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Ethnien in Mauretanien

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Mauretanien bildet die Grenze zwischen Weißafrika und Schwarzafrika. Es beherbergt Bevölkerungsteile arabisch-berberischer und schwarzafrikanischer Abstammung.

Die ethnische Unterscheidung der Volksgruppen in Mauretanien schließt die durch den Islam nachempfundene nationale Einheit nicht aus. Die Schwarzafrikaner Mauretaniens waren gegen Ende des 8. Jahrhunderts die ersten zum Islam konvertierten Schwarzafrikaner. Sie verbreiteten ihre neue Religion im Gebiet des heutigen Senegal und von dort in ganz Westafrika. Die sesshafte Bevölkerung und die Anrainer des Flusses Senegal wurden mehr durch die Kolonisierung geprägt und waren der afro-europäischen Kultur viel näher als die Mauren, die eher von der arabischen Welt beeinflusst wurden.

Der Kompromiss zwischen diesen Kulturen ist die Seele der mauretanischen Nation. Traditionell wird das Land - auch geografisch - gemäß diesen Volksgruppen in das sog. Ard al-Bīdān, was "Land der Weißen" bedeutet, und Ard as-Sūdān, "Land der Schwarzen", unterteilt. Diese oft benutzten Begriffe werden jedoch nicht pejorativ gedacht. Die Einteilung ist mehr wirtschaftlich/traditionellen als rassischen Ursprungs. In der Tat gehören viele Schwarze der nomadischen Welt an, die Benennung 'Mauren' bzw. 'Bīdān' gilt all jenen nomadischen Gruppen, die kulturell arabisiert wurden - ungeachtet ihres ethnischen Ursprungs, also inklusive der "Mauren" mit schwarzafrikanischem ethnischem Hintergrund. Man kann hierbei unterscheiden:

Mauren

Die Bīdān, auch Mauren genannt, sind die Bewohner von Ard al-Bīdān, was geographisch 9/10 der Landfläche bildet, und bilden den Großteil der Bevölkerung dieses Landstrichs. Sie sind alle nomadischen Ursprungs, ihr Idiom ist das sogenannte 'Hassānīja'. Sie werden von zwei Gruppen, den Kriegern (Hassān) und der Schicht der Religionskundigen (Zwāya) dominiert.

  • Die Marabouts oder dt. "Marabus" (ettelba) sind größtenteils die Berbernachkommen der Zwāya, der heutigen Kaste der Religionskundigen, der ersten weißen Eroberer aus der Südwestsahara; sie werden allgemein als die Nachkommen und Erben der Almoraviden angesehen; ihre gesellschaftliche Bedeutung stützt sich auf ihre ausführliche Kenntnis der malikitischen Riten des sunnitischen Islam. Vielfach von intellektueller Bildung, haben sie dem derzeitigen politischen Leben Mauretaniens ihren Stempel aufgedrückt; Sie folgen den Lehren, Satzungen und dem Beispiel von Schaich Sīdīya - einem berühmten Marabout, der am Beginn des 20. Jahrhunderts lebte.
  • Die Krieger (Hassān) stammen fast alle aus dem kriegerischen Stamm der Banī Hassān, die aus Arabien über Ägypten und Marokko zwischen 13. und 17. Jahrhundert in die Region des heutigen Mauretanien kamen. Sie brachten die arabische Kultur mit, die auf einer Auffassung des Islam basiert, von dem die berberischen Sanhādscha mehr imprägniert waren als sie selbst. Deshalb beruhte ihre politische Bedeutung nicht auf einer etwaigen religiösen Bestimmung, die sie für sich reklamiert haben könnten, sondern einzig auf ihrer militärischen Stärke. Ihre Emirate Trārza, Ādrār, Brākna und Tagānt waren für einige Jahrhunderte der Rahmen des zerbrechlichen Gleichgewichts zwischen den kriegerischen und religiösen Stämmen.

Soudans

Die Sūdān sind die im Süden sesshaften schwarzen Volksgruppen, die sich hauptsächlich der Landwirtschaft widmeten. Sie waren für einige Zeit während der Imperien von Ghana, Mali und Tekrur auch politisch bestimmend. Nach dem Schwinden der Bedeutung dieser Reiche wurden sie mehr und mehr von den Mauren dominiert, behielten jedoch ihre Traditionen und Sprachen bei. Man unterscheidet: Wolofs ("am wenigsten"); diese siedeln im Tal des Senegalflusses unterhalb von Rosso (Departements Ndiago und Keur-Macène), wo sie sich mit den maurischen Stämmen Trārzas mischen. Soninkes oder Sarakolles bewohnen Guidimakla und das Tal Karakoro. Ihre Vorfahren, die Gangara, kultivierten noch das Plateau von Assaba bis zum 17. Jahrhundert. Sie waren die letzten Schwarzafrikaner, die den immer mehr verwüsteten Süden der Sahara (den Norden des heutigen Mauretanien) verließen, vor den nomadischen Berbern flüchtend.

Die wichtigste Volksgruppe ist jene der Toucouleurs zwischen Rosso und Maghama. Man findet sie noch in den Regionen Aleg, Monguel und Mbout. Sie vermischen sich mit den Sarakollés im Westen von Selibaby. Einzelne Familien findet man noch um Ould Yenge und Kobenni. Ihre Gesellschaftsordnung ist jener der Mauren ziemlich ähnlich: sie ist ebenfalls aufgeteilt in Marabouts und Krieger. Sie nahmen bis vor kurzem eine nicht unerhebliche Stellung im landwirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben des Landes ein. Schließlich die Peuls bzw. Fulbe - diese sind zwischen Gorgol und Hodh zerstreut. Die sind in ihrer Mehrzahl Rinderzüchter, aber eine wachsende Anzahl von ihnen baut auch z.B. Hirse um die kleinen Dörfer an.