Erdnaher Asteroid
Erdnahe Asteroiden, d. h. Asteroiden innerhalb der Bahn des Mars, unterteilt man im Wesentlichen in die drei Gruppen Amor, Apollo und Aten, die nach ihren Bahnelementen eingeteilt werden. Diese Asteroiden kreisen nicht wie die überwiegende Mehrheit im Asteroidengürtel um die Sonne, sondern näher in Richtung der Bahnen von Mars und Erde, teilweise auch Venus. Einige Prozent der Asteroiden besitzen solche Umlaufbahnen, deren Perihel sich durch Bahnstörungen sonnenwärts verlagert hat.
Einordnung
Als erster dieser ungewöhnlichen Kleinplaneten wurde 1898 als Nummer 433 der hantelförmige Eros entdeckt. Bei Bahnradien zwischen 1,13 und 1,78 AE (Mars: 1,43 - 1,61 AE) kam er der Erde bis 0,15 AE nahe (58 Monddistanzen) und diente 1900 und 1931 zur genauen Vermessung des Sonnensystems. 2000 fand die Begegnung mit der Raumsonde NEAR statt. 1911 entdeckte Johann Palisa Nr. 719 Albert (1,19 - 4 AE), der aber erst 2000 wiedergefunden wurde. Als vor 70 Jahren weitere „absonderliche“ Bahnen entdeckt wurden, begann man sie zu typisieren. Heute unterscheidet man drei Bahntypen:
Amor-Typ
Asteroiden vom Amor-Typ kreuzen die Marsbahn in Richtung Erde, einige wenige laufen auch zwischen diesen Planeten. Sie werden nach dem Asteroiden (1221) Amor benannt, der 1932 entdeckt wurde und sich in einem Abstand von 1,08 - 2,76 AE um die Sonne bewegt. Der nächste Abstand zur Sonne - das so genannte Perihel - beträgt bei diesem Bahntyp zwischen 1,017 und 1,3 AE. Die Amor-Asteroiden kreuzen also nicht die Erdbahn, können ihr aber von außen nahe kommen. Frühe Vertreter dieser Gruppe sind die erwähnten (433) Eros sowie (719) Albert und (887) Alinda.
Apollo-Typ
Asteroiden vom Apollo-Typ kreuzen die Erdbahn und werden nach (1862) Apollo benannt. Ihre Bahnen haben ein Perihel unter 1,017 AE, was der Aphel-Distanz der Erde entspricht, und meist eine numerische Exzentrizität über 0,5. Bahnbestimmungen haben gezeigt, dass die Asteroiden des Hauptgürtels infolge gravitativer Störungen des Jupiter auf Apollo-Bahnen übergehen können. Weitere Vertreter sind (2102) Adonis und (69230) Hermes, der 1937 in 1,5-facher Monddistanz an der Erde vorbeizog. 1990 waren 63 Apollo-Asteroiden bekannt, 1999 bereits 415, im November 2003 laut Minor Planet Center (MPC) 1190. Die Zahlen verdoppeln sich in nur etwa zwei Jahren.
Aten-Typ
Asteroiden vom Aten-Typ (benannt nach (2062) Aten) laufen größtenteils innerhalb der Erdbahn und kreuzen diese von innen. Die Aphel-Distanzen sind dabei größer als 0,983 AE, was der Perihel-Distanz der Erde entspricht. Der 7 km große Aten wurde 1976 entdeckt und kommt auf seiner Bahn (0,79 - 1,14 AE) der Erde alle 10.000 Jahre nahe. Weitere bekannte Vertreter sind (2100) Ra-Shalom und (2340) Hathor. 1990 kannte man 9, 1999 schon 60 und im November 2003 196 Asteroiden dieses Typs.
Weitere Besonderheiten
Sonnennahe Asteroiden
Manche der Kleinkörper, die Reste aus der Frühzeit des Sonnensystems darstellen, haben ihren sonnennächsten Punkt innerhalb der Venusbahn, zwei schneiden sogar die Merkurbahn: (1566) Icarus (1949 entdeckt; 0,19 - 1,97 AE) und der kometenhafte, von IRAS 1984 entdeckte (3200) Phaeton (0,14 - 2,40 AE). Letzterer hat im Perihel eine Geschwindigkeit von 200 km/s und trotz Temperaturen von 600°C keine kometare Emission [ESA 2002]. Beide sind ein Sonderfall des Apollo-Typs, aber wegen der nur geringen Sonnennähe kein echter Intramerkur - siehe auch die hypothetischen Vulkanoiden.
Erdbahnkreuzer
Einige aus den drei Asteroidentypen sind „Erdbahnkreuzer“ die theoretisch eine kleine Kollisionsgefahr mit der Erde darstellen. Daher wird seit einigen Jahren systematisch nach ihnen gesucht.
Siehe auch
Weblinks
- Minor Planet Center (Englisch)
- Apollo Asteroids (Englisch)
- Unusual Minor Planets (Englisch)