Shkodra




Shkodra (albanisch auch Shkodër, deutsch früher auch Skutari, italienisch Scutari, serbisch Skadar, lateinisch Scodra) ist die wichtigste Stadt und Hauptort der gleichnamigen Präfektur und des gleichnamigen Kreises in Nordalbanien, am Shkodrasee nahe der Grenze zu Montenegro gelegen. Die Stadt hat etwa 90.000 Einwohner, der Bezirk 110.000 (2004).
Wenig außerhalb an der Buna liegt die Burgruine Rozafa, deren Ursprünge auf die vorrömische Zeit der Illyrer zurückgehen. Die Burg hat bis in die Neuzeit die Geschicke der Stadt bestimmt. Die Lage in der fruchtbaren Ebene zwischen den albanischen Alpen, dem See und dem Meer an wichtigen Flüssen und Verkehrswegen war immer von strategischer Bedeutung. Der alte Basar lag ursprünglich südöstlich des Burghügels. Nach Erdbeben 1815 und 1837 veränderte sich aber der Lauf des Drins und die Gegend wurde regelmäßig überflutet. Das heutige Stadtzentrum liegt zwei Kilometer nordöstlich der Burg. Mit Ausnahme der Befestigungsmauer sind die meisten Gebäude der Burg zerstört. Bis zur Niederlage der türkischen Truppen im Jahr 1913 wurde sie noch militärisch genutzt.
Das nordalbanische Zentrum hat viel von seinem alten Glanz verloren. Während des Kommunismus war Shkodra noch eine wichtige Industriestadt. Seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes leidet die Stadt unter einer schlechten wirtschaftlichen Lage und der sehr schlechten Sicherheitslage. In und um Shkodra ist das albanische Gewohnheitsrecht wieder aufgelebt. Ohne dieses genau zu kennen, glauben viele, Blutrache ausüben zu müssen. Hunderte von Familien in der Region können ihr Haus nicht mehr verlassen, weil sie von der Blutrache bedroht sind. Solche und andere Gewaltverbrechen terrorisieren noch heute die Stadt, weshalb der Aufschwung hier viel langsamer vorangeht als in anderen großen albanischen Städten. So hat sich auch trotz starker Migration aus dem bergigen Umland das Stadtbild viel weniger verändert als in anderen albanischen Orten mit zahlreichen Neubauten.
Shkodra ist das Zentrum der Katholiken Albaniens, die primär im Norden leben. Die Stadt ist Sitz einer Erzdiözese und beherbergt ein theologisches Seminar des Jesuitenordens. Die Kathedrale (1898 fertig gestellt) war während des Kommunismus zu einer Turnhalle umfunktioniert.
Geschichte
Ab 1040 gehörte Shkodra zum Fürstentum Duklija. Nach wechselnden Herrschaften war die Stadt im 14. Jahrhundert bis 1355 Teil des Serbischen Reichs. Danach regierten die Ballsha in Shkodra. 1393 besetzen die Türken zum ersten Mal die Stadt. 1396 übernahmen die Venezianer die Macht in der Stadt. 1403 kommt es zum Aufstand der Shkodraner gegen die venezianische Herrschaft. 1479 wurde Shkodra von den Osmanen nach langer Belagerung der Burg erobert. Shkodra wurde Hauptstadt eines Vilayets und somit wichtiges Zentrum der nordwestlichen Ecke des Türkenreichs.
In den Wirren der Balkankriege 1912/13 beanspruchten Montenegriner und Serben die Stadt für ihre Staaten (immerhin gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts tatsächlich einen serbischsprachigen Bevölkerungsanteil in der Stadt und ihrem Umland, der heute aber fast ganz assimiliert ist). Die montenegrinische Armee hielt Shkodra einige Zeit besetzt. Auf Druck der europäischen Großmächte musste diese 1914 wieder abziehen, und Shkodra wurde dem gerade unabhängig gewordenen Albanien zugeschlagen. Im Ersten Weltkrieg von 1916 bis 1918 stand die Stadt unter österreichischer Besatzung. Nach dem Krieg folgten die Franzosen, die Shkodra 1919 an die Regierung des wiedererstandenen Albanien übergaben.
Bis zum Aufschwung der neuen Hauptstadt Tirana in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts war Shkodra die wichtigste Stadt des Landes (zeitweise in Konkurrenz mit der Hafenstadt Durrës). Im 19. Jahrhundert lebten hier mehr als 40.000 Menschen. Die vielen katholischen Bewohner hatten starke Beziehungen nach Italien und Österreich, was der Entwicklung förderlich war. Katholische Mönche eröffneten verschiedene Schulen. 1879 wurde hier erstmals in Albanien eine Zeitung publiziert und 1901 fanden wichtige Treffen der albanischen Nationalbewegung statt.
1990 war die Stadt ein Zentrum des Aufstandes gegen die kommunistische Diktatur. Bei Demonstrationen kamen vier Personen ums Leben. Der katholische Priester Simon Jubani zelebrierte auf einem Friedhof der Stadt den ersten Gottesdienst nach über 30 Jahren Religionsverbot und läutete damit das Ende dieser Bestimmung ein.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ramiz Alia, letzter kommunistischer Staatschef
- Ledia Dushi, Schriftstellerin und Journalistin
- Matthias Heiden, Ehrenbürger der Region Shkodra und Mitbegründer der albanischen Malteser Hilfsorganisation MNSH
- Gjergj Fishta, Dichter
- Luigj Gurakuqi, passte das lateinische Alphabet für die Albanische Sprache an
- Mikel Koliqi, Kardinal der römisch-katholischen Kirche
- Pjetër, Kel und Gegë Marubi, Fotografen
- Migjeni, Dichter
- Alfred Moisiu, Staatspräsident
Literatur
- Marinus Barletius: De obsidione Scodrensi. Venedig 1504.
- Lulëzim Lajçi: Shkodra në shekullin XV. Prishtina 1997.
- Jasa Tomic: Rat u Albaniji i oko Skadra 1912 i 1913 godine. Der Krieg in Albanien und um Skutari. Novi Sad 1913.
- CarlovVillavicenzo: Im belagerten Skutari. Wien 1913.
- Hortense von Zambaur: Die Belagerung von Skutari (10.10.1912 bis 22. 4. 1913). Ein Tagebuch. Berlin 1914.