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Benutzer:Stegosaurus Rex/Spielplatz7

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Analyse und Interpretation

Einige Themen

Unter den von der Serie aufgegriffenen Themen befinden sich auch einige, die in Raumschiff Enterprise noch nicht behandelt worden waren.[1] Ein Beispiel ist Terrorismus, um den es in Terror auf Rutia-Vier (Staffel 3) und In der Hand von Terroristen (Staffel 6) geht. Die erstgenannte Episode ist eine Allegorie auf den Nordirlandkonflikt, weswegen sie bei der Erstausstrahlung der Serie im Vereinigten Königreich und in Irland ausgelassen wurde.[2] Drogenmissbrauch wird in der Episode Die Entscheidung des Admirals (Staffel 1) thematisiert. Die Episode Die Raumkatastrophe (Staffel 7) handelt von den negativen Folgen von Warp-Flügen für eine bestimme Gegend im All und reflektiert damit Umweltzerstörung durch Abgase und Straßenverkehr.

Die Waffenhändler (Staffel 1) und Die Raumkatastrophe lassen sich auch unter dem Themengebiet Technikfolgenabschätzung zusammenfassen. Gentechnik, Genmanipulation und Klonen werden in den Episoden Die jungen Greise, Der Planet der Klone (beide Staffel 2) und Das künstliche Paradies (Staffel 5) thematisiert. In Die Operation (Staffel 5) geht es um Medizinethik und die von Dr. Crusher letztlich verneinte Frage, ob es verantwortbar sei, Forschungsbelange über das Leben der Patienten zu stellen.[3] Mehrere Episoden, darunter Die Macht der Naniten (Staffel 3) und Traumanalyse (Staffel 7), befassen sich mit Invasionen im weitesten Sinne, darunter solchen durch Viren, Computerviren und Außerirdische. In ihnen wurden Einflüsse des verstärkten Einsatzes von Heim- und Arbeitsplatzcomputern und der aufkommenden Angst vor AIDS erkannt.[4] Ein wiederholt aufgegriffenes Thema ist der Missbrauch von Technik. Zum Beispiel lässt sich die Episode Der schüchterne Reginald (Staffel 3), in der sich der sozial unsichere Barclay im Holodeck eine Ersatzwelt schafft, um seinen Vorgesetzten auf gleicher Augenhöhe zu begegnen, als Reflexion der Gefahr von exzessiver Mediennutzung im Allgemeinen und Computerspielen im Speziellen verstehen.[5]

In Die Auflösung (Staffel 4) wird das Thema Sterbehilfe aufgegriffen.[6] Um eine Frau, die einem Mann als Ehefrau versprochen wurde, und damit um das Thema Arrangierte Heirat geht es in Eine hoffnungslose Romanze (Staffel 5).[7] Die Episode Das Gesetz der Edo, in der Wesley Crusher beim Besuch einer fremden Kultur wegen einer versehentlichen Handlung zum Tode verurteilt wird, wurde als Kommentar zur Todesstrafe in der Regierungszeit von Ronald Reagan aufgefasst.[8] Das Standgericht (Staffel 4) handelt von einer Hexenjagd durch eine Sternenflottenoffizierin und diente als Anklageschrift gegen die McCarthy-Ära.[9] Ein Thema, das auch schon in Raumschiff Enterprise aufgegriffen wurde, ist der Umgang mit den nordamerikanischen Indianern. Die Episode Am Ende der Reise (Staffel 7) stellt bezüglich dieses Themas die Frage nach der Schuld für die Vertreibung der Indianer von ihrem Land.[10]

Unter Pillers Einfluss endeten viele Geschichten ab der dritten Staffel mit einer – verglichen mit den ersten beiden Staffeln – moralisch mehrdeutigeren Auflösung. Zum Beispiel lässt die Episode Die Überlebenden auf Rana–Vier (Staffel 3) das Schicksal des Mannes offen, der für den Mord an vielen Tausend Individuen verantwortlich ist. Vor allem ab der vierten Staffel widmeten sich viele Episoden dem privaten bzw. familiären Hintergrund der Hauptfiguren. Eine diesbezügliche Geschichte wurde dann oft im Rahmen der Parallelmontage in einem zweiten Handlungsstrang erzählt und floss schließlich mit der Haupthandlung zusammen.[11]

Deutungen und Kontroversen

Utopien

Bei der Produktion von Raumschiff Enterprise wurde Roddenberry durch Paramount oft dazu gedrängt, Drehbücher so zu überarbeiten, dass sie mehr Action beinhalten als ursprünglich vorgesehen. Dadurch konnte Roddenberry seine Vorstellungen einer eher diplomatisch als kämpferisch agierenden Föderation nicht in dem von ihm vorgesehenen Umfang verwirklichen; Captain Kirks Verhalten ähnelt deshalb dem eines Draufgängers. Eine derartige Einschränkung gab es bei Das nächste Jahrhundert nicht, weshalb die Darstellung der Föderation dort seiner Utopie am nächsten kommt.[12] Captain Picard wurde als eine im Vergleich zu Kirk reifere, ältere und stärker auf die Mittel der Diplomatie zurückgreifende Figur angelegt und interpretiert. Als Kirk-ähnlich und draufgängerisch wurde dafür die Figur Riker konzipiert und rezipiert. Hinter den Entwürfen für die beiden Figuren steckte auch die Absicht, die Serie von der familiär anmutenden und von Rivalität geprägten Beziehung zwischen Kirk und Spock zu distanzieren.[13]

Berman betonte nach Roddenberrys Tod, mit der Serie weiterhin dessen Vision von einer Zukunft umzusetzen, die viel besser als die Gegenwart ist. In Kritiken wurden die von der Serie vermittelten sozialen Interaktionen als ethisch und moralisch vorzugswürdig und als wünschenswert gegenüber den zeitgenössischen Verhältnissen verstanden. Die Serie projiziere eine utopische Gesellschaft, indem auf der Enterprise Schwarze und Weiße, Frauen und Männer, Menschen und Menschenähnliche friedvoll miteinander leben und arbeiten und einander helfen.[14] Drehbuchautor Braga charakterisierte das 24. Jahrhundert als einen perfekten Ort, „wo Menschen die Kleinlichkeit überwunden haben, die zu abscheulichen Taten führt, dass sie aber ihre schattigen, dunklen Seiten nicht verloren haben“ und sich derer bewusst sind.[15] Als beispielhaft und typisch für die Absicht von Star Trek, Werte wie Toleranz und Respekt vor anderen Kulturen zu vermitteln, hoben etliche Kritiker die Episode Darmok (Staffel 5) hervor, in der es Picard mit dem Mittel der Kommunikation schafft, einen Krieg zu verhindern.[16]

Klingonische Kultur

Ronald D. Moore orientierte sich bei der Ausarbeitung der klingonischen Kultur, beginnend mit der Episode Die Sünden des Vaters (Staffel 3), an den Samurai und den Wikingern, die sich hinsichtlich ihres Ehrenkodex ähneln. Wurden die Klingonen in Raumschiff Enterprise noch als stereotype, piratenähnliche Schurken dargestellt, so ist ihre Rolle in Das nächste Jahrhundert deutlich umfangreicher und differenzierter, was unter anderem an der Thematisierung der Innen- und Außenpolitik des klingonischen Imperiums deutlich wird.[17]

Die US-Kommunikationswissenschaftlerin Leah Vande Berg deutete die Klingonen als eine Kultur, die von der Föderationskultur assimiliert wird. Exemplarisch dafür sei Worf und seine Liminalität, das heißt seine Position zwischen den beiden Kulturen. Dass er menschliche und moralisch überlegene Werte und Verhaltensweisen wie etwa Mitgefühl, Großmut und Vergebung adaptiere und dabei klingonische Werte wie Gerechtigkeit und unbefleckte Familienehre als primitiv dargestellt würden, zeige sich in Der Kampf um das klingonische Reich, Teil 1 (Staffel 4) und an seiner Entscheidung, den verräterischen Toral entgegen den klingonischen Traditionen nicht zu töten. Vande Berg schloss daraus, dass die Serie statt dem selbstproklamierten Multikulturalismus eine kulturimperialistische Haltung vermittle.[18] Der deutsche Philosoph Andreas Rauscher hielt die Auffassung von Assimilation für zu kurz gegriffen und meinte, dass die Episode weniger von Unterordnung zeuge als vielmehr einen weiteren Schritt darstelle in Worfs Suche nach einer eigenen Identität zwischen zwei gegensätzlichen Kulturen, die in der Serie noch nicht abgeschlossen wird.[19]

Ost-West-Verhältnis

Das in Raumschiff Enterprise dargestellte kriegerische Verhältnis zwischen der Föderation und den Klingonen reflektierte die Vorbehalte der Vereinigten Staaten gegenüber dem Ostblock während der Zeit des Kalten Kriegs. Die Klingonen und die Romulaner in Das nächste Jahrhundert lassen sich dagegen nicht uneingeschränkt mit der Sowjetunion und China gleichsetzen: Für eine vertraglich geregelte Allianz wie zwischen der Föderation und dem klingonischen Imperium gibt es in der Realität keine Entsprechung, zudem befanden sich Russland und China nicht im Kriegszustand.[20]

Dennoch gibt es Parallelen zwischen der Föderation und der weltpolitischen Rolle der Vereinigten Staaten in der Zeit nach dem Kalten Krieg. Gregory hob hervor, dass Episoden, die sich mit Terrorismus und Geiselnahmen befassen, eine verglichen mit Raumschiff Enterprise realistischere Sicht auf Interventionismus böten, etwa weil Picard trotz gelungener Geiselbefreiung wenig gegen die internen politischen Konflikte auf den Planeten tun könne.[21] Dass mit Worf nun ein Vertreter der Klingonen zur Sternenflotte und zur Brückenbesatzung gehört, wurde als Botschaft verstanden, dass im Kontext des Kalten Kriegs aus Feinden Freunde werden können.[22]

Mögliche Einflüsse des Neokonservatismus

In der Darstellung und Charakterisierung der verschiedenen Spezies durch die Serie wurden Einflüsse des Neokonservatismus erkannt, einer politischen Strömung, die in den Vereinigten Staaten zur Entstehungszeit der Serie dominierte und insbesondere von Republikanern geprägt wurde, darunter auch dem bis 1989 als US-Präsidenten amtierenden Ronald Reagan. Der US-Medienwissenschaftler Daniel L. Bernardi charakterisierte den Neokonservatismus der 1980er und frühen 1990er Jahre als eine Bewegung, die gemeinsam mit der Neuen Rechten unter dem vorgeblichen Eintreten für demokratische Ideale Rassismus vermittelt hätte. Die Serie nehme eine ähnliche Position wie die Bewegung ein, da sie in ihrem oberflächlich von Diversität geprägten Universum unterschwellig eine Raumzeit anbiete, in der Integration entweder der Assimilation erliege oder, basierend auf „einer primitiven oder unsympathischen Evolution“,[23] der Exklusion. Farbige Menschen und Außerirdische würden entweder auf dieselbe Weise wie die Weißen leben oder für ihre Unfähigkeit zur Assimilation abgelehnt und marginalisiert.[24] Als eines von mehreren Beispielen, die sich zu einem wesentlichen Teil auch auf Episoden aus den ersten beiden Staffeln beziehen, nannte Bernardi den Zweiteiler Gefangen im 19. Jahrhundert (Staffeln 5 und 6), in dem die dunkelhäutige Guinan im von Rassentrennung geprägten Amerika des späten 19. Jahrhunderts wie eine Weiße behandelt wird.[25]

In Analysen über mögliche Einflüsse des Neokonservatismus wurde der Serie bescheinigt, von Speziezismus und Biologismus geprägt zu sein. Die Serie erkläre die Kultur einer Spezies wiederholt mit ihrer Biologie bzw. ihren genetischen Voraussetzungen. Zum Beispiel begründen Riker und Deanna Troi in der Episode Das Herz eines Captains (Staffel 2) die geistige Schwerfälligkeit der Pakleds mit deren Evolutionsstand. Indem der Entwicklungsstand der Mintakaner, die einzig in Der Gott der Mintakaner (Staffel 3) auftreten, als „protovulkanisch“ bezeichnet wird, impliziere die Serie, dass die mintakanische Kultur auf der genetischen Ausstattung ihrer Mitglieder basiert. In der Episode Rikers Vater (Staffel 2) erklärt Data, dass alle Klingonen hinsichtlich Feindschaftlichkeit genetisch prädisponiert seien. Auch damit legt die Serie den Schluss nahe, dass Worfs prägnante Affinität zur klingonischen Kultur, die unter anderem an seinen guten Kenntnissen in klingonischen Riten und Gebräuchen deutlich wird, durch die genetischen Voraussetzungen aller Klingonen bedingt ist. Die Serie selbst lässt offen, wie und warum Worf diese Affinität erlangt hat, hat er doch den größten Teil seiner Kindheit und Jugend unter Menschen gelebt.[26]

Borg

Die Borg lassen sich als sozialistische Gesellschaft verstehen, unter anderem weil sie als Kollektiv funktionieren und weil zwischen ihren Vertretern keine Konkurrenz, sondern Kooperation herrscht.[27] Die Bedrohung, die sie für die Föderation darstellen, reflektiert die Angst der westlichen Welt vor dem Kommunismus.[28] Indem sie sich über die Individualität des Einzelnen erheben, verkörpern die Borg die völlige Verneinung des Individuums und sind insofern ein Gegenmodell, eine Antithese, zur Föderation.[29] Die Absicht der Borg, sich durch Assimilation selbst zu verbessern, ähnelt der Menschheitsgeschichte, in der sich Kulturen für ihre eigene Expansion andere Kulturen einverleibt haben bzw. durch Imperialismus untergebene Völker geschaffen haben.[30] Unter dem Einfluss von Lore, der die Borg zu einer Herrenrasse machen will, ändert sich die Ideologie der Borg in ein faschistisches System; Lore lässt sich insofern als „kybernetischer Mengele“ verstehen.[31]

Andere Aspekte zur Darstellung von Spezies und Rassen

Einige Kritiker glaubten – auch in Bezug auf mögliche neokonservative Einflüsse – zu erkennen, dass Star Trek das Bild des „tragischen Mulattenvergegenständliche. Das bedeutet, dass in den Serien und Filmen die stereotypische, rassistisch assoziierte Vorstellung, gemischtrassige Personen seien unnatürlich, dazu benutzt würde, um Unterschiede zwischen Rassen zu erklären. Bezüglich der Serie wurden die Figuren Deanna Troi, Sela, K’Ehleyr und Alexander als Beispiele genannt. Alexander beabsichtigt in Ritus des Aufsteigens (Staffel 7) als sein erwachsenes Alter Ego, sich im Kindesalter zu töten, um so zu verhindern, dass er kein vollwertiger Klingone wird. Diesbezüglich, meinte etwa Denise A. Hurd, bestimme die rassische Zusammensetzung Alexanders seine Persönlichkeit.[32]

Entgegen dem Anspruch der Serie, die Zukunft der gesamten Menschheit zu zeigen, sind in der Serie nicht-weiße Figuren unterrepräsentiert. Die asiatischstämmigen Figuren Keiko Ishikawa und Alyssa Ogawa treten nur in verhältnismäßig wenigen Episoden auf, Hispanics kommen gar nicht vor.[33]

Buchrezensentin McMullen widersprach dem Buchautor Michael C. Pounds hinsichtlich der Interpretation, wonach nicht-weiße Figuren im Gegensatz zu den weißen auf das Niveau von Dienern reduziert und wiederholt in eine nur schmale Bandbreite an Aktivitäten verwickelt seien. Bezüglich seiner in ähnlicher Form auch von anderen Kritikern vertretenen Meinung, La Forge sei ein „glorifizierter Mechaniker“, ein Typ von Arbeiter, der eher mit körperlicher als geistiger Arbeit assoziiert werde, wies McMullen auf die zahlreichen entscheidenden Situationen hin, in denen La Forge mit seinen Einfällen glänze. Unter Verweis auf den freundschaftlichen Respekt, der ihm von anderen Crew-Mitgliedern entgegengebracht wird, stellte sie zudem Pounds’ Meinung in Abrede, wonach La Forge eine „bemitleidenswerte Figur“ sei, nur weil mit Data ein Android sein bester Freund sei.[34]

Manchen Episoden, die hauptsächlich zu den ersten beiden Staffeln gehören, wurde zugeschrieben, rassistische Stereotype zu vermitteln. Dazu gehören Der Ehrenkodex, die die schwarzen Ligonianer als stammesähnlich darstellt, und Die schwarze Seele (beide Staffel 1), in der Yar von einem pechschwarzen Monster ermordet wird.[35] Der Austauschoffizier (Staffel 2) wurde als „kolonialistisches Märchen vom weißen Mann, der unter die Wilden gefallen ist“ interpretiert.[36]

Religion, Wissenschaft und Rationalismus

Verglichen mit Raumschiff Enterprise wurde die Darstellung von Religion in Das nächste Jahrhundert einerseits als fortgeschrittener, subtiler und komplexer gedeutet. Der Glaube sei nun auch ein Teil höher entwickelter Kulturen, etwa der Klingonen, die an die Rückkehr des toten Kriegerkönigs Kahless und an die Totenreiche für die Ehrbaren und Entehrten glauben.[37] Andererseits wurde aber eine in der Serienutopie geringgeschätzte Rolle des religiösen Glaubens erkannt, lautet eine Meinung in Bezug auf Picards Aussage in der Episode Der Gott der Mintakaner (Staffel 3), der zufolge die Föderationsmitglieder „diese Art von Glauben seit Jahrhunderten überwunden“ haben.[38] Auf diese Episode als Beispiel verweisend, deutete das Autorenduo Michèle und Duncan Barrett die Serie als “militantly secular”, als „militant säkular“. Die Serie impliziere, dass Humanismus die Ablösung Gottes und die Erhebung der Menschheit an die moralische Spitze bedeute.[39] Zudem glaubten beide in mehreren Episoden, darunter Der Pakt mit dem Teufel (Staffel 4), ein Muster zu erkennen, dem entsprechend die Enterprise-Crew Wissenschaft wiederholt dazu benutze, die Falschheit religiöser Grundsätze zu beweisen.[40] Weiterhin kamen sie zum Schluss, dass die Serie wegen der Geringschätzung von Religion einerseits und der hohen Bedeutung von Wissenschaft und Technologie andererseits den Rationalismus innerhalb Star Treks am stärksten repräsentiere.[41]

Data

Data war ursprünglich als „wandelnde Bibliothek“ konzipiert und als ein nach seinem Erschaffer suchender Androide. Roddenberrys Idee von Data basierte auf dem Androiden „Questor“ in dem von ihm ersonnenen Pilotfilm The Questor Tapes. Dieser wurde 1974 erstausgestrahlt, ohne dass die geplante gleichnamige Fernsehserie gefilmt wurde.[42] Zu den Absichten der Drehbuchautoren gehörte es, Data zum Erforschen der Bedeutung von Menschlichkeit einzusetzen. Melinda Snodgrass, Drehbuchautorin in der zweiten und dritten Staffel, verwendete Data als Kind und damit als Person, der es erlaubt ist, aus ihren Fehlern zu lernen. Snodgrass beschrieb die von Data gespielte Holodeck-Figur Sherlock Holmes als Katalysator für seine Suche nach der Bedeutung von Menschlichkeit.[43] Hinsichtlich seiner Bemühungen, sich den Menschen anzugleichen, ähnelt Data der Holzpuppe Pinocchio. Dieser Vergleich gilt vor allem für die frühen Staffeln, in denen er eine ungefährliche, unschuldige Figur darstellt, die oft als Comic Relief eingesetzt wird.[44] In späteren Staffeln entfernt er sich von dieser Charakterisierung und ist verstärkt Teil von düstereren und mehrdeutigeren Geschichten, darunter der Episode Radioaktiv (Staffel 7), in der er ein Dorf einer vorindustriellen Gesellschaft unbeabsichtigt radioaktiv verstrahlt.[45] In anderen Deutungen wurde Data mit Frankenstein,[46] Tin Man, C-3PO[47] und Charlie Chaplin[48] verglichen. Wissenschaftliche Untersuchungen gingen der Frage nach den Gründen für Datas, in statistischen Erhebungen ermittelte, hohe Beliebtheit unter den Zuschauern nach. Als ein möglicher Grund wurde genannt, das der Zuschauer wegen des Ausbleibens einer emotionalen Reaktion nicht mit Data, sondern anstelle Datas fühlen solle, wodurch der Zuschauer in besonderer Form involviert werde.[49] Mehrere Wissenschaftler, darunter Robert Alexy (Siehe auch: Wem gehört Data?) und Henry Jenkins, befassten sich mit den Fragen, inwieweit Data über Emotionen verfügt und ob ihm Menschenrechte zustehen.[50]

Sexualität

In der frühen Produktionsphase der Serie entwickelten die Drehbuchautoren David Gerrold und Herbert Wright das Drehbuch Blood and Fire, das als Allegorie auf AIDS und die Rechte homosexueller Männer diente. Unter anderem wegen Bermans Meinung, die darin enthaltenen homosexuellen Figuren im Nachmittagsprogramm nicht zeigen zu wollen, und nach mehreren Überarbeitungen wurde der Plan verworfen, es als Episode der Serie verfilmen.[51] Dafür fand es später Verwendung in der Fan-Fiction-Serie Star Trek: Phase II.[52] Die Episode Odan, der Sonderbotschafter (Staffel 4) griff das Thema Sexuelle Orientierung wieder auf. Angelegt als Geschichte über die Natur der Liebe, wurde sie als Botschaft verstanden, die Rechte Homosexueller zu akzeptieren. Nach der Erstausstrahlung der Episode erhielt der Produktionsstab postalisch zahlreiche Forderungen von Homosexuellenaktivisten, eine gleichgeschlechtlich orientierte Figur in die Handlung aufzunehmen. Auch unter dem Eindruck dieser Reaktionen entstand die Episode Verbotene Liebe (Staffel 5), die als Metapher für Intoleranz dient, der Homosexuelle ausgesetzt sind, und in der Riker ein Liebesverhältnis mit einem Individuum einer androgynen Spezies aufbaut.[51] Beide Episoden wurden auch in wissenschaftlichen Publikationen rege diskutiert. Lee E. Heller etwa kam in ihrem oft zitierten Aufsatz zu dem Schluss, dass sie die Aussage vermittelten, traditionellen heterosexuellen Beziehungen neue Geltung zu verschaffen.[53]

Andere Aspekte

Das Verhältnis zwischen Picard und Q wurde, etwa wegen Qs Erscheinen in Picards Bett in Gefangen in der Vergangenheit (Staffel 4), auch als homoerotisch gedeutet und deshalb zu einem Thema der Slash-Fiction.[54] Unabhängig von dieser Deutung wurde Q in einem mythologischen Kontext interpretiert: Angesichts seiner fast unbegrenzten Fähigkeiten zur Veränderung der Realität und seines dennoch sehr menschlichen Erscheinungsbildes weise er Ähnlichkeiten zu den olympischen Göttern auf.[55]

Andere

Sammelbandbeiträge

  • Neil Lerner: Hearing the Boldly Goings: Tracking the Title Themes of the Star Trek Television Franchise, 1966–2005, in: Kevin J. Donnelly, Philip Hayward (Hrsg.): Music in Science Fiction Television. Tuned to the Future. Routledge, New York 2013, ISBN 978-0-203-07633-0
  • Rhonda V. Wilcox: Dating Data. Miscegenation in Star Trek: The Next Generation, in: Harrison et al. 1996, S. 69–92
  • Marcus Schulzke: History on the Holodeck. In: Reagan 2013, S. 212–225
  • Gregory Peterson: Religion and Science in Star Trek: The Next Generation. God, Q, and Evolutionary Eschatology on the Final Frontier. In: Jennifer E. Porter u. Darcee L. McLaren (Hrsg.): Star Trek and Sacred Ground. Explorations of Star Trek, Religion, and American Culture. State University of New York Press, Albany 1999, ISBN 0-7914-4334-5, S. 61–76
  • Lori Maguire: The Final Reflection? A Mirrored Empire? Klingon History and American History. In: Reagan 2013, S. 71–86
  • Steven F. Collins: “For the Greater Good” – Trilateralism and Hegemony in Star Trek: The Next Generation. In: Harrison 1996, S. 137–156
  • Samantha Holloway: Space Vehicles and Traveling Companions. Rockets and Living Ships. In: Telotte 2008, S. 177–191
  • Matthew W. Kapell: Speakers for the Dead – Star Trek, the Holocaust, and the Representation of Atrocity. In: M. W. Kapell (Hrsg.): Star Trek as Myth – Essays on Symbol and Archetype at the Final Frontier, McFarland & Company, Jefferson 2010, ISBN 978-0-7864-4724-4, S. 67–77
  • Alan Kistler: Who Is Q? In: Reagan 2013, S. 57–68
  • Holger Götz: Speziezismus als Metapher für Rassismus in The Next Generation. In: Rogotzki 2003, Band 1, S. 244–267
  • Klemens Hippel: Der Menschlichste von uns allen: Die Figur des Androiden Data in Star Trek, in: Rogotzki et al. (2003), Band 2, S. 50–63
  • Peter Ohler, Gerd Strohmeier: Konzeptionen der Lebenswelt in Star Trek: Politikwissenschaftliche und psychologische Analysen, in: Rogotzki et al. (2003), Band 1, S. 177–201
  • Jens Schröter: Das Holodeck: Phantasma des ultimativen Displays. In: Rogotzki 2003, Band 1, S. 105–130

in Einzelnachweise einbauen

  • Judith und Garfield Reeves-Stevens: Star Trek: Deep Space Nine. Die Realisierung einer Idee. Aus dem Amerikanischen von Ralph Sander. Heyne, München 1996, ISBN 3-453-10982-1
  • Christian Wenger: Jenseits der Sterne. Gemeinschaft und Identität in Fankulturen. Zur Konstitution des Star Trek-Fandoms. transcript Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 978-3-89942-600-7

Einzelnachweise

  1. „Star Trek: The Next Generation“ erscheint auf Blu-Ray, in: Focus online vom 29. August 2012, abgerufen am 29. April 2015
  2. Stoppe 2014, S. 200, Fußnote 567
  3. Stoppe 2014, S. 195 ff.
  4. Robb 2012, S. 145
  5. Sebastian Stoppe: »Tee, Earl Grey, heiß.« – Star Trek und die technisierte Gesellschaft, in: Jan A. Fuhse (Hrsg.): Technik und Gesellschaft in der Science Fiction. Reihe Kultur und Technik, Band 9. LIT Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1585-1, S. 94–111, hier: S. 106 f.
  6. Götz 2012, S. 259
  7. Johnson-Smith 2005, S. 59
  8. Rauscher 2003, S. 175
  9. Mark A. Altman: Jonathan Frakes Actor/Director, in: Cinefantastique Nr. 2/1991 (22. Jg.), S. 47
  10. Amy H. Sturgis: If This Is the (Final) Frontier, Where Are the Natives?, in: Nancy R. Reagan (Hrsg.): Star Trek and History. John Wiley & Sons, Hoboken 2013, ISBN 978-1-118-16763-2, S. 125–142, hier: S. 131 ff.
  11. Gregory 2000, S. 54
  12. Geraghty 2009, S. 79
  13. Robb 2012, S. 133 ff.
  14. Ott und Aoki 2001, S. 396 f.
  15. Mark A. Altman: Ron Moore and Brannon Braga, in: Cinefantastique Nr. 3/4 von 1993 (24. Jg.), S. 60 f., Zitat S. 61: “the 24th century is the perfect place where humans have transcended the pettiness that leads to heinous acts, but they haven’t lost their shadows, dark sides.”
  16. Gregory 2000, S. 194 f.
  17. Rauscher 2003, S. 227 ff.
  18. Vande Berg 1996
  19. Rauscher 2003, S. 235–237
  20. Stoppe 2014, S. 220 f.
  21. Gregory 2000, S. 168 f.
  22. Maguire 2013, S. 75 f.
  23. Bernardi 1998, S. 115: “a primitive or unappealing evolution”
  24. Bernardi 1998, Kapitel 4 (S. 105–136)
  25. Bernardi 1998, S. 122
  26. Götz 2012
  27. Peter Ohler, Gerd Strohmeier: Konzeptionen der Lebenswelt in Star Trek: Politikwissenschaftliche und psychologische Analysen, in: Rogotzki et al. (2003), Band 1, S. 177–201, hier: S. 185
  28. Katrina G. Boyd: Cyborgs in Utopia. The Problem of Radical Difference in Star Trek: The Next Generation, in: Harrison et al. 1996, S. 95–113
  29. Sebastian Stoppe: Ein transhumanistischer Leviathan? Die Borg als emotionslose Dystopie in Star Trek, in: Arbeitstitel - Forum für Leipziger Promovierende, ISSN 1869-9073, Band 3, Nr. 2/2011, Hrsg.: Meine Verlag, Magdeburg. S. 69–82, online abgerufen am 2. Mai 2015
  30. Richards 1998, S. 64
  31. Rauscher 2003, S. 252
  32. Denise A. Hurd: The Monster Inside: 19th Century Racial Constructs in the 24th Century Mythos of Star Trek, in: Journal of Popular Culture Nr. 1/1997 (31. Jg.), S. 23–35, hier: S. 29
  33. Götz 2012, S. 248
  34. Janet McMullen: Star Trek: Myth or Missed Opportunity, in: The Review of Communication Nr. 2.2 (April 2002), Hrsg.: National Communication Association, S. 223–238; Zitat von S. 234: “glorified mechanic” (Pounds), Zitat von S. 235: “pitiful character” (McMullen)
  35. Johnson-Smith 2005, S. 82
  36. Götz 2012, S. 257
  37. Susan L. Schwartz: Introduction. The Religions of Star Trek. In: R. S. Kraemer, W. Cassidy und S. L. Schwartz (Hrsg.): Religions of Star Trek. Westview Press, Boulder 2003, ISBN 978-0-8133-4115-6, S. 1–13
  38. Richards 1998, S. 181 f.
  39. Barrett und Barrett 2001, S. 61
  40. Peterson 1999, S. 69 f.
  41. Barrett und Barrett 2001, S. 19
  42. Nemecek 1995, S. 15
  43. Mark A. Altman: The Importance of Being Data, in: Cinefantastique, 21. Jg., Nr. 2, Sep. 1990, S. 36, 37, 59
  44. Rauscher 2003, S. 208 f., 217
  45. Gregory 2000, S. 63
  46. Richards 1998, S. 120
  47. Rauscher 2003, S. 208
  48. Martin Kasprzak: Der Mensch in der Maschine. Data als Clown und Kreatur, in: Hellmann und Klein 1997, S. 154–165
  49. Klemens Hippel: Der Menschlichste von uns allen: Die Figur des Androiden Data in Star Trek, in: Rogotzki et al. (2012), Band 2, S. 50–63, hier: S. 58 f.
  50. Jennifer M. Santos: Data on Data: Viewer Responses to Star Trek: The Next Generation, in: Participations Nr. 1/2007 (4. Jg.)
  51. a b Mark A. Altman: Tackling Gay Rights, in: Cinefantastique Nr. 2/3 von 1992 (23. Jg.), S. 71–74
  52. Devon Maloney: Star Trek's History of Progressive Values — And Why It Faltered on LGBT Crew Members, in: Wired vom 13. Mai 2013, abgerufen am 21. April 2015
  53. Lee E. Heller: The Persistence of Difference: Postfeminism, Popular Discourse, and Heterosexuality in Star Trek: The Next Generation, in: Science Fiction Studies Nr. 72, Teil 2, Juli 1997 (24. Jg.), Hrsg.: DePauw University, Greencastle (Indiana), abgerufen am 21. April 2015
  54. Atara Stein: Minding One's P's and Q's. Homoeroticism in Star Trek: The Next Generation (Memento vom 26. April 2012 auf WebCite), in: Genders Nr. 27/1998, abgerufen am 16. September 2013
  55. Merzbach 2005, S. 114