Wilhelm Abegg (Politiker)
Wilhelm Abegg (* 29. August 1876 in Berlin; † 18. Oktober 1951 in Baden-Baden) war als linksliberaler Staatssekretär im preußischen Innenministerium bis kurz vor seiner Emigration 1933 der Begründer und Leiter der modernen preußischen Polizei nach dem 1. Weltkrieg.
Herkunft
Wilhelm Abegg war Sohn des Geheimen Admiraltätsrats Wilhelm Abegg sen. und seiner Ehefrau Margarethe Friedenthal. Sein Bruder war der Chemiker und Luftfahrtpionier Richard Abegg, ein weiterer Bruder wurde Regierungspräsident der Provinz Schleswig-Holstein.
Leben
Abegg studierte in Berlin und Göttingen Rechtswissenschaften und wurde 1903 in Göttingen zum Dr. iur. promoviert. Seit 1907 als Verwaltungsjurist im preußischen Staatsdienst tätig, leitete er seit 1923 als Ministerialrat die Polizeiabteilung im preußischen Innenministerium, bevor er 1926 zum Staatssekretär ernannt wurde. Außerdem war Abegg Mitglied der DDP.
Er machte sich um die Reform des Preußischen Polizeiwesens in politisch schwieriger Zeit nicht nur durch den Aufbau der modernen Schutzpolizei in Deutschland verdient. Die von ihm reorganisierte preußische Polizei bestand im Mitteldeutschen Aufstand ihre erste Bewährungsprobe, bei der auch die Deeskalation als Polizeitaktik erstmals zum Einsatz kam. Abeggs besonderes Augenmerk galt in der Folge der zunehmenden politischen Gewaltbereitschaft in der Weimarer Republik, nicht nur auf den Straßen Berlins, sowie frühzeitig dem Kampf gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Dabei nutzen er und die Regierung des Ministerpräsidenten Otto Braun die ebenfalls Abegg unterstehende Politische Polizei Preußens zur Überwachung des erstarkenden Nationalsozialismus, seiner Führungspersönlichekeiten, insbesondere über die Person Adolf Hitlers und seiner Finanzierungspartner wurden von der Politischen Polizei des Freistaats Preußen umfangreiche Dossiers aufgrund von Kontaktobservationen erstellt. Damit begab er sich auf der Linie der preußischen Staatsregierung unter Braun in Widerspruch zur rechten Reichsregierung um Franz von Papen. Diese nutzte den Altonaer Blutsonntag (17.7.32) zur Absetzung der demokratisch legitimierten Landesregierung im sogenannten Preußenschlag. Per Verordnung setzte sich Reichskanzler v. Papen zum Reichskommissar für Preußen ein und erklärte die Regierung Preußens für abgesetzt. Abegg, der im Gegensatz zu seinem vorgesetzten Innenminister Carl Severing und dem Kabinett des Freistaats Preußen noch versucht hatte, Gegenwehr zu organisieren, wurde bereits am folgenden Tag aus dem Staatsdienst entlassen. Die Preußische Staatsregierung hingegen hatte sich dafür entschieden, Gewalt nicht mit Gewalt zu vergelten, und erhob nur Verfassungsklage bei dem Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich bei dem Reichsgericht. Der Verfassungsstreit ging für beide Seiten offen aus, die Verordnung v. Papens wurde zwar für rechtswidrig erklärt, die Fakten aber waren geschaffen. In der Folge des anschließend zunehmenden Drucks auf Abegg und seine Familie war er schließlich im März 1933 zur als notwendig werden könnend von ihm vorhergesehenen Emigration in die Schweiz gezwungen. Sie wurde ihm durch seinen Schweizer Doppelpass erleichtert. Dort war er bis nach dem Krieg als Anwalt, insbesondere in der Flüchtlingshilfe, tätig. Von dort kämpfte er während der NS-Zeit weiter vielbeachtet gegen das Regime in Deutschland, gründete und führte er namhafte Organisationen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, wie die Schweizer Sektion der Bewegung Freies Deutschland. Er stand im Meinungsaustausch mit Allen Welsh Dulles vom Office of Strategic Services in Bern, brach diesen Kontakt allerdings 1944 ab.
Nach dem Krieg erlitt er auf einer Vortragreise durch Deutschland einen Schlaganfall, der es ihm zu seinem tiefsten Bedauern unmöglich machte, sich persönlich in den Wiederaufbau des Staatswesens einzubringen.
Nachwirken
Am 27.10.1984 erhielt er posthum durch Beschluss des Senates der Universität Göttingen den im Dritten Reich entzogenen Doktortitel zurück.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Abegg , Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | Begründer und Leiter der modernen preußischen Polizei nach dem 1. Weltkrieg |
GEBURTSDATUM | 29. August 1876 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 18. Oktober 1951 |
STERBEORT | Baden-Baden |