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Bint ʿamm

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Die bint 'amm (arabisch: بنت عم "Tochter des Vaterbruders") ist die klassifikatorische patrilaterale Parallelkusine, die eine besondere Rolle im traditionellen Heiratsverhalten semitischer und muslimischer Bevölkerungen spielt, da sie als die ideale Braut gilt.

Die bint 'amm ist entweder die Tochter des Bruders des Vaters eines Mannes, oder die Tochter eines anderen männlichen Verwandten dieses Mannes, dessen Verwandtschaft nur über männliche Verwandte läuft, d.h. in der Praxis die Tochter eines Mannes aus der gleichen Großfamilie (hamula) wie der Bräutigam, jedoch nicht die Schwester.

Bereits zur Zeit der biblischen Patriarchen galt die bint 'amm als die ideale Braut. Der biblische Isaak heiratet mit Rebekka ebenso wie Jakob mit Lea und Rachel jeweils die bint 'amm.

Dieser Brauch setzt sich bis in die Gegenwart besonders bei Beduinen, aber auch insgesamt bei arabisch-sprachigen und muslimischen Bevölkerungen, etwa den Kurden, fort. In manchen Gegenden, die diesen Brauch kennen, wird der größte Teil der möglichen Eheschließungen mit der bint 'amm auch tatsächlich geschlossen. In Jordanien beispielsweise waren in Jahre 1994 etwa 45% aller Ehen solche mit der bint 'amm, davon 25% mit der tatsächlichen patrilateralen Parallelkusine und 20% mit der klassifikatorischen patrilateralen Parallelkusine[1]. Eine Studie zeigt in nahöstlichen Staaten Prozentsätze von bint-'amm-Heiraten zwischen minimal 32% und maximal 65%[2]

Da die bint 'amm zur Familie des Bräutigams gehört, ist kein Brautpreis, der ja an die Familie der Braut fallen würde, zu zahlen. Außerden wird als Vorteil gesehen, das es mit der Familie der Braut, die ja die eigenen ist, keine Probleme zwischen zwei Familien geben kann.