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Karl Radek

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Datei:KarlRadek.jpg

Karl Radek (* 31. Oktober 1885 in Lemberg; † 1939) war ein russischer Politiker.

Er gehörte zu den führenden Linken in der polnischen und deutschen Sozialdemokratie. Als Kritiker von Rosa Luxemburg schloß er sich schon vor dem Ersten Weltkrieg Lenin an und war einer seiner Vertrauensleute in der Kommunistischen Internationale (für Deutschland und die KPD verantwortlicher Sekretär des Exekutivkomitees).

Als Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft unterstützte er unter anderem nachdrücklich den "Hamburger Aufstand" der KPD (1923). Die Politik der SPD-Regierung wurde von ihm mit dem Begriff des Sozialfaschismus bezeichnet (Sozialfaschismusthese), der später von Stalin übernommen und systematisiert wurde: "Sozialdemokratie ist die Zwillingsschwester des Faschismus".

Neben den Diskussionen zur Sozialfaschismusthese war Radek auch der Urheber einer Diskussion über Gemeinsamkeiten der KPD mit rechten Gegnern des Versailler Vertrages und der Weimarer Republik. Der Auslöser war seine Rede zum Tod von Albert Leo Schlageter, den er als "Wanderer ins Nichts" bezeichnete, am 21. Juni 1923 auf dem 3. Plenum des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). Radek und die KPD hofften, mit diesen Positionen die nationale Komponente ihrer Politik zu stärken.

In den 20-er Jahren gehörte Radek als Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU zur Opposition um Trotzki, wurde aus der Partei ausgeschlossen und arbeitete nach der Selbstkritik als international geschätzter Journalist und Kulturfunktionär. 1934 gab ein Prawda-Artikel von Radek das Startsignal zur Vergöttlichung Stalins.

1936 verfaßte Radek das Drehbuch zum Schauprozess, dessen Angeklagter er war, und erinnerte Staatsanwalt Wyshinski auch öffentlich an die "anderen Absprachen". Obwohl er schuldig gesprochen wurde, wurde er nur zu 10 Jahren Lagerhaft verurteilt. Er starb im Gefangenen-Lager.

Die faszinierende Widersprüchlichkeit seiner Persönlichkeit spiegelt der biographische Roman "Radek" von Stefan Heym (1995). Außerdem inspirierte er Arthur Koestler zu der Hauptfigur in dessen Roman Sonnenfinsternis(1940).