Volkswagen Typ 166 Schwimmwagen
Der Volkswagen Typ 166 ist ein schwimmfähiger Geländewagen mit Allradantrieb. Er wurde auf der Grundlage des KdF-Wagens und des Volkswagens Typ 82 ab 1942 für die deutsche Wehrmacht und Waffen-SS produziert. 1944 wurde die Produktion aufgrund des Rohstoffmangels und der zerstörten Produktionsstätten eingestellt. Umgangssprachlich wird der Typ 166 auch als VW Schwimmer oder allgemein als Schwimmwagen bezeichnet.


Entwicklung vom Volksauto zum Kübelwagen
Bei seiner Eröffnungsrede der Automobilschau 1934 in Berlin forderte Adolf Hitler die deutsche Automobilindustrie auf, ein „Volksauto“ zu bauen. Seine Vorstellungen über das Volksauto der Zukunft legte er später genau fest. Es sollte nicht mehr als 7 Liter Benzin pro 100 km verbrauchen, eine Dauergeschwindigkeit von 100 km/h entwickeln können, genug Platz für eine vierköpfige Familie besitzen und nicht mehr als 1000 RM kosten. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt (April 1934) der Entwicklung wurden von Seiten der Wehrmacht Überlegungen angestellt, wie sich ein solches zukünftiges Automobil auch militärisch nutzen lassen könnte. Im Juni 1934 wurde Prof. Ferdinand Porsche mit der Entwicklung eines solchen Volksautos beauftragt. Erst im Januar 1939 gab es durch das Heereswaffenamt konkrete Forderungen einer Entwicklung und deren Bedingungen an ein militärisches Fahrzeug, auf der Grundlage des bis dahin entwickelten KdF-Wagens. Das Heereswaffenamt stellte folgende Bedingungen an das Fahrzeug: Es sollte drei Soldaten mit Ausrüstung aufnehmen können, ein Gesamtgewicht von 950 kg (550 kg für das Fahrzeug und 400 kg für drei Mann mit Ausrüstung) nicht überschreiten, eine geringe Bauhöhe besitzen und geländetauglich sein. Desweiteren mussten die Möglichkeiten einer Produktion in großen Stückzahlen und geringe Umbaukosten vom Zivil- zum Militärfahrzeug bestehen. Im November 1938 konnte dem Heereswaffenamt nach neun Monaten Entwicklungszeit ein Prototyp vorgestellt werden. Aus diesem Prototyp entwickelte sich bis 1940 der serienmäßige VW Typ 82 (Kübelwagen).
Entwicklung des VW Typ 128 / 166
Aufgrund der Erfahrungen während des Polenfeldzuges verlangte der deutsche Generalstab des Heeres Mitte 1940 einen schwimm- und geländefähigen PKW für die motorisierten Infanterie-Einheiten. Auf der Basis des VW-Kübelwagens Typ 82 wurden von der Firma Porsche ein schwimmfähiger Prototyp entwickelt. Die wichtigsten Unterschiede des neuen Pkw zum Typ 82 waren sein Allradantrieb, seine wannenförmige Karosserie, eine herablassbare, dreiflügelige Schraube am Heck und ein neuer Boxermotor mit 1131 ccm Hubraum (24,5 PS). Die Heckschraube ermöglichte die geforderte Geschwindigkeit von 10 km/h auf dem Wasser. Zusammen mit der Firma Danz aus Heilbronn wurde der erste Prototyp des VW Schwimmwagen Typ 128 gebaut. 1941 wurde die Erprobungszeit abgeschlossen und die Serienproduktion begann. Im Feld zeigten sich aber noch einige Mängel, die im gleichen Jahr zur Entwicklung des VW Typ 166 führten. Wegen seiner Schwimmfähigkeit wurde er im Alltag meist nur Schwimmwagen oder Schwimmer genannt. Die Wanne des neuen Typs 166 war um 37,5 Zentimeter kürzer. Daraus ergab sich eine erhöhte Karosseriestabilität und eine verbesserte Geländegängigkeit. Der VW Typ 166 wurde ab 1942 in Serie produziert. Nach einem der alliierten Luftangriffe auf Berlin, im Jahre 1944, wurde der Produktionsstandort der Ambi-Budd-Werke, in der die Karosserie gefertigt wurde, völlig zerstört. Daraufhin konnten im VW-Werk in Wolfsburg nur noch eine geringe Anzahl des Typs 166 produziert werden. Insgesamt wurden von 1941 bis 1944 14.276 Schwimmwagen (Typ 128 und Typ 166) hergestellt.
Einsatz
Die ersten Modelle des Typs 128 wurden 1940 an die Pioniereinheiten des Heeres ausgeliefert. Aufgrund eines Auftrags des SS-Führungshauptamtes im Jahre 1941 sollte der Nachfolger des Typs 128, der neue Typ 166, die bis dahin benutzten Beiwagengespanne von BMW (BMW R75) und Zündapp (KS 750) in den Kradschützenbataillonen der Waffen-SS-Divisionen ersetzen. Der neue Schwimmwagen konnte mehrere Soldaten, ihre Ausrüstung sowie Waffen und Munition transportieren. Zusätzlich besaß er unter erschwerten Bedingungen eine höhere Geländetauglichkeit als die Beiwagengespanne. Insgesamt wurde aber nur eine geringe Anzahl der Typen 166 und 128 an die Heeres- und SS-Verbände ausgeliefert. Zum Einsatz kamen beide Typen an allen Fronten des 2. Weltkrieges. Doch seine Schwimmfähigkeit wurde eher selten genutzt, die große Bodenfreiheit war seine eigentliche Stärke.
Technische Daten
Motor
Typ | Antrieb | Hubraum | Leistung | Vergaser | Kühlung | Ventile | Batterie |
128 | 4-Zylinder-4-Takt Boxermotor mit Ölkühler |
1131 ccm | 24,5 PS bei 3000 U/min (max 3300 U/min) |
Fallstromvergaser Solex 26 VFJ |
luftgekühlt mit Ölkühler im Luftstrom | hängend | 6V 75Ah (Einbau unter dem Rücksitz) |
166 |
Getriebe / Kraftübertragung
Typ | Übersetzung | Kraftübertragung |
128 | I. Gang 1:3,60 II. Gang 1:2,07 III. Gang 1:1,25 IV. Gang 1:0,80 Rückwärtsgang 1:6,60 Geländegang 1:5,86 |
Allrad-Antrieb (4x4) Einscheiben-Trockenkupplung Motor, hinter dem Getriebe vor der Hinterachse dreiflügelige Schiffsschraube für Wasserfahrten Einscheibentrockenkupplung Stockschaltung in der Wagenmitte vier Gänge und ein Geländegang |
166 |
Fahrgestell
Typ | Fahrgestell |
128 | selbsttragende, wasserdichte Stahlblechwanne mit Doppellängsträger und zusätzlichen Längs- und Querversteifungen |
166 |
Fahrwerk
Typ | Fahrwerk |
128 | Vorderachse: parallel schwingende Doppelkurbelachse mit Einzelradaufhängung und zwei querliegenden Torsionsstabfedern, Hinterachse: geteilte Pendelachse mit zwei querliegenden Torsionsstabfedern, hydraulische Öldruckstoßdämpfer, vorne einfach, hinten doppelt wirkend, mechanische Seilzug-2-Backenbremse, auf alle vier Räder wirkend |
166 |
weitere Details
Typ | Maße | Bereifung | Watfähigkeit | Freibord | Tiefgang | Wendekreis | Gewicht |
128 | 4200x 1620x 1720 mm | 5,25-16 Gelände | schwimmfähig | 355 mm | 800 mm | Straße 11,5 m Wasser 18,5 m |
900 kg |
166 | 3825x 1480x 1615 mm | 5,25-16 Gelände 200-16 od. 200-12 (Tropen) |
350 mm | 770 mm | Straße 10 m Wasser 16 m |
910 kg |
Typ | Nutzlast | Zugkraft | Geschw. (Max) | Verbrauch | Kraftstoff | Fahrbereich |
128 | 1350 kg | 450 kg | Straße 80 km/h Wasser 10 km/h |
Straße 9,5 l/100 km Wasser 10 l/h (theor. 100 l/100 km) |
42 l (vorne) | Straße 440 km |
166 | 1345 kg | 435 kg | 2x 25 l (vorne) | Straße 520 km |
Stammbaum
Entwicklungsnummer / Typenliste
V1, V2,V3 | Prototyp |
Typ W30 | |
Typ W38 | |
Typ 60 | dt. Volkswagen Limousine Cabrio-Limousine offenes Cabrio offener Lieferwagen |
Typ 61 | Verkleinerungsstudie |
Typ 62 | Volkswagen für Geländezwecke (Prototyp) |
Typ 64 | Berlin-Rom-Wagen (VW-Rekordwagen) |
Typ 65 | Zusatzeinrichtung für Fahrschulen |
Typ 66 | Typ 60 als Rechtslenker |
Typ 67 | Typ 60 als Invalidenfahrzeug |
Typ 68 | Typ 60 als Lieferwagen (Model A) |
Typ 81 | Kastenwagen |
Typ 82 | Volkswagen für Geländezwecke (Serienausführung) 0 4-sitzig 1 3-sitzig 2 Sirenenwagen 3 Panzeratrappe für Ausbildungszwecke 4 - 5 Pritschenwagen mit Limousinenaufbau 6 Kastenwagen mit Limousinenaufbau (Tropenwagen) 7 3-sitziger Kommandeuraufbau 8 offener Aufbau (Holzausführung) E Geländekäfer (Kübelwagenfahrgestell mit Limousinenaufbau) |
Typ 86 | Kübelwagen mit Allradantrieb (Prototyp) |
Typ 87 | Fahrgestell mit Allradantrieb (Typ 86) 0 4-sitzige Kübelwagenkarosserie 1 3-sitzige Kübelwagenkarosserie 7 Limousinenkarosserie (Kommandeurwagen) |
Typ 88 | Lieferwagen (Model B) |
Typ 89 | automatisches Versuchsgetriebe |
Typ 92 | Fahrgestell von Typ 82 mit Limousinenaufbau (Käfer) SS mit Bewaffnung mit/ ohne Allradantrieb LO Pritschenwagen offenes KdF-Cabrio |
Typ 98 | Cabrio-Limousine mit Allradantrieb |
Typ 106 | Versuchsgetriebe |
Typ 107 | Abgasturbine |
Typ 110 | Kleinschlepper (Model A) mit Führersitz-Anordnung |
Typ 115 | Kompressormotor |
Typ 120 | Stationärer Motor für Reichsluftfahrt-Ministerium |
Typ 121 | Stationärer Motor mit Magnetzünder für Heereswaffenamt |
Typ 122 | Stationärer Motor mit Batteriezünder für Reichspost |
Typ 126 | mit vollsynchronisiertem Getriebe |
Typ 127 | Schiebermotor |
Typ 128 | Schwimmwagen (Ausführung A) |
Typ 129 | Schwimmwagen (Sondertyp) |
Typ 138 | Schwimmwagen (Ausführung B) |
Typ 155 | Typ 82 mit Schneekettenlaufeinrichtung |
Typ 156 | Schienenlaufeinrichtung für Schwimmwagen |
Typ 157 | Schienenlaufeinrichtung für Typ 82 und 87 |
Typ 160 | Limousinen mit selbsttragender Karosserie |
Typ 162 | Geländewagen mit selbsttragender Karosserie |
Typ 164 | 6-rädriger Geländewagen mit 2 Motoren |
Typ 166 | Schwimmwagen (Ausführung C) |
Typ 177 | Geländewagen mit 5-Gang-Getriebe A |
Typ 177 | Geländewagen mit 5-Gang-Getriebe B |
Typ 179 | Motor mit Benzineinspritzung |
Typ 182 | Geländewagen mit Einheitsaufbau (2-Rad-Antrieb) |
Typ 187 | Geländewagen mit Einheitsaufbau (4-Rad-Antrieb) |
Typ 188 | Schwimmwagen (Model D) |
Typ 198 | Anwerfgetriebe |
Typ 230 | mit Generator-Antrieb |
Typ 231 | mit Acetylen-Antrieb |
Typ 235 | mit elektrischem Antrieb |
Typ 239 | mit Holzkohle-Antrieb |
Typ 240 | mit Flaschengas-Antrieb |
Typ 247 | Flugmotor |
Typ 276 | Typ 82 mit Protzhaken |
Typ 278 | Synchrongetriebe |
Typ 283 | Typ 82 mit Generatorantrieb |
Typ 287 | Fahrgestell des Kommandeurwagen mit KdF-Aufbau |
Typ 296 | Zwischengetriebe |
Typ 307 | Schwerstoffvergaser |
Typ 309 | Dieselmotor |
Typ 330 | mit Holzkohle-Gemisch-Anlage |
Typ 331 | mit "Heimischer-Brennstoff"-Anlage |
Typ 332 | mit Anthrazit-Kohle-Anlage |
Typ 355 | Lieferwagen (Model C) |
Typ 356 | 2-sitziger Sportwagen |
Typ 821 | 3-sitzuger Kübelwagen |
Typ 825 | Pritschenwagen für Typ 82 und Typ 92 |
Typ 826 | Tropenkastenwagen |
Typ 827 | 3-sitziger Kommandeurwagen mit Fahrgestelle von Typ 82 |
Literatur
- Mayer-Stein: Volkswagen Militärfahrzeuge 1938 - 1948. 5. Auflage. Nebel Verlag, Utting 1993, ISBN 3-89555-861-3
- Piekalkiewcz: DER KÜBELWAGEN TYP 82 im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-468-9
- Sawodny: Waffen-Arsenal Der VW im Krieg - Kübelwagen, Sonderkonstruktionen, Schwimmwagen. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1998, ISBN 3-7909-0119-9
- Seifer: Waffen-Arsenal Der VW-Schwimmkübel Typ 166. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 2002, ISBN 3-7909-0773-1