infinitiv helpan
Partizip
Präsens
helpandi
Partizip
Präteritum
giholpan
Finite Formen Pronomen Präsens Präteritum
Indikativ Singular
1. Person ik hilpu halp
2. Person đū hilpis hulpi
3. Person hē, sīu, hit hilpit halp
Indikativ Plural
1. Person helpam hulpum
2. Person helpit hulpud
3. Person sīa, sīa, sīu helpant hulpun
Konjunktiv Singular
1. Person ik helpe hulpi
2. Person đū helpēs hulpis
3. Person hē, sīu, hit helpe hulpi
Konjunktiv Plural
1.Person helpēm hulpīm
2. Person helpēt hulpīt
3. Person sīa, sīa, sīu helpēn hulpīn
Imperativ
2. Person Singular help
2. Person Plural helpit

Beispiel nach der Ablautreihe III. b: helpan – hilpu – halp – hulpun – giholpan (ndl. „helpen“)

Schwache Verben

Die schwachen Verben des Altfränkischen lassen sich morphologisch und semantisch über ihre Endungen in drei Gruppen einteilen: 1. Verben mit der Endung -jan (von urgerm. -janą) mit kausativer Bedeutung (etwas machen, bewirken), z.B. taljanątelljan (ndl. „tellen“):

Finite Formen Pronomen Präsens Präteritum
Indikativ Singular
1. Person ik tellju telida
2. Person đū telis telidās
3. Person hē, sīu, hit telit telida
Indikativ Plural
1. Person telljam telidum
2. Person telit telidut
3. Person sīa, sīa, sīu telljant telidun
Konjunktiv Singular
1. Person ik tellje telidi
2. Person đū telljēs telidīs
3. Person hē, sīu, hit tellje telidi
Konjunktiv Plural
1.Person telljēm telidīm
2. Person telljēt telidīt
3. Person sīa, sīa, sīu telljēn telidīn
Imperativ
2. Person Singular teli
2. Person Plural telit

2. Verben mit der Endung -ōn mit instrumentaler Bedeutung (etwas benutzen).

Letztere sind für das Verständnis der im mittelniederländischen u. der in anderen Nachfolgesprachen sehr häufig und auch heute noch teilweise vorhandenen schwachen Verben mit Rückumlaut elementar, da hier das /j/ in der Endung den oben beschriebenen Primärumlaut im Präsens bewirkt.

Besondere Verben

Das altfränkische Verb wesan wird als Verbum substantivum bezeichnet, weil es für sich allein stehen kann und ein Dasein von etwas beschreibt. Es zählt zu den Wurzelverben, welche zwischen Stamm- und Flexionsmorphem keinen Bindevokal aufweisen. Diese Verben werden auch als athematisch (ohne Binde- oder Themavokal) bezeichnet. Das Besondere an sīn ist, dass sein Paradigma suppletiv ist, also aus verschiedenen Verbstämmen gebildet wird (idg. *h₁es- (existieren), *bʰweh₂- (werden) und *h₂wes- (leben)).

Infinite Formen Verbform
Infinitiv wesan
Partizip

Präsens

wesandi
Partizip

Präteritum

giwesan
Finite Formen Pronomen Präsens Präteritum
Indikativ Singular
1. Person ik bim was
2. Person đū bis wāri
3. Person hē, sīu, hit ist was
Indikativ Plural
1. Person sīm wārum
2. Person sīt wārut
3. Person sīa, sīa, sīu sint wārun
Konjunktiv Singular
1. Person ik sī wāri
2. Person đū sīs wāris
3. Person hē, sīu, hit sī wāri
Konjunktiv Plural
1.Person sīn wārīm
2. Person sīt wārīt
3. Person sīa, sīa, sīu sīn wārīn
Imperativ
2. Person Singular wes
2. Person Plural wesit

Zahlennamen im Altfränkischen

Im Altfränkischen wurden besaßen die Zahlen von 1-10 eigene Namen, die Zahlen 11 u. 12 sind zusammengesetzt aus ein bzw. twe und der Endung -lif in der Bedeutung „überstehend“, so bedeutet bspw. twelif „zwei [über Zehn] überstehend“, die Nummern von 13-19 sind Kompositionen aus dem Wort der ersten Stelle und dem Wort für „Zehn“ teħan, bei den nachfolgenden Zahlen folgt auf den Namen der 1. Stelle ein endi „und“ und der Name der zweiten 2. Stelle, z.B. tweintiħ. Im Prinzip werden die Zahlen, wie auch heute noch bspw. im Niederländischen und in anderen aus dem Altfränkischen entstandenen Dialekten / Sprachen, gebildet.

Kardinal Ordinal
ein ērist, furist
twei anđar
đrī đridjo
fior fiorđo
fimf fimfto
seħs seħsto
sivun sivundo
aħto aħtodo
nigun nigundo
teħan teħando
einlif einlifto
twelif twelifto
đrīteħan đridjoteħando
fiorteħan fiorđoteħando
fimfteħan fimftoteħando
seħsteħan seħstoteħando
sivunteħan sivundoteħando
aħtoteħan aħtodoteħando
nigunteħan niundoteħando
tweintiħ tweintigist
đrītiħ đrītigist
fiortiħ fiortigist
fimftiħ fimftigist
seħstiħ seħstigist
sivuntiħ sivuntigist
aħtotiħ aħtotigist
niguntiħ niguntigist
hunt, hundarat hundist / hundaradist
twei hunt / hundarat
đūsund

Tiernamen

Altfränkisches Wort Bild
Vögel (fogalā)
anut f
Ente
Ente
arn m
Adler
Adler
dūva f
Taube
Taube
elvit f
Schwan
Schwan
swan m
falko m
fink m
Fink
Fink
finko m
gans f
Gans
Gans
hano m huon n
Hahn, Huhn, Henne
Hahn, Huhn, Henne
hennja f
havuk m
Habicht
Habicht
krāwa f
Krähe
Krähe
leiwerika f
Lerche
Lerche
hravan m
Rabe
Rabe
stork m
Storch
Storch
Lurche
frosk m
Frosch
Frosch
kroda f
Kröte
Kröte
Kriechtiere: Schlangen (slangan/snakan)
nadra f
Natter
Natter
egiđeħsja f
Eidechse
Eidechse
Fische (fiskā)
āl m
Aal
Aal
bars m
Barsch
Barsch
laħs m
Lachs
Lachs
storjo m
Stör
Stör
Altfränkisches Wort Bild
Säugetiere
apo m
Affe
Affe
bero m
Bär
Bär
bivur m
Biber
Biber
bulo m
stior m
hrinþ n
Bulle/Stier, Rind, Ochse, Kuh, Kalb
Bulle/Stier, Rind, Ochse, Kuh, Kalb
oħso m
kuo f
kalf n
đaħs m
Dachs
Dachs
eikhorno m
Eichhörnchen
Eichhörnchen
elħ m
Elch
Elch
esil m
Esel
Esel
bēr m
evur m
farħ m
swīn n
Eber, Schwein, Borg, Sau
Eber, Schwein, Borg, Sau
baruħ m
soga f
hengist m marħ m
hross n
Hengst, Pferd, Stute, Fohlen
Hengst, Pferd, Stute, Fohlen
mariħa f
folo m
fuħs m
Fuchs
Fuchs
bok m geit f
Bock, Ziege
Bock, Ziege
haso m
Hase
Hase
hwelp m hunt m
Welpe, Hund
Welpe, Hund
hwal m
Wal
Wal
meriswīn n
Meerschwein
Meerschwein
mūs f
Maus
Maus
ottar m
Otter
Otter
rēħ n
Reh
Reh
wiđar m skāp n
Widder, Schaf, Aue, Lamm
Widder, Schaf, Aue, Lamm
ōwi f
lamp n
selħ m
Robbe
Robbe
wisula f
Wiesel
Wiesel
wolf m
Wolf
Wolf
Kerbtiere
āmeittja f
Ameise
Ameise
bīa f
Biene
Biene
wespja f
Wespe
Wespe

Tempus

Im Germanischen gab es lediglich zwei Tempora: Das Präteritum für die Vergangenheit und das Präsens für die Nicht-Vergangenheit (Gegenwart, Zukunft). Mit Einsetzen der Verschriftlichung und Übersetzungen aus dem Latein ins Deutsche begann man, deutsche Entsprechungen für die lateinischen Tempora wie Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II im Altfränkischen zu entwickeln. Die Entwicklung wurde im Altniederländischen fortgeführt.

Aussprache

Die Rekonstruktion der Aussprache des Altfränkischen basiert auf dem Vergleich mit der Aussprache des heutigen Niederländischen, fränkischer Dialekte und verwandter Sprachen, vor allem mit der der Altsächsischen und Althochdeutschen Sprache. Daraus ergeben sich folgende Ausspracheregeln:[3]

Vorne Hinten
ungerundet ungerundet gerundet
kurz lang kurz lang kurz lang
Geschlossen i u
Halbgeschlossen e o
Halboffen
Offen ɑ ɑː
Buchstabe Lautwert Beispiel
a [ɑ]  /? faran [ˈfɑ.rɑn]
ā [ɑː] rādan [ˈfɑː.dɑn]
b [b]  /? biodan [ˈbio̯.dɑn]
v [v]  /? gevan [ˈɣe.vɑn]
d [d]  /? deiljan [ˈdei̯.lʲɑn]
đ [ð]  /? ħlađan [ˈxlɑ.ðɑn]
e [e]  /? helpan [ˈhel.pɑn]
ē [eː] ēra [ˈeː.rɑ]
f [f]  /? fallan [ˈfɑl.lɑn]
g [ɣ]  /? gān [ɣɑːn]
(n+) g [g]  /? bringan [ˈbriŋ.gɑn]
h [h]  /? haldan [ˈhɑl.dɑn]
ħ [x]  /? feħu [ˈfe.xu]
i [i]  /? singan [ˈsiŋ.gɑn]
ī [iː] rīdan [ˈriː.dɑn]
j [j]  /? sittjan [ˈsit.tʲɑn]
k [k]  /? kunnan [ˈkun.nɑn]
l [l]  /? libbjan [ˈli.bʲːɑn]
m [m]  /? mugan [ˈmu.ɣɑn]
n [n]  /? neman [ˈne.mɑn]
n (+g/k) [ŋ]  /? bringan [ˈbriŋ.gɑn]
o [o]  /? hopōn [ˈho.poːn]
ō [oː] ħlōpan [ˈxloː.pɑn]
p [p]  /? drepan [ˈdre.pɑn]
r [r]  /? drīvan [ˈdriː.vɑn]
s [s]  /? seggjan [ˈse.gʲːɑn]
t [t]  /? telljan [ˈtel.lʲɑn]
þ [θ]  /? hluoþ [ˈhluo̯θ]
u [u]  /? fulljan [ˈful.lʲɑn]
ū [uː] dūkan [ˈduː.kɑn]
w [w][4]  /? waldan [ˈwɑl.dɑn]
Digraph Lautwert Beispiel
ei [ei̯] heitan [ˈhei̯.tɑn]
ia [iä̯] fial [ˈfiɑ̯l]
ie [ie̯] hiet [ˈhie̯t]
io [io̯] biodan [ˈbio̯.dɑn]
iu [iu̯] biudu [ˈbiu̯.du]
uo [uo̯] fuor [ˈfuo̯r]
qu [kʷ] queman [ˈkʷe.mɑn]
  • Die Betonung liegt immer auf der Wurzel, selbst wenn eine der folgenden Silben einen Langvokal enthält.
  • Im Altfränkischen fand eine Auslautverhärtung bei den Frikativen [v], [ð], [ɣ] und den Plosiven [b], [d], [g] statt.
  • <st> wird auch im Wortanlaut [st] gesprochen (nicht wie im Neuhochdeutschen [ʃt]).

Sprachbeispiel

Altfränkische Tonaufnahme des »Fadar unsar«
Fadar unsar
Fadar unsar, đē đū bis in himile:
giheilagōt sī đīn namo.
Queme đīn rīki.
Werđe đīn wiljo,
sō in himile, ōk ana erđo.
Unsar brōt deħlīkat gef uns himo dage.
Endi fargef uns unsara skuldi,
sō ōk wī fargevam unserēm skuldigēm.
Endi ni brink uns in kostunga,
ak irlōsi uns fan ubilin.
Āmēn.
(Altfränkische Rekonstruktion (nach dem Matthäusevangelium))

Einfluss auf das Altfranzösische

Die meisten französischen Wörter germanischen Ursprunges kamen aus dem Altfränkischen (wenige andere sind Englische Lehnwörter), oft ersetzten sie lateinische Begriffe, die ansonsten benutzt worden wären. Geschätzt besitzt das Französische heute ca. 1000 altfränkische Lehnwörter.[5] Viele dieser Wörter betreffen den Bereich der Landwirtschaft (z.B. jardin „Garten“), des Krieges (z.B. guerre „Krieg“) oder der Gesellschaftsordnung (z.B. baron „Baron“). Ebenfalls stammt der Nationenbegriff der Franzosen aus dem Altfränkischen.
Der Einfluss des Altfränkischen auf das Französische ist für die Entstehung der frühen Oïl-Sprachen entscheidend gegenüber den anderen romanischen Sprachen, die später aus dem Vulgärlateinischen entstanden (wie bspw. Okzitanisch, Rumänisch, Portugiesisch und Katalanisch, Italienisch etc.), weil der Einfluss größer als der entsprechende Einfluss des Gotischen und Langobardischen (beide auch germanischen Ursprunges) auf das Okzitanische, die romanischen Sprachen Iberiens und das Italienische war. Nicht alle dieser Lehnwörter bewahrten sich im heutigen Französisch. Auch hat dieses Wörter altfränkischen Ursprunges an andere romanische Sprachen und an das Englische übermittelt.
Das Altfränkische besitzt viele Etymen von Wörtern in den verschiedenen Oïl-Sprachen, wie z.B. im Picardischen, Champenois, Lothringischen, Wallonischen, mehr Etymen als von Wörtern des Französischen.[6]

Französisch Altfranzösisch Vulgärlateinisch Altfränkisch Lateinische Entsprechung
bâtir
(„bauen, konstruieren“)
bastir
(„bauen, konstruieren“)
bastire
(„bauen, konstruieren“)
bastjan
(„nähen, weben, binden“)
mūnīre, aedificāre
bière f
(„Bier“)
biere f
(„Bier“)
über mittelniederländisch
u. altniederländisch
bior n
(„Bier“)
cervisia f
blanc
(„weiß, blank“)
blanc
(„weiß“)
blancos
(„weiß“)
blank
(„hell, weiß“)
albus, candidus
bleu
(„blau“)
bloe
(„blau“)
blavos
(„blau“)
blāo
(„blau“)
caeruleus
bois m
(„Wald“)
bois m
(„Wald“)
boscos m
(„Wald“)
busk m
(„Busch, Wald“)
silva f

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. gemeint ist das Jahr 2010
  2. Ludwig M. Eichinger: Flexion in der Nominalphrase. (2006). In: Dependenz und Valenz. 2. Halbband, Hg.: Vilmos Ágel u. a. De Gruyter, Berlin/New York, S. 1059.
  3. Rolf Bergmann, Claudine Moulin, Nikolaus Ruge: Alt- und Mittelhochdeutsch Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8252-3534-5, S. 171ff
  4. Rolf Bergmann, Claudine Moulin, Nikolaus Ruge: Alt- und Mittelhochdeutsch, Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, S. 173
  5. http://www.britannica.com/EBchecked/topic/508379/Romance-languages/74738/Vocabulary-variations?anchor=ref603727
  6. https://wa.wikipedia.org/wiki/Etimolodjeye_francike#Djiv.C3.AAye_di_mots_walons_d.27_etimolodjeye_francike