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Alliteration

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Die Alliteration (von lateinisch ad: „zu“, littera: „Buchstabe“), auch ungenau Stabreim genannt, ist eine literarische Stilfigur, bei der die betonten Stammsilben zweier oder mehrerer aufeinanderfolgender Wörter den gleichen Anfangslaut besitzen.

Während heute der im christlichen Frühmittelalter entwickelte und im Hochmittelalter sich durchsetzende Endreim den Charakter vieler europäischer Gedichte bestimmt, hatte die Alliteration bei den europäischen Dichtern der Antike und des Frühmittelalters – in der griechischen und vor allem der germanischen Dichtung – eine stärkere Bedeutung. Dies liegt wohl daran, dass vor 2000 Jahren die grammatischen Endungen in den indogermanischen Sprachen stärker ausgeprägt waren, z. B. endeten im Lateinischen sehr viele Wörter auf -us, -a oder -um und eine relativ geringe Zahl weiterer grammatischer Endungen. Daher war der Endreim mit einer Folge gleicher Wort-Endungen nichts Auffallendes. Unterstützt wurde die Alliteration, wenn die verwendeten Wörter mit betonten Stammsilben begannen.

Beispiele

  • „Mit Kind und Kegel“
  • „Bei Wind und Wetter“
  • „Mit Mann und Maus“
  • „Haus und Hof“
  • „Dichter und Denker“
  • „Max Mustermann“
  • „Sammel-Sach für Verkauf-Verpackungen“ (aus dem Trierer Beamtendeutsch)
  • „Milch macht müde Männer munter“, „Mars macht mobil“, „Manner mag man eben“ (Reklame)
  • „Katzen würden Whiskas kaufen“ (Reklame)
  • „Gips gibts in der Gipsfabrik.“
  • „Wäscheweiber würden weiße Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo warmes weiches Wasser wäre“
  • „Zehn zahme Ziegen ziehen zehn Zentner Zucker zum Zoo“
  • „Fischers Fritze fischt frische Fische“
  • „Actimel aktiviert Abwehrkräfte“ (Reklame)
  • "Tighte Torten in Tigertangas tanzen auf Tischen" (Rap: Next)
  • "Vier vergnügte Fensterputzer fielen vom Verdeck."

Die Alliteration ist also in Dichtung und Rhetorik vieler Sprachen weit verbreitet, hier nur ein paar Beispiele, beginnend mit dem Griechischen:

Griechische Dichtung

Heraklit drückt einen wesentlichen Gedanken seiner Philosophie so aus: Polemos panton men pater esti, was ohne Berücksichtigung des gedanklichen Zusammenhangs seiner Lehre zu einer fürchterlichen Missübersetzung ins Deutsche führte: Der Krieg ist der Vater aller Dinge.

Eine besondere Vorliebe für die Alliteration haben die rhetorisch gewandten Römer (Veni, vidi, vici!); gern schlossen sie eine Rede mit einem alliterierenden Satz ab. Cato war berühmt dafür, dass er jede Ansprache im Senat, welchen Inhalts sie auch immer war, mit den Worten beendete: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. (Im übrigen meine ich, dass Karthago zerstört werden muss.)

Am reichsten an Alliterationen ist wohl die finnische Kalevala, wo sich teilweise sogar völlig sinnlose Worte finden, nur um der schönen Alliteration willen.

Auch im Deutschen finden wir Alliterationen häufig, in sehr vielen Dichtungen bis in die Gegenwart – von den germanisierenden Versuchen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz zu schweigen (Wilhelm Jordan: Da wallen und wogen die Wipfel des Waldes; Richard Wagner: Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagala weia! / Wallala weiala weia!)

Germanische Dichtung

Die Alliteration ist in der germanischen Versform des Stabreims zu einem strengen Prinzip entwickelt.

Literatur

  • Andreas Heusler: Deutsche Versgeschichte. (3 Bände), Berlin 1925–1929, 2. Auflage 1956