Warschau
Warschau (poln. Warszawa, ausgesprochen etwa wie "Warschawa") ist die Hauptstadt Polens und eines der politischen, wirtschaftlichen und Verkehrs-Zentren Mitteleuropas. Warschau liegt an der Weichsel in der Woiwodschaft (=Provinz) Masowien und hat 1,7 Mio. Einwohner (mit Agglomeration ca. 2,9 Mio.).
Geschichte
Zwischen 1281 und 1321 wurde Warschau die ersten Male urkundlich erwähnt. Seit 1334 hatte es Magdeburger Stadtrecht. Ab 1596 war es unter der schwedischen Wasa-Dynastie Hauptstadt des Königreiches Polen-Litauen, weil es zentraler als die bisherige Hauptstadt Krakau lag.
Im 30jährigen Krieg wurde Warschau von den Schweden zerstört. Nach der 3. Teilung Polens (1795) und der Abdankung des letzte Königs von Polen wurde Warschau von Preußen regiert. Warschau wurde zum Sitz der neuen Provinz "Südpreussen" (die Warschau, Posen und Kalisz umfasste). In napoleonischer Zeit war Warschau Sitz eines gleichnamigen Großherzogtums, bevor es 1815 Hauptstadt des russischen Satellitenstaates Kongresspolen wurde (welches immer mehr zu einem Gouvernement Russlands wurde).
Historische Karte von Warschau Historische Karte von Warschau aus Meyers Konversationslexikon 1888 Bild vergrößern |
Im Ersten Weltkrieg Besetzung durch deutsche Truppen, seit 1918 Hauptstadt des erneut unabhängigen Polens. Nach einer kulturellen Blütezeit unter Präsident Starzyński kam es 1939 zum erneuten Einmarsch deutscher Truppen (Zweiter Weltkrieg). Diesem gingen schwere deutsche Luftangriffe voraus, die ca. 10 % des Wohnraums zerstörten. In dieser Zeit wurden mindestens 300.000 jüdische Bürger Warschaus deportiert und ermordet (man geht aber von weit mehr aus). 1943 kam es jüdischen Ghetto zu einem Auftand, als dessen Folge ein ganzes Stadviertel liquidiert wurde. Die überlebenden Juden wurden zumeist in Treblinka ermordet. Der zweite Aufstand im Sommer 1944 wurde von der Wehrmacht niedergeschlagen und führte zur Liquidierung hunderttausender Soldaten und Zivilisten. Als Repressalie wurde die Mehrzahl der noch vorhandenen Warschauer Gebäude auf dem rechten Weichselufer von den deutschen Truppen planmässig zerstört. Währenddessen verharrte die Sowjetarmee auf dem linken Weichselufer. Die Historiker vermuten überwiegend, dass es Stalins Absicht war, nicht in die Kämpfe zwischen Polen und Wehrmacht einzugreifen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt ab 1946 bis 1953 in einer als Meisterleistung gewürdigten historischen Rekonstruktion wieder aufgebaut und dafür als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. Die Backsteine zum Wiederaufbau wurden aus zerstörten ehemals deutschen Städten, unter anderem aus Elbing, herbeigeschafft. Die Arbeiten orientierten sich dabei an Gemälden Canalettos aus dem 18. Jahrhundert.
Siehe auch: Geschichte Polens.
Gegenwart
Wie andere Zentren Mitteleuropas auch, profitiert Warschau von der Wende 1989. Die Stadt beansprucht den Titel größte Baustelle Europas, in der Innenstadt sind in den letzten Jahren viele Läden, Einkaufszentren, Bürohochhäuser und Freizeitmöglichkeiten geschaffen worden. Gleichzeitig allerdings leidet darunter der historische Charakter der Stadt, da im gesamten Innenstadtbereich versucht wird, Geld zu verdienen und so viele historische Gebäude mit Werbung übersäht sind.
Warschau ist der größte Investitionsschwerpunkt in Polen. Die Arbeitslosigkeit liegt mit sieben Prozent weit unter dem polnischen Durchschnitt von 17%. In der Stadt entstehen neue Bürohochhäuser, die dem 234 m hohen "Kulturpalast" in der Skyline den Platz streitig machen.
Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt wurde als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. In ihr finden sich vor allem reich verzierte Bürgerhäuser auf gotischen Grundmauern. Sehenswert sind: Kathedrale St. Johannes (2. Hälfte des 14. Jh.), Schloss (1680-92), Sigismundssäule (1643/44, Wahrzeichen der Stadt), verschiedene Paläste (Gninski-Palast, Lazienkipalast mit -park, Belvederepalast, Wilanowpalast). Ein weiterer dominanter Bau in der Innenstadt ist der aus kommunistischer Zeit stammende "Kulturpalast" im Zuckerbäckerbaustil. Europas größter Basar im Stadion 10-lecia wirkt wie eine Reminiszenz an die frühe Nachwende-Zeit.
Verkehr
Warschau ist politisches Zentrum von Polen, Anziehungspunkt für den Tourismus und kulturelles (neben Krakau) und wirtschaftliches Zentrum. Außerdem ist Warschau einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Mitteleuropas als Schnittpunkt der Verkehrswege Paris/London-Berlin-Warschau-Minsk/Kiew/Moskau und Nordeuropa-Balkan. Dem innerstädtischen Verkehr dient eine U-Bahn.
Administrative Einteilung
Seit der letzten Verwaltungsreform im Jahre 2002 ist Warschau wieder eine einheitliche Stadtgemeinde, die gleichzeitig den Status eines powiat (dt. Kreis) hat. Man kann diesen Status in etwa mit dem einer Kreisfreien Stadt in Deutschland vergleichen. Vorher war Warschau ein aus mehreren unabhänigen Gemeinden (gminy) bestehender relativ loser Kommunalverband. Jetzt gliedert sich die Stadt in 18 dzielnice (dt. Stadtbezirke) die aber einer wesentlich gestärkten gesamtstädtischen Verwaltung recht stark untergeordent sind. Die meisten der neuen Bezirke sind aus den alten Gemeinden hervorgegangen. Es gibt hierbei jedoch zwei Außnahmen: 1. Die alte Gemeinde "Centrum" wurde aufgelöst und in mehrere Bezirke unterteilt. Hier kehrte man zu der Einteilung (und Benennung) zurück, die bis Anfang der neunziger Jahre existiert hatte und die weitgehend aus Vorkiegszeiten stammte. 2. Die ehemalige Umlandgemeinde "Wesoła" wurde zeitgleich mit dem Inkrafttreten der Verwaltungsreform eingemeindet und bildet jetzt den gleichnamigen Bezirk der Stadt Warschau. Die (neuen) Bezirke Warschaus sind, im einzelnen:
- Bemowo
- Białołęka
- Bielany
- Mokotów
- Ochota
- Praga Południe
- Praga Północ
- Rembertów
- Śródmieście
- Targówek
- Ursus
- Ursynów
- Wawer
- Wesoła
- Wilanów
- Włochy
- Wola
- Żoliborz