Metro Madrid
Metro Madrid ist die U-Bahn der spanischen Hauptstadt Madrid. Das 226,9 Kilometer lange Streckennetz erschließt nicht nur die Stadt selbst, sondern auch mehrere Vororte. Nach der London Underground und der Metro Moskau ist die Madrider Metro die drittgrößte U-Bahn in Europa sowie die weltweit sechstgrößte. Neben der U-Bahn Seoul gilt sie als die am schnellsten expandierende U-Bahn der Welt. Allein seit 1988 hat sich die Länge des Streckennetzes verdoppelt, weitere 50 Kilometer befinden sich in Bau.
Der Betrieb erfolgt durch die Metro de Madrid S.A., einer Tochtergesellschaft der Consorcio Regional de Transportes de Madrid. Dabei handelt es sich um ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Besitz der Stadt Madrid, der Autonomen Gemeinschaft Madrid und der Vorortsgemeinden. Diese koordiniert auch die Buslinien sowie Cercanias, den S-Bahn-ähnlichen Vorortsverkehr der spanischen Staatseisenbahn Renfe. Alle Verkehrsträger der Hauptstadtregion sind in einem Verkehrsverbund zusammengeschlossen.
Linien

Das Liniennetz der U-Bahn von Madrid ist heute 226,9 km lang mit 13 Linien und besitzt zwei Besonderheiten. Zum einen sind dies die beiden Ringlinien Circular (Linie 6) und MetroSur (Linie 12). Die 6 fährt um das Stadtzentrum herum, die 12 verbindet die südlichen Vororte Madrids miteinander. Zum anderen ist es die Linie Ramal, die eine Verbindung zwischen den Linien 2/5 und 6/10 herstellt und nur zwei Stationen hat.
Linie | Strecke | Eröffnung | Länge | Profil | Stationen |
---|---|---|---|---|---|
1 | Plaza de Castilla ↔ Congosto | 1919 | 16,7 km | klein | 27 |
2 | Ventas ↔ Cuatro Caminos | 1924 | 7,9 km | klein | 15 |
3 | Legazpi ↔ Moncloa | 1936 | 6,4 km | klein | 10 |
4 | Argüelles ↔ Parque de Santa María | 1932 | 12,8 km | klein | 20 |
5 | Canillejas ↔ Casa de Campo | 1961 | 20,8 km | klein | 30 |
6 | Circular (Ringlinie) | 1979 | 23,5 km | groß | 27 |
7 | Las Musas ↔ Pitis | 1974 | 18,8 km | groß | 22 |
8 | Nuevos Ministerios ↔ Barajas | 1998 | 13,9 km | groß | 6 |
9 | Herrera Oria ↔ Arganda del Rey | 1980 | 38,0 km | groß | 26 |
10 | Fuencarral ↔ Puerta del Sur | 1961 | 24,3 km | groß | 19 |
11 | Plaza Elíptica ↔ Pan Bendito | 1998 | 2,3 km | groß | 3 |
12 | MetroSur (Ringlinie) | 2003 | 40,6 km | groß | 27 |
R | Ópera ↔ Príncipe Pío | 1925 | 1,1 km | klein | 2 |
Geschichte
Die Geschichte der Madrider U-Bahn kann in insgesamt drei Bauphasen eingeteilt werden. In der ersten Phase, die von 1919 bis 1955 dauerte, wurden die Kleinprofillinien gebaut. Die zweite Phase zwischen 1955 und 1978 umfasst den Bau der ersten Großprofillinien. Mit der Verstaatlichung der U-Bahngesellschaft im Jahr 1978 begann die dritte Phase, die bis heute andauert.
Ideen und Planungen
Am 31. Mai 1871 nahm die erste Pferdebahn Madrids ihren Betrieb auf. Acht Jahre später folgte die erste Dampfstraßenbahn. Im Stadtzentrum, insbesondere um den Verkehrsknotenpunkt Puerta del Sol, herrschte ein derart dichter Verkehr von Straßenbahnen und Pferdefuhrwerken, dass bereits 1892 ein erster Vorschlag zum Bau einer U-Bahn präsentiert wurde. Pedro García Faria plante ein Netz von vier Linien, auf denen auch Güterverkehr abgewickelt werden sollte. Faria erhielt zwar eine Konzession, doch die Strecken wurden nie gebaut.

Das rasch expandierende Pferdebahnnetz wurde zwischen 1898 und 1906 vollständig elektrifiziert, die letzte Dampfstraßenbahn hielt sich bis 1931. Im Jahr 1913, damals zählte die Stadt etwa 600.000 Einwohner, präsentierte Miguel Otamendi ein neues U-Bahn-Projekt. Dieses sah den Bau von vier Linien mit einer Länge von 14 Kilometern vor; die Streckenführung entsprach genau derjenigen der heutigen Linien L1 bis L4. Otamendi reichte 1915 ein Konzessionsgesuch ein, welches am 19. September 1916 bewilligt wurde.
Otamendi und seine Partner hatten zu Beginn Mühe, die benötigten Geldmittel aufzutreiben. König Alfons XIII., der ein großes persönliches Interesse an dem Projekt gezeigt hatte, beteiligte sich mit einer Million Peseten. Mit einem Kapital von 10 Millionen Peseten erfolgte am 24. Januar 1917 die Gründung der privaten U-Bahngesellschaft, die den Namen „Compañia Metropolitano Alfonso XIII“ erhielt. Die Bauarbeiten begannen am 17. Juli des selben Jahres. Wegen des Ersten Weltkriegs, der das übrige Europa erschütterte, verzögerte sich die Bereitstellung von Baumaterial. Auch war kein spanisches oder europäisches Unternehmen in der Lage, Elektromotoren für die Triebwagen zu liefern, weshalb diese von der Pariser Métro gekauft werden mussten.
Die ersten Strecken
Am 17. Oktober 1919 eröffnete König Alfons XIII. offiziell den ersten Abschnitt der Linie 1. Dieser war 4 Kilometer lang und führte von Sol nach Cuatro Caminos am damaligen Stadtrand, wo sich auch das Depot befand. Der fahrplanmäßige Betrieb wurde am 31. Oktober aufgenommen. Von Beginn weg erwies sich das neue Verkehrsmittel als großer Erfolg. Bereits zwei Jahre später folgte der Abschnitt nach Atocha, dem wichtigsten Bahnhof der Stadt. Ebenfalls 1921 installierte man die ersten Rolltreppen, deren Benutzung zu Beginn noch kostenpflichtig war.
Der erste Abschnitt der Linie 2 zwischen Sol und der Stierkampfarena Ventas wurde am 14. Juni 1924 eröffnet. Am 27. Dezember 1925 folgte die nur gerade 1,1 Kilometer lange Pendellinie R („Ramal“) zwischen Ópera und dem Nordbahnhof (Estación del Norte, heute Príncipe Pío. Der Bahnhof liegt tief unten im Tal des Manzanares und die Straßenbahnen konnten auf der steilen Straße nur sehr langsam fahren, weshalb die Linie R einen erheblichen Zeitgewinn bedeutete.
Nachdem 1931 der König das Land verlassen hatte und die Zweite Republik ausgerufen worden war, musste die Gesellschaft ihren Namen in „Compañia Metropolitano de Madrid“ ändern. Im selben Jahr wurden auch die ersten Fahrkartenautomaten aufgestellt. Wenige Wochen nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs wurde am 9. August 1936 der erste Abschnitt der Linie 3 zwischen Sol und Embajadores eröffnet. Doch nur fünf Tage musste der Verkehr auf der Pendellinie R eingestellt werden; der Nordbahnhof war von seinem Hinterland abgeschnitten worden, so dass es kaum noch Fahrgäste gab.
Züge

Das gesamte Madrider U-Bahnnetz kann man in zwei Bereiche trennen. Einmal ist es das Kleinprofil mit 2,40 Meter breiten Züge und 60 beziehungsweise 90 Metern langen Bahnsteigen. Zum Kleinprofil gehören die Linien 1 bis 5 sowie die Ramallinie. Es werden Fahrzeuge der Serien 2000-A (Baujahr 1984-1993), 2000-B (Baujahr 1997) und der neuen Baureihe 3000 (werden seit Ende 2005 ausgeliefert) eingesetzt. Dagegen werden im Großprofil 2,80 Meter breite Fahrzeuge verwendet, hier sind die Bahnsteige 115 Meter lang. Alle neueren Linien, das heißt 6 bis 12, wurden im Großprofil gebaut (die Linie 11 verkehrt aufgrund der geringen Auslastung auf dem ersten 3 Stationen kurzem Teilstück vorübergehend mit Kleinprofilfahrzeugen). Ausnahme ist hier die Linie 10, die 1961 als Surburbano erbaut wurde. Auf ihr verkehrten 2,35m breite Züge, bis sie 1998 mit der inzwischen im Norden der Stadt entstandenen Linie 8 verbunden wurde, womit normale Kleinprofilfahrzeuge zum Einsatz kamen. In den Jahren 2000/2001 wurde der alte Surburbano Abschnitt für den Einsatz von Großprofilfahrzeugen umgebaut, sodass die Linie 10 jetzt überwiegend von Zügen der Reihe 7000 bedient wird. Im Großprofil werden folgende Baureihen eingesetzt: 5000.1 - 5000.4 (Baujahre 1974-1993), 6000 (Triebwagen Baujahr 1998, 2002 wurden antriebslose Mittelwagen eingesetzt), 7000 und 8000 (beide Baujahr 2002). Nach und nach wird die Spannung von 600V auf 1500V auf den einzelnen Linien (1500V bisher nur auf den Linien 10 und 12) erhöht.
Ausbau und Planungen
Nach der Fertigstellung von MetroSur im Jahr 2003 beschlossen die Stadt Madrid und die Autonome Gemeinschaft Madrid ein umfangreiches Ausbauprogramm. Das Netz der Metro soll bis 2007 um weitere 50 Kilometer erweitert werden. Das Ausbauprogramm umfasst neben Streckenverlängerungen auch den Bau neuer Stationen an bestehenden Strecken, die Modernisierung des Rollmaterials und den behindertengerechten Umbau bestehender Stationen.
Linie 1 wird an beiden Enden um je 3,1 Kilometer und drei Stationen verlängert; im Süden von Congosto nach Paus de Vallecas, im Norden von der Plaza de Castilla bis Pinar de Chamartín. Auch die Linie 4 wird nach Pinar de Chamartín führen; zu diesem Zweck entsteht vom aktuellen nördlichen Endpunkt Parque Santa María aus eine 4,0 Kilometer lange Strecke.
Sämtliche bereits bestehenden Bahnsteige der Linie 3 werden von 60 auf 90 Meter verlängert, um den Einsatz von Zügen mit sechs Wagen zu ermöglichen. Außerdem wird diese Linie vom südlichen Endpunkt Legazpi aus um weitere 8,7 Kilometer nach Villaverde Alto verlängert. Noch in der Planungsphase sind zwei weitere Verlängerungen der Linie 3; einerseits von Moncloa nach Cuatro Caminos, andererseits von Villaverde Alto nach Perales del Río in der Nachbarstadt Getafe. Letztgenannte soll an der Zwischenstation El Casar eine weitere Umsteigemöglichkeit zur Linie 12 (Metrosur) schaffen.
Linie 2 wird um 1,6 Kilometer von Ventas nach La Elipa verlängert, die Linie 5 um 2,4 Kilometer von Canillejas nach Alameda de Osuna und die Linie 11 um 2,7 Kilometer von Pan Bendito nach Carabanchel Alto.
Um 8,6 Kilometer verlängert wird die Linie 7. Sie wird über Las Musas hinaus in die östliche Vorstadt San Fernando de Henares verkehren. Weil das Gebiet östlich der Stadtgrenze noch nicht vollständig überbaut ist und deshalb noch geringere Frequenzen zu erwarten ist, werden auf diesem Teilstück vorerst nur 3-Wagen-Züge mit einem größeren Intervall verkehren. Fahrgäste werden in La Peineta auf die sog. Linie 7b umsteigen müssen, bis das zu erwartende höhere Fahrgastaufkommen einen durchgehenden Betrieb rechtfertigt.
Das gleiche Betriebsmodell ist auch bei der Linie 10 vorgesehen. Diese wird von Fuencarral aus um 15,8 Kilometer in den nördlichen Vorort San Sebastián de los Reyes verlängert. Tres Olivos an der Stadtgrenze wird dabei als temporäre Umsteigestation zur Linie 10b dienen, bis die Nachfrage einen durchgehenden Betrieb erlaubt.
An bereits bestehenden Strecken entstehen neue Zwischenstationen:
- Arganzuela (Linie 6 zwischen Legazpi und Méndez Álvaro)
- Pinar del Rey (Linie 8 zwischen Mar de Cristal und Colombia)
- Aviación Española (Linie 10 zwischen Colonia Jardín und Cuatro Vientos)
Als Ergänzung und Zubringer zur U-Bahn werden in weniger dicht besiedelten Stadtteilen drei Straßenbahnstrecken (genannt Metro ligero) gebaut, die von Niederflurfahrzeugen befahren werden und teilweise den Charakter einer Stadtbahn aufweisen. Die Strecken mit einer Gesamtlänge von 27,7 Kilometer verlaufen teilweise unterirdisch.
Literatur
- Robert Schwandl: Metros in Spain – The Underground Railways of Madrid, Barcelona, Valencia and Bilbao. Capital Transport, London 2001. ISBN 1854142429
- W. J. Hinkel, K. Treiber, G. Valenta, H. Liebsch: gestern-heute-morgen – U-Bahnen von 1863 bis 2010. Schmid Verlag, Wien 2004. ISBN 3-900-607-443 (Kapitel „Madrid“)
- T. Meyer-Eppler: Eine Rund in 58 Minuten - Rasanter Ausbau der Metro Madrid. In: Straßenbahn-Magazin 1/2005, S. 40–45. GeraNova Verlag, München. ISSN 0340-7071