Isotretinoin
Isotretinoin ist ein synthetisches Derivat der Retinsäure (= aktive, oxidierte Form des Vitamin A) und sollte aufgrund der Möglichkeit (nicht Notwendigkeit) starker Nebenwirkungen zur inneren Behandlung ausschließlich starker, entstellender und therapieresistenter Formen der Akne und der Rosazea verwendet werden. Der Wirkstoff wird von einigen Ärzten auch zur Behandlung von mittelschweren Akneformen eingesetzt, die einen hohen Leidensdruck beim Patienten auslösen und therapieresistent sind. Dementsprechend sieht die französische Fachinformation zur oralen Anwendung des Wirkstoffs neben schweren Akneformen auch eine Indikation für Akneformen vor, bei denen nach dreimonatiger oraler Gabe von Antibiotika und gleichzeitiger lokaler Anwendung eines Schälmittels keine mindestens 50%ige Verbesserung des Krankheitsbildes eintritt. Die deutsche Fachinformation enthält eine solche Ausdehnung des Anwendungsbereichs nicht. Eine therapeutische Notwendigkeit des Einsatzes kann sich in den Fällen ergeben, in denen eine lokale Behandlung nicht ausreicht und die orale Gabe eines Antibiotikums, wie z.B. Minocyclin, notwendig wäre aber kontraindiziert ist. Isotretinoide sind als Medikamentenwirkstoffe in Europa und Nordamerika zugelassen.
Im Gegensatz zu anderen bei der Therapie der Akne verwendeten Wirkstoffen zeichnet sich Isotretinoin dadurch aus, dass es das einzige Präparat ist, welches die Erkrankung dauerhaft zur Abheilung bringen kann. Es ist hierfür erforderlich, dass es in einer ausreichenden Gesamtdosis pro Behandlungszyklus, bezogen auf das Körpergewicht, eingenommen wird (zB. für Akne conglobata etwa 120 mg Isotretinoin pro kg Körpergewicht). Auch wenn teilweise geringere Dosierungen verwendet werden, hat sich hierbei als Standarddosierung 0,5 bis 1,0 mg Isotretinoin pro kg Körpergewicht pro Tag bewährt. Während der Anfangsphase der Behandlung kann es zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Akne kommen, da bislang in der Epidermis verborgene Einsenkungen und Verstopfungen an die Hautoberfläche gebracht werden. Die gleichzeitige Einnahme von Isotretinoiden und Antibiotika kann zu schweren Wechselwirkungen führen (zB. Hirndruckerhöhung bei Tetracyclinen). Das bei der Aknebehandlung populäre Antibiotikum Erythromycin darf nicht gleichzeitig mit Retinpräparaten gegeben werden.
Auch, wenn Isotretinoin als Mittel der Wahl für schwerste Aknefälle gilt, spricht eine Unterform der Akne, die Akne inversa, so gut wie nicht auf das Medikament an; die Gründe hierfür sind bislang weitgehend unklar.
Wirkungsmechanismen
- Isotretinoin bewirkt eine verbesserte Ausreifung der Keratinozyten. Dies trifft auch auf Zellen zu, die Zeichen einer malignen Entartung aufweisen ("Tumorprotektive Wirkung"). Diese Tumor-schützenden Effekte werden auch nach UV-Bestrahlungen beobachtet.
- Unter Isotretinoin verringert sich die Größe der Talgdrüsen. Auch die Menge und Zusammensetzung der Talgdrüsenlipide verändert sich.
- Immunmodulierende Wirkung durch Hemmung der Granulozytenmigration und Stimulation der Langerhanszellen. Isotretinoin hat auch einen direkten Einfluß auf Lymphozyten.
Nebenwirkungen
Haut & Haar
Da dazu die Talgproduktion vermindert wird, können folgende Nebenwirkungen auftreten: Trockene Haut, insbesondere Lippen, Schälung der Haut und Schleimhautentzündungen, Nasenbluten. Die Lichtempfindlichkeit der Haut ist erhöht. Bei einigen Patienten kommt es zu Haarausfall, der in seltenen Fällen bis weit nach der Behandlung anhält.
Organe
Außerdem besteht aufgrund der systemischen Aufnahme die Gefahr von Leberfunktionsstörungen und Fettstoffwechselstörungen, was eine engmaschige Kontrolle der Leberwerte während einer Isotretinoin-Therapie notwendig macht.
Psyche & Physe
Weiterhin können Probleme des Bewegungsapparates auftreten, sowieDepressionen,Suizidabsichten. Die Kausalität zwischen der Gabe von Isotretinoin und dem Auftreten einer Depression wird teilweise bestritten. Es wird angeführt, daß eine schwere Akne an sich psychisch sehr belastend ist und auch mit zeitlicher Verzögerung zu einer Depression führen kann. Insbesondere jugendlichen Probanden machen die Nebenwirkungen zu schaffen, da eine sichtbare Besserung teilweise erst nach 2-3 Monaten eintritt. Bei diesen kommen vermehrt Muskel- und Gelenksschmerzen vor als bei älteren Patienten.
Blut
Erhöhte Blutsenkung und Blutarmut werden häufig bei längerer Therapie beobachtet. Ein Mangel von bestimmten weissen Blutzellen kann vorkommen.
Augen
Sehr häufig kommt es zu Entzündungen der Lidränder und der Bindehaut. Gelegentliche, vorübergehende Sehschwäche ist die Regel. Sehr selten wurde bei Probanden auch der Graue Star als unmittelbare Folge einer Isotrinoin-Therapie diagnostiziert.
Besonders wichtig bei Frauen
Bei gebärfähigen Frauen darf Isotretinoin nicht bzw. nur beim Ausschluss einer Schwangerschaft mit entsprechenden hormonellen Verhütungsmitteln (einschließlich vier Wochen über die Behandlung hinaus) angewandt werden. Wird es während der Schwangerschaft eingenommen, kann es zu schwerwiegenden Mißbildungen beim Fetus kommen.
Chemie
Strukturformel
Namen
- Isotretinoin
- engl.: isotretinoin
- chem.: 13-cis-Retinsäure
Untergruppe der Retinoide (Vitamin-A-Derivate)
Produkte, die Isotretinoin enthalten
- Accutane
- Aknefug ISO
- Aknenormin (Hermal)
- Ciscutan (Pelpharma)
- Curakne
- Isocutan
- Isoderm (von Dermapharm)
- Isotret-Hexal (Hexal)
- Isotretinoin Isis (Alpharma Isis)
- Isotretinoin mepha (Mepha, z.B. Schweiz)
- Isotretinoin ratiopharm (Ratiopharm)
- Isotretinoin stada (Stada)
- Isotrexin
- Lurantal (Schering - Österreich)
- Rexidal (Schering) (Italien)
- Roaccutan (Roche)
- Scherotonin (Schering) (z.B. in Frankreich)
- Trétinac
- Trivane (Schering) (z.B. in Spanien)
Weblinks
- Akneboard Hier finden Sie viele Informationen und Erfahrungsberichte zur Isotretinoin-Therapie.
- Med1.de-Thread Hier finden Sie ständig aktuelle Erfahrungsberichte.