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Doris Maase

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Doris Maase (1958)

Doris Maase (* 4. März 1911 in Briesen (Mark); † 20. September 1979 in Dorfen) war eine deutsche Ärztin und Widerstandskämpferin, die nach ihrer KZ-Haft in Ravensbrück in der Bundesrepublik Deutschland für die KPD in Düsseldorf aktiv war.[1]

Leben

Doris Franck stammte aus einer sozial engagierten Arztfamilie, ihr Vater Adolf Franck hatte 1904 seine Arztpraxis in Briesen eröffnet. Franck absolvierte ein Medizinstudium in Berlin, Rostock und Bonn und wurde 1931 Mitglied im Roten Studentenbund. Im Sommer 1933 wurde sie von der Universität verwiesen. Für die Nationalsozialisten war sie nicht nur eine politische Gegnerin, sondern im Sinne der NS-Rassenideologie auch „Halbjüdin“. Ihr Vater, „der anerkannte Arzt Dr. Franck, verschwand aus Briesen, weil er Jude war“.[2] Im Oktober 1933 emigrierte Doris Franck in die Schweiz, um an der Universität Basel[3] ihr Medizinstudium zu beenden. Ende 1934 heiratete sie den Ingenieur Klaus Maase (1904–2001) und zog mit ihm nach Düsseldorf. Klaus Maase stammte aus Düsseldorf, sein Vater, der pazifistische Notar Friedrich Maase, und Hedda Eulenberg waren Geschwister.[4]

Zusammen mit ihrem Mann und anderen bildete sie eine kleine kommunistische Widerstandsgruppe. Doris und Klaus Maase wurden am 27. Mai 1935 verhaftet. Ein Anklagepunkt war die Anfertigung von Flugblättern. Am 7. September 1936 wurde sie vom Volksgerichtshof in Berlin wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrenverlust verurteilt. Im November 1936 wurde sie in die Strafanstalt Ziegenhain verlegt. Dort blieb sie in Einzelhaft. 1938, nach dem Ende ihrer Haftzeit, wurde sie nicht entlassen, sondern in Schutzhaft genommen. So wurde sie in der Zeit vom 10. Juni 1938 bis 18. Juli 1938 wieder im Düsseldorfer Untersuchungsgefängnis festgehalten, bevor sie ins Frauenkonzentrationslager Lichtenburg kam. Von April 1939 bis Juli 1941 war sie ein politischer Häftling im Judenblock im KZ Ravensbrück.[5] Bei ihrer Arbeit im Krankenrevier versuchte sie, Mithäftlingen zu helfen. So stellte sie falsche Krankheitsbescheinigungen aus und entnahm Medikamente aus dem Krankenrevier. Ihr Mann Klaus Maase war Buchenwaldhäftling. Der Schwiegervater Fritz Maase war 1933 aus der Anwaltskammer ausgeschlossen worden und kam ins KZ Sachsenhausen, wo er 1939 auf den Düsseldorfer Benedikt Schmittmann traf.[6]

Nach 1945 lebte Maase mit ihrem Mann wieder in Düsseldorf, wo sie ihren Beruf als Ärztin wiederaufnahm. 1947 war sie Zeugin im Ravensbrück-Prozess und schilderte die Taten des Lagerarztes Walter Sonntag, der Schutzhaftlagerführer Max Koegel und Theodor Traugott Meyer, der Aufseherin Gertrud Rabestein und der Oberaufseherinnen Johanna Langefeld und Emma Zimmer.

Sie engagierte sich auch nach dem Krieg für die KPD und wurde am 17. Oktober 1948 und am 9. November 1952 in den Düsseldorfer Stadtrat gewählt[7] Ab 1946 war Klaus Maase Beigeordneter der Stadt Düsseldorf im Hochbauamt[8], wurde aber 1950 aus politischen Gründen entlassen.[9] Mit dem Verbot der KPD am 17. August 1956 verlor sie ihren Sitz im Stadtrat. 1958 kandidierte sie erfolglos als Parteilose zum Düsseldorfer Landtag. Im Zuge des KPD-Verfahrens wurde sie zu acht Monaten Gefängnis (auf Bewährung) verurteilt, und in der Folge wurden sämtliche Entschädigungs- und Wiedergutmachungsleistungen von ihr zurückgefordert.[10]

1965 gründete sie die „ravensbrückblätter“ und leitete diese bis zu ihrem Tod. Von 1974 bis 1979 war sie Sprecherin der Lagergemeinschaft Ravensbrück in der Bundesrepublik Deutschland.[11][12] Ihre Erfahrungen in der Gefängnishaft und als KZ-Häftling 905.308 reflektierte sie 1975 in einem Gespräch mit Erika Runge.

Literatur

  • Henning Fischer: "Unter Schweren Bedingungen" - Biographische Notizen zu Rita Sprengel und Doris Maase, zwei deutschen Kommunistinnen im 20. Jahrhundert, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/2015.
  • Zeugenaussage im Hamburger Ravensbrück-Prozess 1947 bei
    • Helga Schwarz und Gerda Szepansky: '… und dennoch blühten Blumen – Dokumente, Berichte, Gedichte und Zeichnungen vom Lageralltag 1939–1945, Hrsg. v. Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, Berlin 2000. PDF
  • Widerstand und Vermächtnis: Ansprachen anlässl. d. Eröffnung d. Ausstellung Antifaschist. Widerstand 1933–1945 am 14. April 1971 in München DNB
  • Erika Runge, Sich der Wehrlosigkeit widersetzen (Gespräch mit Doris Maase), in: „Kürbiskern“ Heft 4/1975, S. 145–148; der Beitrag ist auch in:
  • Hanna Elling, Frauen im deutschen Widerstand: 1933–45, Frankfurt am Main: Röderberg-Verlag, 1978 ISBN 3-87682-024-3

Film

Einzelnachweise

  1. die biographischen Angaben nach der Zeugenaussage in Hamburg und bei Norbert Mauritius. Mauritius hat ein Porträt von Doris Maase gemalt (ebd.)
  2. R. Kramarczyk: Allgemeine Geschichte Briesen bei Amt Odervorland
  3. Werner Strache: Wir waren Zeitzeugen bei Spurensicherung
  4. Bernd Kortländer: `Der Geist sei euer König!´ Hedda Eulenberg - eine starke Frau, ein Stück rheinische Kulturgeschichte bei NRW Lesesaal
  5. Zeugenaussage in Hamburg
  6. Homepage Benedikt Schmittmanns
  7. Mitglied in Gremien: Schulausschuß 8. Nov. 1948–16. Dez. 1949; Finanzausschuß 17. Dez. 1948–17. Aug. 1956; Jugendamtsausschuß 17. Dez. 1948–20. Apr. 1950; Jugendpflegeausschuß 17. Dez. 1948–14. Jan. 1949 A.f.Städt.Krankenanstalten 17. Dez. 1948–14. Jan. 1949, 14. Jan. 1950–29. Mai 1952; Wohlfahrtsausschuß 17. Dez. 1948–14. Jan. 1950; Hauptausschuß 23. Jan. 1950–9. Nov. 1952; Kulturausschuß 5. Mai 1952–9. Nov. 1952; A.f.Erwachsenenbildung 9. Mrz. 1953–17. Aug. 1956 (PDF)
  8. Stadtarchiv Düsseldorf Büro Oberstadtdirektor 1946–1976 (PDF; 651 kB)
  9. Sitzungsprotokoll 16. Dezember 2002
  10. siehe „Das Ravensbrückprojekt“ und den Beitrag in Welt der Arbeit (PDF; 63 kB)
  11. ravensbrückblätter September 2003
  12. Klaus Maase war Sprecher der Lagergemeinschaft Buchenwald, vgl. Nachts kommt das KZ zurück. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1973 (online).