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Deutsche Rechtschreibung

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Die Geschichte der deutschen Rechtschreibung wird in folgenden Teildarstellungen behandelt:

Zu theoretischen Aspekten von Rechtschreibung, s. Orthographie.

Eine Rechtschreibreform setzt voraus, dass es eine Instanz gibt, deren Beschlüsse so weitgehend respektiert werden, dass sich die Reform über kurz oder lang im betroffenen Sprachraum durchsetzt. Anders als in Frankreich (Académie française) gibt es in Deutschland keine aus Tradition zur Regelung berufene Instanz. Bis weit ins 19. Jahrhundert verhinderte die Kleinstaaterei eine deutschlandweit verbindliche Rechtschreibung. Der größte Schritt zu einer Vereinheitlichung wurde nicht von Regierungen und nicht von Akademien geleistet, sondern von der Einzelperson Konrad Duden, der mit seinem Wörterbuch eine Synthese unter anderem aus den einzelstaatlichen (insbesondere preußischen, österreichischen und bayerischen) Schulvorschriften vorlegte.

Dreißig Jahre nach der deutschen Reichsgründung von 1871 wurde in der Rechtschreibreform von 1901 die deutsche Schriftsprache erstmals durch ein Regelwerk festgelegt. In der Hauptsache wurde das th in Wörtern deutschen Ursprungs wie thun, Heimath, Athem abgeschafft.

In der Zeit der deutschen Teilung zwischen 1949 und 1990 war die Wahrung der sprachlichen Einheit ein Motiv zur Unterlassung neuerlicher Reformversuche. Bald nach der deutschen Wiedervereinigung kam es dann zu der Rechtschreibreform von 1996, die Gegenstand mehrerer ausführlicher Wikipedia-Artikel ist: Inhalt, Zustandekommen und Umsetzung, Kritik und Apologetik.

Anekdotisches

Dass die th-Schreibung in Wörtern griechischen Ursprungs wie Thron und Theater beibehalten wurde, wurde oft dem persönlichen Einwirken des deutschen Kaisers Wilhelm II. zugeschrieben.

Die neue Orthographie nach Duden wurde per Erlass zum 1. Januar 1903 in den Behörden verbindlich eingeführt und am 1. April 1903 in den Schulen. Sie wurde aber auch in Österreich und der Schweiz beachtet.

Weitgehend unbekannt blieb, dass im Dritten Reich eine Rechtschreibreform beschlossen wurde (Reform der deutschen Rechtschreibung von 1944). Neue Regeln lagen 1944 gedruckt in 1 Million Exemplaren vor, wurden aber nicht mehr umgesetzt.

Regelwerke

Hier wird versucht, die grundlegenden Regeln und Änderungen der deutschen Rechtschreibung übersichtlich darzustellen:

Rechtschreibung in den verschiedenen deutschen Staaten

Bundesrepublik Deutschland

Die Rechtschreibung nach der Reform von 1996 wird seit dem 1. August 2005 in 14 von 16 Bundesländern verbindlich unterrichtet, wie im Vertrag zwischen der Deutschland, Österreich und der Schweiz vereinbart. In Bayern und Nordrhein-Westfalen wird ebenfalls nach den Regeln der neuen Rechtschreibung unterrichtet, jedoch bis zu einer abschließenden Festlegung der Details durch den Rat für deutsche Rechtschreibung auch noch die Rechtschreibung von 1901 toleriert. Nach der festlegung der Details soll die Reformierte Reform ab dem 1. August 2006 in Deutschland gelten.

Viele Zeitungen und Zeitschriften in der Bundesrepublik schreiben weiterhin nach den Regeln der bewährten Rechtschreibung oder haben eigene Hausorthographien, die sich teils nach der alten und teils nach der reformierten Rechtschreibung richten oder aus Alternativschreibweisen eine verbindlich festsetzen.

Die Rechtschreibreform ist in der Öffentlichkeit und den Medien heftig umstritten und wird von der Mehrheit der Deutschen abgelehnt.

Österreich und Schweiz

Die deutsche Rechtschreibung nach der Reform von 1996 wird in Österreich bereits praktiziert, ebenso in der Schweiz, wo die Version der 23. Duden-Ausgabe aus dem Oktober 2004 gilt. Es wird erwartet das sich auch Österreich und die Schweiz der Reform der Reform anschließen. Einige Zeitungen schreiben auch hier weiter nach den alten Regeln.

Andere deutschsprachige Gebiete

An den meisten Schulen in Liechtenstein, Südtirol, dem deutschen Teil Belgiens und Namibia wird die Reformschreibung gelehrt, obwohl diese Regionen nicht an dem zwischenstaatlichen Abkommen zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt sind. In Luxemburg wird die Rechtschreibung nicht einheitlich gehandhabt.