Avoda (Partei)
Die Israelische Arbeitspartei (העבודה haAwoda) ist eine israelische politische Partei. Sie nimmt eine moderate linke Position ein und ist eine zionistische Partei. Die Awoda ist Mitglied der Sozialistischen Internationale und hat einen Beobachterstatus in der Sozialdemokratischen Partei Europas.
Namen
Die Israelische Arbeitspartei – beziehungsweise ihre Vorgängerparteien – traten unter verschiedenen Bezeichnungen bei Wahlen an:
- Mapai - מפא"י: "Die Partei der Arbeiter des Landes Israel" (1930–1968)
- Maarach - המערך: "Vereinigung", Wahl- und Fraktionsbündnis insbesondere mit der Mapam (kleiner Maarach 1965–1969, großer Maarach 1969–1984)
- Awoda (Mifleget haAwoda haJisra'elit) - העבודה: "Israelische Arbeitspartei" (1968 bis heute)
- Jisra'el Achat ישראל אחת: Wahlbündnis mit Gescher (Israel) und Meimad (1999).
Geschichte
Die Mapai (Mifleget Poalei Eretz Israel — Arbeitspartei des Landes Israel) wurde in den 1930er Jahren als moderatere Splittergruppe der zionistisch-sozialistischen russischen Partei Poalei Tzion gegründet. In den frühen 1920er Jahren hatte die zionistische Arbeiterbewegung die Histadrut (Allgemeine Hebräische Gewerkschaft) gegründet, welche die hebräische Siedlungswirtschaft und Infrastruktur dominierte und später die Mapai zur herrschenden Kraft in der Bewegung des Zionismus machte. Sie ist ebenfalls für die Gründung von haSchomer und Hagana verantwortlich, der ersten beiden bewaffneten jüdischen Gruppen, deren Aufgabe darin bestand, die Bevölkerung und den Besitz der jüdischen Siedlungen gegen Angriffe und Raub zu verteidigen.
In den frühen 1930er Jahren kam der Arbeiterführer David Ben-Gurion an die Macht und führte die Mapai für zwei Jahrzehnte, bevor er sich nach Sede Boker zurückzog, um "die Negev-Wüste zum Blühen" zu bringen. Unter Ben-Gurions Leitung wurde die Mapai die führende Partei im Parlament. Ben-Gurion leitete später den Unabhängigkeitskampf, nachdem er die Unabhängigkeit Israels erklärt hatte und zum ersten israelischen Premierminister gewählt worden war.
Im Jahr 1968 vereinigte sich die Mapai mit Rafi und Achdut haAwoda/Poalei Tzion zur Mifleget haAwoda haJisra'elit (Israelische Partei der Arbeit).
Bis 1977 gehörten alle Premierminister der Mapai beziehungsweise der Avoda an. Größter Gegenspieler der Awoda war Menachem Begins rechtskonservative Partei Cherut (heute Likud). Im Jahr 1977, nach dem Rücktritt Jitzhak Rabins, verlor die Awoda die Wahlen gegen Begin.
In den 80er Jahren bildete die Arbeiterpartei mit dem Likud eine große Koalition (eine so genannte "Einheitsregierung"), die 1988, nach einem politischen Zwist zwischen Peres und dem Führer der Schas-Partei Arie Deri, zerbrach.
1992 gewann die Arbeitspartei die Wahlen und Jitzhak Rabin wurde zum Premierminister gewählt. Während der Wahlperiode unterzeichnete er einen Friedensvertrag mit Jordanien und wirkte am Osloer Friedensprozess mit. Das Aufflackern des Terrors nach dem Oslo-Prozess führte schließlich zu der Ermordung Rabins durch den Rechtsextremisten Jigal Amir. Schimon Peres übernahm zunächst kommissarisch die Regierungsgeschäfte bis Mai 1996, als er die Wahlen gegen den Likud-Politiker Benjamin Netanjahu verlor. Die Hauptursache für die verlorene Wahl war eine Welle von Selbstmordattentaten durch die palästinensische Terrorgruppe Hamas.
Ehud Barak konnte 1999 für die Avoda nach dem Scheitern der Regierung Netanjahu die Direktwahlen für das Amt des Ministerpräsidenten gewinnen. Nach dem Ausbruch der Al-Aqsa-Intifada verlor er 2001 eine Vertrauensabstimmung und auch die Ministerpräsidentenwahlen gegen Ariel Scharon. Bei den Wahlen zur nächsten Knesseth 2003 (Die Direktwahl des Ministerpräsidenten war abgeschafft) verlor sie unter Amram Mitzna gegen Scharons Likud die Position der stärksten Partei.
Weitere bekannte Mitglieder der Arbeiterpartei:
- Jigal Allon
- Ehud Barak
- David Ben Gurion
- Chaim Herzog
- Golda Meïr
- Schimon Peres
- Jitzhak Rabin
- Mosche Scharet
Ideologie
In der Vergangenheit
Die Mapai entstammt der sozialistischen “Arbeiter von Zion”-Bewegung und hing der zionistisch-sozialistischen Ideologie an, wie sie von Nahum Syrkin und Ber Borochov verbreitet wurde. Während der Führung durch Ben-Gurion (30er bis 50er Jahre) konzentrierte sich die Mapai hauptsächlich auf zionistische Anliegen und sah ihr vordringlichstes Ziel in der Schaffung einer nationalen Heimstätte für Juden.
Nach der Gründung Israels wirkte die Mapai am Aufbau des neuen Staates mit, unter anderem in der Gründung der israelischen Armee IDF (wobei sie jede andere bewaffnete Gruppe auflöste), der Gründung vieler Siedlungen, der Ansiedlung von mehr als 1.000.000 jüdischer Einwanderer und der Integration der Einwanderer in eine neue zionistische israelische Kultur (diese Vorstellung ist als Schmelztiegel bzw. "Melting pot" bekannt כור היתוך).
Früher nahm die Arbeiterpartei eine härtere Position in Verteidigungsfragen ein als heute. Unter ihrer Regierung war Israel an der Sueskrise (1956), dem Sechstagekrieg und dem Jom-Kippur-Krieg beteiligt.
Heutige Ideologie
Die Awoda entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Partei der Mitte - ähnlich der „Politik des Dritten Weges“ der englischen Labour-Partei. Ökonomische Fragen werden in Israel ohnehin selten kontrovers diskutiert, der politische Focus liegt in diesem Bereich somit weniger auf politischen Ideologien.
In der Frage des Arabisch-Israelischen Konfliktes nimmt die Arbeiterpartei eine gespaltene Position ein. Die so genannte "Tauben-Fraktion" in der Arbeiterpartei (um Amram Mitzna, Awraham Burg und Juli Tamir) unterstützt Friedensverhandlungen mit den Palästinensern und will die meisten israelischen Siedlungen im Westjordanland und dem Gazastreifen räumen. Anhänger dieser Richtung kritisieren mit Nachdruck die Vorgehensweise der Israelischen Armee gegen die Palästinenser - etwa die „gezielten Tötungen“ von Führern der Terrororganisationen. Im Jahr 2003 spaltete sich eine kleine Gruppierung um Jossi Beilin und Jael Dajan von der Awoda ab, um zusammen mit Meretz die eine neue Linkspartei mit dem Namen Jachad (sozialdemokratisches Israel) zu bilden. Die so genannte "Pragmatiker-Fraktion" der Arbeitspartei um Schimon Peres, Offir Pines, Chaim Ramon und Benjamin Ben-Eliezer unterstützt Verhandlungen mit den Palästinensern im Falle einer Beendigung des Terrors und des Austauschs der derzeitigen palästinensischen Führung durch eine Regierung, welche nicht mit gewalttätigen Gruppierungen in Verbindung steht. Die “pragmatische” Fraktion - angeführt von Peres und Ramon - unterstützt schließlich auch den militärischen Kampf gegen palästinensische Terrorgruppierungen. Anders als Mitzna und Burg halten Peres und Ramon die Politik der “gezielten Tötungen” gegen Terroristen wie Ahmad Yasin und Abd al-Aziz ar-Rantisi für gerechtfertigt.
Derzeitiger Status
Die Israelische Arbeiterpartei wurde bis vor kurzem von Schimon Peres geführt und hat 19 Sitze in der sechzehnten Knesset. 2004 stimmte die Partei einer Fusion mit der Arbeiterpartei Am Echad von Amir Peretz zu. Am Echad hat nur drei Sitze, aber Peretz steht an der Spitze der Histadrut, der mächtigsten Gewerkschaft in Israel, die von der Mapai gegründet wurde. Daher verfügt Peretz über eine erhebliche Macht, könnte beispielsweise einen Generalstreik organisieren, auch wenn er in der Knesset nur über wenige Sitze verfügt.
Nachdem im Dezember 2004 in einer Koalitionskrise die Schinui-Partei aus der Regierung ausgeschieden war, trat die Arbeitspartei erneut in eine „Regierung der nationalen Einheit“ mit dem Likud ein; Peres wurde im Januar 2005 Vize-Ministerpräsident unter Ariel Scharon. Mit ihrem Eintritt in die Regierung wollte die Arbeitspartei Scharons Plan, israelische Siedlungen im Gazastreifen zu räumen, unterstützen.
In einer Mitgliederbefragung am 9. November 2005 unterlag Peres knapp seinem Herausforderer Amir Peretz mit 39,9% zu 42,3%. In Folge hat die Awoda die Koalition mit dem Likud verlassen. Im März 2006 wird es Neuwahlen geben, bei denen Peretz als Spitzenkandidat der Arbeitspartei antreten wird.
Parteivorsitzende der Mapai und der Awoda von 1948 bis heute
- David Ben Gurion 1948-1963
- Levi Eschkol 1963-1969
- Golda Meïr 1969-1974
- Jitzhak Rabin 1974-1977
- Schimon Peres 1977-1992
- Jitzhak Rabin 1992-1995
- Schimon Peres 1995-1997
- Ehud Barak 1997-2001
- Benjamin Ben Eliezer 2001-2002
- Amram Mitzna 2002-2003
- Schimon Peres 2003-2005
- Amir Peretz 2005-