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Seleukeia-Ktesiphon

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Seleukia-Ktesiphon, (arabisch المدائن, al-Mada'in = die Städte, persisch تيسفون Tisfun, auch als Beit-Ardaschir bekannt), war eine Doppelstadt im heutigen Irak, die aus den zusammenwachsenden Städten Seleukia am Tigris und Ktesiphon gebildet wurde. Die Doppelstadt war Hauptresidenz der Könige der Parther und der Sassaniden.

Geschichte

Seleukia am Tigris (griechisch: Seleukeia) am rechten Ufer des Flusses gelegen, ist von Seleukos I. gegründet und zur Hauptstadt des Seleukidischen Reiches erhoben worden. Die Stadt wird von Tacitus (Annalen, 6, 42) beschrieben, der vor allem bemerkte, dass sie eine mächtige mit Mauern geschützte Stadt sei, die in parthischer Zeit noch rein griechisch geblieben sei und sich wenig um die Parther kümmerte. 300 Bürger der Stadt bildeten einen Senat, dem gegenüber eine Volksvertretung stand. Seleukia war der Geburtsort von Diogenes von Babylon und Seleukos von Seleukia

Ktesiphon – der Name ist rein griechisch –, das an einer wichtigen Handelsroute lag, befindet sich ca. 35 km südöstlich von Bagdad am linken Ufer des Tigris. Die Parther erhoben Ktesiphon, welches bereits seit der Zeit der Seleukiden bekannt war, als Gegenstück zum griechischen Seleukia zur Winterresidenz und befestigten es schließlich, auch wenn Seleukia weiterhin eine wichtige Rolle spielte. Nach Ammianus Marcellinus (Res Gestae, 23, 6, 23) soll dies unter Vardanes (38 bis ca. 45) geschehen sein. Allerdings bezeichnet schon Tacitus (Annalen, 6, 44) die Stadt als Residenz von Tiridates III. (ein parthischer Usurpator, der im Jahr 36 zeitweise Mesopotamien besetzte)

Die Stadt (man müsste genauer sagen: Städte, da es sich um ein Konglomerat von Orten handelte) entwickelte sich unter den Sassaniden, die Seleukia-Ktesiphon ebenfalls als Hauptstadt nutzten (Istakhr und andere Orte wurden im Sommer genutzt, wenn das Klima in Seleukia-Ktesiphon zu unangenehm wurde, doch blieb Seleukia-Ktesiphon Hauptresidenz), aber zusätzlich vergrößerten, zu einer wahrhaftigen Großstadt, die wohl um die 500.000 Einwohner hatte. Sie wurde mehrmals von den Römern erobert bzw. belagert (zuletzt 591), konnte von ihnen aber nie gehalten werden.

Nach der persischen Niederlage in der Schlacht von Kadesia (siehe Islamische Expansion) wurde die Stadt 637 n. Chr. von den Arabern erobert und teilweise zerstört, war jedoch in omayadischer Zeit neben der islamischen Neugründung Kufa ein Zentrum der Schia. Der islamische Gouverneur Seleukia-Ktesiphons Salmān al-Fārisī ist eine bedeutende Figur der islamischen Gnosis. Mit der Gründung Bagdads 762 verfiel Seleukia-Ktesiphon endgültig. Erhalten sind jedoch eindrucksvolle Überreste, besonders des Palastes.

Seleukia-Ktesiphon war auch Zentrum der christlichen Kirche Persiens (Assyrische Kirche des Ostens). Spätestens 410 führt der Bischof als Großmetropolit der Kirche Persiens den Titel Katholikos. Ihm waren alle Metropoliten Mesopotamiens sowie alle Kirchen des Ostens (Persien, Indien, später auch Zentralasien und China) untergeordnet. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts wurde auch der Sitz des Katholikos nach Bagdad verlegt.

Ausgrabungen

Grabungen fanden in Seleukia 1927-1932 und 1936-1937 von der University of Michigan statt, wobei vor allem eine grosse Insula untersucht worden ist. In diesem Häuserblock fanden sich teilweise sehr reich ausgestattete Wohneinheiten. Es konnten vier Schichten (von ca. 300 v. Chr. bis 200 n .Chr.) unterschieden werden. Die Ausgrabungsergebnisse sind in mehreren Bänden vorgelegt worden. Von 1964 bis 1989 grub hier auch eine italienische Mission der Universität Turin. Sie fanden unter anderem ein Gebäude, das anscheinend in seleukidischer Zeit als Staatsarchiv benutzt worden ist. 15000 Siegelabdrücke in Ton konnten dort ausgegraben werden, alle in einem rein griechischen Stil gehalten. Das Gebäude ging anscheinend bei der parthischen Eroberung um 150 v. Chr. in Flammen auf. In Ktesiphon fanden bisher keine größeren Grabungen statt, was vor allem daran liegt, dass große Teile der Stadt bei einer Änderung des Laufes des Tigris zerstört worden sind.

Literatur

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