Heterogenität (Begriffsklärung)
Heterogenität (auch: Inhomogenität) bezeichnet die Uneinheitlichkeit der Elemente einer Menge hinsichtlich eines oder mehrerer Merkmale.
Naturwissenschaft
Heterogenität ist die Abhängigkeit einer Eigenschaft innerhalb eines Systems vom Ort. Im Gegensatz dazu steht Homogenität. In einem heterogenen System können sich die Eigenschaften an Grenzflächen sprunghaft ändern bzw. von Individuum zu Individuum stark unterscheiden.
Beispiele:
- Lava-Lampe: eine Phase Wasser und eine Phase Wachs,
- Behälter mit Wasser: das (klare) Wasser ist eine Phase, die Luft darüber eine andere (trotz Wasserdampfsättigung),
Folgen:
Für heterogene Systeme oder Bevölkerungsgruppen gilt: Anhand einer kleinen Stichprobe kann man nicht auf die Gesamtheit schließen.
Pädagogik
In der pädagogischen Diskussion wird der Begriff der Heterogenität im Hinblick auf die Schüler in einer Lerngruppe verwendet. Er beschreibt die Unterschiedlichkeit der Schüler hinsichtlich verschiedener Merkmale, die als lernrelevant eingeschätzt werden. Diskutiert werden vor allem die Heterogenität hinsichtlich der schulischen Leistungen bzw. der Begabungen, hinsichtlich des Alters sowie die kulturelle Heterogenität in einer Lerngruppe.
Das Deutsches_Bildungssystem zielt eher auf eine Vermeidung von heterogenen Lerngruppen. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass alle Schüler vom gemeinsamen Unterricht profitieren können indem niemand über- oder unterfordert wird. Maßnahmen zur Herstellung homogener Lerngruppen sind die Trennung nach dem Alter der Schüler sowie das dreigliedrige Schulsystem nach der gemeinsamen Grundschule.
Diese Maßnahmen werden mit Argumenten vor allem aus drei Richtungen kritisiert: Erstens wird die Erreichbarkeit von Homogenität bezweifelt: So seien die Schulempfehlungen nach der Grundschule in hohem Maße zufällig. Zudem gebe es zu viele Merkmale, die für das schulische Lernen relevant seien. Zweitens wird die Zweckmäßigkeit homogener Lerngruppen bestritten: Heterogene Gruppen böten demnach besondere Gelegenheiten zum sozialen Lernen. Auch sei es möglich, dass erfahrenere Schüler andere anleiten. Drittens werden Nebeneffekte der Homogenisierung kritisiert: Die frühe Aufgliederung in Schultypen führe zu Ungleichheit im Hinblick auf Bildungschancen. Die Kritik insbesondere am dreigliedrigen Schulsystem bekam neuen Auftrieb durch die PISA-, und TIMSS-Studien.
Literatur
BRÄU, K./U. SCHWERDT (Hg. 2005): Heterogenität als Chance. Lit Verlag, Münster.
Heterogenität entdecken - Gemeinsamkeiten finden (Dokumentation einer Zusammenarbeit zwischen Schulen, Ausbildungsseminar und Universität), Bülter, Helmut; DIZ-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Band 525, 2005. (siehe: Liste der Oldenburger VorDrucke, Heft 525/05 ergänzend: Homepage zum praktischen Einsatz von Lehramtsstudenten )
JENNESSEN, S. u.a. (2005): Heterogenität als Herausforderung in der Grundschule: ausgewählte Aspekte schulischer Handlungsmöglichkeiten. In: Lehren und Lernen nach IGLU / F. HELLMICH (Hrsg.). Oldenburg.
THURN, S./K.-J. TILLMANN (2005): Laborschule – Modell für die Schule der Zukunft. Klinkhardt-Verlag, Bad Heilbrunn
Zeitschriften:
PÄDAGOGIK (Beltz - Verlag) 9/2003;
FRIEDRICH-JAHRESHEFT XXII 2004;