Neue Volksmusik


Das Musik-Genre Neue Volksmusik (manchmal auch VolXmusik, Volkspunk) bezeichnet den Versuch, Elemente der Volksmusik in neue Kontexte zu setzen und mit Jazz, Folk, Hip-Hop, Rock und anderen Stilen zu verbinden. Es ist ein Subgenre der Weltmusik und stellt eine Form des Crossover dar. In den Programmen der diversen Musikfestivals für „Neue Volksmusik“ findet sich oft die gesamte Bandbreite von traditioneller Volksmusik über Folk bis zur Weltmusik.
Musikstil
Die „Neue Volksmusik“ wurde überwiegend von jungen Musikern geschaffen, die einerseits mit zeitgenössischer Musik in all ihren Spielarten (Pop, Rock, elektronische Musik, Weltmusik u.v.a.) und zugleich der traditionellen Musik ihrer Region aufgewachsen waren. Es entstanden dabei verschiedene Ansätze, wie die durch Radio und TV vermittelten meist angloamerikanischen Rock- und Popstile mit den regionalen Traditionen verbunden wurden. Eine Rolle hierbei spielten die verschiedenen neuen sozialen Bewegungen (Umwelt-, Anti-Atomkraft-, Friedensbewegung etc.) in den 1970er- und 1980er-Jahren, die mitunter mit einer Rückbesinnung auf die Heimat und eine Abwehr gegen primär technische Einflüsse einhergingen. Außerdem fanden Teile der Punk-Bewegung einen Zugang zu dieser vielfach als „exotisch“ empfundenen Musik. Ein anderes Element der Neuen Volksmusik ist die Abgrenzung gegenüber der volkstümlichen Musik, dem volkstümlichen Schlager.
Geschichte
Frühe, aus dem südlichen deutschen Sprachraum kommende Wegbereiter der Neuen Volksmusik waren der Tiroler Komponist Werner Pirchner (seit 1973) und Biermösl Blosn (seit 1976). Eine der ersten Gruppen, die mit bairischen Texten und einem Crossover aus Volksmusik und Pop ein großes Publikum erreichten, war Haindling. Unter den ersten Interpreten, der Blues mit bairischen Songtexten verband, war Willy Michl; Gerhard Bronner machte Marianne Mendt mit dem Song "Wia a Glock’n" berühmt. Joy Fleming sang Jazz und Blues mit Texten in Mannheimer Mundart und Christine Lauterburg jodelte crossover. In den 1970er Jahren wurde der Begriff Alpenrock geprägt.
Unter den experimentierfreudigeren Bands sind an erster Stelle Attwenger zu nennen, die 1992 bekannt wurden. Im selben Jahr begann auch der kommerzielle Erfolg von Hubert von Goisern und seinen Alpinkatzen, der auch dem Genre insgesamt neue Popularität bescherte.
1993 fand das erste „Schräg-Dahoam-Festival“ in München statt, 1995 das „Gratwanderung“-Festival in Piesendorf (Pinzgau, Salzburg).
Interpreten (Auswahl)
- Aniada a Noar (traditionell bis ethno)
- Attwenger (experimentell)
- Ausseer Hardbradler (Rock/Rap/Reggae)
- Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn
- Biermösl Blosn
- Bluatschink (Pop-Rock)
- Blues Lick (Singer-Songwriter/Folk/Blues)
- Broadlahn (Jazz/Ethno)
- Bube Dame König (Folk trifft Volkslied)
- Da Huawa, da Meier und I
- De Krippelkiefern („ethnische Brachialromantik“ aus dem Erzgebirge)
- Die Bayrischen Löwen
- Die Cuba Boarischen (bayerische Volksmusik mit cubanischen Salsa-Rhythmen )
- Die Dorfrocker
- Die Knödel
- Django 3000 (Zigeunermusik)
- Extremschrammeln (Wienerlied)
- Georg Ringsgwandl
- Global Kryner (im Stil der Oberkrainer interpretierte Welthits)
- Hubert von Goisern (Rock/Ethno)
- Haindling (Pop/Ethno)
- Heigeign (pannonisch)
- Herbert Pixner Projekt
- Holstuonarmusigbigbandclub (Pop/Reggae/Ethno)
- IRISHsteirisch
- Jimmy Flitz (Berner Mundartkapelle)
- Kellerkommando (fränkische Volksmusik und Rap)
- Kofelgschroa
- LaBrassBanda (Blasmusik mit Balkan-Punk-Einflüssen)
- Willy Michl
- Netnakisum
- Querschläger
- Roland Zoss (Rock/Reggae/Kinderlied)
- Schariwari
- Schwoißfuaß
- Seer (Pop/Schlager)
- Hans Söllner (erst Liedermacher, später Reggae)
- Sparifankal
- Stemmeisen & Zündschnur
- Stimmhorn (Alphorn und Obertongesang)
- Stubnblues (Volkslieder)
- Titlá
- Troglauer Buam
- Unterbiberger Hofmusik
- Wellküren
- Wiener Tschuschenkapelle (südosteuropäische Musik/Weltmusik)
- Zabine (Pop/Electro/Rap/Reggae)
- Zither Manä
- Christina Zurbrügg (Ethno/Pop/modernes Jodeln)
Festivals der Neuen Volksmusik
- Dialektmusikfestival
- echt:wien
- Oberpfälzer Mundartfestival Regensburg
- wean hean
- aufhOHRchen
- drumherum in Regen
- Antistadl in Bamberg
- KLANGstadt in Hall in Tirol
- AlpRock in Tirol
Siehe auch
Literatur
- Barbara Boisits: Neue Volksmusik. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
- Hermann Fritz: Neue Volksmusik? Stilmischung zwischen Kleinkunst und Kommerz. In: Walter Deutsch: Weg und Raum. Sommerakademie Volkskultur 1994. Österr. Volksliedwerk, Wien 1995, ISBN 3-901490-01-0.
- Christian Seiler (Hrsg.): Schräg dahoam. Zur Zukunft der Volksmusik. Hannibal, St. Andrä-Wördern 1995, ISBN 3-85445-110-5.
- Michael Huber: Hubert von Goisern und die Musikindustrie. Institut für Musiksoziologie, Wien 2001, ISBN 3-9501301-5-2.
- Andreas Safer: Folk & Volxmusik in der Steiermark. Weishaupt, Gnas 1999, ISBN 3-7059-0051-X.
- Josef Schnedl: Von Sturköpfen, großen Söhnen und neuen Tönen... Die Neue Volxmusik. Blickpunkt: Steiermark. Weishaupt, Gnas 2008, ISBN 978-3-7059-0281-7.