The Kraken
The Kraken, deutsch Der Krake, ist ein Gedicht des englischen Dichters Alfred Tennyson (1809–1892), erstmals erschienen 1830 in seinen Poems, Chiefly Lyrical.

Text
Below the thunders of the upper deep;
Far far beneath in the abysmal sea,
His ancient, dreamless, uninvaded sleep
The Kraken sleepeth: faintest sunlights flee
About his shadowy sides; above him swell
Huge sponges of millennial growth and height;
And far away into the sickly light,
From many a wondrous grot and secret cell
Unnumber'd and enormous polypi
Winnow with giant arms the slumbering green.
There hath he lain for ages, and will lie
Battening upon huge seaworms in his sleep,
Until the latter fire shall heat the deep;
Then once by man and angels to be seen,
In roaring he shall rise and on the surface die.[1]
Form
Das Gedicht lässt sich als ein aus den Fugen geratenes Sonett beschreiben[2]: Es zählt 15 statt der 14 üblichen Verse und folgt nach den halbwegs regelkonformen ersten beiden Quartetten einem zunehmend aberranten Reimschema[3]:
abab cddc efe aaf e
Anders als etwa Wordsworth empfand Tennyson die strengen Vorgaben der klassischen lyrischen Formen als beengend. In den Poems, Chiefly Lyrical von 1830 finden sich zwar auch einige formal tadellose Sonette, doch 50 Jahre später gab Tennyson, nunmehr der berühmteste Dichter des Landes, zu erkennen, was er tatsächlich von dieser Gedichtform hielt: „I hate the perfect sonnet with a perfect hatred.“[4] Zumindest im Falle von The Kraken verstärkt das unkonventionelle Versmaß aber durchaus die Einheit von Form und Inhalt: Der metrische Kollaps ereignet sich vor allem in den Zeilen, die die Apokalypse zum Thema haben, also das Ende der alten kosmischen Ordnung und den Anbruch eines neuen göttlichen Zeitalters, in dem mutmaßlich auch die Gesetze der Verslehre neu geschrieben werden.[5] Ins Auge fällt vor allem der überzählige Schlussvers, der als einziger kein iambischer Fünfheber, sondern ein Sechsheber ist, genauer gesagt ein Alexandriner.[6]
Die beiden ersten, fast tautologischen Verse stellen einen synonymen Parallelismus dar, wie er vor allem aus den poetischen Texten des Alten Testaments (und deren Übersetzung in der King-James-Bibel) bekannt ist, und etablieren ein auffälliges syntaktisches Muster: Präpositionalphrasen (And far away into the sickly light, From many a wondrous grot) oder adverbiale Ortsbestimmungen (there, above him) gehen den Aussagesätzen zumeist voran und verleihen der geschilderten Szene eine statische Qualität, ganz als würde ein Gemälde beschrieben.[7] Die Monotonie der Unterwasserwelt unterstreichen Assonanzen wie in see / flee / green / seen und light / height / lie , Tautologien wie His […] sleep / The Kraken sleepeth, am sinnfälligsten aber die Wiederholung ausgerechnet des ersten Reimpaars deep / sleep in den Versen 12-13.[8]
Quellen, Themen und Motive
Seemannsgarn

The Kraken ist trotz seiner Kürze ein ausgesprochen vieldeutiges Werk, in dem mythische, christliche und naturwissenschaftliche Motive und Begrifflichkeiten nebeneinander bestehen. In der deutschen Übersetzung tritt diese grundlegende Ambivalenz schon im Titel zutage, da „Kraken“ im Deutschen heute zwei Bedeutungen hat. Der heute dominante Wortsinn „Achtarmiger Tintenfisch, Oktopus“ ist erst seit den Arbeiten des Naturforschers Lorenz Oken (1779–1851) geläufig, im Englischen ist er unbekannt. Hier wird das Wort nur in seiner ursprünglichen Bedeutung gebraucht, nämlich als Bezeichnung eines sagenhaften Seeungeheuers, das im Nordmeer sein Unwesen treiben soll.
Mit Kraken ist bei Tennyson mithin zunächst ausschließlich das Fabelwesen gemeint. In einer knappen Anmerkung zum Gedicht verwies er 1872 auf die Beschreibung, die der norwegische Bischof Erik Pontoppidan (1698–1764) davon lieferte. Pontoppidan zufolge erreicht der Kraken eine Länge von mehr als einer Meile, so dass mancher Kapitän ihn schon für eine Insel gehalten und so verhängnisvollerweise versucht habe, an ihm zu ankern. Taucht er ab, verursacht er gewaltige Meeresstrudel, in denen schon so manches Schiff versunken ist, andere wurden von seinen riesigen Armen umklammert und in die Tiefe gezogen. Pontoppidans Darstellung war Tennyson wohl aus knappen Zusammenfassungen in der Biographie Universelle und der English Encyclopaedia bekannt. Weitere wahrscheinliche Quellen sind die Beschreibungen des Kraken in Thomas Crofton Crokers Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland (1825–1827) und in Walter Scotts The Pirate (1821).[9] Isobel Armstrong verweist außerdem auf die Beschreibung einer dem Kraken entsprechenden Seeschlange in Olaus Magnus Historia de gentibus septentrionalibus (1555), die Scott in einer Fußnote seiner Minstrelsy of the Scottish Border (1803) zitiert und in dem dieses Seeungeheuers wenn nicht mit dem Weltuntergang, so doch mit einer Erschütterung der weltlichen Ordnung in Verbindung gebracht wird, sein Erscheinen kündet nämlich vom Nahen „eines wunderbaren Wandels im Königreich; nämlich, dass alle Fürsten sterben oder verbannt werden; oder dass furchtbare Kriege toben werden.“[10]
Wie Scott, Croker sowie dessen deutsche Übersetzer, die Brüder Grimm, schätzte Tennyson Seemannsgarn, Märchen und andere Sagenstoffe ob ihres ästhetischen Werts als „Volksdichtung“, und wie Scott griff er in seiner Kunstdichtung selbst häufig volkstümliche Sagenstoffe auf; so finden sich etwa in den Poems, Chiefly Lyrical Bearbeitungen der Artussage (The Lady of Shalott) und von Dornröschen (Sleeping Beauty). Thematisch steht The Kraken in diesem Band scheinbar den märchenhaften Gedichten The Sea-Fairies, The Merman und The Mermaid am nächsten, die Meermänner und Meerjungfrauen behandeln. Mit diesen ebenfalls aquarisch lebenden Geschöpfen hat Tennysons träger und bewusstlos vor sich hin dämmernder Krake letztlich aber ebenso wenig gemein wie mit dem bei Pontoppidan oder auch Scott beschriebenen Seeungeheuer. Zwar stimmen die ersten Zeilen, insbesondere die Worte Far far beneath, die an die Eröffnungsformel Once upon a time, in a land far, far away (entspricht deutsch „Es war einmal …“) denken lassen, auf ein Märchen ein, doch wird diese Erwartung letztlich nicht erfüllt.
Wissenschaft
Im weiteren Verlauf des Gedichts ist die Sprache zunehmend mit ganz und gar nicht volkstümlichen Gräzismen und Latinismen (abysmal, millenial) durchsetzt und hebt mit dem reichlich unpoetischen Wort polypi zwischenzeitlich in ein explizit wissenschaftliches Register ab. Alles andere als märchenhaft sind auch die „Bewohner“ der Unterwasserwelt; neben Polypen sind hier nur Seegras, Schwämme und Würmer zu beobachten, aber keine anderweltlichen Wesen wie Meerjungfrauen oder dergleichen. Die Beschränkung auf natürliche Phänomene ist eine folgerichtige Konsequenz der wissenschaftlichen Weltsicht und der „Entzauberung der Welt“, wirft aber die Frage auf, um was für ein Wesen es sich bei Tennysons Kraken handelt, wenn nicht um ein Seeungeheuer. Auffälligerweise beschreibt das Gedicht ausschließlich die Umgebung des Kraken, nie aber dessen eigene Gestalt; die wenigen Sonnenstrahlen, die die Tiefe erreichen, erhellen ihn nicht, sondern „fliehen“ geradezu von ihm fort.
Nicht nur angesichts der naturalistischen Schilderungen der Meeresfauna ringsum liegt es nahe, den Kraken ebenfalls als ein gewöhnliches Tier zu deuten, namentlich als Tintenfisch. Seit dem 18. Jahrhundert wurde unter Naturwissenschaftlern vielfach die Theorie diskutiert, dass der Aberglaube vom Kraken einen wahren Kern berge und es sich bei diesem vermeintlichen Fabeltier um riesenhafte Kopffüßer (wie den erst 1857 erstbeschriebenen Riesenkalmar) handeln könnte, zumal Seemänner, insbesondere Walfänger, immer wieder Sichtungen oder gar Angriffe solcher Tiere behaupteten. Tennyson könnte insbesondere die beiden ausführlichen Artikel gekannt haben, die der Zoologe James Wilson 1818 im Blackwood’s Edinburgh Magazine zu dieser Frage veröffentlichte. Problematisch ist die Deutung von polypi, da mit diesem Namen erst seit dem 18. Jahrhundert Nesseltiere wie die Seeanemonen bezeichnet werden. Bei antiken Autoren wie Aristoteles und bei einigen Zoologen noch bis ins 19. Jahrhundert wurden unter diesem Namen hingegen die Kopffüßer bezeichnet – möglicherweise bezeichnen die „ungezählten und ungeheuer großen“ Polypen mit ihren „gigantischen Armen“ keine Zoophyten, sondern eine Vielzahl von Tintenfischen, mithin nicht einen einzigen „Kraken“, sondern deren viele. Deutet man polypi hingegen in ihrem heutigen Wortsinn, bietet sich ein anderer Erklärungsansatz an: 1828 mutmaßte Humphry Davy in seinen auch von Scott wohlwollend rezensierten Salmonia, dass die Sichtungen von Seeungeheuern wie dem Kraken auf das gelegentlich zu beobachtende massenhafte Auftreten von Quallen, „Polypen“ und anderem Zooplankton zurückzuführen seien; von ferne könnten derartige Schwärme wie ein einziger, riesiger Organismus erscheinen.[11]
Tennysons Faszination mit Zoophyten, Mollusken und anderen „niederen“ Lebensformen war ein Resultat seiner Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Werken und insbesondere mit biologischen Evolutionstheorien, die die althergebrachten Vorstellungen von der göttlichen Schöpfung und der Rolle des Menschen darin schon vor Charles Darwin radikal in Frage stellten. In der englischen Literatur ist Tennysons In Memoriam A. H. H. (entstanden zwischen 1833 und 1849) die bedeutendste Auseinandersetzung mit der Glaubenskrise, doch auch schon ein frühes Werk wie The Kraken lässt sich vor diesem Hintergrund deuten. Einer von seinem Sohn kolportierten Anekdote zufolge fiel Tennyson schon zu seiner Studienzeit mit Äußerungen zur Rekapitulationstheorie auf.[12]
Apokalypse

Wasserfarbenzeichnung von William Blake, 1805
In der Schlusspassage weicht das aquaristische Stillleben unvermittelt der Schilderung des Weltuntergangs, des „letzten Feuers“. In diesen drei Zeilen verbergen sich einige Bilder aus den Endzeitvisionen der Johannesoffenbarung, plausibel anschließen lassen sich insbesondere Offb 8,8-9 ELB:
„Und der zweite Engel posaunte: Und etwas wie ein großer feuerflammender Berg wurde ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. Und es starb der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.“
sowie Offb 13,1 ELB:
„Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.“
Richard Maxwell verweist zudem auf Offb 17,8 ELB:
„Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und geht ins Verderben; und die Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird.“
W. D. Paden deutet diese Zeilen vor dem Hintergrund der mythologischen Typologie des anglikanischen Theologen G. S. Faber (1773–1854), derzufolge sämtliche heidnischen Mythen der Welt korrumpierte Versionen des biblischen Gottesworts darstellen. So sah Faber im Typhon und im Python der griechischen und in der Midgardschlange der germanischen Mythologie Verkörperungen des „bösen Prinzips“ bzw. des Teufels, vergleichbar der Schlange im Garten Eden, Seeungeheuer wie Seeschlangen im Besonderen als heidnisch überformte Repräsentation der biblischen Sintflut.[13] Andere Deutungen vermuten einen politischen Subtext, insbesondere aufgrund der scheinbar unverfänglichen Zeile Battening upon huge seaworms in his sleep, die einen Verweis auf Percy Bysshe Shelleys Versdrama Prometheus Unbound (1818, dt. Der entfesselte Prometheus) darstellt, das wiederum eine Parabel auf die erneuerende, aber auch zerstörerische Kraft politischer Revolutionen – im historischen Kontext besonders der Französischen Revolution – darstellt. Bei Shelley beschwört der aufrührerische „Demagorgon“ die „Genii“ aus ihren weit über das „Oblivion“ verstreuten Wohnstätten herauf, vom Himmelszelt bis hinab in die Meerestiefen, to the dull weed some sea-worm battens on (IV. 542).[14]
Rezeption

The Kraken zählt heute zu den bekanntesten und am häufigsten anthologisierten Gedichten Tennysons. Zu seinen Lebzeiten nahm er es indes im Gegensatz zu einigen anderen Frühwerken lange nicht in die zahlreichen Gedichtbände auf, mit denen er gegen Mitte des 19. Jahrhunderts zum gefeiertsten englischen Dichter des viktorianischen Zeitalters avancierte (von 1850 bis zu seinem Tod 1892 war er als Poet Laureate beamteter Lobsänger des Vereinigten Königreichs), erst 1872 veröffentlichte er es erneut im ersten, Juvenilia betitelten Band einer achtbändigen Bibliotheksausgabe seiner Werke.
Dennoch scheint The Kraken schon früh zur Popularisierung des Kraken-Motivs besonders in der fantastischen Literatur des 19. Jahrhunderts beigetragen zu haben, auch wenn sich ein direkter Einfluss nur selten direkt nachweisen lässt. Albert J. Frank vermutet, dass Edgar Allan Poe das Gedicht 1832 aus einer Rezension der Poems, Chiefly Lyrical im Maiheft Blackwood's Edinburgh Magazine kannte, wo es in voller Länge abgedruckt war, und sein Lektüreerlebnis in seine Kurzgeschichte MS. Found in a Bottle einfließen ließ, wo es an einer Stelle unvermittelt heißt: At times we gasped for breath at an elevation beyond the Albatross — at times became dizzy with the velocity of our descent into some watery hell, where the air grew stagnant, and no sound disturbed the slumbers of the Kraken.[15] Die bei Tennyson angedeuteten Versuche, den mythischen Kraken wissenschaftlich zu deuten, haben sich in zwei der bekanntesten literarischen Werke des 19. Jahrhunderts niedergeschlagen, zum einen in Herman Melvilles Moby-Dick (1851) und vor allem in Jules Vernes Vingt mille lieues sous les mers (1869–1870, dt. „20.000 Meilen unter dem Meer“). Tennysons Gedicht dürfte dabei sowohl Melville als auch Verne bekannt gewesen sein.[16] Im 59. Kapitel von Moby-Dick (The Squid) sichtet die Mannschaft der Peqoud einen riesigen Tintenfisch; dass Melville bei seiner Schilderung wie Tennyson aber auch die mythischen, wenn nicht sogar eschatologischen Qualitäten des Kraken im Sinn hatte, bezeugt ein auf den November 1851 datierter Brief an Nathaniel Hawthorne, in dem er raunt: Leviathan is not the biggest fish; – I have heard of Krakens.[17]
In Vernes Roman tauschen sich Kapitän Nemo, der Kapitän des ebenfalls nach einem Kopffüßer benannten Unterseeboots Nautilus, und sein unfreiwilliger Gast, der französische Professor Aronnax, mehrfach über derartige Theorien aus und werden vor den Bahamas schließlich selbst von einem Riesenkalmar oder -kraken angegriffen. In der Beschreibung der Tangwälder, die dem Angriff vorausgeht, meint Richard Maxwell explizite Anleihen an Tennysons Gedicht zu erkennen:[18]
„Steile Felsen ragten da hoch unter dem Meer empor, grad anstrebende Mauern aus angefressenen Steinblöcken in mächtigen Schichten aufgebaut, dazwischen schwarze, dunkle Löcher, wohin unsere elektrischen Strahlen nicht durchdringen konnten. Diese Felsen waren mit starkem Gebüsch überzogen, riesenhafte Laminarien und Seetang, ein wahres Spalier von Wasserpflanzen, einer Riesenwelt entsprechend. Diese kolossalen Pflanzen führten uns, Conseil, Ned und mich, im Gespräch auf die Riesentiere des Meeres. Etwa um 11 Uhr machte mich Ned Land auf ein fürchterliches Wimmeln in den großen Tangmassen aufmerksam. »Nun«, sagte ich, »da sind ja die wahren Polypenhöhlen, und es würde mich nicht eben wundern, wenn wir einige dieser Ungeheuer zu sehen bekämen.[19]“
Sehr wahrscheinlich ist die Annahme, dass Tennysons Gedicht ein unmittelbares Vorbild für den „Ctulhu“-Mythos darstellt, der grundlegend für mehrere der bekanntesten Horrorgeschichten des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft ist, insbesondere für die Erzählung Call of Cthulhu (1928).[20] Demnach ist Cthulhu ein vor mehreren hundert Millionen Jahren auf die Erde gekommenes, mit riesigen Tentakeln bewehrtes Wesen, das im Pazifischen Ozean in einem todesähnlichen Schlaf gefangengehalten wird und einem obskuren Mythos zufolge eines Tages, wenn die Sterne richtig stehen, auferstehen, die Weltherrschaft an sich reißen und schließlich alles Leben auf der Erde töten wird; in der Zwischenzeit „ruft“ er die immergleiche Botschaft aus seinem Gefängnis in den Tiefen in die Welt hinaus: Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn, „In seinem Haus in R’lyeh wartet träumend der tote Cthulhu“.[21] Ähnlich wie bei Lovecraft wird Tennysons Krake in John Wyndhams Roman The Kraken Wakes (1953, dt. Wenn der Krake erwacht) zu einem riesenhaften außerirdischen Wesen umgedeutet, das die Vernichtung der Menschheit im Schilde führt; das Gedicht ist diesem Roman als Epigraph vorangestellt. Zwei Jahre später gab auch Jorge Luis Borges The Kraken in seinem Libro de los seres imaginarios (1957, dt. „Einhorn, Sphinx und Salamander“), eine Art postmodernes Bestiarium, in voller Länge wieder.
Benjamin Britten vertonte The Kraken 1958 in seinem Liederzyklus Nocturne (op. 60), arrangiert für einen Tenor, gemischte Bläser, Harfe, Cello und Geigen.[22]
Übertragungen ins Deutsche
- Der Krake. Deutsch von Ulla de Herrera, nach der spanischen Übersetzung von Jorge Luis Borges. In: Jorge Luis Borges: Einhorn, Sphinx und Salamander: Ein Handbuch der phantastischen Zoologie. Hanser, München 1964.
- Der Krake. Deutsch von Werner von Koppenfels. In: Werner von Koppenfels, Manfred Pfister (Hrsg.): Englische und amerikanische Dichtung, Band 2: Von Dryden bis Tennyson. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46458-0, S. 392.
Sekundärliteratur
- Isobel Armstrong: Victorian Poetry: Poetry, Poets and Politics. Routledge, London / New York 1993, ISBN 978-0-203-19328-0, S. 50f.
- Stephen George: Tennyson's The Kraken. In: The Explicator 52:1, 1993, S. 25-27.
- Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. In: Victorian Poetry 47:1, 2009, S. 7–23.
- Albert J. von Frank: “MS. Found in a Bottle”: Poe's Earliest Debt to Tennyson. In: Poe Studies/Dark Romanticism 32:1-2, 1999, S. 1–5.
- James Donald Welch: Tennyson’s Landscapes of Time and a Reading of “The Kraken”. In: Victorian Poetry 14:3, 1976, S. 197–204.
Weblinks
- "The Kraken" (1830) - Alfred Lord Tennyson im Victorian Web, mit Annotationen von Philip V. Allingham.
Einzelnachweise
- ↑ Text gemäß Tennyson: Selected Edition. 2., revidierte Ausgabe. Hrsg. von Christopher Ricks. Pearson Longmen, Harlow und New York 2007, S. 17-18, und identisch mit dem Abdruck in Tennysons Juvenilia von 1872. Gegenüber dem Erstabdruck von 1830 wurden nur zwei geringfügige Änderungen vorgenommen: die altertümliche Schreibweise antient wurde durch ancient ersetzt, das Wort fins durch arms.
- ↑ Robert Pattison bezeichnet es als „Quasi-Sonett“, in: Robert Pattison: Tennyson and Tradition. Harvard University Press, Cambridge MA 1979, S. 41.
- ↑ Philip V. Allingham: Annotationen zu The Kraken im Victorian Web
- ↑ Zitiert in: Christopher Decker: Tennyson’s Limitations. In: Robert Douglas-Fairhurst, Seamus Perry: Tennyson Among the Poets: Bicentenary Essays. Oxford University Press, New York 2009, S. 66
- ↑ Robert Pattison: Tennyson and Tradition. Harvard University Press, Cambridge MA 1979, S. 41–42.
- ↑ Christopher Ricks: Annotationen zu The Kraken. In: Alfred Lord Tennyson: Selected Poetry. Penguin, London / New York 2008, S. 303.
- ↑ James Donald Welch: Tennyson’s Landscapes of Time and a Reading of "The Kraken", S. 201–202.
- ↑ Christopher Ricks: Tennyson. 2. Auflage. University of California Press, Berkeley CA 1989, S. 41; Seamus Perry: Alfred Tennyson. Northcote, Horndon 2005, S. 42-43.
- ↑ Herausgebernotiz von Christopher Ricks in: Tennyson: Selected Edition. 2., revidierte Ausgabe. Pearson Longmen, Harlow und New York 2007, S. 17.
- ↑ Isobel Armstrong: Victorian Poetry, S. 52-53.
- ↑ Richard Maxwell: Unnumbered Polypi, S. 10-11.
- ↑ My father — after perhaps reading Cuvier, or Humboldt — seems "to have propounded in some college discussion the theory that "the development of the human body might possibly be traced from the radiated, vermicular, molluscous and vertebrate organisms." The question of surprise put to him on this proposition was, "Do you mean that the human brain is at first like a madrepore's, then like a worm's, etc.? but this cannot be, for they have no brain." Hallam Tennyson: Alfred Lord Tennyson: A Memoir. New York 1897, Band I, S. 44; zitiert in: Richard Maxwell: Unnumbered Polypi, S. 12.
- ↑ W. D. Paden: William D. Tennyson in Egypt: A Study of the Imagery in His Earlier Work. University of Kansas Press, Lawrence 1942, S. 149.
- ↑ Isobel Armstrong: Victorian Poetry, S. 51-52.
- ↑ MS. Found in a Bottle. In: Thomas Ollive Mabbott (Hrsg.): The Collected Works of Edgar Allan Poe. Band 2: Tales & Sketches I. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge Mass. 1978, S. 131-146, hier S. 139.
- ↑ Richard Maxwell: Unnumbered Polypi, S. 16f.
- ↑ Herman Melville: Correspondence. Hrsg. von Lynn Horth. Northwestern University Press, Evanston 1993, S. 212.
- ↑ Richard Maxwell: Unnumbered Polypi, S. 23; Die darauffolgende Szene, also der Angriff selbst, ist Vernes eigener Aussage zufolge vielmehr an Victor Hugos Les Travailleurs de la mer angelehnt.
- ↑ Jules Verne: 20.000 Meilen unterm Meer. Nach zeitgenössischen Übersetzungen überarbeitet von Günter Jürgensmeier. pdf auf den Seiten der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek, S. 437.
- ↑ Philip A. Shreffler: The H.P. Lovecraft Companion. Greenwood Press, Westport, Conn. 1977, S. 43-44.
- ↑ Zu einem Vergleich von The Kraken und Call of Ctulhu siehe Richard Maxwell: Unnumbered Polypi, S. 18-20.
- ↑ Peter J. Hodgson: Benjamin Britten: A Guide to Research. Garland, New York 1996. S. 109.