Fischerei


Mit Fischerei bezeichnet man die Wirtschaftszweige, die sich mit dem Fangen und Züchten von Fischen und anderen Wassertieren zur Nahrungsgewinnung und Weiterverarbeitung beschäftigen. Die Fischerei zählt zum primären Wirtschaftssektor, zu dem auch Landwirtschaft und Bergbau gehören. Wichtig für eine nachhaltige Fischerei ist eine verlässliche und langfristig angelegte Fischereiforschung, wie sie in Deutschland z. B. von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei betrieben wird.
Eine Sonderform der Fischerei ist die Aquakultur, das Züchten von Wasserlebewesen.
Unter den wirbellosen Tieren nehmen Weichtiere (Mollusca) und Krebse (Crustacea) als Nahrungsquelle eine Vorrangstellung ein, obwohl ihr Anteil, soweit dieser statistisch überhaupt erfasst wird, im Vergleich zu den Fischen bescheiden ausssieht. Unter den wirtschaftlich bedeutenden Mollusken herrschen die Muscheln wie Austern, Miesmuscheln und Kamm-Muscheln vor, die in gemäßigten Zonen auch bewirtschaftet werden. Die zahlreichen befischten Großkrebsarten wie Hummer, Langusten, Kaisergranat oder Schmalhummer, sowie Krabben und Garnelen gehören alle in die Kategorie der Delikatessen.
Das Fleisch von Knorpelfischen wie Haien und Rochen, die als Nebenprodukt der Netz- und Angelfischerei anfallen, finden geteilten Zuspruch. Aus deren Leber, besonders von großen Arten (z. B. Grönlandhai) wird vitaminhaltiger Tran gewonnen. Die mit Placoid-Zähnchen durchsetzte Haut findet zum schleifen von Holz und zur Herstellung von Leder Verwendung. Die Hauptanstrengungen der Seefischerei gelten einer relativ kleinen Zahl von Knochenfischen wie den Clupeidae, angeführt vom Hering, sowie den Dorschartigen (Gadidae), zu denen auch der Kabeljau zählt. Typische Hochseefische sind die Makrelenartigen (Scombridae), der Thunfisch und dessen näheren Verwandten.
Fangtechniken und -methoden
In der langen Geschichte der Fischerei sind viele Fangtechniken und -methoden entwickelt worden, die sich grob in Fischerei in bestimmten Gewässertiefen -und Typen sowie die dabei angewante Fangmethode gliedern lassen.
Jede Fangmethode besteht aus zwei Phasen
I. die Steuerung des Fischverhaltens, dies sind alle Maßnahmen, die eine Ortsveränderung des Fisches durch Erreger bewirken.
- 1. Anlocken
- 2. Scheuchen
- 3. Indifferenz (der Fisch kann sich dem Erfassen nicht widersetzen)
II. dem Erfassen des Fangobjektes
- 1. Vermaschen (Verhaken mit den Kiemen)
- 2. Labyrinth (reusenähnliche Geräte)
- 3. Seihen (Kescher oder Schleppnetz)
- 4. Haken (Angelhaken oder Harpune)
- 5. Saugen (Fischpumpe)
Von den Fischereifahrzeugen werden speziell angefertigte Netze durch das Wasser oder am Meeresgrund entlang gezogen. Die in den Netzen gefangenen Fische werden an Bord des Schiffes gezogen, wo sie häufig bereits weiterverarbeitet werden, z. B. zu Frostware.
Spezielle Fangtechniken sind unter anderem:
Netzfischerei
Es gibt zwei Kategorien von Netzfischerei, eine passive und eine aktive. Zur passiven gehören die Stell- und Treibnetze, die wie senkrechte stehende Vorhänge ausgelegt werden. Der obere Rand des Netzes (Obersimm) ist mit Schwimmern (Flotten, Glaskugeln Kork, Plastikschwimmer) versehen, der untere (Untersimm) mit Gewichten (Senker, Eisenketten, Blei u. a.) beschwert. Sind diese schwerer als der Auftrieb der Schwimmer, setzt sich das Netz als sogenanntes Stellnetz auf dem Meeresgrund auf. Bei schwächer belastetem Untersimm kann das Netz als Treibnetz an der Oberfläche oder in einer gewünschten Tiefe schweben. Passiv ist damit zu verstehen, das die Netze stationär sind und das die Fische meist mit den Kiemen oder Flossen sich im Netz verfangen, wobei die Maschengröße über die hängen gebliebenen Beute (z. B. Dorsch, Plattfisch) entscheidet. Die Treibnetze werden zum Fang pelagischer Arten (Heringe, Makrelen, Lachs, Dorschartige u. a.) eingesetzt. Dabei werden auch sogenannte Gadder-, Spiegel-, oder Dreiwandnetze verwendet, die aus 2 oder 3 aneinander liegenden Netzen bestehen. Das eigentliche Fangnetz (Innengarn) ist engmaschig. Diesen ist ein- oder beidseitig ein weitmaschiges Netz (Spiegel) vorgehängt. Der durch die weiten Maschen schwimmende Fisch verfängt sich im losen, ihn sackförmig umhüllenden Innengarn, wobei die Außennetze ein Entweichen verhindern.
Bei der aktiven Netzfischerei werden Schleppnetze wie Käscher eingesetzt. Die nur in Oberflächenschichten verwendete Ringwade (Purse seine) wird gezielt gegen optische oder mit Echolot wahrgenommene Schwärme (Lachs, Makrele, Thunfisch, Sardinen, Heringe, Sprotten) eingesetzt. Diese werden mit einem schnellen Boot umfahren, das von einer stationären Boje oder Beiboot ausgehend auf einer Kreisbahn von einen bis zu 500 m langes Netz ausfahren lässt, dessen Obersimm an Schwimmer an der Wasseroberfläche schwebt und dessen Untersimm 50 bis 100 m in die Tiefe hängt. Hat das Boot seinen Ausgangspunkt wieder erreicht und der Schwarm im Inneren der nach unten noch offenen Ringwade eingeschlossen, wird der Untersimm mittels einer Schnürleine zusammengezogen. Das nun geschlossene Netz wird mit einen Powerblock soweit eingeholt, bis die im napfförmigen Netz zusammengedrängte Beute ausgeschöpft werden kann.
Die Schleppnetzen sind große trichterförmige Beutel, die entweder von einem oder zwei Booten (Trawler) an zwei (Kurrleinen) nachgeschleppt werden. Der Netzmund wird dadurch offen gehalten das am oberen Öffnungsrand, Schwimmer die Netzöffnung heben und Gewichte den unteren Rand (Grundtau mit Rollgeschirr) nach unten ziehen. An der Kurrleine sind Scherrbretter angebracht die nach außen ziehen damit das Netz zur Seite offen bleibt. Beim Baumnetz (Baumkurre, beam trawl) wird der Netzmund durch einen waagerechten, von Kufen am Baum offen gehalten. Das in der Heringsfischerei verwendete pelagische Schwimmschleppnetz (Flydetrawl), meist von zwei Booten geschleppt, arbeitet in jeder gewünschten Tiefe. Die Grundschleppnetze gleiten mit dem Grundtau und dem Unterblatt mit den sogenannten Steerk (Cod End) über Grund und nehmen alles auf, was in den Bereich des Netzmundes gelangt. Der Einsatz von Grundschleppnetzen setzt saubere, von Hindernissen freie Böden voraus.
Angel- oder Köderfischerei
Der Angelhaken, eines der ältesten Fischereigeräte, spielt in der kommerziell betriebenen Fischerei eine bedeutende Rolle. Bei der Schleppangelei (Darrfischerei) werden hinter einen fahrenden Boot eine oder mehrere Angelschnüre nachgezogen, an den in geringen Abständen Angelhaken mit natürlichen Ködern oder Spinnködern (Blinker, Pilke) befestigt sind. Scherbretter und Gewichte (Tiefenangel) sorgen für die notwendigen Abstand zwischen den nachgeschleppten, dem Fang pelagischer Fische (z. B. Makrelen) dienenden Leinen. Gebräuchlich sind sie, besonders dort wo die Bodenbeschaffenheit den Einsatz von Schleppnetzen nicht zulässt, die Langleinen an oft kilometerlangen, an Schwimmern aufgehängten oder auf Grund verankerten Horizontalleinen sind in Abständen von 1 – 3 m kürzere Vorschnüre (Snood, Vorfächer) mit beköderten Angeln befestigt. Mit den Langleinen werden, je nachdem in welche Tiefe die Angeln stehen Haie, Aale, Dorsche, Rotbarsch, Plattfisch gefangen.
Korb – Reusenfischerei
Reusen sind Fallen, die in Bodennähe lebende Tiere durch Köder anlockt oder durch andere Vorkehrungen dorthin lenkt, die in diese geraten. Ein Korb – Reuse besteht aus Holz, Korbgeflecht oder Metall und hat meist eine zylindrische oder quadratische Form mit einer oder zwei trichterförmigen Öffnungen. Diese sind so gestaltet, dass dem Tier Zutritt ins innere Gewährt, ein Entkommen in entgegengesetzter Richtung aber verhindert wird. Derartige Fallen werden mit Köder beschickt und werden auf den Meeresboden deponiert und mittels eines Oberflächenschwimmer verbundenen Leine wieder eingeholt. Sie dienen dem Fang meist von Wirbellosen (z. B. Hummer, Languste, Krabbe, Garnelen) sowie von benthischen und epibenthischen Fischen (z. B. Aale, Dorschartige). In die Kategorie der Reusen fallen auch permanent im Grund verpflockte Netze, die so angeordnet sind, dass pelagische Fische durch Leitnetze in eine oder mehrere hintereinander gereihte Netzkammern gelenkt werden, durch die der Weg in eine Sammelreuse führt. Große unter den Namen Tonnare benannte, permanenten Anlagen dieser Art dienten an der italienischen Küste dem Fang von Thunfischen.
Loten nach Fischen
Jahrhunderte lang tappte der Fischer während des Fangs gewissermaßen in Dunkeln, gewisse Erfahrungswerte halfen ihn jedoch Fische zu fangen. Traten Seevögelschwärme auf, so war die Nähe von Fischschwärmen wahrscheinlich. Auftreten von Delphinen deutete auf Heringsschwärme hin. Heutzutage erfolgt die Ortung von Fischschwärme mit Hilfe eines Echolots, das mit Ultraschallwellen arbeitet. Deren Frequenz liegt über der oberen Hörschwelle (>1600 Hz). Sie breiten sich im Wasser mit einer Geschwindigkeit von 1500 m/s aus (in der Luft nur mit etwa 333 m/s). Im Meerwasser ist die Absorbierung der elektromagnetischen Wellen geringer als in der Luft, wodurch sich Ortungsreichweiten im Kilometerbereich realisieren lassen. Trifft der ausgesandte Schallwelle auf Stellen mit veränderter Dichte, auf ein festes Objekt, den Meeresboden, auf Fischschwärme, auf Wasserschichten anderer Temperatur oder Salzschichten, wird ein Teil der Energie reflektiert und gelangt zum Sender zurück. Die Entfernung des reflektierenden Körpers wird durch Messung der Zeit bestimmt. Durch ein Horizontal-Vertikal-Lot (HC-Lot) kann auch das Wasser vor dem Schiff abgetastet werden so das man Fischschwärme verfolgen kann, und in Abstimmung mit der Netzsonde kann man den Bereich vor der Netzmaulöffnung kontrollieren. Sie signalisiert den einschwimmenden Fisch, die Höhe der Netzmaulöffnung und die Entfernung des Netzes über Grund.
Fischzuchten
Von einer eigentlichen Zucht im Sinne der Haustierzucht kann nur die Rede sein, wenn sich der Entwicklungszyklos einer Art lückenlos unter kontrollierten Bedingungen abspielt. Die trifft auf die Zucht von Süßwasserarten teilweise zu (z. B. Karpfen, Forelle) wo die Eier künstlich besamt, die Jungtiere in Anlagen hochgezogen und gemästet werden. Mit Meerfischen sind Versuche in diese Richtung bisher misslungen, da die maritimen Arten fast ausnahmslos hinfällige planktontische Larvenstadien durchlaufen, deren Haltung mir großer Schwierigkeiten verbunden ist. Dies beruht hauptsächlich auf die Unkenntnis der Ernährungsgewohnheiten dieser Larven und deren Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Schädigungen und deren Anfälligkeit für Infektionen. Die Bewirtschaftung maritimer Speisefische beschränkt sich auf folgende Maßnahmen.
- 1. Hege der natürlichen Bestände durch Erlass von Schutzgebieten und Schutzbestimmungen.
- 2. Schonzeiten während der Laichzeit und Wanderung
- 3. Festlegung und Einhaltung von Fangquoten und Mindestgrößen
- 4. Auch der Hege dienliches Verfahren besteht darin das die Eier von laichreifen, im Meer gefangenen Fische künstlich besamt und nach der Embryonalentwicklung, werden die geschlüpften Larven wieder im Meer ausgesetzt.
- 5. Bei der künstlichen Mast wie der in der Japanischen See vorkommende Buri (Yellow tail) werden im Meer gefangene, halbwüchsige Fische in geräumigen, zwischen Pontons hängenden Netzkäfigen gemästet.
Die bedeutendsten Fischfangnationen


Die mit Abstand größte Fischfangnation (gemessen am Ertrag) ist China, gefolgt von Peru, Indien und Japan. In Europa weisen Norwegen, Dänemark und Spanien die höchsten Fangmengen auf.
Rang | Land | Ertrag (in Tsd. t) |
Rang | Land | Ertrag (in Tsd. t) |
---|---|---|---|---|---|
1 | China | 44063 | 11 | Philippinen | 2380 |
2 | Peru | 7996 | 12 | Südkorea | 2282 |
3 | Indien | 5965 | 13 | Vietnam | 2010 |
4 | Japan | 5521 | 14 | Island | 1985 |
5 | USA | 5405 | 15 | Bangladesch | 1687 |
6 | Indonesien | 5068 | 16 | Dänemark | 1552 |
7 | Chile | 4363 | 17 | Mexiko | 1475 |
8 | Russische Föderation | 3718 | 18 | Spanien | 1397 |
9 | Thailand | 3606 | 19 | Malaysia | 1393 |
10 | Norwegen | 3199 | 20 | Myanmar | 1288 |
Quelle: Handelsblatt - Die Welt in Zahlen (2005)
Der Jahres-Fischereiertrag lag 2003 bei ca. 140 Millionen Tonnen weltweit.
Die wichtigsten Fangplätze der Seefischerei
Im Nordatlantik

Fast ohne Ausnahme spielt sich die Seefischerei auf dem küstennahen Schelf des Nord-Atlantik oder deren Nebenmeeren in Tiefen bis 700 m ab. Die Lage der Fangplätze auf dem flachen Schelf ist biologisch bedingt, da hier die besten Voraussetzungen für günstige Lebensbedingungen gegeben sind.
Ort | Fischart | Fangzeit |
---|---|---|
Barentssee | Kabeljau, Rotbarsch, Lodde | Mai - November |
Bäreninsel-Spitzbergen | Kabeljau, Rotbarsch | April - Juni |
Westgrönland | Kabeljau | März - Juni |
Ostgrönland | Rotbarsch | April - Dezember |
Island | Kabeljau, Rotbarsch, Seelachs, Lodde | ganzjährig |
Labrador | Kabeljau, Rotbarsch, Heilbutt | Mai - Dezember |
Nordsee | Hering, Scholle | Juli - Oktober |
Neufundland | Kabeljau, Rotbarsch | April - Dezember |
Norwegische Küste | Seelachs | Jini - Dezember |
Ostsee | Hering, Dorsch (=Kabeljau), Sprotte | Dezember - April |
Ostkante | Hering | Oktober - Mai |
Georgesbank/USA-Schelf | Makrele | Juli - Oktober |
Gotlandsee/Ostsee | Sprott | Dezember - April |
Baffinland | Grenadierfisch | Juli - Januar |
Englischer Kanal | Schildmakrele | ganzjährig |
Ökologische Aspekte
Besonders bei der Treibnetzfischerei werden viele nicht als verkaufsfähige geltende, nicht benötigte und dennoch getötete Tiere gefangen. Solcher Beifang wird meist wieder über Bord gegeben oder zu Fischmehl verarbeitet. Auch Säugetiere wie Delfine und kleine Walarten verfangen sich häufig während der Jagd nach Thunfisch in den Netzen und ersticken unter Wasser.
Innerhalb der EU gibt es durch die Gemeinsame Fischereipolitik Vorschriften über die Maschengröße der Fischnetze, die den Jungfischen ein Entkommen ermöglichen sollen.
Die industriell betriebene Fischerei führt zur Bedrohung des Bestandes für viele Fischarten, so ist der Kabeljau durch Überfischung weltweit akut vom Aussterben bedroht.
Um weitere ökologische Katastrophen zu verhindern, die langfristig auch den wirtschaftlichen Untergang der Fischereiindustrie in vielen Regionen bedeuten würden, werden Fangquoten, d. h. eine festgelegte Menge an Fischen in einem bestimmten Gebiet, festgelegt. Häufig werden diese jedoch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen zu hoch angesetzt.
Mit dem MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) ist seit 1997 ein Produktkennzeichen vorhanden, das es Verbrauchern ermöglichen soll, Fisch aus nachhaltiger Fischerei zu kaufen.
siehe auch
- Angelfischerei (Hobby)
- Schleppnetzfischerei
- Treibnetzfischerei
- Ringwadenfischerei
- Lichtfischerei
- Elektrofischerei
- Grundfischen
- Dynamitfischerei
- Cyanidfischerei
- Walfang
Literatur
- Antje Kahlheber: Die Erschöpfung der Weltmeere. Spektrum der Wissenschaft, November 2004, S. 60 - 68, ISSN 0170-2971
Weblinks
- Fangtechnik in der Binnenfischerei
- Fischereipolitik der EU
- Fischerei in Deutschland - Portal des Bundes und der Länder
- Deutsche Bundesforschungsanstalt für Fischerei
- Bericht über die weltweite Bedrohung des Kabeljaubestandes durch Überfischung
- onefish.org - Community Knowledge Directory - umfangreiche Seite zu verschiedensten Aspekten des Fischereiwesens (engl.)
Siehe auch
- Ernährung
- Quase (altertümliches Fischereifahrzeug)
- Fischer (Leute die den Beruf ausüben)
- Fischereiforschungschiff Walther Herwig