DR-Baureihe ET 65
Die Elektrotriebwagen der Baureihe ET 65 (ab 1968 Baureihe 465 der DB) waren über Jahrzehnte das Rückgrat des Stuttgarter Vorortverkehrs. Sie bestanden jeweils aus einem Triebwagen, einen Steuerwagen und bis 1960 zwei kurzgekuppelten württembergischen zweiachsigen Personenwagen und ab 1960 bis zur Ausmusterung einem vierachsigen Umbauwagen. Alle Fahrzeuge waren mit Vielfachsteuerung ausgerüstet. Mehrere Triebwageneinheiten konnten von einem Führerstand bedient werden.
Wegen des lauten Fahrgeräusches wurden die Fahrzeuge auch Rote Heuler genannt.
Daten
- Achsfolge: Bo´Bo´
- Höchstgeschwindigkeit: 85 km/h
- Länge über Puffer: 20500 mm
- Stundenleistung: 804 kW
- Dienstgewicht leer: 62,0 t
- Reibungsgewicht:68t
- Sitzplätze insgesamt (Triebwagen/Steuerwagen): 111
- 4 Fahrmotoren
Geschichte
Nach der Elektrifizierung der Strecke Stuttgart - München über die Geislinger Steige 1933 stellte die Deutsche Reichsbahn von 1933 bis 1939 insgesamt 25 Triebwageneinheiten für den Vorortverkehr nach Esslingen und Ludwigsburg in Dienst. Die Fahrzeuge wurden von der Maschinenbaufabrik Esslingen erbaut. Die elektrische Ausrüstung stammt von der Firma BBC.
Eingestellt wurden Fahrzeuge zuerst unter der Bauartbezeichnung elT 12. 1940 wurde die Bauart in ET 65 (Triebwagen] bzw. ES 65 (Steuerwagen) geändert.
Im 2. Weltkrieg wurden mehrere Einheiten bei Bombardierungen zerstört. Als Ersatz wurden mehrere Triebfahrzeuge anderer Bauarten umgebaut. Die Deutsche Bundesbahn konnte 23 Einheiten übernehmen.
Ab 1960 wurden die Triebwageneinheiten umfassend modernisiert. U. a. wurde die Übergangsmöglichkeiten zwischen den Triebwageneinheiten abgebaut. Die Frontfenster wurden vergrößert, der Führerstand wurde modernisiert und die Holzbänke wurden gegen mit Kunstleder bezogene Bänke ausgetauscht. Die beiden Mittelwagen wurden durch einen vierachsigen Umbauwagen ersetzt.
1968 wurde der Bauartname von ET 65 auf Baureihe 465 bzw. von ES 65 in 865 geändert
Am 30. September 1978 endete der Einsatz der alten Triebwagen. Der Vorortverkehr wurden von den S-Bahn-Triebwagen der Baureihe 420 übernommen.
Verbleib
Erhalten ist die Museumseinheit ET/ES 65 06. Sie gehört dem Verkehrsmuseum Nürnberg.Die Einheit wurde restauriert und wird jetzt im Nostalgieverkehr ab Stuttgart eingesetzt. Eine nicht betriebsfähige Einheit steht in Stuttgart.
Ein Drehgestell wurde Bestandteil einer Skulptur, welche vor dem Bahnhof in Bad Cannstatt steht und an die Aufnahme des Eisenbahnbetriebs auf dieser Strecke erinnern soll.
Modelleisenbahn
Wegen der regionalen Bekanntkeit wird diese Triebwageneinheit nur von der Firma Brawa in der der Ausführung vor 1960 verkauft.
Literatur
- Obermayer Taschenbuch Deutsche Triebwagen, Kosmos Verlag
- Estler Die Baureihe ET 65, transpress Verlag