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Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden

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Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V.
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1946
Sitz Freiburg im Breisgau
Präsident Klaus Endress
Geschäftsführer Dr. Christoph Münzer
Mitglieder 1.006 Unternehmen
(Stand: April 2015)[1]
Website www.wvib.de
Das wvib-Haus, Freiburg im Breisgau

Der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V. (Eigene Schreibweise der Abkürzung: wvib) ist ein unabhängiger Dienstleistungsverband für den familiengeprägten industriellen Mittelstand aller Branchen. Im wvib sind aktuell (2015) mehr als 1000 produzierende mittelständische Betriebe mit Sitz in 14 Landkreisen der Schwarzwaldregion Baden-Württembergs, sowie vereinzelt in Bayern, Frankreich und der Schweiz mit ca. 185.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 37 Milliarden Euro organisiert. Durch die freiwillige Mitgliedschaft unterscheidet sich der Verband von Industrie- und Handelskammern, ebenso grenzt er sich durch seinen Schwerpunkt auf dem systematisierten Erfahrungsaustausch von Arbeitgeberverbänden zur Interessenvertretung ab. Der Verband bezeichnet das Netzwerk seiner Mitgliedsunternehmen als die „Schwarzwald AG“.[2] Ziel ist laut Satzung die „Sicherung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des produzierenden industriellen Mittelstands im südwestdeutschen Raum“.[3] Der wvib versteht sich und seine Mitglieder als Werte-, Leistungs- und Schicksalsgemeinschaft.[4] Der Sitz des Verbands ist seit 1999 das wvib-Haus in der Merzhauser Straße.

Geschichte und Mitglieder

Die Ursprünge des wvib liegen in den 1946 in der französischen Besatzungszone geschaffenen industriellen Fachvereinigungen. 44 Mitglieder aus vier dieser Fachvereinigungen (Maschinenbau und Gießereien, Drahtzieherei und Kaltwalzwerke, Metallverarbeitung, Metallgießereien) gründeten 1946 die übergreifende „Fachvereinigung der Metallindustrie“ mit Sitz im Freiburger Stadtteil St. Georgen. Damit reagierten die Gründungsmitglieder auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, insbesondere auf die Demontagen, die wirtschaftliche Dezentralisierung sowie den Mangel an Rohstoffen und anderen Produktionsressourcen. So fungierte der Verband anfangs vornehmlich als Metalltauschbörse. Diese Entstehungsbedingungen bedingten langfristig den besonderen Charakter des wvib als Industrieverband von Unternehmern für Unternehmer mit einem Schwerpunkt auf dem Erfahrungsaustausch und der Selbsthilfe seiner Mitglieder.

Bescheinigung der französischen Besatzungsmacht über die Demontage von vier Maschinen für den Automobilbau in Furtwangen.

1948 benannten die Mitglieder den Zusammenschluss um in „Wirtschaftsverband Eisen- und Metallindustrie Baden e.V.“, ab 1966 bürgerte sich die Abkürzung wvib ein, 1969 erhielt der Verband seinen bis heute gültigen Namen. Konzeptionell prägend für den wvib war die lange Amtszeit der Freiburger Volkswirtin Dr. Magda Scheffelt, die von 1957 bis 1985 als Hauptgeschäftsführerin eine der wenigen Frauen in der bundesdeutschen Verbandslandschaft der Nachkriegszeit war. Sie richtete den Verband organisatorisch neu aus, führte Kriterien der Meßbarkeit ein und orientierte sich dabei an den konkreten Bedürfnissen der mittelständischen Unternehmer. 1980 erhielt sie für ihre Verdienste das Bundesverdienstkreuz.[5]

Der Kern der Mitgliedsunternehmen hat seinen Ursprung im Strukturwandel im Schwarzwald - insbesondere imUhrenhandwerk, der sich bis auf das frühe 19. Jahrhundert zurückführen lässt. Im Zuge der industriellen Revolution entstanden aus familiären Handwerksbetrieben (siehe: Verlagssystem) erste feinmechanische Industrien.[6] Ein Beispiel hierfür sind die Unternehmen des so genannten „Gear Valley“, die sich als Hersteller von Antriebstechnik zu Zulieferern der Automobilindustrie entwickelten.[7] Auch die stark vertretene Kunststoffindustrie beliefert vielfach die KFZ-Hersteller. Die optische Industrie veränderte sich in den Nachkriegsjahrzehnten sukzessive in Richtung der modernen Sensorik - ein Trend, der bis heute anhält. Feinmechanischer Betriebe entwickelten sich beispielsweise in Richtung der Medizintechnik, mit einem besonderen Schwerpunkt im Raum Tuttlingen.

Dienstleistungen

Kernstück des Dienstleistungsangebots des wvib ist der organisierte Erfahrungsaustausch auf der Ebene der Firmenchefs. Seit 1965 existiert diese sogenannte „Chef-Erfa“, in der sich Inhaber und Geschäftsführer untereinander austauschen. Dieses Format des Erfahrungsaustauschs wurde sukzessive erweitert auf rund fünfzig unterschiedliche betriebliche Fach- und Führungsgruppen (beispielsweise Personalleiter, Marketingleiter, Controller, Qualitätsmanager, PR-Manager, etc.).

Seminare und Lehrgänge im Rahmen der wvib-Akademie ergänzen das Angebot. Hier unterrichten externe Experten die Mitglieder zu häufig nachgefragten betrieblichen Themen. Der Verband unterstützt seine Mitglieder darüber hinaus beispielsweise durch die Vermittlung von Führungspersonal, einen Online-Stellenmarkt,[8] jährliche, regional- und branchenmäßig differenzierte Konjunkturumfragen sowie einen regional bzw. nach Berufsgruppen angepassten Lohn- und Gehaltsvergleich. Der Verband veranstaltet die jährliche Mitgliederversammlung sowie verschiedene informelle Veranstaltungen zur Vernetzung der Mitglieder.

Aktuell achtzehn Berater (Stand: März 2015) des wvib unterstützen die Mitgliedsunternehmen mit Informationen aus den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Technologie und Recht.

Im Zweijahresturnus organisiert der wvib in Freiburg seit 1983 die dreitägige Industriemesse i+e mit zuletzt 364 Ausstellern und knapp 10.000 Besuchern.[9]

Organisation

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Die wvib-Führung: Präsident Klaus Endress (rechts) und Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer (links) (2014)

Der Verband ist nach demokratischen Prinzipien strukturiert. Präsident im Ehrenamt ist Klaus Endress, Präsident des Verwaltungsrats der Endress+Hauser AG. Ein Präsidium aus drei Unternehmern und dem Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer leitet den wvib.[10] Die Wahl des Präsidenten erfolgt durch den Vorstand für eine Amtszeit von drei Jahren.

Der Vorstand, bestehend aus derzeit dreizehn Unternehmerinnen und Unternehmern bestimmt die langfristige Ausrichtung des Verbandes. Er berät den Präsidenten und bestellt den Hauptgeschäftsführer. Die Mitglieder des Vorstands werden durch die Mitgliederversammlung auf drei Jahre gewählt.

Ein knapp fünfzigköpfiger, ebenfalls durch die Mitgliederversammlung auf drei Jahre gewählter Beirat berät den Vorstand.

Präsidenten des wvib

Amtszeit Name
1946 Kommerzienrat Hugo Raimann (Maschinenfabrik Raimann, Freiburg)
1947−1953 Dr. Walter Maurmann (Georg Fischer AG, Singen)
1953−1960 Dipl.-Ing. Walter Hauff (Gebr. Junghans AG, Lehengericht)
1960−1967 Dr. Paul C. Katz (Waggonfabrik AG, Rastatt)
1967−1973 Prof. h.c. Kurt A. Dambach (Dambach-Werke GmbH, Gaggenau)
1973−1984 Dr. h.c. Georg Herbert Endress (Endress+Hauser GmbH & Co., Maulburg)
1984−1992 Ing. Erich Becker (KNF Neuberger GmbH, Freiburg-Munzingen)
1992−1996 Dr. Georg Stierle (Dambach-Werke GmbH, Gaggenau)
1996−2002 Werner Thieme (THIEME GmbH & Co. KG, Teningen)
2002−2008 Peter Pfeiffer (Ing. Erich Pfeiffer GmbH, (heute: Aptar) Radolfzell)
seit 2008 Klaus Endress (Endress+Hauser AG, Reinach/Schweiz)

Hauptgeschäftsführer des wvib

Amtszeit Name
1946−1947 Herr Hoffmann
1947−1957 Ernst Wagner
1957−1985 Dr. Magda Scheffelt
1985−2004 Dr. Karl V. Ullrich
seit 2005 Dr. Christoph Münzer

Einzelnachweise

  1. "Wer spricht für die badische Wirtschaft?", in: Badische Neueste Nachrichten, 10.4.2015, S.5.
  2. wvib (Hrsg.), Wissen & Wärme – Der Newsletter der Schwarzwald AG, März 2015, S.8.
  3. Aus: wvib (Hrsg.), Satzung, Stand: 11. November 2011.
  4. Endress, Klaus; Münzer, Christoph: „Der Schwarzwald als Leistungsgemeinschaft“, in: Badische Zeitung, Sonderveröffentlichung Wirtschaft in Südbaden, 10. Januar 2015, S.2 sowie „Wir agieren schneller“, Interview mit Klaus Endress, in: Econo, Spezial Industriemesse i+e, 21. Dezember 2012, S.4f.
  5. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/QHAPVJZZGCJ24UAAM2HX3YLNZFPGBJGP
  6. Ott, Hugo: Der Schwarzwald. Die wirtschaftliche Entwicklung seit dem ausgehenden 18. Jh., in: E. Liehl und W. D. Sick (Hg.), Der Schwarzwald, Beiträge zur Landeskunde (= Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br.; Bd. 47), Bühl 1981, S. 390-406.
  7. http://www.gearvalley.com/
  8. http://stellenmarkt.wvib.de/
  9. http://www.ie-messe.de/index.php?option=com_content&view=article&id=39&Itemid=87&lang=de
  10. http://www.wvib.de/index.php?option=com_content&view=article&id=593&Itemid=474