Kurdische Sprachen
Kurdisch | ||
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Gesprochen in |
Iran, Türkei, Irak, Syrien, Armenien, Europa, GUS, Libanon | |
Sprecher | 20-40 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Irak | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
ku | |
ISO 639-2 | (B) kur | (T) kur |
Die kurdische Sprache ist eine nordwest-iranische Sprache der indogermanischen Sprachfamilie und wird vornehmlich in Teilen des Iran, des Irak, Syriens und der Türkei gesprochen. Anstatt von einer kurdischen Sprache zu sprechen, kann auch von „kurdischen Sprachen“ gesprochen werden, da es vier sehr unterschiedliche Sprachformen mit eigenem Schriftstandard gibt.
Das Gebiet, in dem überwiegend Kurdisch gesprochen wird, wird Kurdistan genannt, ist aber kein eigenständiger Staat. Wegen der fehlenden politischen und kulturellen Einheit gibt es keine einheitliche, festgelegte Standardsprache.
Was eine Sprache und was ein Dialekt einer Sprache ist, hängt von einer ganzen Anzahl von Faktoren ab, siehe dazu auch Dialektkontinuum , Dachsprache, Diglossie und Ausbausprache. Als wichtige Sprachformen werden Nordkurdisch (Kurmandschi) und Südkurdisch (Sorani) angesehen.
Neben diesen beiden Sprachformen gibt es noch andere wichtige, deren Sprecheranzahl aber eher begrenzt ist, dazu zählen das Zazaki und das Gorani.
Unterschieden werden:
- Kurmandschi (ca. 12 Mio. Sprecher) – Nord-Kurdisch (mit lateinischen Buchstaben). Kurmandschi wird von den Kurden der Türkei, Syrien und der GUS-Staaten gesprochen. Es ist auch unter den Kurden im Iran und Irak verbreitet. Kurmandschi durchläuft gerade einen Prozess des Sprachausbaus. Dabei wird der Dialekt aus Botan in Cizire zur Hochsprache ausgebaut. Dieser Dialekt wurde von Kamuran Bedirxan in den 1920er Jahren als Grundlage seines Buches über die kurdische Grammatik benutzt. Auch werden viele türkische und arabische Lehnwörter durch kurdische Wörter aus anderen Hauptdialekten ersetzt.
- Sorani (ca. 5 Mio. Sprecher) – Zentral-Kurdisch (in arabischer Schrift). Sorani wird im Iran und Irak gesprochen.
- Zazaki (ca. 2 Mio. Sprecher) – Findet hauptsächlich in Dersim und der Umgebung Verbreitung. Eine Minderheit der Zazaki-Sprecher fühlt sich aufgrund der linguistischen Unterschiede als etwas Eigenständiges.
- Gorani (ca. 3 Mio. Sprecher) – in der Provinz Kermānschāh und in den Hewraman-Gebirgen von einer kleinen Gruppe gesprochen. Dieser Dialekt wird manchmal auch Hewramanî genannt.
Die kurdische Sprachgruppe wird in zwei Unterzweige geteilt, zur Gruppe der Bahdinani (Kurmandschi, Sorani) und der Pahlawani (Zazaki, Gorani). Diese Gruppen entstanden, indem die Proto-Kurden sich 200 nach Christus getrennt haben und so die Sprachen eigene Wege gegangen sind. Insgesamt gesehen gibt es - wie in anderen Sprachen auch - viele Mundarten, die sich von Region zu Region und von Stamm zu Stamm unterscheiden.
Schrift und Medien
Kurden in der Türkei, in Syrien und in Behdinan (nordwestlicher Teil der kurdischen autonomen Region) schreiben Kurdisch (überwiegend Kurmandschi) mit lateinischen Buchstaben, Sorani (Iran und Region Sulaimaniyya im Irak) wird mit modifizierten arabischen Lettern geschrieben. Allerdings setzt sich langsam der Trend durch, im Fernsehen sowohl die lateinische als auch die arabische Schrift zu benutzen.
Obwohl die weitaus meisten Sprecher Kurmandschi sprechen, gibt es mehr schriftliches Material in Sorani, da in der Türkei der Gebrauch des Kurdischen stark eingeschränkt war. Die kurdische Sprache wurde dort 1982 in der türkischen Verfassung verboten. Seit Ende der 1990er Jahre ist aber eine verstärkte Entwicklung der Kurmandschi-Literatur zu verzeichnen, besonders in der Türkei.
Seit den Reformen vom August 2002 in der Türkei ist Kurdisch im öffentlichen Leben wieder zugelassen. In kurdischer Sprache dürfen nun Fernseh- und Radiosendungen ausgestrahlt werden. Allerdings sind die kurdischen Sendungen im Staatsfernsehen TRT auf 30 min pro Woche begrenzt (15 min in Kurmandschi und 15 min in Zazaki). Die Sendungen laufen jeweils mit türkischen Untertiteln. Im Radio muss nach jeder kurdischen Sendung alles auf Türkisch wiederholt werden. Im privaten türkischen Fernsehen laufen hin und wieder kurdische Musikclips. In Sachen Menschenrechte und- freiheit hat sich seitdem viel getan.
In der türkischen Verfassung (Artikel 42) heißt es allerdings nach wie vor: "Außer Türkisch darf in den Institutionen, die der Erziehung und Ausbildung dienen, türkischen Staatsbürgern keine andere Sprache als ihre Muttersprache gelesen und gelehrt werden." Es wird impliziert, dass Türkisch die Muttersprache aller türkischen Staatsbürger ist.
Aus Europa und dem Nahen Osten senden folgende kurdische TV-Stationen, und zwar
- Komala TV, kam gleichzeitig mit Tishk TV raus und befindet sich immer noch in der Testphase. Komala TV wird von Komala unterstützt.
- Kurdistan TV, sendet aus Hewler im Nordirak und gehört der PDK. Sendet größtenteils in Kurmandschi, Sorani und Arabisch. Strahlt auch turkmenische Sendungen aus.
- Kurd Sat, sendet aus Silemani im Nordirak und gehört der PUK. Sendet meistens in Sorani. Daneben auch Kurmandschi, Arabisch und Turkmenisch.
- Me TV, sendet auch aus Europa. Sendet größtenteils ein Kulturprogramm in Kurmandschi.
- MMC, ist der erste kurdische Musiksender. Von morgens 07:00 bis in die Nacht 24:00 werden beliebte kurdische Musikclips ausgestrahlt. Darüberhinaus können Zuschauer aus vielen europäischen Ländern SMS-Mitteilungen schicken.
- Roj TV, sendet aus Europa und wird von der PKK finanziell unterstützt. Roj sendet viel auf Kurmandschi, Zazaki, Sorani, Türkisch und etwas Arabisch. Daneben gibt es auch aramäische und persische Sendungen. Frühere Namen von Roj TV sind Med TV und Medya TV.
- Rojhilat TV, fing als erster Sender aus dem Osten Kurdistans an. Er wird von der DPK-I finanziert.
- Rojawa TV, ist der einzige Sender aus dem syrischen Kurdistan.
- Tishk TV, sendet aus Paris. Tishk TV (zurzeit in der Testphase) will verstärkt über die Lage der Kurden im Iran berichten.
- Zagros TV, sendet aus Hewler im Nordirak und gehört der PDK. Sendet größenteils in Kurmandschi, Sorani und Arabisch.
Neben dem Fernsehen gibt es im Internet viele kurdische Foren, Nachrichtenseiten und Plattformen in allen Dialekten und Schriften. Darüber hinaus ist mittlerweile der kurdische Sprachunterricht an privaten Schulen in der Türkei zulässig, wenn auch mit Einschränkungen. So gab es bisher nur in vier Städten für kurze Zeit Kurdischkurse und an Universitäten darf die Sprache noch nicht unterrichtet werden. Anfang August 2005 schlossen alle acht kurdischen Sprachschulen in der Türkei. Als Grund dafür wird "mangelnder Bedarf" angeführt, doch der Direktor der kurdischen Schule von Diyarbakır, Suleyman Yilmaz, erklärte, auch bürokratische Schikanen und finanzielle Probleme hätten zu den Schließungen beigetragen.
Ministerpräsident Erdogan erklärte am Panatlantischen Jugendgipfel im Juni 2004 in Istanbul: "Die Kurden sind ein Teil, der vom Ganzen nicht getrennt werden darf. Religiöse Gruppen können als Minderheit gezählt werden. Für uns haben die Kurden keinen Status als Minderheit."
Alle Angaben über Zahl der Sprecher sind ohne Gewähr. Es sind theoretische, aus pro-kurdischer Sicht angegebene Zahlenwerte. Man sollte von +/- 60% ausgehen.
Der Language Code ist ku bzw. kur (nach ISO 639).
Bekannte Schriftsteller
Gorani
- Perîşan Dînewerî (ca. 1395)
- Mustefa Bêsaranî (1642-1701)
- Muhemmed Kendulaî (spätes 17. Jahrhundert)
- Xana Qubadî (ca. 1700-1759)
- Muhemmed Zengene Xemnakî Kerkûkî (frühes 18. Jahrhundert)
- Mîrza Şafî Dînewerî (Mitte 18. Jahrhundert)
- Şeyda Ewramî (1784-1852)
- Ehmed Beg Kumsî (1796-1889)
- Mestûre Mah-Şeref Xatûn Qadirî Zend (1805-1848)
- Mewlewî (1806-1882)
- Muhammad Welî Kirmanşahî (ca. 1901)
Kurmandschi
- Elî Herîrî, (1425-1490?)
- Mulla Ehmed (1417-1494) of Hekkarî, der Autor des Mewlud, eine Kollektion von Versen und einer Anthologie
- Selîm Selman, (Mitte 16. Jahrhundert) (Romanze von Yusif und Zulaykha in 1586)
- Şeyx Ehmed Cizîrî (Melayê Cizîrî) (1570-1640) aus Botan
- Feqîyê Teyran (Faqi Tayran) (1590-1660) Schüler von Melayê Cezîrî.Schrieb als erster über die Schlacht von Dimdim in 1609-1610 zwischen Kurden und Safawiden
- Ehmedê Xanî (Ahmad Khani) (1651-1707) (Mem û Zîn)
Sorani
- Nalî (1800-1858)
- Hacî Qadir Koî (1817-1897)
- Şêx Reza Talebanî (1835-1909)
- Wefaî (1844-1914)
Zazaki
- Ehmedê Xasi (19. Jahrhundert)
- Biyîşê Pêxemberî (19. Jahrhundert)
20. Jahrhundert
- Pîremêrd (Tewfîq Beg Mehmûd Axa) (1868-1950)
- Celadet Ali Bedirxan (1893 [1897?]-1951)
- Ereb Şemo/Ereb Shamilov (1897-1978) aus Armenien
- Seyda Cigerxwîn (Sheikmous Hasan)(1903-1984) geboren in Mardîn, gestorben in Schweden
- Abdulla Goran (1904-1962)
- Osman Sebrî (1905-1993)
- Hêmin (1920-1986)
- Hejar (1920-1990)
- Cemal Nebez (1933- )
- Şêrko Bêkes/Sheko Bekas(1940- )
- Letîf Helmet (1947- )
- Ebdulah Peşêw/Abdullah Pashew(1947- )
- Refîq Sabir (1950- )
- Mehmed Uzun (1953- )
Siehe auch: Kurdische Namen
Literatur
- Paul Ludwig: Kurdisch Wort für Wort.. Peter Rump, Bielefeld 2002. (Kurmandschi) ISBN 3894162856
- Emir Djelalet Bedir Khan und Roger Lescot: Kurdische Grammatik.. Verlag Kultur und Wissenschaft, Bonn 1986. (Kurmandschi) ISBN 392610550X
- Feryad Fazil Omar: Kurdisch-Deutsches Wörterbuch. Institut für Kurdische Studien, Berlin 1992, 2005. (Kurmandschi, Sorani) ISBN 3-932574-10-9
- Petra Wurzel: Kurdisch in 15 Lektionen. Komkar, Köln 1992. ISBN 3927213055
Weblinks
- Wîkîpediya Kurdî (Kurdische Wikipedia, überwiegend Kurmandschi)
- Die kurdische Sprache (Deutsch)
- Homepage von Roj TV
- Homepage von Kurdistan TV
- Ich lerne Kurdisch
- Kurdisch-Deutsches Wörterbuch und Informationen
- Englisch-Kurdisches Wörterbuch für PC-Termini
- Links zu kurdischen Medien 1
- Links zu kurdischen Medien 2