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Stammbaumtheorie

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Die Stammbaumtheorie in der Linguistik, die August Schleicher (1821-1868) Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte, geht davon aus, dass sich Sprachen analog der Evolution biologischer Arten aus Ursprachen entwickeln. Danach verhalten sich die Beziehungen und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sprachen genau so wie die Relationen der Arten in der Biologie, die sich in Form von Familienstammbäumen darstellen lassen. Ausgehend von seinen evolutionstheoretischen Überlegungen entwickelte August Schleicher u. a. das Stammbaummodell der Indoeuropäischen Sprachfamilie.

Das Stammbaummodell ist ein hierarchisches Modell, bei dem sich Tochtersprachen genetisch zusammenhängend aus Elternsprachen entwickeln. So sind die romanischen Sprachen Tochtersprachen von Latein, Latein ist eine Tochtersprache von Italisch, Italisch eine Tochtersprache des Indoeuropäischen.

Das Stammbaummodell wird auch heute verwendet, um die Beziehungen zwischen Sprachen darzustellen und sie zu gruppieren.

Durch Sprachvergleich kann man Verwandtschaften entdecken und Elternsprachen teilweise rekonstruieren. So wurde die indoeuropäische Sprache zum Teil rekonstruiert. Das Stammbaummodell führt, zu Ende gedacht, gegebenenfalls zu einer gemeinsamen Ursprache aller Sprachen. Darauf deuten bestimmte Erscheinungen des Basiswortschatzes und neuerer genetischer Forschungen hin, es ist aber umstritten, da jede weitere erschlossene ältere Stufe des Sprachstammbaums größere Unsicherheiten beinhaltet.

Das Stammbaummodell kann Erscheinungen der Durchdringung und Überlagerung von Sprachen nicht gut erklären. Besser eignet sich dazu das Wellenmodell.