Rheinberg
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 33′ N, 6° 36′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Düsseldorf | |
Kreis: | Wesel | |
Höhe: | 20 m ü. NHN | |
Fläche: | 75,24 km2 | |
Einwohner: | 31.172 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 414 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 47495 | |
Vorwahlen: | 02843, 02802, 02803 und 02844 | |
Kfz-Kennzeichen: | WES, DIN, MO | |
Gemeindeschlüssel: | 05 1 70 032 | |
LOCODE: | DE RHB | |
NUTS: | DEA1F | |
Stadtgliederung: | 4 Stadtbezirke | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Kirchplatz 10 47495 Rheinberg | |
Website: | www.rheinberg.de | |
Bürgermeister: | Hans-Theo Mennicken (parteilos) | |
Lage der Stadt Rheinberg im Kreis Wesel | ||
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Die Stadt Rheinberg liegt am unteren Niederrhein im Nordwesten des Ruhrgebiets im Bundesland Nordrhein-Westfalen und ist eine Mittlere kreisangehörige Stadt des Kreises Wesel im Regierungsbezirk Düsseldorf. Sie ist Mitglied der Euregio Rhein-Waal und hat 30.610 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2013).
Zum Ortsnamen
Rheinberg hieß ursprünglich Berke (frühe Belege stammen aus den Jahren 1003, 1106, 1253) oder Berka (belegt seit 1248). Den erklärenden Zusatz Rhein- erhielt der Ortsname erst im späten 16. Jahrhundert (erstmals 1583 belegt), wohl um Berk als Berk am Rhein von anderen Orten namens Berk oder Berg zu unterscheiden. Die frühen Namensformen und Schreibweisen waren u. a. Rhenberka, Rhinbergue, Rhynberg, Rhynberck, Rhimberg, Rheinberck, Rheinberk, bis sich schließlich Rheinberg durchsetzte. Bis heute kann allerdings der Rhein-Vorsatz im Dialekt fortgelassen werden (man nennt den Ort einfach Bäärk). Der Akzent von Rheinberg liegt bei den Einheimischen entgegen der üblichen Regel oft auf der zweiten Silbe, also Rheinbérg, ein weiterer Hinweis auf die ursprüngliche Namensform. - Zur Klärung der Herkunft von Berke bzw. Berka gibt es im Wesentlichen drei Ansätze, die im Folgenden dargestellt werden.
Keltische Deutung
Die ältere Deutung von R. Pick (1883) aus dem Keltischen bior „Wasser“ und ka „Haus“, also „Siedlung am Wasser“, ist trotz ihrer weiten Verbreitung eindeutig falsch, da in keiner keltischen Sprache oder Sprachschicht solche Wörter in der angegebenen Bedeutung belegbar sind. Es gibt am Niederrhein zwar durchaus eine dünne Schicht von Ortsnamen keltischer (gallischer) Herkunft, wie z. B. Dormagen < Duromagus „Kiesfeld“, Nijmwegen < Noviomagus „Neufeld“ oder Metelen < Mediolanum „Mittelebene“, zu dieser Namensschicht gehört Berke oder Berka mit Sicherheit nicht.
Von germanisch *berga- „Anhöhe, Berg“
Kaufmann (1958, 1973) und darauf basierend Berger (1999) gingen von einem ursprünglich niederfränkischen Berkheim „Siedlung auf dem (Ufer-)Berg“ aus, das später zu Berke verschliffen worden sei. Hintergrund ist die frühere Hochuferlage Rheinbergs, die bis zur Stromverlagerung im Jahre 1714 bestand. Allerdings ist die Reduktion der heim-Endung auf /-e/ eher unwahrscheinlich; so werden in der Urkunde von 1003, in der auch Berke erwähnt wird, die Orte Merheim und Stocheim genannt, die heute Mehrum und Stockum heißen, was deutlich auf die ursprünglichen heim-Formen verweist.
Als Alternative wurde vorgeschlagen, Berke einfach als Ableitung vom germanisch weit verbreitetem Wort *berga- „Anhöhe“ (deutsch Berg) anzusehen, also ohne ein ursprüngliches Grundwort heim. Allerdings kann aus dem germanischen bzw. niederfränkischen /g/ kein zwischenvokalisches /k/ in Berke oder Berka geworden sein (Tiefenbach 2012). Somit scheidet auch diese Möglichkeit aus.
Von germanisch *berkō bzw. *berkjō „Birke“
Nach Gysseling (1960) stammt der Ortsname Berke vom germanischen Wort für Birke. Diese Herleitung vertreten auch Derks (2007) und Tiefenbach (2012). Tiefenbach geht nach Ausweis der frühen Form Berke von einem lokativischen Dativ aus, also „(Ort) bei der Birke“. Die Bezeichnung der Birke wird germanisch als *berkō bzw. *berkjō(n) rekonstruiert; aus diesen beiden Formen ergeben sich die unterschiedlichen Stammvokale in Berke und Birke. Das /e/ zeigt auch der Ortsname Berka in Thüringen, während sonst auch bei den Ortsnamen das /i/ vorherrscht, z.B. Birklar, Birkenau, Birkenholm und viele andere.
Geographie
Räumliche Lage
Die Stadt Rheinberg liegt in der Niederrheinischen Tiefebene, 15 km südlich der Kreisstadt Wesel, 11 km nördlich von Moers und etwa 20 km nordwestlich von Duisburg. Im Nordosten wird das Stadtgebiet durch den Rhein begrenzt, der die Grundlage der Naturschutzgebiete Rheinvorland im Orsoyer Rheinbogen, Rheinvorland nördlich der Ossenberger Schleuse und Rheinvorland östlich von Wallach bildet.

Lage am Rhein
Während der Zeit seines Bestehens lagen Rheinberg und das Umland stets im Einwirkungsbereich des Rheines, mit Überschwemmungen, sich verändernden Uferlinien, neuen Nebenarmen und Stromverlagerungen. Das heutige Rheinbett liegt nicht mehr direkt beim zentralen Ort. Im Mittelalter floß der Rheinstrom unmittelbar östlich der Stadtmauer, bis in die frühe Neuzeit als Nebenarm, dessen kuhlenartige Überbleibsel und ein schmaler Bachlauf heute als Alter Rhein bezeichnet werden. Noch im Jahre 1713 war der Alte Rhein nur durch einen Grind (eine mit Geröll, Sand und Buschwerk bedeckte Insel mit vereinzelten Bauernkotten) vom nahen Hauptstrom getrennt, wie die Zeichnung des Kartographen Johann Bucker verdeutlicht.[2] Der ehemalige Rhyynnberckse Grind ist heute das zwischen Rheinberg und dem Ortsteil Ossenberg (ehemals Herrlichkeit Ohsenbergh)sich erstreckende Gebiet, weitgehend landwirtschaftlich genutzt und an das Betriebsgelände der Firma Solvay angrenzend.
Stadtgliederung
Rheinberg gliedert sich in die vier Stadtbezirke Borth, Budberg, Orsoy und Rheinberg, die 15 sogenannte Wohnplätze umfassen:
- Stadtbezirk Borth: Borth, Wallach, Ossenberg
- Stadtbezirk Rheinberg: Rheinberger Stadtkern mit Lützenhof, Annaberg, Millingen, Winterswick, Alpsray, Xantener Straße mit Binnenfeld, Mühlenhof
- Stadtbezirk Budberg: Budberg, Eversael, Vierbaum
- Stadtbezirk Orsoy: Orsoy, Orsoyer Berg
Lokale Mundart
Hauptartikel Rheinberger Platt
In Rheinberg und den Dörfern der Umgebung wird – natürlich neben dem Hochdeutschen – von älteren Bürgern noch das Rheinberger Platt gesprochen. Dabei handelt es sich um einen niederfränkischen Dialekt.
Geschichte
Das Zentrum des Ortes ist von einem zu über 90 % erhaltenen, ehemaligen Wallgraben umgeben, der in der Zeit zwischen 1290 und 1359 erbaut wurde. Zu jener Zeit hieß der seit 1233 mit Stadtrechten ausgestattete Ort Berka. Der trockengelegte Wallgraben ist in seinem heutigen Aussehen die einzig erhaltene Anlage dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Er war Teil des ersten Befestigungsringes, zu welchem Verteidigungsanlagen wie Stadtmauer, Katzen, die kurkölnische Landesburg und der „Pulverturm“ genannte Zollturm gehörten. Nach der Fertigstellung von Anlagen dieser Art wurde eine Stadt als Feste Stadt bezeichnet, wobei die Katzen und der Zollturm Eigenheiten Rheinbergs waren.
Der Bau des zweiten Befestigungsring erfolgte mit dem Ausbau Rheinbergs zur „Festung Berk am Rhein“ ab dem Jahre 1585 [3]. Zu diesem Befestigungsring gehörten die Verteidigungsanlagen außerhalb des Stadtgrabens: Hauptwall (Kurtine) mit neun Bollwerken, Hauptgraben mit zehn Außenwerken (im Wasser des Hauptgrabens liegende Anlagen wie Ravelin oder Demi-lune („Halber Mond“)). Der dritte Befestigungsring, auch außerhalb des Hauptgrabens liegend, umfasste als Verteidigungsanlagen einen gedeckten Weg mit Niederwall und Glacis. Mit der Fertigstellung dieser Anlagen war Rheinberg, etwa gegen 1606 (vermutliches Ende der Bauarbeiten), eine Festung nach „altniederländischer Baumanier“, genau: irregulär altniederländisch. Im Klartext heißt das: alles außerhalb der Stadtmauer war aus Erde.
Die größte Leidenszeit mussten die Rheinberger während des 80 Jahre dauernden niederländischen Befreiungskrieges erdulden. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges und des Achtzigjährigen Krieges im Jahre 1648 gingen die Kämpfe in Rheinberg weiter. Es wechselten sich während der gesamten Zeit spanische, französische, niederländische, englische und zuletzt preußische Truppen ab. Die Stadt galt in dieser Zeit als Spielball der Krieg führenden Mächte: „Rheinberg war eine Hure des Krieges“. Ab 1702 wurden die Festungsanlagen niedergelegt. Unter Niederlegung verstand man im Rheinberger Fall eine „Rasur“, das bedeutete: bis auf die Grundmauern. Gleichwohl sind ihre als Erdwerke errichteten Anlagen als Reste heutzutage noch gut im nördlichen und östlichen Teil der Stadt zu erkennen.
Zweiter Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges lagen starke Flak-Verbände der Wehrmacht auf dem Gebiet der Gemeinde. Diese waren Teil der Flak-Verbände, die das Ruhrgebiet schützen sollten. Nach der Kapitulation Deutschlands richteten die Amerikaner nahe Rheinberg ein großes Kriegsgefangenenlager ein. Diese Lager waren auch als Rheinwiesenlager bekannt. In den ersten Nachkriegsmonaten waren im Rheinberger Lager, Schätzungen zufolge, bis zu 200.000 Kriegsgefangene interniert. Da es einige Monate lang im Lager keinerlei Unterkünfte noch sanitäre oder medizinische Einrichtungen gab, gehörte das Rheinberger Lager zu denen mit den höchsten Sterblichkeitsraten. Das Deutsche Rote Kreuz organisierte schon früh Hilfslieferungen für die Gefangenen im Lager. Die Sammelstelle hierfür befand sich damals im ehemaligen Haus Germania am Bahnhof.
Gebietsreform
Rheinberg gehörte in vorrevolutionärer Zeit (etwa seit dem Jahre 1100) zum kurkölnischen Amt Rheinberg, das unter anderem 1815 auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeschlagen wurde. Daraufhin kam Rheinberg im Zuge der Preußischen Verwaltungsorganisation am 23. April 1816 zum Kreis Rheinberg als einem von über 40 Kreisen der Provinz Jülich-Kleve-Berg, der aber schon 1823 mit dem Kreis Geldern vereinigt wurde. Diese Vereinigung wurde bereits 1857 rückgängig gemacht. Von da ab gehörte Rheinberg zum Kreis Moers. Am 1. Januar 1972 wurde die einwohnerschwache Landgemeinde Orsoy (Gemeinde Orsoy-Land) eingegliedert.[4] Am 1. Januar 1975 kamen im Zuge des Zweiten Neugliederungsprogramms die bis dahin selbstständige Stadt Orsoy und die ehemals selbstständigen Gemeinden Borth und Budberg hinzu. Seit dem 1. Januar 1975 gehört Rheinberg zum Kreis Wesel, in dem der frühere Kreis Moers aufging.[4]
Politik
Stadtrat
Bürgermeister der Stadt Rheinberg ist Hans-Theo Mennicken (parteilos).
Die 46 Sitze im Stadtrat verteilen sich nach dem Ergebnis der Kommunalwahl 2014 folgendermaßen auf die einzelnen Parteien:
Partei |
Sitze
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Christlich Demokratische Union | 20 |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 14 |
Bündnis 90/Die Grünen | 8 |
Freie Demokratische Partei | 2 |
Die Linke | 2 |
Städtepartnerschaften
Rheinberg unterhält partnerschaftliche Beziehungen zur französischen Gemeinde Montreuil, Frankreich und zur sächsischen Stadt Hohenstein-Ernstthal.
Wappen, Siegel, Banner, Flagge und Logo
Der Stadt Rheinberg ist mit Urkunde des Innenministers von Nordrhein-Westfalen vom 20. Juli 1961 das Recht zur Führung eines Wappens, eines Siegels und einer Flagge (Banner) verliehen worden. Die Stadt führt zudem ein Logo.
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Wappen
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Wappen der ehem. Stadt Orsoy
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Wappen der ehem. Gemeinde Borth
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Wappen der ehem. Gemeinde Budberg
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Siegel
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Banner
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Flagge
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Logo
Blasonierung: Das Wappen trägt auf silbernem Grund ein rotes Balkenkreuz, das mit einem aufgerichteten goldenen Schlüssel, dessen Bart nach links zeigt, belegt ist.
Das historische Stadtsiegel wurde Rheinberg bei der Stadterhebung vom damaligen Landesherrn verliehen. Es stellt den heiligen Petrus dar, der, umgeben von einer zinnengekrönten Mauer, auf einem Stuhl sitzt und in seinen Händen je eine Fahne hält. Dieses große Siegel wird nur noch bei besonders bedeutsamen Beurkundungen (Ehrenbürgerrecht u.ä.) verwandt. Das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gebräuchliche kleinere Dienstsiegel enthält die Embleme des Wappens, nämlich Balkenkreuz und Schlüssel.
Die Flagge trägt auf weißem Grund ein rotes Balkenkreuz mit gelbem Schlüssel. Sie kann sowohl die Form eines Banners als auch die einer Fahne (Hissflagge) haben.[5]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke des Stadtteils Rheinberg
- → siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Rheinberg
Zu den bedeutendsten Bauwerken und Sehenswürdigkeiten gehört die teils erhaltene Stadtbefestigung. Dazu zählt die Alte Kellnerei (⊙ ), die 1573 als Wirtschaftsgebäude an die erzbischöfliche kurkölnisch-kurfürstliche Landesburg aus dem 13. Jahrhundert angebaut wurde. Diese wurde zeitgleich, zwischen 1292/93 bis 1298, mit dem Rheinberger Zollturm (⊙ ) errichtet. Nach mehreren Explosionen, bei der auch die ehemalige Burg größtenteils zerstört wurde, und Schleifung der Festungsanlagen ist das auch als Pulverturm genutzte Bauwerk nur noch als Ruine erhalten und liegt etwas mehr als hundert Meter östlich der Alten Kellnerei. Ebenso sichtbar sind noch die Wallanlagen mit dem Außen-, Innen- und Ostwall, die mit etwa zwei Kilometer Länge den historischen Stadtkern Rheinbergs umrahmen.
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Wallanlagen
Das älteste Sakralbauwerk ist die katholische Pfarrkirche St. Peter (⊙ ), die sich östlich des Marktplatzes befindet und erstmals im Jahr 1106 urkundlich erwähnt wurde. Der heutige Bau wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. Die mit einem spätromanischen, fünfgeschossigem Westturm ausgestattete Kirch ist von der Gotik geprägt. Die Chorfenster stammen von Friedrich Stummel und Egbert Lammers. Zur Ausstattung gehören ein Hochaltar, der mehrere Schreine aus dem 15. und 16. Jahrhundert vereint, eine barocke Kanzel von 1701 und eine Weimbs-Orgel von 2009 mit einem Prospekt aus dem Jahr 1769. Südlich der Kirche steht das Alte Pfarrhaus (⊙ ), das 1729 im niederländischen Klassizismus gebaut wurde. Zur Pfarrgemeinde St. Peter gehört außerdem die im Ortsteil Annaberg an der gleichnamigen Anhöhe liegende Kirche St. Anna (⊙ ). Diese wurde 1983 mit einem modernen fünfeckigen Grundriss durch den Architekten Heinz Dohmen, Essener Dombaumeister, errichtet. Die evangelische Pfarrkirche Rheinbergs (⊙ ) liegt im nördlichen Teil des Stadtkerns. Die Saalkirche befindet sich in einer 1464 erbauten Scheune, in der ab 1686 mit Unterbrechungen Gottesdienste der 1580 gegründeten Gemeinde stattfanden und seit 1721 deren Hauptkirche ist. 1885/86 wurde an die frühere Scheune ein neuromanischer Kirchturm angebaut. Von 1764 bis 1897 existierte als weiterer Sakralbau die Synagoge im Haus Im weißen Kreuz (⊙ ). Heute erinnern zehn Stolpersteine in der Gelderstraße an die jüdischen Gebäude in der Straße.
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Kath. Kirche St. Peter
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Innenansicht
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Altes Pfarrhaus
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St. Anna in Annaberg
Auf dem Marktplatz, zu dem im Westen der Holz- und Fischmarkt sowie im Osten der Kirchplatz stoßen, steht das gotische Alte Rathaus (⊙ ) von 1449. Der um 1700 barock umgestaltete Zwiebelturm wurde 1674 an den dreigeschossigen Backsteinbau angebaut. Südlich des Rathauses liegt das Haus Im Scheffel (⊙ ), welches auf Jahr 1560 datiert ist. Das niederrheinische Getreiderspeicherhaus sicherte die Versorgung von Brot mit dem Kornspeicher zu Zeiten der Rheinberger Belagerung während des Achtzigjährigen Krieges. Im Südosten des Marktes liegt das Gebäude Zum weißen Raben (⊙ ) aus dem 17. Jahrhundert, das einzige Barockhaus in Rheinberg. Außerdem am Markt liegt Gottfried Böhms Stadthaus (⊙ ), heutiger Sitz des Rathauses und der Stadtverwaltung, sowie das Stammhaus des Rheinberg Spirituosenunternehmens Underberg, das Underberg Palais (⊙ ). Es wurde von 1878 bis 1880 erbaut und vom Architekten Ernst Giese entworfen. Heute wird es nur noch für repräsentative Zwecke genutzt, des Weiteren ist das Firmenarchiv dort untergebracht. Im Südwesten schließlich sich der ehemalige Kräuterturm (⊙ ), genannt Underbergturm, an das Stammhaus an. Das Hochhaus, das aufgrund des Umbaus zu einem Hotel lange Zeit eingerüstet war, ist 53 Meter hoch. Nahe dem Underberg-Turm befindet sich eine Kapelle (⊙ ), die 1494 errichtet wurde. Sie war Teil des Kamper Hofes, der früheren Stadtniederlassung des Zisterzienserordens der Abtei Kamp aus dem 13. Jahrhundert. Die ehemalige Kapelle, heute ein Restaurant, diente in ihrer Geschichte unter anderem als Quartier der Festungsgouverneure während des Achtzigjährigen Krieges und als Kolpinghaus.
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Im Scheffel
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Zum weißen Raben
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Stadthaus
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Underberg Palais
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Underbergturm
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Kamper Hof: Kapelle
Knapp hundert Meter östlich der katholischen Kirche St. Peter befindet sich auf dem Ostwall das Kriegsehren- und Mahnmal Tor der Toten (⊙ ), entworfen von Toni Hermanns. Es besteht aus zwei Betonstelzen, die deren Mitte sich eine Bronzeplastik von Fritz Koenig und ein als Truhe genutzter viereckiger Stein mit einer Pergamentrolle, auf der 650 Namen von Kriegsopfern stehen, befinden. Außerhalb von Rheinberg, nahe der Stadtgrenze zu Kamp-Lintfort, befindet sich der englische Soldatenfriedhof Rheinberg War Cemetery (⊙ ). Die im April 1946 angelegte, symmetrisch gehaltene Anlage zählt 3326 Gräber von überregional Gefallenen unterschiedlicher Nationen.
Der Stadtpark (⊙ ) geht in das Jahr 1790 zurück, in dem die erste städtische Grünanlage Rheinbergs entstand. Zu den Sehenswürdigkeiten des heutigen Denkmalbereichs zählen das Underberg-Bad (⊙ ), ein 1954 errichtetes Freibad, und der Spanische Vallan (⊙ ), ein kleiner, sechseckiger und sieben Meter hoher Wohnturm.
Nördlich von Winterswick liegt ein einem Gewerbegebiet der TerraZoo (⊙ ). Das Reptilium, 1996 gegründet, führt rund 400 Tiere von hundert unterschiedlichen Arten.
Regelmäßige Veranstaltungen
- LaufSpektakel-Rheinberg
- Music Art Project
- Stadtradeln
Pumpennachbarschaften
Ein wichtiger historischer Aspekt des kulturellen Lebens in Rheinberg sind die historischen Pumpennachbarschaften. Hierbei handelt es sich um nachbarschaftliche Zusammenschlüsse einzelner Straßenzüge, die ihren Ursprung in der Sicherung der gemeinsamen Wasserversorgung haben.
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Pumpe der Pumpennachbarschaft „Fischmarkt“ am Entenmarkt
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Pumpennachbarschaft Orsoyer Tor
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Pumpe am Holzmarkt
Infrastruktur und Wirtschaft
Verkehr
Schienenverkehr

Busverkehr
In Rheinberg bestehen Busverbindungen in die Kreisstadt Wesel (Linie 68), nach Alpen (Linie 38), nach Moers (Linie 68 und 913), nach Xanten (Linie 65) und nach Kamp-Lintfort (Linie 1).
Linienverzeichnis (Stand: Juni 2011)
Linie | Linienweg | Takt Mo-Fr (HVZ) |
Takt Sa (HVZ) |
Takt So (HVZ) |
Betreiber |
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1 | Ossenberg - Solvay - Rathaus - Rheinberg Bf - Kamp-Lintfort Neues Rathaus | 60 | 60 | 60 | NIAG |
8 | Schulzentrum - Rathaus - Budberg - Grundschule Kiefernweg - Grundschule Lutherstr. - Vierbaum - Vierbaumer Heide - Baggerstraße | nur an Schultagen | - | - | NIAG |
38 | Rheinberg Bf - Rathaus - Schulzentrum - Messe Niederrhein - Alpsray - Millingen - Alpen (Alpen-Bönninghardt-) | 60 | 60/120 | - | NIAG |
65 | Rheinberg Bf - Rathaus - Solvay - Alpen - Alpen-Menzelen - WES-Ginderich - Xanten-Birten - Xanten Bf | einzelne Fahrten | - | - | RVN |
68 | Moers - Rheinberg-Winterswick - Krankenhaus - Rathaus - Solvay - Ossenberg - Borth - Wallach - WES-Büderich - Wesel Bf | 60 | 120 | 120 | RVN |
913 | (Schulzentrum) - Messe Niederrhein - Annaberg - Rheinberg Bf - Rathaus - Budberg / Eversael - Orsoy - Vierbaum - DU-Baerl - Moers - Moers-Hülsdonk Gewerbegebiet | 30/60 | 60/120 | 120 | NIAG |
Straßen und Fähren
Rheinberg ist durch die Bundesautobahnen 42 und 57 (E 31) sowie die Bundesstraßen 57 und 510 an das Fernstraßennetz angebunden.
Von Rheinberg-Orsoy nach Duisburg-Walsum verkehrt eine Autofähre (Rheinstrom-km 793).
Wasserstraßen und Häfen
Am Rhein wird im Ortsteil Orsoy der Hafen Orsoy (Rheinkilometer 794) betrieben. Lade- und Löschgut ist hier Kohle und Erz.
Im Ortsteil Ossenberg – bei Rheinkilometer 806 – liegt der Ossenberger Rheinhafen. Dort wird von der Firma ESCO (früher Deutsche Solvay Werke) im großen Umfang Salz verladen, das aus dem Borther Steinsalzbergwerk stammt und auf einer firmeneigenen Gleisverbindung zum Hafen transportiert wird. Der Hafen dient auch zur Anlieferung von Kalksteinen, die die Deutschen Solvay-Werke in Rheinberg zur Sodaherstellung benötigen.
Wirtschaft

Die örtliche Industrie ist unter anderem von der chemischen Produktionsstätte der Solvay geprägt. In der Umgebung wird durch das Unternehmen esco Steinsalzbergbau betrieben. Die früher starke Textilindustrie ist nicht mehr existent. Nach einigen Jahren reiner Verwaltungstätigkeiten produziert das Unternehmen Underberg wieder Magenbitter in Rheinberg. Die Abfüllung findet jedoch weiterhin in Berlin-Heiligensee statt. 2004 wurde ein Logistikzentrum des Discounters Aldi eröffnet.
2001 gründete sich der erste von Bürgern finanzierte Windpark in NRW. Die Bürgerwindräder Rheinberg GmbH & Co. KG betreibt seit 2003 fünf Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 5 MW.
Seit Mitte 2011 ist der Konzern Amazon in Rheinberg tätig. Mit 110.000 Quadratmetern gilt er als größter Standort in Europa.
Weitere ansässige Unternehmen sind die Solvay GmbH und die Aumund Fördertechnik in Millingen.
Schulen
Das Amplonius-Gymnasium ist die meistbesuchte Schule der Stadt, ihre Geschichte reicht bis in das Jahr 1337 zurück. Gegenüber dem Amplonius-Gymnasium liegt das Schulzentrum Rheinberg. Mit Beginn des Schuljahres 2011/12 nahm dort eine von insgesamt 12 in NRW genehmigten Gemeinschaftsschulen (Schulversuch) ihren Betrieb auf, Haupt- und Realschule werden jahrgangsweise aufgelöst. Die Stadt Rheinberg hat sechs Grundschulen, davon zwei in der Kernstadt und vier in den Ortsteilen Millingen, Orsoy, Budberg und Wallach. Seit Beginn des Schuljahres 2010/11 ist das Schulgebäude in Ossenberg ein Teilstandort der Gem.-Grundschule in Borth-Wallach ("Schule am Deich"). Ebenfalls seit dem 1. August 2010 bilden die Grundschulen Grote Gert und Paul Gerhardt (beide in Rheinberg-Mitte gelegen) einen Grundschulverbund. Es gibt eine Maria Montessori-Förderschule und insgesamt sechzehn Kindergärten.
Sportvereine
In Rheinberg gibt es sieben Sportvereine. Die Namen der Vereine sind:
- TuS 08 Rheinberg
- TuS Borth
- SV Concordia Ossenberg
- SV Millingen
- SV Orsoy
- SV Budberg
- TKD Yong Ho e. V.
Medien
Ortsansässige Zeitungsredaktionen sind die Lokalredaktionen der Tageszeitungen NRZ/WAZ und Rheinische Post.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Amplonius Ratingk de Berca (* 1363; † 1435 in Köln), Gelehrter
- Franz Bücheler (* 1837; † 1908 in Bonn), Philologe
- Milly Steger (* 15. Juni 1881 in Rheinberg; † 31. Oktober 1948 in Berlin), Bildhauerin
- Hubert Lesaar (* 1888 in Rheinberg; † 1963 in Ahlen), von 1920 bis 1945 Bürgermeister in Kamp-Lintfort
- Heinrich Kersken (* 1894 in Orsoy; † 1960 in Hilden), Politiker (NSDAP)
- Erich Brautlacht (* 1902; † 1957 in Kleve), Jurist und Schriftsteller
- Hein Hoppmann (* 30. März 1901 in Rheinberg; † 18. August 1982), Lehrer und Künstler
- Christa Dericum (* 1932), Schriftstellerin
- Klaus Zumwinkel (* 1943), ehem. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG
- Brigitte Mohnhaupt (* 1949), Ex-Mitglied der Rote Armee Fraktion
- Didi Schaak (* 1951), Schauspieler
- Kurt Bodewig (* 1955), ehem. Bundesminister (SPD)
- Eva-Maria Houben (* 1955), Komponistin, Organistin, Pianistin und Musikwissenschaftlerin
- Thomas Baumgärtel (* 1960), Künstler
- Claus Lufen (* 1966 in Orsoy), Fernsehmoderator und Sportreporter
- Claudia Schiffer (* 1970), Model
- Nadine Hentschke (* 1982), ehemalige deutsche Leichtathletin
Ehrenbürger
- Gerhard van Clev, Bürgermeister
- Johann Josef Kewer (1810–1903), Notar und Heimatschriftsteller
- Aloys Wittrup (1877–1961), Theologe und Pädagoge
Persönlichkeiten mit Bezug zu Rheinberg
- Jürgen Möllemann (* 1945 in Augsburg; † 2003 in Marl-Loemühle), ehemaliger Bundesminister, besuchte das Amplonius-Gymnasium
- Ernst Kausen (* 1948 in Rheinhausen), Professor für Mathematik, Sprachwissenschaftler; aufgewachsen in Rheinberg, besuchte das Amplonius-Gymnasium
- Isabell Werth (* 1969 in Sevelen), Dressurreiterin und Olympiasiegerin, besuchte das Amplonius-Gymnasium
- Herbert Nikolaus Lenhof (* 1936 in Völklingen-Wehrden) ist emeritierter Bischof von Queenstown/Südafrika; nach Priesterweihe im Pallottiner-Konvikt in Rheinberg tätig.
Literatur
Geschichte
- Geißler, Ute: Die Stadt Rheinberg am Niederrhein und ihre Befestigungsanlagen. Schriften der Stadt Rheinberg zur Geschichte und Heimatkunde. Band 8. 1995.
- Küsters, Ludwig: Die kurkölnische Festung Rheinberg ein Spielball fremder Nationen. 2. Auflage. 1967.
- Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Rheinberg (Rheinischer Städteatlas). 1982, ISBN 3-7927-0726-8.
- Pick, Richard: Zur Geschichte der Stadt und des ehemaligen Amtes Rheinberg. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln 39 (1883), S. 1 ff. (de.wikisource.org), abgerufen am 1. März 2012
- Wittrup, Aloys: Aus Rheinbergs vergangenen Tagen. Schiffer, Rheinberg 1955.
Zum Ortsnamen
- Berger, Dieter: Geographische Namen in Deutschland. Duden Taschenbücher Band 25. Dudenverlag, Mannheim 1999.
- Derks, Paul: Der Siedlungsname Rheinberg. Ein Widerwort. In: Der Niederrhein. Zeitschrift für Heimatpflege und Brauchtum. Krefeld, Jahrgang 2007.
- Gysseling, Maurits: Toponymisch Wordenboek van Belgie, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226). Tongeren 1960.
- Kaufmann, Henning: Westdeutsche Ortsnamen mit unterscheidenden Zusätzen. Mit Einschluß der Ortsnamen des westlich angrenzenden germanischen Sprachgebietes. Teil I. Heidelberg 1958.
- Kaufmann, Henning: Die Namen der rheinischen Städte. München 1973.
- Tiefenbach, Heinrich: Rheinberg. In: Manfred Niemeyer (Hrsg.) Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin - Boston 2012.
Weblinks
- Website der Stadt Rheinberg
- Recherche im Stadtarchiv Rheinberg – Zugang via Kommunalarchiv NRW
- Ernst Kausen, Zum Ortsnamen „Rheinberg“ (Grundlage für den Abschnitt „Zum Ortsnamen“ in diesem Artikel; DOC-Datei; 48 kB)
- Ernst Kausen, Bemerkungen zu Derks' „Widerwort“ 2007, mit eingefügten Kommentaren von Derks 2013 (DOC-Datei; 56 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
- ↑ Erich Wisplinghoff, Erläuterungen aus dem Jahre 1984 zu: Johann Bucker, Karte des Rheines von Duisburg bis Arnheim aus dem Jahre 1713, Herausgeber: Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, Düsseldorf 1984 , Seiten 5 bis 10
- ↑ Illustration von Frans Hogenberg von 1606: Wiewoll Rheinberck gar woll bestatt, Vill Volck und notturfft in im hatt, Dem feindtt sich starck widersetztt, ... (Digitalisat)
- ↑ a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 296 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
- ↑ [1] Hauptsatzung der Stadt Rheinberg, § 2