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Fanny Berlin

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Fanny Berlin, verh. Kaufman, (geboren 8. November 1850 oder 15. November 1852; gestorben 1896), aus St. Petersburg, war die erste Frau, die in der Schweiz bzw. in Europa als Juristin promoviert wurde.

Studium und Promotion

Fannys Vater Moses (Moisei Josifovich) Berlin war Lehrer, Publizist, Beamter und aktiv in der Petersburger jüdischen Gemeinde. Er versicherte am 18. Oktober 1873 in einem schriftlich abgefassten, versiegelten und notariell beglaubigten „Certificat“, dass er gegen den Studienwunsch seiner Tochter, an welcher Fakultät auch immer, nicht opponiere. Fanny Berlin immatrikulierte sich am 17. April 1874 an der Universität Bern und schrieb sich als erste Frau überhaupt an der juristischen Fakultät ein. Sie war nicht nur die erste Jus-Studentin, sondern auch die erste Frau, die als Juristin promoviert wurde. Berlin doktorierte am 20. Juli 1878 mit einem „Beitrag zur Condictionenlehre“ Emil Vogt mit summa cum laude. Zeitungen wie die Berliner Tagespost vom 24. Juli 1878 oder der Berner Bund vom 27. Juli 1878 berichteten über den ersten weiblichen Dr. jur. Das Berner Intelligenzblatt vermutete richtig, dass dieses juristische Doktorexamen einer Dame eines der ersten an den kontinentalen Hochschulen überhaupt sei. Tatsächlich promovierte die bekannte, als Pionierin hoch geachtete Juristin Emilie Kempin-Spyri erst neun Jahre später, im Juli 1887 in Zürich. Und erst um 1900 wurde etwa den deutschen und österreichischen Frauen überhaupt das Studium an ihren Heimatuniversitäten erlaubt.

Familie

Bruder Leo Berlin, ebenfalls 1878 in Bern promoviert, widmete seiner „Schwester Fanny Berlin, Doctor juris, liebevoll“ seine Dissertation. Er wurde ein bekannter Strafrechtler. Fanny Berlin heiratete Prof. Illarion Ignatyevich Kaufman (1848-1916), Ökonom, Banker und Dozent an der Petersburger Universität. Sie wurde ein prominentes Mitglied der Petersburger High Society.

Werk

Berlin Fanny, Beitrag zur Condictionenlehre, Bern 1878

Ehrung

Eine Büste von Fanny Kaufman-Berlin wurde in der Imperial Academy of Fine Arts in St. Petersburg ausgestellt.

Literatur und Archivalien

  • Jewish Encyclopedia: http://jewishencyclopedia.com
  • Dossiers in: Staatsarchiv Bern (Studierendendossiers)
  • Franziska Rogger: Der Doktorhut im Besenschrank. Bern 1999 (Hinweis)