Hufeisen

Ein Hufeisen ist ein U-förmig gebogenes und mit Nagellöchern versehenes Eisen, das Pferden zum Schutz der Hufe an diesen durch Aufnageln befestigt wird. Das klassische Hufeisenmaterial ist "Eisen"(Stahl), daneben finden, aber auch Werkstoffe oder Werkstofflegierungen aus Aluminium und Kupfer ihre Anwendung. Heute werden oft auch unterschiedliche Kunststoffe eingesetzt. Diese werden dann Teilweise auch angeklebt.
Anwendung
Freilebende Pferde brauchen keinen Hufbeschlag. Bei ihnen wächst das Hufhorn in gleichem Maße nach wie es sich abnutzt oder ausbricht. Bei Nutzung des Pferdes durch Anspannung (Zugtier, Fahren) und Reiten, vor allem auf hartem Boden, wird der Huf schneller abgenutzt, als er nachwachsen kann - solche Pferde brauchen einen Hufbeschlag. Eine gegenteilige Meinung wird vornehmlich von Hufheilpraktikern um Frau Dr. Strasser vertreten wird. Denn Wildlebende Pferde tragen keinen Sattel und haben eine tägliche Bewegungsmenge von ca. 20 bis 40 km. Diese Bewegungsmenge ist notwendig um ein Gleichgewicht zwischen Abrieb und Nachwachsendem Horn zu gewährleiten. Heute erreichen Pferde diese Bewegungsmenge nicht (tägl. gearbeitetes Freizeitpferd ca. 3-7 km). Ein Beschlag wäre daher nicht nötig. Nötig wird er erst dadurch, dass Pferde heute vor allem ihren Tag in Boxen verbringen werden und dort in ihrem eigenem Mist und Urin stehen. Dieser Mist + Urin bildet Amoniak und Amonik löst Eiweise. Der Huf besteht aber aus reinem Eiweiß. Die Folge ist nun, das die Hornqualität schon geringeren täglichen Ansprüchen nicht mehr genügt. Daher wird nicht die Ursche (Haltung) behoben, sondern der Huf mit Hilfe von Beschlag bearbeitet. Das Beschlagen des Hufes mit Hufbeschlag gleich welchem Materials hat erhebliche Nachteile, wie Werringerung der Durchblutung, Wegfall der Stoßdämpfung uvm. Hufeisen werden mit Nägeln am Hornteil der Hufe befestigt und halten so erheblich besser, als früher (siehe Geschichte). Da der Huf auch unter dem Hufeisen nachwächst, sollten Hufeisen alle sechs bis acht Wochen abgenommen und die Hufe ausgeschnitten werden. Damit das Hufeisen gut auf dem Huf aufliegt, wird es vor dem Aufnageln erwärmt, geformt und dann auf den Huf "aufgebrannt". Dadurch entstehen dem Pferd, bei richtiger Handhabung, keine Schmerzen, allerdings erschrecken manche Pferde vor dem aufsteigenden Qualm. Werden Pferde nicht oder nur wenig geritten brauchen sie keine Hufeisen; sie gehen sozusagen barfuß. Aber auch bei ihnen muss der Huf regelmäßig vom Fachmann (Hufschmied, Hufpfleger) ausgeschnitten werden. Bei therapeutischen Beschlägen ist eine verkürzte Beschlagperiode von ca. 4 Wochen durchaus normal.
Geschichte
Schon im Altertum suchten die Menschen nach einem Schutz für die Hufe. Die Notwendigkeit eines Hufschutzes für Pferd war durch die militärische Nutzung der Pferde hervorgerufen. Hier wurden die Pferde über ihre natürlichen Möglichkieiten und Grenzen hinweg beansprucht. Tagesmärsche von bis zu 200km waren üblich. Die Ägypter verwendeten geflochtene Sandalen aus Bast oder Lederschuhe, die mit Stricken oder Riemen ans Pferdebein gebunden wurden. Allerdings waren solche Konstruktionen wenig haltbar. Die Römer verwendeten bereits Hufbeschlag aus Bronze oder Eisen, aber auch bei ihnen verursachten die Riemen Scheuerwunden. Bei schnellem Ritt flogen die gebundenen Eisen schnell weg oder die Pferde gerieten ins Stolpern. Genagelte Hufeisen, wie sie heute verwendet werden, gibt es vermutlich seit dem 5. Jahrhundert in Europa, wahrscheinlich wurden sie von Hunnen aus Asien mitgebracht. Obwohl viele Historiker glauben, Hufeisen seien eine Erfindung des frühen Mittelalters, so sind doch einige in der Nähe von Neupotz in Deutschland in einem Fluss gefunden worden als Teil einer Beute aus einer römischen Villa. Sie werden auf 294 n. Chr. datiert. Bei diesem Fund konnte das benutze Eisen allerdings nicht auf die Zeit 294 n.Chr. datiert werden. Man vermutet daher das hier eine Überlagerung von Zeitlichen Perioden an einem Fundort stattgefunden hat.
weiteres
- Glückssymbol
Ein gefundenes Hufeisen gilt als Glücksbringer, wenn es mit der Öffnung nach oben aufgehängt wird (sonst fällt das Glück heraus). Das Hufeisen bekam seine Bedeutung als Glückssymbol durch den früheren Transport von Liebesbriefen mit Postkutschen und berittenen Kurieren.
- Hufeisenspiel
Ein Wurfspiel das meist draußen gespielt wird. Dabei gilt es das Hufeisen so werfen, dass es einen freistehenden Stab umschlingt oder ihm näher liegt als der gegnerische Wurf. Spielregel: Umschlingen des Hufeisens zählt 3 Punkte, das dem Stab am nächsten liegende Eisen 2 Punkte, das zweitnächste 1 Punkt.
Literatur
- Künzl, Ernst: Die Alamannenbeute aus dem Rhein bei Neupotz: Plünderungsgut aus dem römischen Gallien. Mainz 1993. ISBN 3884670328