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Postscheckamt Breslau

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Das frühere Postscheckamt Breslau und heutige polnische Post- und Telekommunikationsmuseum, 2009

Das Postscheckamt Breslau wurde 1927–1929 im Stil des Backsteinexpressionismus in Breslau erbaut. Es diente der Deutschen Reichspost als Postscheckamt. Das Hochhaus in dem Gebäudekomplex mit 11 Geschossen war das erste Hochhaus in Europa östlich von Berlin (siehe auch: Historische Hochhäuser in Deutschland). Heute ist das Gebäude ein Baudenkmal und dient nicht mehr als Postscheckamt, sondern unter anderem als Post- und Telekommunikationsmuseum.

Beschreibung

Das Gebäude des Postscheckamts Breslau wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Militärfriedhofs errichtet. Es entstand auf einem länglichen, dreiecksförmigen Grundstück östlich der Altstadt von Breslau in der damaligen Feld-Straße (heute: ul. Zygmunta Krasińskiego) und erstreckte sich vom Ohlau-Ufer im Norden (heute: al. Juliusza Slowackiego) bis zur Kloster-Straße im Süden (heute: ul. gen. Romualda Traugulta).

Der Entwurf des Baus stammt vom Regierungsbaumeister und späteren Oberpostbaurat Lothar Neumann (* 6. März 1891 in Leobschütz, Oberschlesien; † 24. Juli 1963 in Hannover), der nach einigen Semestern Medizinstudium an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau Architektur studierte an den Technischen Hochschulen in Breslau, Danzig und München (Examen), dem Corps Borussia zu Breslau angehörte und während des Zweiten Weltkrieges als Lehrbeauftragter an der Technischen Hochschule Breslau tätig war.

Der langgestreckte, fünfgeschossige Gebäudekomplex des einstigen Postscheckamtes hat eine Länge von 142 Meter und eine Breite von bis zu 47 Meter. An der Nordecke befindet sich das 11-geschossige Hochhaus. Der Baukörper umfasst 74.000 m³ umbautem Raum und ist als Stahlskelettbau mit Ziegelausfachung von der Huta Hoch- und Tiefbau errichtet worden. Die Fassaden wurden mit blaurotem Ziegel im Oldenburger Format verkleidet. Die Baukosten betrugen 3.150.000 Reichsmark. Davon wurden allein 290.000 Reichsmark für eine tiefere Gründung auf einem Pfahlrost aus Betonpfählen aufgewendet, da das Gebäude auf feuchten Baugrund am früheren Breslauer Stadtgraben als Teil des Festungsgürtels erbaut wurde.

Der Bau verfügt über drei Treppenhäuser mit Fahrstühlen und einen Paternosteraufzug. Die Ausgestaltung des Gebäudeinneren ist schlicht gehalten, wobei nur wenige Bauteile eine Hervorhebung aufweisen, wie etwa ein Treppenhaus mit farbiger Verglasung, Wandverkleidungen aus Keramikplatten im Bereich der Schalterhalle oder farbige Wandkacheln in der Eingangshalle. Die Gebäudefassade erhielt als Schmuck keramische Reliefs mit bildlichen Darstellungen, die der Bildhauer Felix Kupsch anfertigte. Die Motive stellen Szenen aus das Leben der Stadtbewohner, Arbeiter und Studenten in Breslau dar oder zeigen Postillonköpfe aus verschiedenen Jahrhunderten sowie Bauspruchband und Portalumrahmungen [1]. Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock wurden für den Publikumsverkehr genutzt. Bei den darüber liegenden Diensträumen des Personals handelt es sich vorwiegend um große Säle. Für den Dienstbetrieb des Postscheckamtes wurde eine Rohrpostanlage betrieben. Im elfgeschossigen und 43 Meter hohen Hochhaus befand sich die Schalterhalle und im sechsten bis elften Geschoss wurden Kassenbelege gelagert. Dem Personal stand eine Kantine zur Verfügung, zu der eine darüber liegende Dachterrasse gehörte.

Das Gebäude des Postscheckamts Breslau hat den Zweiten Weltkrieg und die Schlacht um Breslau weitgehend unbeschadet überstanden, während 65–80 Prozent der Gebäude in der Stadt zerstört wurden. Nach dem Krieg diente der Bau der Polnischen Post als Hauptpostamt in Breslau. Seit 1956 wird es vom polnischen Post- und Telekommunikationsmuseum genutzt.

Im Jahre 2007 wurden Planungen zum Neubau eines Kongresszentrums mit Hotel auf dem Nachbargrundstück des früheren Postscheckamts bekannt.[2]

Literatur

  • Lothar Neumann: Das Postscheckamt in Breslau, Architekt Postbauart Lothar Neumann, Breslau in: Deutsche Bauzeitung Nr. 9, 10, 1931, Seite 61-66 (Online, pdf)
Commons: Postscheckamt Breslau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsche Bauzeitung, DBZ, Das Postscheckamt in Breslau, Architekt Postbauart Lothar Neumann, Breslau, 65. Jahr., 1931, Seite 61: http://delibra.bg.polsl.pl/Content/13795/no9_10.pdf
  2. Neben dem Postscheckamt: Verfahren für Hotelprojekt in Breslau entschieden

Koordinaten: 51° 6′ 29″ N, 17° 2′ 39″ O