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Brocchinia reducta

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Brocchinia reducta
Brocchinia reducta
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Vorlage:Subclassis: Commelinaähnliche
(Commelinidae)
Vorlage:Ordo: Süßgrasartige (Poales)
Vorlage:Familia: Bromeliengewächse (Bromeliaceae)
Vorlage:Genus: Brocchinia
Vorlage:Species: B. reducta
Wissenschaftlicher Name
Brocchinia reducta
Baker 1882

Brocchinia reducta ist eine Art aus der Gattung der Brocchinia in der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae).

Trichterbromelie

Es handelt sich um eine Trichterbromelie, auch Zisternenbromelie genannt. Solche Bromelien sammeln Wasser in ihren aus dichtstehen Blättern gebildeten Zisternen. Durch dieses gesammelte Wasser können sie Trockenzeiten überstehen. Im Wasser gesammelte Nährstoffe werden über die Blätter aufgenommen.

Verbreitung

Diese Art ist endemisch im Süden Venezuelas und in Guyana.

Klima

Klimadaten des Ortes Santa Elena de Uairen (nächstgelegene Wetterstation):

Klimadiagramm der Wetterstation des Ortes Santa Elena de Uairen.
Santa Elena de Uairen
Monat[mm][° C]
Januar 64 21,5
Februar 45 21,9
März 90 22,3
April 171 22,1
Mai 203 21,5
Juni 252 21,0
Juli 219 20,8
August 163 20,9
September 95 21,2
Oktober 103 21,4
November 119 21,6
Dezember 84 21,2
Jahr 1608 21,5

An den Klimadaten und dem Klimadiagramm läßt sich gut erkennen, dass es von Mitte November bis Anfang März eine Trockenzeit gibt, obwohl die Gesamtniederschläge mit etwa 1600 mm relativ hoch sind.

Habitat

Die Habitate der Art befinden sich in der Gran Sabana, einer venezolanischen Weißsandsavanne und auf den Gipfeln einiger Tepuis in Höhen von 500 bis 2900 m NN.

Brocchinia reducta besiedelt nährstoffarme Standorte, also mit wenig verfügbaren Nährstoffen im Boden, deshalb ist sie wie alle Pflanzenarten in diesen Habitaten darauf angewiesen zusätzliche Nährstoffquellen zu haben.

Es sind zum einen offene Standorte der Ebene in sandigen Sümpfen. Zum anderen sind sie auf einigen Tepuis zu finden. Sie kommt sie häufig gemeinsam mit Sumpfkrügen (Heliamphora heterodoxa, Heliamphora nutans), sowie Sonnentau-Arten, Reusenfallen und Wasserschläuchen vor. Die Standorte sind so gut wie nie von größeren Pflanzen (Sträucher oder Bäumen) beschattet.

Beschreibung

Habitus

Wie alle Brocchinia-Arten wächst sie terrestrisch in dichten Polstern. Diese Art ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die mit Blütenstand Wuchshöhen von 30 bis 50 (bis 60 cm) cm erreichen kann. Es ist eine Trichter- oder Zisternenbromelie mit schwach ausgeprägtem Wurzelwerk. Die Blätter stehen dicht gedrängt an einer gestauchten Sprossachse und bilden einen relativ wasserdichten, schmalen Trichter.

Blätter

Ihre glattrandigen, gelblichen bis hellgrünen, länglich-linealischen Blätter stehen steif aufrecht, sie sind am Ende abgerundet, haben aber eine scharfe Stachelspitze.

Blütenstand, Blüten und Frucht

Die schwach verzeigten Blütenstände (Infloreszenz) sind aufrecht, bis zu 60 cm hoch und haben grüne Hochblätter (Brakteen). Die knapp 5 Millimeter langen, kurz gestielten, radiären Einzelblüten sind dreizählig. Die drei Kronblätter sind weiß.

Blütenformel:

Nach Bestäubung bilden sich zylinderförmige Kapselfrüchte mit vielen länglichen Samen.

Ökologie

Lebensgemeinschaften

Trichterbromelien sind auch ein Lebensraum für andere Organismen. Zahlreiche Lebewesen wie Algen und Protozooen, Süßwasserkrabben und Mücken finden hier ihren Lebensraum. Als Kommensalen finden sich Spinnen, die ihre Netze in die Röhrenöffnung hineinweben und so von der Pflanze angezogene Beute fangen.

Karnivorie

Diese eine Bromelienart hat sich zu einer fleischfressenden Pflanze (karnivore Pflanze) entwickelt. In die röhrenförmige Zisternen, die Wasser speichern werden durch Drüsen an der Blattbasis Substanzen ausgeschieden. Bei großen Pflanzen können bis zu zwei Liter Flüssigkeit enthalten sein. Zur Anlockung von Insekten dient der schwache Duft der Flüssigkeit sowie eine besondere Art Mimikry: Ihr sogenanntes UV-Muster, eine für Insekten, aber nicht für Menschen sichtbare ultraviolette Zeichnung des Blattes ist identisch mit dem des Sumpfkrugs, einer weiteren Karnivore, die zur Anlockung von Beute Nektar ausscheidet und mit der die Art sich häufig Standorte teilt.

Oberhalb des Zisternenbereichs sind die Blätter der Pflanzen mit Drüsen versehen, die ein Wachs absondern. Dieses Wachs ist in gleich zweierlei Hinsicht wichtig für den Beutefang: zum einen dient es als eine Beschichtung, welches die Blätter glatt macht. Ein Insekt, das auf ihnen landet, rutscht unweigerlich ab in das Trichterinnere der Pflanze. Zugleich aber haftet das Wachs auch an den Beinen der Insekten und verklebt diese, wodurch diese an einer Flucht gehindert werden. Zu eben diesem Zweck befindet sich im unteren Teil der Blätter auch zusätzlich noch eine gerichtete Behaarung. Zumeist besteht die Beute aus Ameisen, aber auch Fliegen, Mücken, Wespen oder Bienen werden gefangen.

Lange wurde angenommen, dass trotz dieser relativ komplexen Fangvorrichtung Brocchinia reducta ihre Beute nicht durch selbst produzierte Enzyme verdaut, sondern die Verdauung in der extrem sauren Flüssigkeit (pH 2,8 bis 3) wie bei einigen anderen Präkarnivoren auch durch besondere, in der Zisternenflüssigkeit lebende Bakterienkulturen durchgeführt würde. 2005 wurde jedoch, durch Bartek Plachno von der Universität Krakau in Polen, Phosphatase-Aktivität in den Verdauungsdrüsen von Brocchinia reducta nachgewiesen, wodurch diese Art als karnivor im strengen Sinne anzusehen ist. Die durch die Auflösung der Beute freigesetzten und in pflanzenverfügbare Ionen umgewandelten Nährstoffe werden anschließend durch die Saugschuppen (Trichome) ins Blatt aufgenommen.

Literatur

  • Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: Karnivoren, Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2
  • Braem, Guido: Fleischfressende Pflanzen. München, 2002, ISBN 3-426-66762-2
  • Gonzalez, Jorge M.; Jaffe, Klaus; Michelangeli, Fabian: Competition for Prey Between the Carnivorous Bromeliaceae Brocchinia reducta and Sarraceneacea Heliamphora nutans, in: Biotropica, Vol. 23, No. 4, Part B (Dec., 1991), pp. 602-604
  • Neuhaus K. (1995): Mikroevolutive Entstehung der Carnivorie bei der Bromeliacee Brocchinia reducta?, Die Bromelie (3), 69-77.
  • Smith & Downs (1974) Flora Neotropica 14(1): 447-449
  • Schneider (1994) Palmengarten 58/1: 54-59
  • Schneider (1995) ) Journal of the Bromeliad Society Vol.45(2): 77-83
  • Luther & Sieff (1997) Selbyana 18(1): 107
  • Steyermark, Berry & Holst (1997) Flora of the Venezuelan Guayana Vol.3 :575
  • Oliva-Esteve (2000) Bromeliads :36
  • Luther (2002) An Alphabetical List of Bromeliad Binomials Edit. VIII :12
Commons: Brocchinia reducta – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien