Benutzer:Sofia König/Artikelentwurf
A.M. Jehle / Anne Marie Jehle
1. Leben
Anne Marie Jehle (geb. 1937 in Feldkirch, gest. 2000 in Vaduz) war eine liechtensteinische, bildende Künstlerin, die im österreichischen Feldkirch (Bundesland Vorarlberg) als jüngstes von drei Geschwistern in einem Unternehmerhaushalt aufwuchs. Dort hat sie bis 1989 gelebt und gearbeitet. Erst gegen Ende ihres Lebens hat sie sich in Liechtenstein niedergelassen. Nach der kurzen Tätigkeit als Fremdsprachensekretärin kommt sie 1965, über die für die Region typische Bauernmalerei, autodidaktisch zur Kunst. Als Künstlerin nennt sie sich vorwiegend A.M. Jehle
2. Werk
Ihr künstlerisches Werk entsteht zwischen 1965 und 1989.
A.M. Jehle war Objekt-, Konzept- und Installationskünstlerin, Zeichnerin und Fotografin (Polaroids), nutzte das Performative ebenso wie Text und Wort .
Seit 1967 stehen Aspekte des Alltäglichen, weibliche Lebenszusammenhänge und historisch tradierte Rollenbilder (Gender), Phänomene der Macht(Gesellschaftskritik) sowie Fragen weiblicher Identität und Sexualität im Zentrum ihres Werkes. Aspekte der Grenzerfahrung und Wahrnehmung kommen, beginnend mit den 1980er Jahren, hinzu.
Jehle bringt den Alltag von Frauen, wie dessen Überschneidung mit den Lebensformen des Mannes, zum einen thematisch in die Kunst ein (Akt, Diesseits/Jenseits, Gender, Heim und Heimat, weibliche Identität, Kirche und Religion,Körper und Erotik,Kunst und Gesellschaft,Macht und Politik,Text und Schrift, Umgebung und Wahrnehmung, Venus und Mona Lisa), zum anderen mit den Materialien, die sie dem Fundus der Alltagsmaterialien entnimmt.
In umfangreichen Werkgruppen und unterschiedlichen Bildmedien agiert Jehle aus dem Kontext des Privaten heraus.
2.1. Kontexte
Abseits künstlerischer Zentren liegt ihre Heimatstadt im ländlichen, konservativ-katholisch geprägten Alpenraum. Gesellschaftliche Normen und Vorstellungen von Moral befinden sich dort, Ende der 1960er Jahre, in grossem Gegensatz zu Toleranz und Freiheit. Die fehlende Unmittelbarkeit der gelebten Verhältnisse definiert Jehle als existentiellen Mangel. Sie ist die erste Künstlerin Vorarlbergs und Liechtensteins, die sich mit ihrem Werk den damals aufkommenden Fragen weiblicher Existenz widmet.
Aus dieser Haltung resultiert der oftmals provokative Inhalt ihrer Arbeiten, der sich meist erst auf den zweiten Blick offenbart. Jehle trägt neue Statements in scheinbarer Harmlosigkeit vor. Sie greift tabuisierte Themen auf, liebt dabei das Komische und Satirische, das sich in Sarkasmus oder Melancholie wandeln kann.
A.M. Jehle arbeitet mit der zum damaligen Zeitpunkt wieder rezipierten, historischen Avantgardeposition der Überraschungskomik, die von Dada und Surrealismus eingeführt worden war. Wichtige zeitgenössische Bezugsgrössen ihrer Arbeit sind Joseph Beuys und Meret Oppenheim. Weitere Parallelen zeigen sich zum Werk der damals in Europa und auch Jehle selbst unbekannten, eine Generation älteren und in den USA lebenden Louise Bourgeois. Was die Auswahl der über lange Zeit als typisch weiblich gewerteten Bildmedien betrifft, greift Jehle der eine halbe Generation später geborenen Rosemarie Trockel voraus.
Über die Grenzen Vorarlbergs hinaus unterhält Jehle Kontakte zur internationalen Kunstszene, zum damals aktuellen Neo-Dada, zur FLUXUS-Bewegung und den Nouveaux Réalistes. Im Vice-Verlag und -Versand von Wolfgang Feelisch, Remscheid, der programmatisch Zeitkunst im Haushalt herausgibt, verlegt Jehle ab 1969 vier Multiples. Ihre erste Einzelausstellung hat sie 1977 in der Galerie Wilma Lock, St. Gallen. Sie nimmt an zahlreichen Ausstellungen (s.u.) teil.
2.2. 1980er Jahre
Ihrem vielversprechenden Start als Künstlerin folgt im Laufe der 1980er Jahre der Rückzug ins Private. Im eigenen Haus arbeitet sie kontinuierlich weiter. Bevor Anne Marie Jehle Feldkirch 1989 verlässt und während vier Jahren an der Ostküste der USA lebt, verpackt und versiegelt sie einen Teil ihres Werkes und versiegelt abschliessend das inzwischen mit ihren Werken gefüllte Haus. Ihr künstlerisches Schaffen bricht jäh ab. Radikal lässt sie ihr Werk und ihre Identität als Künstlerin in Feldkirch zurück. Das Ende ihres Lebens verbringt Anne Marie Jehle in Liechtenstein. Zwei Jahre nach ihrem Tod wird das von ihr versiegelte Haus in Feldkirch geöffnet. Der künstlerische Nachlass befindet sich heute in der Anne Marie Jehle Stiftung, Vaduz.
3. Anne-Marie Jehle Stiftung, Vaduz
www.annemariejehle.li
bewahrt, verwaltet und fördert den künstlerischen Nachlass von A.M. Jehle. Bis dato sind 1628 Werke erfasst: Objekte, Grafiken (Zeichnungen, Collagen, Scherenschnitte, Monotypien), Polaroidarbeiten, Fotocollagen, Malerei, Dokumente der Rauminszenierungen.
4. Öffentliche Sammlungen
4.1 Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: www.kunstmuseum.li (besitzt zentrale Werkensembles)
4.2 Vorarlberg Museum, Bregenz: www.vorarlbergmuseum.at
5. Einzelausstellungen (Auswahl)
6. Gruppenausstellungen
7. Literatur
8. Einzelnachweis