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Georg von Below

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Georg Anton Hugo von Below (* 19. Januar 1858 in Gumbinnen; † 20. Oktober 1927 in Badenweiler) war ein deutscher Verfassungs- und Wirtschaftshistoriker.

Leben

Er entstammte einer alten Offiziers- und Beamtenfamilie von Below. In Bonn studierte er u.a. bei dem Mediävisten Moriz Ritter und dem ihm bereits von Königsberg her bekannten Wilhelm Maurenbrecher. Er promovierte 1883 in Bonn bei Ritter. In Marburg erfolgte 1886 seine Habilitation. 1886 erlangte er eine außerordentliche Professur in Königsberg und wurde 1891 ordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Geschichte in Münster. Es folgten Berufungen nach Marburg (1897), nach Tübingen (1901) und schließlich 1905 nach Freiburg im Breisgau, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1924 lehrte.

1897 wurde Below zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen gewählt, 1899 legte er die Mitgliedschaft nieder. 1903 wurde er Ehrenmitglied des Tübinger Wingolf und war 1911 maßgeblich an der Gründung des Freiburger Wingolf beteiligt, dessen Mitglied er ebenfalls wurde. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Heidelberger (1909), der Wiener Akademie der Wissenschaften (1916) und der Preußischen Akademie der Wissenschaften (1922).[1] Below war seit 1903 Herausgeber der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und seit 1910 jahrelang Mitherausgeber der Historischen Zeitschrift. In der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der er seit 1903 angehörte, leitete er ab 1904 die Abteilung „Die Chroniken der Deutschen Städte“ als Nachfolger des Historikers und Experten auf dem Gebiet der Stadtgeschichtsforschung Karl Hegel[2], ab 1914 die Deutschen Handelsakten und von 1920 bis 1927 die Jahrbücher der Deutschen Geschichte.

Bedeutung

Georg von Below zählte zu den profiliertesten und streitbarsten konservativen Historikern seiner Zeit und spielte besonders in der Debatte um den kulturwissenschaftlichen Ansatz von Karl Lamprecht eine wichtige Rolle. Seine Überzeugung, dass der starke Nationalstaat das wünschenswerte Ziel der Geschichte sei, weil allein er die „Wohlfahrt seiner Untertanen“ sichern könne, führte Below zu einer dezidiert wertenden Geschichtsschreibung. Der erste Teil seines als Standardwerk geplanten Buchs Der deutsche Staat des Mittelalters war daher eine Generalabrechnung mit abweichenden Ansichten (u.a. Otto von Gierkes); ein zweiter Teil ist jedoch nie erschienen.

Auf der Basis seiner Geschichtsauffassung verteidigte Below als letzter ernstzunehmender Historiker 1927 noch einmal die These Heinrich von Sybels in der grundlegenden Kontroverse zwischen Sybel und Julius Ficker, wonach die Italien- und Kaiserpolitik der deutschen Herrscher des Mittelalters verhängnisvoll gewesen sei, da sie die Herausbildung eines deutschen Nationalstaates verhindert habe.

Below gilt heute als ein Hauptvertreter einer methodisch wie politisch konservativen deutschen Geschichtswissenschaft, der es am Ende des 19. Jahrhunderts und am Beginn des 20. Jahrhunderts gelang, methodische Innovationen abzublocken. Er ist als einer der Hauptgegner von Karl Lamprecht im Methodenstreit der Geschichtswissenschaft hervorgetreten.

Below diskutierte mit Max Weber, dem Mitbegründer der deutschen Soziologie, den er sehr schätzte, intensiv um Methodenfragen, wobei er die Soziologie als Sonderdisziplin ablehnte. Seine Soziologie-Kritik ging so weit, dass er die Installation erster soziologischer Lehrstühle nach 1918 als Maßnahme zur Herbeiführung des Sozialismus diffamierte. Dies löste scharfe Kontroversen mit Ferdinand Tönnies und Leopold von Wiese aus.

Laut Hermann Aubin[3] entstammte der „romantische Idealismus“ Belows Geschichtsauffassung „in erster Linie seiner überkommenen Religiosität lutherischer Prägung, in zweiter Linie seinem Nationalbewußtsein, das trotz seiner spezifisch preußischen Abkunft ganz allgemein deutsch war.“ Below ist auch politisch tätig gewesen als Leiter einer freikonservativ-konservativen Gruppe seit 1907, als einer der Begründer (mit H. St. Chamberlain u. a.) der Zeitschrift Deutschlands Erneuerung (1917) und mit Othmar Spann der Schriftenreihe Herdflamme.

Schriften

  • Der Ursprung der deutschen Stadtverfassung (1892)
  • Das ältere deutsche Städtewesen (1898)
  • Territorium und Stadt (1900; 2., wesentlich veränderte Auflage 1923)
  • Das parlamentarische Wahlrecht in Deutschland (1909)
  • Der deutsche Staat des Mittelalters (1914)
  • Deutsche Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts (1916)
  • Probleme der Wirtschaftsgeschichte (1920)
  • Zum Streit um das Wesen der Soziologie, in: Jahrbuch für National-Ökonomie 124. Bd. (1926)
  • Die italienische Kaiserpolitik des deutschen Mittelalters (1927)

Literatur

Anmerkungen

  1. Mitglieder der Vorgängerakademien. Georg Anton Hugo von Below. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 20. Februar 2015.
  2. Vgl. dazu besonders Marion Kreis: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 84). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u.a. 2012, S. 310ff., ISBN 978-3-525-36077-4. (Vgl. dazu E-Book und Leseprobe)
  3. Hermann Aubin: Below, Georg Anton Hugo von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 32 f. (Digitalisat).