Sowjetische Invasion der Mandschurei
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Operation Auguststurm | |||||||||||||||||
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Krieg | 2. Weltkrieg | ||||||||||||||||
Datum | 8. August - 2. September 1945 | ||||||||||||||||
Ort | Mandschuko | ||||||||||||||||
Ergebnis | Sowjetischer Sieg | ||||||||||||||||
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Die Operation Auguststurm war der Kodename des sowjetischen Einmarschs in Mandschuko (Mandschurei), Mengjiang, Korea, dem Südteil Sachalins, den Kurilen und Hokkaido.
Dies war die erste militärische Aktion der Sowjetunion gegen das Kaiserreich Japan. Auf der Konferenz von Jalta hatte Stalin den alliierten Bitten nach einem Bruch des Neutralitätsabkommens mit Japan und dem Eintritt der Sowjetunion in den Pazifikkrieg des 2. Weltkriegs nachgegeben, was jedoch erst drei Monate nach Kriegsende in Europa geschehen sollte.
Truppen
Sowjetunion
Der massive Angriff wurde unter dem Kommando Marschall Alexander Michailowitsch Wassilewskis durchgeführt. Die Attacke bestand aus drei Fronten der Roten Armee:
- Die Transbaikal-Front (in Mengjiang und im westlichen Mandschuko):
- 17. Armee.
- 36. Armee.
- 39. Armee.
- 53. Armee.
- 6. Panzerschutzbrigade.
- Kavallerieeinheiten.
- 12. Luftstreitkräftegeschwader.
- 1. Fernöstliche Front (im östlichen Mandschuko):
- 2. Armee.
- 15. Armee.
- 16. Armee.
- 10. Luftstreitkräftegeschwader.
- 2. Fernöstliche Front (im nördlichen Mandschuko):
- 1. Rotbanner-Armee.
- 5. Armee.
- 25. Armee.
- 35. Armee.
- "Chuguevsk Operational Group".
- Amur Flotille.
Jede Front hatte spezielle Fronteinheiten, die anstelle einer Armee direkt an der Front stationiert waren. Die Kräfte umfassten mindestens 80 Divisionen mit 1,5 Millionen Soldaten, über 5.000 Panzer (u.a. 3.700 T-34s), über 28.000 Stück Artillerie und 4.300 Flugzeuge. Etwa ein Drittel der sowjetischen Kräfte machten Unterstützungs- und Nachschubeinheiten aus. Die Marinekräfte umfassten 12 größere Schiffe, 78 U-Boote, zahlreiche Amphibienfahrzeuge und die Amur Flottille, welche aus Kanonenbooten und zahlreichen kleineren Schiffen bestand. Diese Einheiten umfassten alle Erfahrungen in der Manöverkriegsführung, die die Sowjets im Kampf mit den Deutschen erlangt hatte.
Japan
Die Kwantung-Armee der japanischen Armee unter General Otsuzo Yamada war die japanische Einheit, die den Vormarsch der Sowjets stoppen sollte. Sie war der wichtigste Teil der japanischen Besatzungsarmee in der Mandschurei und Korea und bestand aus zwei Gebietsarmeen und drei unabhängigen Armeen:
- Erste Gebietsarmee (im nordöstlichen Mandschuko):
- 3. Armee.
- 5. Armee.
- Dritte Gebietsarmee (im südöstlichen Mandschuko):
- 30. Armee.
- 44. Armee.
- Unabhängige Einheiten:
- 4. Armee (nördl. Mandschurei))
- 34. Armee (stationiert zwischen den Gebieten der 3. und 17. Armee)
- Kwantung Verteidigungsarmee (verantwortlich für Mengjiang)
- 17. Gebietsarmee (verantwortlich für Korea)
Jede Gebietsarmee (das japanische Pendant zu einer westlichen Armee) hatte Hauptquartier-Einheiten und Einheiten, die, zusätzlich zu den Feldarmeen (dem Pendant zu einem westliche Korps), direkt an die Gebietsarmee angeschlossen waren. Zusätzlich wurden die Japaner durch die 40.000 Mann starken Mandschuko Verteidigungs-Kräfte, die sich aus acht schlecht ausgerüsteten und unzureichend ausgebildeten chinesischen Divisionen bestanden, unterstützt. Korea, das nächste Ziel des Fernöstlichen Kommandos der Sowjets, wurde von der 17. Gebietsarmee verteidigt.
Die Kwantung-Armee bestand aus über 600.000 Mann in 25 Divisionen (darunter zwei Panzerdivisionen) und sechs unabhängigen, gemischten Brigaden, welche über 1.215 Panzerkampfwagen (meist bewaffnete Autos und leichte Panzer), 6.700 Stücke (leichte) Artillerie und 1.800 meist veraltete und zur Ausbildung genutzte Flugzeuge verfügten.
Die japanische Marine trug nichts zur Verteidigung der Mandschurei, von derern Besatzung sie immer aus strategischen Gründen abgeraten hatte, bei. Der Großteil der japanischen Kräfte bestand aus deutlich weniger Soldaten als vorgesehen und der Hauptteil ihrer schweren Geräte war für den Pazifikkrieg abgezweigt worden. Als Ergebnis dessen war die Kwantung-Armee nur noch eine leichte Infanterieeinheit und mangels Beweglichkeit (kein schweres Gerät zum Transport) und Erfahrung (nur Besatzung, kein militärischer Einsatz) bestenfalls zur Aufstandsbekämpfung geeignet. Der Großteil der verfügbaren Industrie und Rohstoffe Chinas lag in der Mandschurei. Die japanischen Einheiten konnten es allerdings nicht mit der Roten Armee aufnehmen, welche deutlich besser ausgerüstet und ausgebildet sowie taktisch überlegen war. Auch bestand diese zu einem nicht geringen Teil aus frischen Kräften, meist Rekruten. Das Armee-Hauptquartier gab Korea den Vorzug und die japanische Armee musste sich an der Nord- und Ostgrenze der Mandschurei in Position bringen, während die Westgrenze nur spärlich verteidigt wurde.
Der Feldzug
Der Feldzug wurde nach dem klassischen Zangenverfahren ausgeführt, wobei ein Gebiet von der Größe Westeuropas eingekesselt wurde. Im Westen kämpfte sich die Rote Armee über die Berge und die Wüsten der Mongolei voran, weit entfernt von ihren Versorgungslinien. Dies verwirrte die Japaner und sie wurden unvorbereitet überrascht. In den ersten 18 Stunden des Kampfes war der japanische Kommandant abwesend und der Kontakt zu anderen Einheiten brach kurze Zeit später ab; die japanische Armee hatte vermutet, die Invasion würde im Oktober beginnen und war deshalb in keinster Weise auf den Angriff der Sowjets vorbereitet. Zur gleichen Zeit sicherten Luftversorgungstruppen Flugplätze und Stadtzentren beim Vormarsch der Bodentruppentruppen; sie wurden auch dazu verwendet, Treibstoff an die Einheiten zu liefern, zu denen kein Bodenkontakt mehr möglich war.

Die Kämpfe dauerten nur etwa eine Wochet, bis Kaiser Hirohito am 15. August das Gyokuon-hōsō (= die Erklärung der bedingungslosen Kapitulation Japans) verlas und am nächsten Tag den Waffenstillstand in der Region anordnete. Die sowjetischen Truppen waren zu diesem Zeitpunkt schon weit nach Mandschuko vorgestoßen, kämpften jedoch weiter und drangen nun, nahezu widerstandslos, in das Kerngebiet Mandschukos vor, wo sie am 20. August Mukden, Changchun und Qiqihar einnahmen. Zur gleichen Zeit wurde Mengjiang von der Roten Armee und ihren mongolischen Verbündeten erobert und Guihua rasch eingenommen.
Am 18. August wurden vor dem Vormarsch der Bodentruppen einige Amphibienfahrzeug-Landungen durchgeführt: drei im Norden Koreas, eine in Sachalin und eine auf den Kurilen. Dies hatte zur Folge, dass - zumindest in Korea - die Bodentruppen der Sowjets beim Angriff auf dieses Gebiet bereits von anderen sowjetischen Einheiten erwartet wurden. In Sachalin und auf den Kurilen führte dies zu einer plötzlichen und unveränderlichen Errichtung der sowjetischen Souveränität.
Die Vormarsch auf dem Landweg wurde kurz vor dem Yalu-Fluss, dem geographischen Beginn der Halbinsel Korea, abgebrochen, da sogar die Luftversorgungslinien zusammenbrachen. Die Truppen, die sich bereits in Korea befanden, konnten ein wenig Kontrolle im Norden der Halbinsel ausüben, aber das Ziel, die gesamte Halbinsel zu erobern wurde unerreichbar, als amerikanische Truppen am 8. September, sechs Tage nach der Unterzeichnung der japanischen Kapitulation, bei Incheon landeten.
Die Insel Hokkaido wurde nicht erobert, obwohl sowjetische Pläne dies vorgesehen hatten.
Ergebnisse
Die Operation Auguststurm führte, zusammen mit den Atombomenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki zur bedingungslosen japanischen Kapitulation; diese Aktionen führten den Japanern vor Augen, dass sie keine Möglichkeit hatten, eine Niederlage abzuwenden. Einige Historiker, besonders aus China und der ehemaligen Sowjetunion, sehen den Verlust der Mandschurei und den damit verbundenen totalen Machtverlust Japans in China als einen entscheidenden Faktor bei der Kapitulation Japans, teilweise sogar als den Hauptgrund. Sie sind der Ansicht, dass die Japaner sich den USA ergeben wollten, bevor sie von der Sowjetunion erobert würden.
Die sowjetisch besetzte Mandschurei war später das Hauptquartier von Mao Zedongs Einheiten, die siegreich aus dem darauf folgenden chinesischen Bürgerkrieg hervorgingen. Der militärische Erfolg der Sowjetunion in der Mandschurei verhinderte, dass Stalins Truppen dort Stützpunkte erhielten, die ihnen von den westlichen Alliierten versprochen worden waren, da das gesamte Gebiet in den Besitz der Volksrepublik China überging. Dennoch bauten die sowjetischen Soldaten vor dem Verlassen des Gebietes die als wertvoll angesehenen Industrieanlagen der Mandschurei ab und brachten sie in das vom Krieg gebeutelte Mutterland.
Wie in der Konferenz von Jalta vereinbart, waren die Sowjets innerhalb von drei Monaten nach der deutschen Kapitulation in den Krieg eingetreten, weshalb ihnen Sachalin, die Kurilen, Port Arthur und Dalian überlassen wurden. Die Gebiete auf dem asiatischen Festland wurden 1955 der Volksrepublik China übergeben, die anderen Besitzungen werden immer noch vom mächtigsten der Nachfolgerstaaten der Sowjetunion, der Russischen Föderation, verwaltet.
Obwohl die Sowjetunion den Nordteil der koreanischen Halbinsel erobert hatte, konnte sie nicht das gesamte Korea einnehmen, da die USA in Incheon gelandet waren, was schließlich zur Trennung Koreas und dem Koreakrieg 1950 führte.