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Start-up-Unternehmen

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Startup-Unternehmen (oder kurz Startup bzw. Start-up) ist ein wirtschaftsgeschichtlich verhältnismäßig neuer Anglizismus zur Bezeichnung eines jungen Unternehmens, das durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet wird: Es hat eine innovative Geschäftsidee und es wird mit dem Ziel gegründet, schnell zu wachsen. Oft haben die Gründer und Investoren die Absicht, das Unternehmen nach wenigen Jahren auf dem freien Markt anzubieten, entweder einem etablierten Großunternehmen durch Beteiligung oder Übernahme oder vielen Aktionären durch einen Börsengang.

Nicht jedes neu gegründete Unternehmen wird als Startup bezeichnet. Zum Beispiel starten Handwerksbetriebe wie Tischler und Friseure oder Freiberufler wie Architekten und Rechtsanwälte im Regelfall weder mit einer innovativen Geschäftsidee noch haben sie das vorrangige Ziel, schnell zu wachsen. Beim Franchising ist der Franchisenehmer ebenfalls kein Startup, der Franchisegeber kann es hingegen durchaus sein. Copycat-Unternehmen im Internet-Bereich werden oft als Startups bezeichnet, erfüllen aber meist nur bedingt das Kriterium der Innovation.

Obwohl als Startup im Prinzip Unternehmen aller Branchen bezeichnet werden können, geschieht dies gegenwärtig in der Praxis meist mit Unternehmen im Technologiesektor bzw. im Bereich des Internets oder der Spitzentechnologie, zum Beispiel des E-Commerce, der Biotechnologie, Nanotechnologie oder Luft- und Raumfahrttechnik.

Die derzeit weltweit renommiertesten Beispiele von Unternehmen, die als Startup gegründet wurden, sind Internet-Dienste wie Google, Facebook und Twitter. Zu den bekanntesten Startups aus Deutschland gehören die sozialen Netzwerke Xing, ResearchGate und StepStone, sowie die Webdienst-Anbieter GetYourGuide, tape.tv, Jimdo, 6Wunderkinder,Mountunity.com und SoundCloud. Besonders auch in der Nische der Online-Spiele wurden deutsche Anbieter mit innovativen Geschäftsmodellen weltweit führend, dazu gehören Bigpoint, Gameforge, Goodgame und Wooga.[1][2] Als globale Pioniere gelten deutsche Startups im Bereich individuelle Fertigung, wie etwa Spreadshirt und MyMüsli, im Bereich Online-Dating, und im Bereich Kokonsum bzw. Share Economy, wie der Mietmarktplatz Erento.[3] Eine Vielzahl der Startups ist in Netzwerken wie dem Bundesverband Deutsche Startups organisiert.[4]

Gründer

Da die Produkte von Startups häufig auf neuen Technologien basieren, stammen die Gründer von Startups oft aus den Ingenieurwissenschaften und der Informatik, wo sie im Rahmen ihres Studiums auf ihre Geschäftsideen gestoßen sind. So waren beispielsweise die Gründer von Google, Larry Page und Sergey Brin, beide Doktoranden der Informatik, und ihre Suchmaschine beruhte auf dem PageRank-Algorithmus, den die beiden im Rahmen ihrer Forschung an der Universität entwickelt hatten.

Die Gründer von Startups sind - bezogen auf die Verantwortung, die damit verbunden ist - oft verhältnismäßig jung. Page und Brin waren beide 25 Jahre alt, als sie ihre Firma gegründet haben, und Mark Zuckerberg war nur 20, als er zusammen mit drei Mitstudenten Facebook gründete.

Es gibt eine Reihe typischer Beweggründe, die Startup-Gründer motivieren. Zu den wichtigsten gehören der Wunsch nach Autonomie und nach finanzieller Unabhängigkeit und das Bedürfnis, etwas Neues, Eigenes aufzubauen.

Die Gründung und Führung eines Startups ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an einen Gründer[5]:

  • Er muss bereit sein, viel zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen.
  • Er muss optimistisch sein und an die Möglichkeit seines Erfolges glauben.
  • Er braucht ein hohes Selbstvertrauen.
  • Er muss risikobereit sein und darf sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.
  • Er muss hochgradig motiviert und begeisterungsfähig sein.
  • Er muss eine schnelle Auffassungsgabe haben und aus den eigenen Fehlern lernen können.

Einer Studie zufolge führte die Persönlichkeit von Gründern als dritthäufigste Ursache zum Scheitern von Startups.

Finanzierung

Erfolgreiche Startups durchlaufen mehrere Finanzierungsstufen mit immer höheren Beträgen.

Startup-Finanzierung[5] (logarithmische Skala)

Am Anfang finanzieren die Gründer ihre Idee aus der eigenen Tasche. In der zweiten Stufe erhalten sie Unterstützung von Familienmitgliedern oder Bekannten. Die Beträge hier sind - je nach persönlichem Vermögen - im fünfstelligen Euro-Bereich. In dieser Phase müssen kaum mehr als die Lebenshaltungskosten der Gründer finanziert werden.

Die erste formale Finanzierungsstufe wird Seed-Runde genannt. Hier investieren private Investoren (meistens Business Angels) in das Startup. Dafür erhalten sie einen gewissen Anteil am Unternehmen. Seed-Investitionen gehen bis in den sechsstelligen Euro-Bereich. Diese Mittel werden zum Beispiel dafür genutzt, um Prototypen zu erstellen oder Marktanalysen durchzuführen.

War das Startup bis dahin erfolgreich, braucht es weitere Mittel - zunächst um das Produkt bis zur Marktreife zu entwickeln und dann um den Marktauftritt und das Wachstum zu finanzieren. Hierfür können sieben- oder sogar achtstellige Beträge erforderlich sein. Solche Investitionen werden von Venture Capital-Gesellschaften wie die Berliner Earlybird getätigt und sorgen wegen ihrer Höhe oft für Schlagzeilen. Im Gegenzug müssen die Gründer weitere Unternehmensanteile abgeben.

Schließlich kommt - typischerweise nach wenigen Jahren - der so genannte Exit, bei dem das Unternehmen veräußert wird. Dies kann durch einen Börsengang oder durch den Verkauf an einen Konzern erfolgen. Dadurch machen die ersten Investoren ihren Gewinn, und die Gründer werden oft über Nacht zu Multi-Millionären.

Risiken

Startups sind mehreren Risiken ausgesetzt: Die Gründer sind oft jung und haben keine Erfahrung, es ist nicht bekannt, ob das Produkt in ausreichender Qualität entwickelt werden kann, und es ist oft nicht klar, ob der Markt das Produkt annehmen wird. Aus diesen Gründen ist die Erfolgsquote von Startups eher gering: Von zehn Startups scheitern im Mittel sieben oder acht, eins oder zwei überleben, jedoch ohne das erwartete Wachstum, und nur einem von zehn gelingt der erhoffte Erfolg. Diese Erfolgsquote von nur 10 % erklärt die sehr hohen Renditeerwartungen von Investoren: Um ihr eingesetztes Kapital zurück zu bekommen, muss im Mittel jedes erfolgreiche Unternehmen in ihrem Portfolio die Verluste von neun anderen Unternehmen auffangen.

Eine Studie von 101 gescheiterten Startups[6] hat gezeigt, dass die drei wichtigsten Gründe für den Misserfolg vermeidbar gewesen wären:

  1. Es wurde ein Produkt gebaut, das niemand kaufen wollte. (42 %)
  2. Das Geld war aufgebraucht. (29 %)
  3. Das Gründer-Team hat nicht zusammengepasst. (23 %)

Erst an vierter Stelle steht eine externe Ursache: Ein Wettbewerber war stärker. Besonders um das erste Problem zu vermeiden wurde das Lean Startup-Konzept eingeführt, das diese und andere Missgeschicke vermeiden soll.

Förderung

Wegen ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung gibt es eine Reihe verschiedener Fördermaßnahmen für Startups - sowohl aus dem Öffentlichen als auch aus dem privaten Sektor.

Inkubatoren

Inkubatoren bzw. Gründerzentren sind Einrichtungen zur Unterstützung von Startups, die verschiedene Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Sie werden meistens aus öffentlichen Mitteln finanziert als Teil der Wirtschaftsförderung. Zu den typischen Angeboten eines Inkubators gehören:

  • Kontakte zu Investoren
  • Rechtsberatung
  • Eingerichtetes Büro
  • Coaching und Seminare zu betriebswirtschaftlichen Themen

Auch viele Hochschulen stellen für ihre Studenten und Mitarbeiter Inkubatoren zur Verfügung.

Bekannte Beispiele für Inkubatoren in Deutschland sind Rocket Internet, Team Europe[7] und die Factory[8] in Berlin. Coworking-Angebote wie betahaus, Tapetenwerk und Metalab können ebenfalls durch Angebote für Gründungsbegleitung als Inkubatoren wirken. Die öffentlichen und privaten deutschen Technologiezentren dienen ebenfalls dem Zweck der Begleitung von innovativen Unternehmensgründungen.

Accelerator

Accelerator (wörtlich Beschleuniger) haben eine ähnliche Funktion wie Inkubatoren, allerdings mit einem zeitlich gestrafften Programm. Sie richten sich an Startups, die sich ganz am Anfang befinden und oft nur eine Geschäftsidee haben. Meist wird ein Startup dabei über einen Zeitraum von einem Quartal oder maximal einem halben Jahr betreut und ko-finanziert. Accelerator werden gewerblich betrieben, und der Accelerator nimmt als Entlohnung für seine Förderung meist einen Anteil am Startup-Unternehmen. Ein Gegenbeispiel dafür ist der Berlin Hardware Accelerator.[9] Binnen weniger Monate bauen die Startups einen ersten Prototypen und erstellen für ihre Idee ein Geschäftsmodell. Am Ende des Aufenthaltes werden Investoren eingeladen und erhalten die Möglichkeit, in die Startups zu investieren. Damit erhöht sich ihre Erfolgswahrscheinlichkeit und somit auch das finanzielle Ergebnis für den Accelerator.

Beispiele für deutsche Accelerator sind die unternehmensinternen Gesellschaften T-Venture und hub:raum der Deutschen Telekom, CoLaborator und Grants4Apps der Bayer AG, der Commerzbank Main Incubator, You Is Now der Scout24 Holding, der Siemens Technology Accelerator, Plug and Play der Axel Springer SE und der ProSiebenSat.1 Accelerator.[10] Globale Beispiele sind der Microsoft Ventures Accelerator, Google for Entrepreneurs und Wayra des Telekommunikationskonzerns Telefónica. Anbieter wie Startupbootcamp und Seedcamp haben auch Standorte in Deutschland, vor allem in Berlin, wo auch die Berlin Startup Academy ansässig ist. Ein Sonderfall ist der German Silicon Valley Accelerator, der Startups mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung einen dreimonatigen Aufenthalt im Umfeld der großen Technologiekonzerne im Westen der USA ermöglicht.[9]

Gerade global agierende Konzerne wollen die Beweglichkeit von Startups nutzen, um Innovationen für sich zu befördern und nachhaltig zu nutzen. Sie sind der verbreitetste Betreiber von Accelerator-Programmen.[11] Die Programme können hinsichtlich ihrer Leistungen wie der Art des Mentorings, der gebotenen Räumlichkeiten und Bedingungen für Investitionen stark variieren und grundverschiedene Geschäftsbereiche und Gründertypen ansprechen.[12]

Förderprogramme

Viele Länder haben sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene Förderprogramme, um Menschen zur Gründung eines Startups zu motivieren. In Deutschland ist das EXIST-Programm[13] des Bundes ein bekanntes Beispiel, das Gründungen aus der Wissenschaft fördern will, indem es sich an Studenten und Absolventen von Hochschulen richtet.

Als ein Problem der öffentlichen Förderprogramme und vor allem der Verwaltungsstellen in Deutschland wird genannt, dass dort häufig nur Deutsch als Amtssprache gesprochen werde, während insbesondere im Bereich der Startup-Unternehmen die englische Sprache zwischen den Gründern aus aller Welt vorherrsche, und daher Verständigungsschwierigkeiten mit den Ämtern bestünden.[14]

Lean Startup

Als Folge der vielen teilweise spektakulär gescheiterten Startups nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 hat der amerikanische Investor Steve Blank eine neue Vorgehensweise eingeführt, die viele der gemachten Fehler vermeiden sollte. Dieser Ansatz wird von seinem Geschäftspartner Eric Ries in Anlehnung an das Lean Production unter dem Namen Lean Startup popularisiert.

Grundprinzip

Das Grundprinzip von Lean Startup ist, dass jede Idee für die Unternehmensgründung als unbewiesene Hypothese betrachtet werden muss, die erst als sicher gilt, wenn sie empirisch validiert worden ist. Hypothesen, die widerlegt wurden, müssen durch neue ersetzt werden. Erst wenn alle erfolgskritischen Hypothesen validiert worden sind, kann das Startup in die nächste Phase übergehen. Dabei soll die Überprüfung möglichst schnell und kostengünstig erfolgen. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass ein Startup Geld und Zeit mit irrelevanten Aktivitäten verschwendet oder auf Grund einer falschen Annahme scheitert[5].

Auf die Erstellung aufwändiger Geschäftspläne (Businesspläne) wird dabei meist verzichtet. Stattdessen werden möglichen Geschäftspartnern wie Geldgebern und Kunden Prototypen vorgestellt, die schrittweise zu einem marktfähigen Endprodukt führen. Diese Methode wird im 21. Jahrhundert auch von großen Konzernen immer häufiger angewandt.[15]

Vorteile

Der Hauptvorteil des Lean Startup besteht darin, dass das Unternehmen den Fehler vermeidet, ein Produkt zu entwickeln und zu vermarkten, das am Markt keinen Absatz findet. Dies war die häufigste Ursache für das Scheitern von Startups.

Der zweite wichtige Vorteil ist, dass das Startup sehr effizient die Informationen sammelt, die es braucht, um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln und zu vermarkten. Große Ausgaben werden erst dann getätigt, wenn die wichtigsten Hypothesen bestätigt sind.[16]

Siehe auch

Wiktionary: en:startup – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Auf Facebook, Handys und im Browser: Die neue Deutsche Spiele-Welle, Bild Online, 12. Mai 2011, abgerufen am 3. Dezember 2014
  2. Startups des Jahrzehnts: Bigpoint, Jimdo, Wooga und Tape.tv gewinnen Startup-Preise / Oliver Samwer und Michael Urban bekommen Gründerpreise, gruenderszene.de, 20. September 2011, abgerufen am 3. Dezember 2014
  3. Wo deutsche Startups internationale Trends setzen, Handelsblatt Online, 2. Juni 2010, abgerufen am 3. Dezember 2014
  4. Mitglieder im Bundesverband Deutsche Startups e.V.
  5. a b c Was ist ein Startup?, Innovationslabor der Universität Magdeburg
  6. The Top 20 Reasons Startups Fail, CB Insights
  7. Team Europe, Internet-Startup-Accelerator aus Leipzig/Berlin
  8. Factory Berlin Startup Campus
  9. a b Ab ins Aufzuchtbecken: 10 deutsche Startup-Accelerator im Überblick, t3n.de, 10. Mai 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014
  10. Startup-Szene: Accelerator- und Incubator-Hype in Deutschland, webmagazin.de, 29. August 2013, abgerufen am 3. Dezember 2014
  11. Zukunft der Industrie: Die Jagd nach der Milliardenidee - Deutsche Konzerne versuchen mit klangvollen Startup-Brutkästen, den großen Coup zu landen, Wirtschaftswoche, 1. Juni 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014
  12. Welcher Accelerator passt zu mir?, gruenderszene.de, abgerufen am 3. Dezember 2014
  13. EXIST-Programm, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
  14. Berliner Behörden machen es internationalen Start-ups nicht leicht, Tagesspiegel, 2. April 2014
  15. Schneller gründen mit der Lean-Startup-Methode, Harvard Business Manager, Ausgabe Juli 2013
  16. Was kennzeichnet ein Lean Startup?, heise.de, 8. März 2013

Literatur

  • Steve Blank & Bob Dorf: Das Handbuch für Startups, O'Reilly Verlag, 2014. ISBN 978-3955618124.
  • Eric Ries: Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen, Redline Verlag, 2014. ISBN 978-3868815672.