ÖBB 4744/4746/4748
Desiro ML | |
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![]() Desiro ML von Trans Regio in Bonn-Mehlem
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Anzahl: | Baureihe 460: 17 Dreiteiler ÖBB: 100 Dreiteiler NMBS/SNCB: 305 Dreiteiler RŽD-Baureihe ЭС1L: 294 Fünfteiler |
Hersteller: | Siemens Rail Systems |
Baujahr(e): | BR 460: 2007–2008 ÖBB: ab 2015 NMBS/SNCB: 2011-2016 RŽD-Baureihe ЭС1L: seit 2011 |
Achsformel: | Dreiteiler: Bo'Bo'+2'2'+Bo'Bo' Fünfteiler: Bo'Bo'+2'2'+2'2'+2'2'+Bo'Bo' |
Spurweite: | 1.435 mm, jedoch RŽD-Baureihe ЭС1L: 1520 mm |
Länge über Kupplung: | Dreiteiler: 70.930 mm Fünfteiler: 126.462 mm |
Leermasse: | 132 t RŽD-Baureihe ЭС1L: 270 t |
Radsatzfahrmasse: | <17 t, jedoch RŽD-Baureihe ЭС1L: <19 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Stundenleistung: | 2.600 kW |
Beschleunigung: | 1,1 m/s² |
Stromsystem: | 15 kV AC/16,7 Hz NMBS/SNCB und RŽD-Baureihe ЭС1L: 3 kV DC und 25 kV 50 Hz AC |
Stromübertragung: | Oberleitung |
Sitzplätze: | BR 460: 252 ÖBB: 217 RŽD-Baureihe ЭС1L: 466 |
Stehplätze: | BR 460: 261 RŽD-Baureihe ЭС1L: 379 |
Fußbodenhöhe: | BR 460: 800 mm ü. SoK RŽD-Baureihe ЭС1L: 1400 mm |
Der Desiro MainLine ist ein Einzelwagentriebzug aus dem von Siemens Rail Systems entwickelten Fahrzeugkonzept Desiro. Heute fahren 17 dreiteilige, elektrische Einheiten für die MittelrheinBahn (Baureihe 460). Weitere 305 dreiteilige, elektrische Triebzüge der Baureihe AM 08 für die Belgische Staatsbahn NMBS/SNCB befinden sich seit Herbst 2009 in Produktion. Die Fertigung der Triebzüge für Russland hat im April 2011 begonnen.
Fahrzeug

Durch seine modulare Bauweise kann der Desiro ML auf verschiedene Bedürfnisse im Regionalverkehr angepasst werden. Ein zwei- bis vierteiliger Triebzug kann dabei zwischen 120 und 384 Sitzplätze haben. Insbesondere können die Züge an Bahnsteighöhen von 55, 76 oder 100 cm angepasst werden. Wenn jedoch Strecken mit verschiedenen Bahnsteighöhen bedient werden ist völlige Barrierefreiheit unmöglich. Die Fahrzeuge besitzen Niederflureinstiege mit einer Breite von 1,3 Metern, ebenfalls befinden sich alle Sitzplätze niederflurig, wobei der größere Teil stufenlos erreichbar ist. Die Triebfahrzeuge können sowohl als S-Bahn als auch als Regionalbahn eingesetzt werden. Weitere Variabilität betrifft unter anderem die Innenausstattung mit Platzanzahl und -abständen sowie die Zuglänge, die zwischen 49 und 282 Metern (in Mehrfachtraktion) variiert werden kann, wobei barrierefreie Zustiege und Wagendurchgänge vorgesehen sind. Konventionelle Drehgestelle des Typs SF6500 sollen zur kostengünstigen Instandhaltung beitragen. Sie besitzen unter anderem bewährte Schwingenführungen, Schraubenfedern und eine sekundäre Luftfederung und sind damit eine direkte Weiterentwicklung der Drehgestelle des Typs SF6000, die im Sprinter Lighttrain zum Einsatz kommen. Die Befahrbarkeit von engen Gleisradien bis zu 80 Metern wird möglich.
Der Triebwagen verfügt über acht Sitzplätze in der 1. Klasse, davon zwei mit Steckdosen für Laptops.[1] Neben dem Mehrzweckabteil liegt die barrierefreie Bordtoilette, die auch über einen Wickeltisch verfügt. Papierhandtücher wurden zugunsten eines Heißluftgebläses weggelassen. Es ist eine Videoüberwachung vorhanden, der Innenraum ist klimatisiert.[2] Die Türen schließen zehn Sekunden nach dem letzten Kontakt mit einem Fahrgast und geben dabei ein optisches und akustisches Signal aus.

Die zunächst nur für deutschen Einsatz konzipierten Züge sollen mit diversen technischen Änderungen auch im Ausland einsetzbar werden. Außerdem erfüllen die Triebzüge bereits Crash-Normen, die künftig von der EU zu erwarten sind. Ebenfalls kann eine diesel-elektrische Variante (DMU – diesel multiple unit) angeboten werden. Auch andere Spurweiten sind möglich.
Hersteller
Hersteller ist Siemens Mobility – ein Geschäftsbereich der Siemens AG. Die Produktion der Baureihe 460 fand in dessen Werk in Krefeld-Uerdingen statt. Die Inbetriebsetzung und Kundenabnahme erfolgte im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath. Die belgischen Züge werden teils in Krefeld und teils vor Ort bei Bombardier Transportation produziert. 38 Züge der russischen Variante werden ebenfalls in Krefeld gebaut; ab dem 39. Zug soll zunächst in Teilen und später komplett vor Ort in Russland gefertigt werden.
Betreiber und Strecken

Belgien
305 dreiteilige Desiro ML werden von 2011 bis 2016[3] in Betrieb gehen. 95 der Fahrzeuge sind für das RER-Netz in Brüssel vorgesehen.
Deutschland
Angel Trains International, Tochterunternehmen der Leasinggesellschaft Angel Trains, bestellte im März 2007 16 Desiro ML im Gesamtwert von etwa 70 Millionen Euro und vereinbarte zugleich eine Option auf weitere 84 Züge.[4] Dieser Auftrag wurde später auf 17 Züge erhöht.[5] Die 17 Dreiteiler der Baureihe 460 wurden von der trans regio geleast. Seit dem 14. Dezember 2008 wird der Desiro ML auf der Linken Rheinstrecke im planmäßigen Betrieb eingesetzt.[6] Diese sogenannte MittelrheinBahn beinhaltet die beiden Strecken:
Die Endwagen gehören zur Baureihe 0460 und die Mittelwagen zur Baureihe 0860.
Für alle 17 Züge wurde im August 2008 ein Instandhaltungsvertrag mit Siemens über 15 Jahre unterzeichnet. Die Wartung erfolgt in dem dafür errichteten Bahnbetriebswerk Koblenz-Mosel in Koblenz, dessen Errichtung rund 12 Millionen Euro kostete. Planmäßig wird jeder Zug einmal pro Monat standardmäßig gewartet. Hinzu kommt jedes Vierteljahr eine zusätzliche umfangreichere Sicherheitsprüfung. Um den fahrplanmäßigen Betrieb aufrechterhalten zu können, müssen ständig 14 von 17 Zügen betriebsbereit sein.[7] Im Fahrplanjahr 2009 lag die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge bei 99,2 %.[8]
Österreich
Im April 2010 wurde zwischen dem Hersteller und der ÖBB eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung von bis zu 200 Garnituren des Typs Desiro ML getroffen. In der Vereinbarung ist auch eine Option auf die Wartung der Triebzüge enthalten, so dass sich ein Gesamtauftragsvolumen von rund einer Milliarde Euro ergibt.[9] Diese sollen bis zum Jahr 2015 bedarfsgerecht abgerufen werden können, um einerseits die alten Garnituren der insgesamt 119 Baureihe 4020 auf der Wiener Schnellbahn bzw. der insgesamt 143 CRD-Wendezüge im Regionalverkehr („Lange Schlierenwagen“) zu ersetzen und andererseits um das möglicherweise zu betreibende Lokalnetz zwischen Salzburg, Kufstein und München bzw. das Gebiet des Werdenfels-Netzes zu verstärken.[10] Mittlerweile ist bekannt, dass die Deutsche Bahn die Ausschreibung für das Werdenfels-Netz gewonnen hat und dieses voraussichtlich mit Fahrzeugen des Typs Bombardier Talent 2 betreiben wird.[11] Im April 2012 wurde berichtet, dass noch keine Garnituren bestellt wurden und die Finanzierung unklar ist.[12] Im November 2012 wurde von einer Bestellung von 100 Zügen für 550 bis 600 Millionen Euro berichtet; ob sich der Inbetriebnahmetermin 2015 noch halten lässt, ist nicht bekannt. Die Züge sollen entgegen der ursprünglich angefragten Ausführung zweisystemfähig ausgerüstet werden.[13] Bei einer Aufsichtsratssitzung der ÖBB am 30. Januar 2013 wurde beschlossen, vorerst 100 Stück zu bestellen. Sie sollen ab Ende 2015 eingesetzt werden.[14]
Die Triebzüge werden dreiteilig mit 217 Sitzplätzen in der 2. Klasse bestellt.
Russland
Die Lastotschka (russisch ласточка; dt.: Schwalbe) genannten Züge – offiziell Baureihe RŽD-Baureihe ЭС1L – basieren ebenfalls auf dem Desiro ML. Sie werden ab Herbst 2013 im Großraum Sotschi in den Fahrgastbetrieb gehen.
Weblinks
- Präsentation des Herstellers der Desiro Plattform
- Interaktive 360º-Panorama-Ansichten einer Desiro ML-Garnitur
Einzelnachweise
- ↑ Innenraum, Website der trans regio Deutsche Regionalbahn GmbH. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Mobilität mit Zukunft – die Mittelrheinbahn. Information des VRS zur Einführung der Mittelrheinbahn, Dezember 2008 (PDF; 1,5 MB).
- ↑ Rekordauftrag für Siemens-Division Mobility: Belgische Staatsbahn bestellt Züge im Wert von über 1,4 Mrd. EUR bei Siemens. Pressemitteilung, 15. Mai 2008. Website der Siemens AG. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Siemens liefert 16 Züge im Wert von rund 70 Millionen Euro an Angel Trains. Pressemitteilung, 15. März 2007. Website der Siemens AG. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Siemens auf der Innotrans. In: Eurailpress, 24. Juni 2008. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ MittelrheinBahn geht mit brandneuen Zügen an den Start – trans regio nimmt nach europaweiter Ausschreibung zwischen Köln, Koblenz und Mainz den Betrieb auf. Pressemitteilung, 14. Dezember 2008. Website der trans regio Deutsche Regionalbahn GmbH. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Wartungshalle für MittelrheinBahn, In: Siemens Welt – Wir in Deutschland, Ausgabe Oktober 2009, S. 2.
- ↑ 1 Jahr MittelrheinBahn, 15. Dezember 2009.
- ↑ Umweltfreundliche Züge für Österreich: Siemens schließt Rahmenvereinbarung mit ÖBB. Pressemitteilung, 20. April 2010. Website der Siemens AG. Abgerufen am 28. Oktober 2010
- ↑ Friedhelm Weidelich: ÖBB bestellt Desiro ML bei Siemens. Blog RAILoMOTIVE, 20. April 2010. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Dirk Walter: Werdenfels-Takt: Neues DB-Zeitalter ab 2013, In: merkur-online.de, 28. Juni 2010. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten. Der Standard, abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ ÖBB kauft bei Siemens Schnellbahnzüge. Der Standard, 23. November 2012, abgerufen am 25. November 2012.
- ↑ Eisenbahnpaket rollt ab 2015 In: Der Standard, 30. Januar 2013. Abgerufen am 31. Januar 2013