Mindelaltheim
Mindelaltheim Gemeinde Dürrlauingen
| |
---|---|
![]() | |
Koordinaten: | 48° 28′ N, 10° 25′ O |
Höhe: | 459 m |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 89350 |
Vorwahl: | 08222 |
Mindelaltheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Dürrlauingen im nördlichen Landkreis Günzburg in Bayerisch-Schwaben.
Lage
Mindelaltheim liegt in der Region Donau-Iller. Östlich des Dorfes erstreckt sich das Mindeltal, eine weite ebene Fläche, welche den Blick nach Südosten in Richtung Burgau ermöglicht. Trotz seines moorigen Bodens durchquert die Bahnlinie Augsburg-Ulm das Tal und auch landwirtschaftliche Nutzung ist weitestgehend möglich. Hier befinden sich ferner die geometrisch angeordneten Fischteiche des Dorfes. Im Allgemeinen zeichnet sich die Umgebung Mindelaltheims durch einen Kontrast flacher Wiesen und Felder und mit Fichten bedeckter Hügel aus. So bildet etwa im Süden die bewaldete Schelmengrube die Grenze zum Nachbarort Mehrenstetten. Des Weiteren reichen westlich von Mindelaltheim - nämlich bei Dürrlauingen - bereits die Ränder der Westlichen Wälder. Im Norden prägen die so genannten Breiten Felder , zwischen Mindeltal und Waldhügel, die Landschaft.
Geschichte
Namensgeschichte
Grundwort des Ortsnamens ist das mittelhochdeutsche heim (Haus, Heimat), welches durch das Adjektiv alt (alt) genauer bestimmt wurde.[1] Laut einer anderen Interpretation bezeichnet heim einen Hain, also etwa einen Kultplatz.[2] Da mehrere Orte diese Bezeichnung Altheim führten, wurden Zusätze zur Namensdifferenzierung notwendig, von denen sich der Flußname „Mindel-" schließlich durchsetzte. Einige der ältesten überlieferten Ortsnamen sind: Althain (1173), ze Althain daz gelgen ist an der Mindel (1386), ze Althain by Burgaw in der Mindel (1392) und Althain prope Hafenhouen.[1]
Ortsgeschichte
Völkerwanderungszeit und Mittelalter
Das Suffix -heim im Ortsnamen weißt für gewöhnlich auf eine alamannischen Besiedlung hin, welche durch Gräberfunde 1981 in der Nähe der Pfarrkirche bestätigt wurde. Einiges deute jedoch auf einen voralamannischen Siedlungsursprung hin. So konnten etwa römische Quadersteine im Fundament der eben genannten Kirche identifiziert werden.[3]
Im Jahre 1173 wurde der kleine Ort erstmals erwähnt. Als Stifter der Pfarrei Mindelaltheim (gesichert seit 1397) wird ein Ritter Heinrich von Ellerbach, genannt "Wolf", erwähnt. Dessen Bruder, der ebenfalls ein Heinrich von Ellerbach, schenkte Mindelaltheim im Jahr 1403 an die von ihm gegründete Kartause Buxheim. Bereits zehn Jahre später bereits an den Bürgermeister von Augsburg Lorenz Egen und dessen Frau Dorothea verkauft. Von deren Sohn erwarb 1438 das Augsburger Dominikanerinnenkloster St. Katharina Mindelaltheim, welches vor Ort durch zwei Pfleger vertreten wurde und unter dessen Herrschaft das Dorf bis zur Säkularisation 1803 blieb.[4] Die Hohe Gerichtsbarkeit hatte vermutlich seit dem 12. Jahrhundert die Marktgrafschaft Burgau inne.[5]
Reformationszeit
Während des Bauernkrieges waren 20 Mindelaltheimer Mitglieder des Leipheimer Haufens, einer Vereinigung von ungefähr 5000 Bauern unter dem Prediger Hans Jakob Wehe, der sich am 4. April 1525 dem Schwäbischen Bundesheer bei Leipheim geschlagen geben musste.[6]
Nachdem 1544 der altgläubige Pfarrer gestorben war, baten die Mindelaltheimer vom Augsburger Stadtratum einen „christlichen Prädikanten". Noch im selben Jahr nimmt der Gundelfinger Prediger Hans Heß seine Tätigkeit im Dorf auf, musste jedoch auf Betreiben des Bischofs von Augsburg und des römisch-deutschen Königs das Dorf schon nach wenigen Monaten verlassen. Letzterer war im Besitz der Marktgrafschaft Burgau. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges wurde 1546 noch einmal für kurze Zeit ein evangelischer Prädikant, eingesetzt.[7][8]
Neuere und Neueste Geschichte
Für die Zeit der Koalitionskriege schildern Aufzeichnungen des damaligen Mindelaltheimer Pfarrers eindringlich Einquartierungen, Zwangsabgaben und Plünderungen der verschiedenen durchziehenden Heere. So wurde zum Beispiel im August 1796 ein angeblich „mehr als 1000 Mann stark[es]" Lazarett der Kaiserlichen Armee und wenig später ungarische Husaren in ähnlicher Anzahl im Dorf untergebracht.[9]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Dorf 205 Flüchtlinge dem Ort zugeteilt, was einem Bevölkerungswachstum von ca. 93 Prozent entsprach. Von sämtlichen Gemeinden des Altlandkreises Günzburg hatte Mindelaltheim die fünfthöchste „Belastungsquote". Diese wurde in Abhängigkeit der beschlagnahmten Wohnräume berechnet.[10]
Des Weiteren wurde die Neueste Geschichte des Ortes von der Gemeindereform in Bayern geprägt. Am 1. Mai 1978 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Mindelaltheim (ebenso wie Mönstetten) in die Gemeinde Dürrlauingen eingegliedert.[11] Außerdem wurden drei Wohnbaugebiete freigegeben: Erst der Sonnenbühl, dann der Weinberg mitsamt dem Söldholzweg. Alle drei genannten Straßen befinden sich auf einem Hügel nordöstlich des Ortskerns. Im Jahr 1995 folgte schließlich das Baugebiet Am Anger (1995) in südlicher Richtung bei den Wiesen nahe der Bahnlinie.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohnerzahl | Beleg |
---|---|---|
ca. 1820 | 171 | [3] |
ca. 1830 | 175 | [4] |
ca. 1840 | 185 | [5] |
ca. 1895 | 197 | [6] |
1939 | 230 | [10] |
1948 | 444 | [10] |
1978 | 426 | [12] |
heute | ca. 600 |
Wappen
Die Beschreibung des Wappens lautet wie folgt:
Das Wappen Mindelaltheims zeigt unter von Gold und Grün gespaltenem Schildhaupt gespalten von Grün und Gold; vorne ein halbes, mit silbernen Messern besetztes goldenes Rad, hinten ein rotes Kleeblattdoppelkreuz.[13]
Das messerbesetzte Rad ebenso wie das Doppelkleeblattkreuz stammen aus dem Wappen des Augsburger Dominikanerinnenklosters,[14] wobei Ersteres ein Attribut der heiligen Katharina von Alexandrien darstellt. Die Farben grün und gelb weisen indes auf das Adelsgeschlecht Ellerbach hin.[5]
Bauwerke
Neben der am Weinberg gelegenen barocken Pfarrkirche St. Mauritius vom Anfang des 18. Jahrhunderts zählt vor allem die von Joseph Dossenberger erweiterte Heilig-Kreuz-Kirche von 1698 am südöstlichen Ortsrand zu den bedeutendsten Bauwerken des Dorfes. Außerdem befindet sich unterhalb der Pfarrkirche der Mindelaltheimer Pfarrhof aus dem 19. Jahrhundert mit dem in den 1990er Jahren errichteten Dorfzentrum. Zu den nennenswerten kleineren Bauwerke Mindelaltheims gehört eine Kapelle an der Straße nach Schnuttenbach bei den Breiten Feldern aus dem 19. Jahrhundert, welche im Jahr 1867 erweitert wurde und einen Kerkerheiland birgt.[15]
Wirtschaft
Bereits um 1400 ist für Mindelaltheim eine Schmiede belegt, ein Fischrecht bei der Mindel geht sogar bis ins 14. Jahrhundert zurück. Im 16. oder 17. Jahrhundert kam dann eine Gastwirtschaft mit Badestube, später mit eigener Brauerei und Hopfengarten, hinzu. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Gründung einer zweiten Wirtschaft und im Jahr 1913 öffnete die Restauration an der Bahnlinie. Bis weit in die Nachkriegszeit waren eine Vielzahl von Gewerben in Mindelaltheim ansässig, von denen eine Keks- und eine Konservenfabrik (diese mit bis zu 86 Saisonarbeitern) nur zwei Beispiele sind.[16] Heute befindet sich im Ort ein Schloßereibetrieb,[17] ein Geflügelhof, eine KFZ-Werkstatt und eine Fischzucht.[18] Deren Weiher resultieren aus Dorfstecharbeiten vom 19. Jahrhundert bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs.[16]
Dennoch war das Dorf bis in die Gegenwart von der Landwirtschaft geprägt. Von den einst ungefähr vierzig Bauernhöfen ist heute nur mehr ein nebenerwerbsmäßiger Landwirtschaftsbetrieb erhalten, welcher lediglich Ackerwirtschaft betreibt.[19][20]
Verkehr
Durch den Ort verläuft seit 1853 die Bahnstrecke Augsburg–Ulm, an der sich der zweigleisige Haltepunkt Mindelaltheim befindet. Heute wird dieser im Zweistundentakt durch die Regional-Express-Linie Fugger-Express von Ulm nach München bedient. Außerdem durchquert die Kreisstraße GZ 11 von Dürrlauingen aus das Dorf bis diese kurz mit der Staatsstraße 2025 im Ort vereinigt, letztere kam von Schnuttenbach und Offingen. Während sich die GZ 11 über die Bahnlinie in Richtung Burgau erstreckt, führt die Staatsstraße weiter nach Mehrenstetten und Konzenberg. Um die Dorfbewohner vom Verkehrslärm zu entlasten, wurde in den 1990er Jahren eine Ortsumgehung östlich des Ortskerns gebaut.
Vereine
Bestehende Vereine
- Freiwillige Feuerwehr
- "Gemütliche Schützen"
- Soldaten- und Kameradschaftsverein
- Männergesangsverein "Liederquell"
- Kunst- und Kultur auf dem Dorf[21]
Historische Vereine
- Bruderschaft Von der Todesangst Christi
- Darlehensverein (gegründet 1906)[22]
Persönlichkeiten
Berühmte Söhne und Töchter
Der am 13. Juli 1748 in Mindelaltheim geborene Dr. Johann von Gott Bundschue war königlich-bayerischer Lyzeal-Professor in Kempten kann sicherlich zu den berühmtesten Söhnen des Dorfes gezählt werden.[23]
Ehrenbürger
Max Rimmele (1877–1951) war seit 1937 bis zu seinem Tode Priester in Ruhestand und Wallfahrtsdirektor in Mindelaltheim. Nach dem Geistlichen, der aus Mimmenhausen stammt, ist die Direktor-Rimmele-Straße benannt.
Literaturauswahl
- Karl Bader, Bent Jörgensen, Anton H. Konrad, Philibert Magin, Emil Neuhäusler, Monika Rappöhn, Dieter Rappöhn: Dürrlauingen Mindelaltheim Mönstetten. Gemeinde zwischen Mindel und Glött. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-553-5.
- Christopher W. Close: The Mindelaltheim Affair. High Justice, ius reformandi, and the Rural Reformation in Eastern Swabia (1542 - 46) (= The Sixteenth Century Journal. Band 38, Nr. 2). 2007, ISSN 0361-0160.
Einzelnachweise
- ↑ a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon schwäbischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung. C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65208-0, S. 250.
- ↑ Bent Jörgensen: Zur Geschichte der Gemeinde Dürrlauingen bis 1806. In: Anton H. Konrad (Hrsg.): Dürrlauingen Mindelaltheim Mönstetten. Gemeinde zwischen Mindel und Glött. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-553-5,(?!), S. 32, Anmerkung 3.
- ↑ Karl Bader: Streiflichter zur Dorfgeschichte. In: Anton H. Konrad (Hrsg.): Dürrlauingen Mindelaltheim Mönstetten. Gemeinde zwischen Mindel und Glött. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-553-5, S. 379–398.
- ↑ Wolfgang Wüst: Günzburg. Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Nr. 13. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1983, ISBN 3-7696-9933-5, S. 188–189.
- ↑ a b Bent Jörgensen: Zur Geschichte der Gemeinde Dürrlauingen bis 1806. In: Anton H. Konrad (Hrsg.): Dürrlauingen Mindelaltheim Mönstetten. Gemeinde zwischen Mindel und Glött. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-553-5, S. 9–12.
- ↑ Franz Ludwig Baumann: Akten zur Geschichte des deutschen Bauernkrieges aus Oberschwaben. Herder, Freiburg i. Br., München 1877, S. 181. [1]
- ↑ Christopher W. Clos: The Negotiated Reformation. Imperial Cities and the Politics of Urban Reform1525 - 1550. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2009, ISBN 978-0-521-76020-1, S. 186 ff.
- ↑ Dietmar Schiersner: Politik, Konfession und Kommunikation. Studien zur katholischen Konfessionalisierung der Markgrafschaft Burgau1550 - 1650. Colloquia Augustana, Nr. 19. Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004091-2, S. 24 und 38 ff.
- ↑ Karl Bader: Pfarrer im Dorf. Seelsorger, Bauherrn, Mäzene, Chronisten und Anwälte ihrer Pfarrkinder. In: Anton H. Konrad (Hrsg.): Dürrlauingen Mindelaltheim Mönstetten. Gemeinde zwischen Mindel und Glött. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-553-5, S. 459–466.
- ↑ a b c Xaver Schieferle: Die Stadt Burgau und ihre Verwaltung. Aus Archivunterlagen und aus eigenem Erlebnis. Burgau 1982, S. 46.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/ Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 775.
- ↑ Wolfgang Wüst: Günzburg. Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Nr. 13. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1983, ISBN 3-7696-9933-5, S. 241.
- ↑ Wappengeschichte des Mindelaltheimer Wappens auf der Homepage des Haus der bayerischen Geschichte
- ↑ Eduard Zimmermann: Augsburger Zeichen und Wappen. Umfassend die Bürger der Reichsstadt Augsburg und die Inhaber höherer geistlicher Würden der Bischofsstadt Augsburg, ihrer Stifte und Klöster. Mühlberger, Augsburg 1970, S. Wappen 2540 und 7071.
- ↑ Ulrich Mayer, Josef Weizenegger: Bildstöcke und Kapellen im Landkreis Günzburg (= Heimatliche Schriftreihe für den Landkreis Günzburg. Band 4). Günzburg, ISBN 3-924375-03-1, S. 113–114.
- ↑ a b Mindelaltheim. Dorfleben um 1950.
- ↑ Webpräsenz der Firma Soukup Zerspannungstechnik
- ↑ Webpräsenz der Fischzucht Vollmann-Schipper
- ↑ Bayern 2: "Zeit für Bayern - Das Dorf der Zukunft"
- ↑ Augsburger Allgemeine: "Die letzte Kuh verlässte Mindelaltheim"
- ↑ Webpräsenz des Vereins "Kunst und Kultur auf dem Dorf e.V. Mindelaltheim"
- ↑ Karl Bader: Vereine in Mindelaltheim. In: Anton H. Konrad (Hrsg.): Dürrlauingen Mindelaltheim Mönstetten. Gemeinde zwischen Mindel und Glött. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-553-5, S. 547–548.
- ↑ Biographie des Dr. Johann von Gott Bundschue, königl. bayer. Lyzeal-Professors in Kempten. Dannheimer, Kempten 1829, S. 1. [2]
Weblinks
Informationen zu Mindelaltheim auf der Website der Gemeinde Dürrlauingen