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Serbokroatische Sprache

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Als Serbokroatisch wurde im ehemaligen Jugoslawien die gemeinsame südslawische Sprache der Kroaten, Bosniaken und Serben bezeichnet, während Slowenen, Mazedonier, Albaner, Ungarn und andere ihre eigenen Sprachen sprachen.

Die Serbokroatische Sprache baut, ebenso wie die Nachfolgersprachen, auf den stokavischen Dialekten der Herzegowina und Montenegros auf. Das Serbokroatische teilt sich in mehrere Sprachgruppen, wobei das Schtokawische (nach dem Fragewort für was: što) in allen serbokroatischen Ländern vorherrschend ist. Neben dem Schtokawischen gibt es das vor allem im nördlichen Kroatien verbreitete Kajkawische (kajkavski; Fragewort kaj anstatt što) und Tschakawische (čakavski; Fragewort ča statt što oder kaj) an der dalmatinischen Küste. Das Schtokawische teilt sich wiederum in mehrere Untergruppen, wobei die ijekawische (ijekavica) und ekawische (ekavica) Sprachform des Schtokawischen die dominierenden sind. Die ijekawische Sprachform herrscht überwiegend in Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro sowie in kleineren Teilen Westserbiens. Die ekavica entstand in der Voivodina in Nordserbien in starker Anlehnung an das Kirchenslawische und beeinflusste auch das Schtokawische in Altserbien, so das heute in Serbien die ekawische Sprachform vorherrscht.

Das Sprachenkürzel "sh" (nach ISO 639) wird seit dem 18. Februar 2000 als veraltet angesehen; vgl. http://lcweb.loc.gov/standards/iso639-2/codechanges.html

Die Sprache hatte die Eigenart, dass sie mit zwei verschiedenen Alphabeten geschrieben wurde. Während die Kroaten und Bosnier das lateinische Alphabet verwendeten, wurde von Serben in aller Regel das kyrillische Alphabet benutzt. Dies war im Abkommen von Novi Sad aus dem Jahr 1954 geregelt.

Das Serbokroatische wurde - insbesondere aus politischen Gründen nach dem Bosnisch-Kroatisch-Serbischen Krieg (1991-1995) auch offiziell in drei Sprachen geteilt: Die sich heute als eigenständig verstehenden Sprachen Bosnisch, Kroatisch und Serbisch sind also im Wesentlichen mit dem Serbokroatischen identisch, die jedoch nicht mehr gemeinsam erfolgende Sprachpflege lässt eine künftig getrennte Entwicklung dieser drei Sprachen vermuten. Seit je her unterscheiden sich die drei Sprachen jedoch in der Aussprache vieler Wörter und in einer großen Anzahl von Regionalismen.

Ein wesentlicher Unterschied ist dabei die Umwandlung des altslawischen jat in ije/je in Kroatien und Bosnien, ebenso in Montenegro, bzw e in Serbien. Regional in Dalmatien und der Herzegowina ist es auch als i ausgeprägt. Weiters gibt es Unterschiede bei der Übernahme von Fremdwörtern: falsifikovati vs. falsificirati; okean vs. ocean; hemija - kemija. Grundsätzlich werden Fremdwörter im Kroatischen sparsamer eingesetzt, als im Serbischen, während das Bosnische viele Turzismen enthält. Die Unterschiede im Grundwortschatz sind dagegen geringer als etwa zwischen vielen deutschen Dialekten

Siehe auch: Slawische Sprachen