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Paul Franken (Historiker)

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Paul Franken (* 19. Dezember 1903 in Mönchengladbach, † 15. Dezember 1984 in Bonn) war Historiker und erster Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn.

Studium

Nach seinem Abitur 1923 studierte Franken zunächst Theologie, später auch Geschichte in Bonn. Im SS 1924 trat er dem K.St.V. Arminia bei. Mit seinen Bundesbrüdern und später namhaften Historikern Theodor Schieffer und Paul Egon Hübinger verband ihn seit der Zeit als Armine eine intensive Freundschaft. Im WS 1924/25 wurde F. zum Consenior, im SS 1925 zum Senior gewählt. Im SS 1926 studierte Franken in Berlin, wo er der K.St.V. Semnonia beitrat. Schon ein Semester später kehrte er nach Bonn zurück. Hier beendete Franken sein Studium am 17. Dezember 1932 mit einer Promotion bei dem Historiker Alois Schulte. Seine zeitweise angestrebte Habilitation schloß F. nicht ab.

Wirken im KV

1931 wurde Franken Vorsitzender des Religiös-Weltanschaulichen Ausschusses des Kartellverbandes katholischer deutscher Studentenvereine (KV). 1930 hatte er von Johannes Henry die Aufgabe des Verbandsgeschäftsführers des KV übernommen. Den später in Katholische Burschenschaftliche Vereinigung umbenannten Verband führte er bis zu seiner Zerschlagung durch die nationalsozialistischen Machthaber 1936. Danach übernahm er den Vorsitz des Altherrnbundes der Arminia in Bonn, bis auch dieser 1937 aufgelöst wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Franken maßgeblich am Aufbau des KV und seiner Bonner Armina. 1951 bis 1957 und 1961 bis 1965 war Franken Vorsitzender des KV-Rates und des Altherrenbundes.

Während der Zeit des Nationalsozialismus

Franken der als Mitglied der Zentrumspartei im November 1932 noch das Zentrum wählte, hatte zur Reichstagswahl im März 1933 die Bayerische Volkspartei gewählt. Kurz danach trat Franken der NSDAP bei. Seit 1935 stand Franken in engerem Kontakt mit seinem Bundesbruder Konrad Adenauer. Wiederholt versuchte Franken Adenauer mit rheinischen Widerstandskreisen zusammenzubringen, was Adenauer jedoch immer ablehnte und als „Dummheit“ bezeichnete. Vom November 1937 bis zum 25. Januar 1939 war Franken wegen des Vergehens gegen das „Heimtückegesetz“ im Düsseldorfer Gestapo-Gefängnis in „Schutzhaft“. U. a. auf Intervention seines Bundesbruders Martin Spahn wurde Franken entlassen. Franken nahm in Bonn das Studium zum Lehrer auf. Doch wurde ihm die Zulassung zum Examen verweigert. 1939 trat Franken aus der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) aus, 1940 wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen. Erst im Frühjahr 1944 schloß er sich mit seinem Beitritt zur Deutschen Arbeitsfront (DAF) wieder einer NS-Organisation an. Ende 1942 kam er auf Vermittlung von Bernhard Letterhaus zur Wehrwirtschaftsstelle der Wehrmacht in Köln, dessen Oberkommando ihn am 1. Januar 1943 nach Rom zur „Abwehr Canaris“ dienstverpflichtete. Zur Tarnung seiner Abwehrtätigkeit erhielt er ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), um sich am Deutschen Historischen Institut in Rom (DHI) an der Edition von Nuntiaturberichten zu beteiligen. Tatsächlich aber fungierte er als Verbindungsmann zwischen Widerstandsgruppen und dem Vatikan. Seine Aktivitäten in Rom sind weithin unklar; doch hat er mit Josef Müller („Ochsensepp“), dem späteren bayerischen Justizminister zusammengearbeitet, der wiederum über den Jesuitenpater Robert Leiber auch mit Papst Pius XII. in Kontakt stand.

Politisches Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Franken entnazifiziert (18. Juni 1947) und als „politisch Verfolgter“ eingestuft. Er betätigte sich als Privatlehrer in Bonn und betätigte sich in der CDU in Bonn. 1949 war er Dozent und 1950 Direktor an der katholischen Hochschule in Vechta. Von 1952 bis 1968 leitete er die „Zentrale für den Heimatdienst“, die spätere Bundeszentrale für politische Bildung. Sie gab u. a. die Wochenzeitung „Das Parlament“ heraus, die Franken um die zunächst umstrittene Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ bereicherte.

Literatur

  • Ulrich Cartarius: Opposition gegen Hitler. Ein erzählender Bildband. Mit einem Essay von Karl Otmar von Aretin, Berlin 1984, S. 201f.
  • Hans-Peter Schwarz: Adenauer. Der Aufstieg 1876-1952, Stuttgart 1986
  • Hans Peter Mensing (Bearb.): Adenauer im Dritten Reich (Reihe: Adenauer Rhöndorfer Ausgabe), Berlin 1991
  • Michael F. Feldkamp: Paul Franken (1903-1984). Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung, in: Günter Buchstab/Brigitte Kaff/Hans Otto Kleinmann (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union, hrsg. im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (= Herder Taschenbuch), Freiburg im Breisgau u. a. 2004, S. 172-178